- Missbrauch von Benzodiazepinen
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Klassifikation nach ICD-10 F13 Psychische und Verhaltensstörungen durch Sedativa oder Hypnotika F13.1 Schädlicher Gebrauch F13.2 Abhängigkeitssyndrom F13.3 Entzugssyndrom F13.4 Entzugssyndrom mit Delir F13.5 Psychotische Störung ICD-10 online (WHO-Version 2006) Der Missbrauch von Benzodiazepinen führt zu einer spezifischen Form der Sucht.
Inhaltsverzeichnis
Missbrauchsfördernde Wirkungen
Benzodiazepine sind unter den verschiedensten Bezeichnungen bekannt, etwa Tranquase®, Tranxilium® und besonders Valium®, dessen Wirkstoff Diazepam in unterschiedlichen Präparaten verschiedenster pharmazeutischer Unternehmen vorkommt. Sie wirken stimmungsaufhellend, angstlösend, beruhigend, einschläfernd und auch krampflösend.
Der Wert der Benzodiazepine für die Behandlung verschiedener Krankheiten entsprechend der vom Hersteller beschriebenen Anwendung bezüglich Dauer und Art ist unumstritten. Der Missbrauch dieser Substanzgruppe rangiert besonders in der allgemeinen Bevölkerung auf hohem Niveau, obwohl eine Abhängigkeit schwere Folgen nach sich ziehen kann.
Risikopotential
Benzodiazepine sind mit einem extrem hohen Abhängigkeitspotential behaftete Medikamente. Bei regelmäßiger Einnahme können sie selbst bei kleiner, bestimmungsgemäßer täglicher Dosierung nach wenigen Wochen zu einer körperlichen und psychischen Abhängigkeit führen. Die dazu notwendige Einnahmedauer hängt geringfügig auch von der körperlichen Verfassung, Lebensweise und Ernährung des Patienten ab. Allerdings spielen diese Variablen eine vergleichsweise unbedeutende Rolle. Die meisten Menschen unterschätzen die Suchtgefahr, die von diesen Medikamenten ausgeht.
Die Abhängigkeit entwickelt sich schleichend, oftmals ohne jede als angenehm empfunde psychische Wirkung, manchmal aber auch durch gezieltes Herbeiführen des entspannenden Wohlgefühls (medizinische „Euphorie“). Bereits nach 6 bis 8 Wochen können die ersten leichten Entzugserscheinungen, etwa in Form von leichtem Zittern, Unbehagen und merkbarer Unsicherheit auftreten. Die Toleranzentwicklung führt zudem dazu, dass es langfristig nicht bei der Einstiegsdosis bleibt, sondern zum Erreichen der gewünschten Wirkung eine Dosissteigerung erforderlich wird.
Entzug und Entzugserscheinungen
Das Absetzen des Benzodiazepins nach längerem, womöglich über Jahre andauerndem Konsum hat schwerste körperliche und psychische Folgen.
Ein „kalter Entzug“ oder eine plötzliche radikale Dosisreduzierung rufen ernste körperliche Entzugserscheinungen hervor. Diese führen von leichtem Zittern bis hin zu physischem Kontrollverlust über die Extremitäten und Kopfbewegungen und zu psychischem Kontrollverlust (sogenannter „schwebender Verstand“) mit Artikulations- und Konzentrationseinbußen. Neurologisch kann es zu einem völligen psychischen Kollaps kommen, der von Erscheinungen wie Tränen, Zucken, Zittern, Verwirrtheit, Orientierungslosigkeit und dissoziativen Störungen begleitet werden können. Hinzu können paranoide Schübe und Angstattacken auftreten. Zudem berichten Betroffene von Übelkeit, Magen-Darm-Koliken, Kopfschmerzen, Herzrasen und Schwindel.
Diese möglichen Symptome machen es erforderlich, eine Entgiftung unbedingt stationär, also unter ärztlicher Aufsicht durchzuführen. Ein plötzliches Absetzen von Benzodiazepinen kann zum Koma führen und darf niemals vom Abhängigen in Eigenregie vorgenommen werden. Auch in der professionellen Entzugsbehandlung wird die Dosis der Benzodiazepine über lange Zeiträume allmählich zurückgesetzt. Man geht davon aus, dass die Zeit des – von Betroffenen oftmals als quälend beschriebenen – Entzugs je nach Länge des Missbrauchs bis zu mehreren Jahren dauern kann.
Siehe auch
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