Äquivalenzeinkommen

Äquivalenzeinkommen
Nettoäquivalenzeinkommen
in Euro pro Jahr
in Deutschland
Jahr Median Mittelwert Q
1995 13.439 15.035 [1]
1996 14.523 16.060 [1]
1997 14.769 16.289 [1]
1998 14.393 15.918 [1]
1999 14.603 16.366 [1]
2000 15.339 17.167 [1]
2001 15.758 17.742 [1]
2003 16.500 18.492 [2]
2004 16.327 18.113 [3]
2005 15.617 17.227 [3]
2005 16.393 18.214 [4]
2006 15.663 17.283 [4]
2007 17.777 20.270 [4]
2008 18.309 21.086 [4]
2009 18.586 21.223 [4]

Das Äquivalenzeinkommen ist das Einkommen, das jedem Mitglied eines Haushalts, wenn es erwachsen wäre und alleine leben würde, den gleichen (äquivalenten) Lebensstandard ermöglichen würde, wie es ihn innerhalb der Haushaltsgemeinschaft hat. Dazu wird das Einkommen des gesamten Haushalts addiert und anschließend aufgrund einer Äquivalenzskala gewichtet. Die Gewichtung richtet sich nach Anzahl und Alter der Personen der Haushaltsgemeinschaft.

Inhaltsverzeichnis

Verwendung

Das Äquivalenzeinkommen wird vor allem für die Berechnung von Einkommensverteilung, Einkommensungleichheit und Armut verwendet. Mithilfe einer Äquivalenzskala werden die Einkommen nach Haushaltsgröße und Zusammensetzung gewichtet. Grund dafür ist, dass die Einkommen von Personen, die in unterschiedlich großen Haushalten leben, nicht miteinander vergleichbar sind, da in größeren Haushalten Skaleneffekt auftreten (z. B. durch gemeinsame Nutzung von Wohnraum und Haushaltsgeräten).

Die Gewichtung kann auf unterschiedliche Art und Weise erfolgen. Die relevanteste ist die Gewichtung der OECD, die für internationale Vergleiche meist verwendet wird.

OECD-Gewichtung

Der erste Armutsbericht der Bundesregierung von 2001 nennt zwei bisher verwendete Äquivalenzskalen der OECD. Die neue OECD-Skala, die beispielsweise in Deutschland vom Statistischen Bundesamt verwendet wird, definiert die Gewichtungsfaktoren wie folgt: Die älteste Person des Haushalts erhält das Gewicht 1,0, weitere Personen des Haushalts, die 14 Jahre oder älter sind, erhalten den Gewichtungsfaktor 0,5 und Kinder unter 14 Jahren den Faktor 0,3.[5] Die „Alte OECD-Skala“ gibt der ältesten Person im Haushalt das Gewicht 1, weitere Haushaltsmitglieder, die 14 Jahre oder älter sind, erhalten den Gewichtungsfaktor 0,7 Kinder unter 14 Jahren den Faktor 0,5.[5]

Beispiel

In einer fünfköpfigen Familie erzielt die Ehefrau 5000 Euro Einkommen, der Ehemann arbeitet nicht, zwei Kinder sind 6 bzw. 8 Jahre alt, ein weiteres 15. Nach neuer OECD-Skala beträgt die Summe der Gewichtungsfaktoren der Haushaltsmitglieder 2,6 und nach alter OECD-Skala 3,4. Das Äquivalenzeinkommen nach neuer Skala beträgt 5000 EUR / 2,6 = 1923 EUR, nach alter 5000 EUR / 3,4 = 1471 EUR.

Nettoäquivalenzeinkommen

Nettoäquivalenzeinkommen 2004 Deutschland[6]
Anteil
am Median
pro Jahr pro Monat betroffene
Bevölkerung
Median 100 % 17124 € 1427 € 50,0 %
70 % 11986 € 999 € 20,5 %
armutsgefährdet 60 % 10274 € 856 € 13,0 %
50 % 8561 € 713 € 7,7 %
Existenzminimum 43 % 7365 € 614 €
relativ arm 40 % 6894 € 571 € 3,5 %

Als Nettoeinkommen gelten hier alle Einkünfte aus selbstständiger und nicht selbstständiger Arbeit sowie aus Unterhalt und Vermögen zuzüglich Mietwert selbst genutzten Wohneigentums abzüglich Steuern und Pflichtbeiträgen zu Sozialversicherungen. Das monatliche Nettoäquivalenzeinkommen bezeichnet den nach obiger Gewichtung pro Kopf in einem Monat fiktiv verfügbaren Geldbetrag.

