- Mittelschicht
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Unter dem Sammelbegriff Mittelschicht werden in der Soziologie diejenigen Bevölkerungsgruppen bezeichnet, die sich in Bezug auf ihr Einkommen bzw. ihren Besitz weder der vermögenden Oberschicht noch der besitzlosen und einkommensschwachen Unterschicht zuordnen lassen. Sie wird gelegentlich auch in die obere, mittlere und untere Mittelschicht unterteilt. US-Soziologen entwickelten in den 60er Jahren differenzierte 8-9-Schichten-Modelle.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Entstanden ist das Schichtenmodell ursprünglich in Abgrenzung zur Theorie der Zwei-Klassen-Gesellschaft. Es sollte hervorgehoben werden, dass es fein gestufte Bevölkerungsschichten gibt, die weder den Kapitalisten noch dem Proletariat zuzurechnen sind. Die marxistische Theorie differenzierte allerdings auch am Rande ihrer zwei Klassen und sprach von "Städtischen Mittelschichten", vom "Kleinbürgertum", von den "Bauern" und die Arbeiterklasse unterteilend von "Arbeiteraristokratie" bzw. von "Lumpenproletariat".
Die Mittelschicht wird in Politik und Wirtschaft als tragende und stabilisierende gesellschaftliche Kraft angesehen. Es herrscht Uneinigkeit darüber, inwieweit ein mit der Globalisierung einhergehender Prozess der Einkommenspolarisierung, der zu wachsender sozialer Ungleichheit führt, die Mittelschicht gefährdet.
Statistik
Bezogen auf einen Einpersonenhaushalt definiert das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) statistisch als „Mittelschicht“ die Bevölkerungsgruppe mit einem Netto-Äquivalenzeinkommen zwischen 70 und 150 Prozent des Medians der privaten Haushaltsrealeinkommen. Vom Jahre 2000 bis 2006 pendelte dieser Einkommensmedian in Deutschland um die 16.000 Euro. In Österreich lag der Median im Jahr 2007 knapp über 18.000 Euro.[1]
Haushalte mit einem Einkommen zwischen 90 und 110 Prozent des Medians werden als „Durchschnittsverdiener“ bezeichnet.
Verwirrung entsteht dadurch, dass die Grenzen nach oben und unten von verschiedenen Institutionen unterschiedlich definiert werden.
Die Europäische Union nennt als untere Grenze 60 %, die WHO sogar 50 % des Durchschnittsmedians des Heimatlandes.Beispiel
Bei Mehrpersonenhaushalten sieht das Nettoeinkommen laut OECD-Skala in Deutschland pro Jahr in Euro folgendermaßen aus:
Personen Faktor 70% Median 150% 1 Person 1 11.200 16.000 24.000 1 Person
+ 1 Kind < 14 Jahre1,3 14.569 20.800 31.200 2 Personen ≥ 14 Jahre 1,5 16.800 24.000 36.000 2 Personen ≥ 14 Jahre
+ 1 Kind < 14 Jahre1,8 20.160 28.800 43.200 2 Personen ≥ 14 Jahre
+ 2 Kinder < 14 Jahre2,1 23.520 33.600 50.400 Entwicklung in Deutschland
Nach Forschungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) geht die Mittelschicht verstärkt seit den 2000er Jahren zurück. In den 80er Jahren gehörten etwa zwei Drittel der Bevölkerung zur mittleren Einkommensschicht. Seit den 1990er haben die Extreme in der Einkommensverteilung in Deutschland in einer "Periode relativer Polarisierung" (1993 bis 1999) zunächst leicht zugenommen, insbesondere in konjunkturell ungünstigen Zeiten. Dann folgte eine "Periode absoluter Polarisierung" (2000 bis 2009): Im Jahr 2000 dann ging der Anteil der Bezieher mittlerer Einkommen von 62 % auf 54 % im Jahr 2006 zurück. [2][3]
Situation in der Schweiz
Der Mittelstand ist die mit Abstand grösste Gesellschaftsschicht. Ihm gehören rund 60% der Bevölkerung an. Dazu zählt, wer zwischen 70 und 150% des durchschnittlichen verfügbaren Äquivalenzeinkommens verdient.[4]. Das Äquivalenzeinkommen entspricht dem Haushaltsnettoeinkommen von dem 20% für feste Abgaben abgezogen werden.
Für einen Einpersonenhaushalt entspricht es für das Jahr 2010 CHF 42'000.
Bei grösseren Haushalten werden folgende Faktoren miteingerechnet: jede weitere über 15 Jahren = 0,5, jede unter 15 Jahren = 0,3.Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Haushaltseinkommen 2007. In: Statistik Austria. Abgerufen am 9. August 2009.
- ↑ DIW Berlin 2008. In: Pressemitteilung vom 05.03.2008. Abgerufen am 15. Oktober 2009.
- ↑ DIW Berlin 2010. In: Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 24/2010. Abgerufen am 22. Juni 2011.
- ↑ Definition zur Sendung 'Verarmt unser Mittelstand?' - Radio DRS - Abgerufen am 19. Oktober 2011
Weblinks
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