Klassengesellschaft

Klassengesellschaft
Kritische Zeichnung zur Verdeutlichung der Klassengesellschaft

Der Begriff Klassengesellschaft wird verwendet, um deutlich zu machen, dass eine Gesellschaft keine homogene Interessengemeinschaft ist, sondern in verschiedene Gruppen, so genannte Klassen, gespalten ist.

Nach der Lehre von Karl Marx ist die kapitalistische Gesellschaft ebenfalls eine Klassengesellschaft. Hier ist die Spaltung allerdings nicht so offen sichtbar wie beispielsweise in der Sklavenhaltergesellschaft. Die Spaltung verläuft nicht mehr zwischen Freiheit und Unfreiheit, sondern nun entlang des Gegensatzpaares Kapital einerseits und Arbeiterklasse andererseits. Die Interessen der Verkäufer von Arbeitskraft (Arbeit) - so Marx - stehen denen der Käufer von Arbeitskraft (Kapital) grundsätzlich antagonistisch gegenüber. Diese analytische Grundbestimmung treffe unabhängig vom Empfinden oder Bewusstsein der Einzelnen zu. Die analytische Klasse an sich ist gekennzeichnet durch den Zwang, ihre Arbeitskraft zu verkaufen, unabhängig ob sie - wie im frühen 20. Jahrhundert verstärkt in der Kultur des Proletariats sichtbar - als Klasse für sich bewusst gemäß ihren objektiven Interessen agiert. Heutzutage ist mit der Ausweitung der (Schein-)Selbständigen, Ich-AGs und durch die Ausgabe von Firmenbeteiligungen an Arbeitnehmer die analytische Grenze zwischen Kapital und Arbeit empirisch immer schwieriger zu ziehen, wobei die prinzipielle Unterteilung in den modernen Begriffen Arbeitgeber und Arbeitnehmer erhalten geblieben ist. Ein Arbeitgeber verfügt über genügend Geld bzw. Kapital um andere Menschen, den Arbeitnehmer, für sich arbeiten zu lassen, während der Arbeitnehmer selbst kein oder zu wenig Geld zur Verfügung hat und somit seine Arbeitskraft verkaufen muss.

Der Klassenbegriff ist sozialwissenschaftlich zunehmend diskreditiert worden und wurde von einem Schichtenmodell unterschiedlicher Lebenslagen abgelöst.

Politische Bewegungen wie der Sozialismus und Kommunismus gehen auch heute noch von einer tiefgreifenden Klassenspaltung in Gesellschaften mit kapitalistischer Wirtschaftsordnung aus und fordern, durch Abkehr von der kapitalistischen Produktionsweise, die Klassengesellschaft zu überwinden und eine klassenlose Gesellschaft zu errichten.

In der heutigen Gesellschaft Deutschlands ist eine klare Trennung in drei „Lebenswelten“ besonders hinsichtlich der Sorge von Eltern um die Ausbildung ihrer Kinder zu betrachten: Unterschicht, Mittelschicht und Oberschicht. Eltern der Mittelschicht versuchen, ihre Kinder von Kindern der Unterschicht fernzuhalten. Abgrenzbar ist die Unterschicht von der sehr breiten Mittelschicht im Wesentlichen dadurch, dass sich die Eltern in der unteren Schicht kaum um die schulischen Belange ihrer Kinder kümmern oder kümmern können. Es handelt sich hier um etwa 5% der in einer Studie erfassten Eltern. Noch schärfer als die Trennung zwischen Mittelschicht und Unterschicht ist die Trennung zwischen Mittelschicht und Oberschicht. Diese Trennung ist weitgehend unüberwindbar. Kinder, die in die Oberschicht eingeordnet werden können, erfahren eine von materiellen Beschränkungen weitgehend losgelöste Förderung durch ihre Eltern, Helfer und private Schulen.[1]

Quellen

  1. Michael Borchard, Christine Henry-Huthmacher, Tanja Merkle M.A., Carsten Wippermann: Eltern unter Druck - Selbstverständnisse, Befindlichkeiten und Bedürfnisse von Eltern in verschiedenen Lebenswelten, Berlin, Feb. 2008, ISBN 978-3-8282-0424-9 (Hrsg.: Konrad-Adenauer-Stiftung)

Siehe auch

Marxismus, Soziale Klasse

Literatur

  • Hal Draper: Karl Marx’s Theory of Revolution. Volume II: The Politics of Social Classes, Monthly Review Press 1979, ISBN 0-85345-439-6
  • Chris Harman: Workers of the World – Die Arbeiterklasse im 21. Jahrhundert. Übersetzung aus dem Englischen von Thomas Walter, Edition aurora, Frankfurt am Main, ISBN 3-934536-08-5
  • Niklas Luhmann: Kapitel XVI Klassengesellschaft, S.1055-1060 (Band 2) in Die Gesellschaft der Gesellschaft, 1997, ISBN 978-3518289600
  • Jeremy Saebrook: The No-Nonsense guide to Class, Caste & Hierarchies, 2002, ISBN 978-1859844656

Weblinks


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