Das durchschnittliche monatliche Nettoäquivalenzeinkommen ist der arithmetische Mittelwert der Nettoeinkommen aller Einkommensteuerpflichtigen. Der Median des monatlichen Nettoäquivalenzeinkommen ist der Betrag, bei dem die Hälfte aller Deutschen drunter und die andere Hälfte drüber liegen. Diese können für die Jahre 1995 bis 2008 der Tabelle entnommen werden.

Alternativ zum Median kann eine von Amartya Sen und James Foster vorgeschlagene „Wohlfahrtsfunktion“ verwendet werden, die eine Verknüpfung des arithmetischen Mittelwertes mit Ungleichverteilungsmaßen ist.[7] Im Gegensatz zum arithmetischen Mittelwert sind der Median und die Wohlfahrtsfunkion die geeigneteren Indikatoren zur Darstellung des vom Großteil der Bevölkerung erzielten Nettoeinkommens, denn die von nur wenigen Einkommensbeziehern erzielten Spitzeneinkommen wirken sich sowohl auf den Median wie auch auf die Wohlfahrtsfunktion nicht so stark aus, wie das bei einer Angabe alleine des arithmetischen Mittelwerts der Fall ist.

Definition der relativen Armutsgrenze

In der EU wird seit 2001 der Median des Nettoäquivalenzeinkommens (NÄE) zur Definition der relativen Armutsgrenze wie folgt verwendet:[8] Personen mit einem verfügbaren Einkommen von 60 % oder weniger dieses Betrages gelten als in Relation zur Bevölkerung armutsgefährdet. Im Jahr 2004 betraf dies in Deutschland 13% der Bevölkerung mit einem NÄE von weniger als 856 € monatlich bzw. 10.274 € jährlich.[9] Als relativ arm werden Menschen mit ein NÄE von 40%, also 6849€ jährlich bzw. 571€ monatlich, bezeichnet, dies betraf 2004 in Deutschland 3,5% der Bevölkerung.[10] „Eine Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren gilt ab einem Netto-Jahreseinkommen von 21 575 Euro als von Armut bedroht, ein Alleinerziehender mit zwei Kindern ab einem Netto-Jahreseinkommen von 16 438 Euro.“[11]

Der Bericht von 2005 weist auf große Unterschiede hin, einerseits seien bei den über 65-jährigen Männern im Westen 14%, im Osten aber nur 6% armutsgefährdet. Bei den 16- bis 24-Jährigen sowie bei den 50- bis 64-Jährigen ist in den neuen Bundesländern rund 20% der Bevölkerung, in den alten Bundesländern 10%, armutsgefährdet. „Im Vergleich zum Westen sind in den neuen Bundesländern alle Altersgruppen unter 65 Jahren weitaus stärker armutsgefährdet. ... Bei den 25- bis 49-Jährigen ist die Armutsgefährdung im Osten etwas geringer, der Abstand zum Westen bleibt aber auch hier weitgehend unverändert.“[12]

Kritik

Es gibt keine allgemeingültige Armutsdefinition. Die Verwendung einer relativen Armutsgrenze wird zum Teil kritisiert, weil sie sich durch eine gleichmäßige Verbesserung oder Verschlechterung des Einkommens aller Bevölkerungsschichten dann nicht ändern würde, wenn die Preise unverändert blieben.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g eurostat Einkommen und Lebensbedingungen - Einkommensverteilung und monetäre Armut - Einkommensverteilung - Durchschnittliches Einkommen nach Haupteinkommensquelle
  2. Lebenslagen in Deutschland - Der 2. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, Seite 18
  3. a b Statistisches Bundesamt, Qualitätsbericht, Gemeinschaftsstatistik über Einkommen und Lebensbedingungen, LEBEN IN EUROPA 2005 und 2006, Erschienen Oktober 2008
  4. a b c d e destatis.de Gemeinschaftsstatistik über Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC)
  5. a b Lebenslagen in Deutschland – Der erste Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, 2001, S. 9 (abgerufen am 21. Januar 2008)
  6. Armut und Lebensbedingungen Ergebnisse aus LEBEN IN EUROPA für Deutschland 2005
  7. James E. Foster & Amartya Sen, 1997, On Economic Inequality, expanded edition with a substantial annexe, ISBN 0-19-828193-5
  8. Armut und Lebensbedingungen, Ergebnisse aus Leben in Europa für Deutschland 2005, Statistisches Bundesamt
  9. ibid., S. 17
  10. ibid., S. 18
  11. ibid., S. 19
  12. ibid., S. 20

Siehe auch

OECD-Skala Mittelschicht


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