Mixturtrautonium

Mixturtrautonium
Mixturtrautonium im Deutschen Museum Bonn

Das Trautonium, benannt nach seinem Erbauer Friedrich Trautwein (* 1888, † 1956), ist als elektronisches Musikinstrument ein Vorläufer der heutigen Synthesizer. Das Trautonium wurde auf dem Berliner Fest "Neue Musik" 1930 erstmals öffentlich vorgestellt.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

1930 entwickelt Trautwein den Prototypen des Trautoniums.

Das Trautonium beruhte auf folgender Konstruktion: Über eine lange Metallschiene wurde ein Widerstandsdraht gespannt. An diesem Draht waren eine Glimmlampe und eine Röhre angeschlossen. Die Stelle, an welcher der Widerstandsdraht die Schiene beim Spielen berührte, bestimmte die Frequenz der Kippschwingung und damit die Tonhöhe. Das erste Trautonium war 1930 vorführbereit. Es wurde eine kleine Serie (200 Stück) Trautonien für Hausmusik von Telefunken gebaut, bekannt geworden als "Volkstrautonium". Aufgrund des für damalige Verhältnisse stolzen Preises war es kein Markterfolg und wurde nicht fortgesetzt. Daher sind nur wenige historische Instrumente auf dem Markt (an die 10 Stück) und es gilt weiterhin:

„Wer ein Trautonium will, muss sich eins bauen.“

Oskar Sala[1]

Das Trautonium, das Sala noch vor Kriegsausbruch ("Rundfunktrautonium" und "Konzerttrautonium") und später als „Mixturtrautonium“ weiter entwickelte, beruhte auf der subharmonischen Tonreihe. Die Kombination von mehreren subharmonischen Tönen wird als Mixtur bezeichnet. Die Mixturen wirken wie ein Mehrklang, Sala selbst verstand sie als Klangfarben. Ein ähnliches Instrument wurde in den 1960er Jahren (1959-1968) in der DDR entwickelt und in wenigen Exemplaren hergestellt, das Subharchord, das im Gegensatz zum Trautonium mit Tasten gespielt wird. Salas Instrumente blieben Prototypen.

In den 1990-er Jahren wurde von der Firma Doepfer ein Projekt gestartet, das Trautonium als modulares System einzelner Komponenten neu aufzulegen. Unter anderem wurde dazu die dem analogen Manual des Trautoniums angelehnte SchnittstelleMIDI Ribbon Controller“ entwickelt. Sala selbst zeigte sich dabei aber des Öfteren enttäuscht von den reduzierten Möglichkeiten (die Verwendung von MIDI bringt eine Einschränkung des prinzipiell unbegrenzten analogen Tonumfangs auf die 128 diskreten MIDI-Tonhöhen mit sich) und den nur langsamen Fortschritten dieser Entwicklung. Darüber hinaus hob Sala die sehr nuancierte Spielweise eines "echten" Bandmanuals gegenüber einem Ribbon-Controller oft hervor.

Werke für Trautonium

Die ersten Kompositionen für Trautonium schrieb Paul Hindemith 1930 mit sieben Stücken Des kleinen Elektromusikers Lieblinge für drei Trautonien, 1931 mit dem Concertino für Trautonium und Streichorchester und 1935 mit dem Langsamen Stück und Rondo.

  • Oskar Sala (1910–2002) wurde der bedeutendste Interpret des Trautoniums, das er nach der Trennung von Trautwein zum zweimanualigen Mixtur-Trautonium weiterentwickelte. Auf diesem Gerät ist die Untertonreihe, die nur in klingenden Platten oder Glocken natürlich ertönt, realisierbar. Es erlaubt viele Variationen der Klangfarbensynthese − Abklingvorrichtung, Rauschgenerator und Frequenzumsetzer ermöglichen feinste Nuancierungen.
  • Paul Höffer: Kleine Kammermusik 1932
  • Harald Genzmer: Zwei Konzerte mit Orchester 1936 (Zweitfassung 1939) und 1952, Suite de danses 1964, Cantate pour soprano et sons éléctroniques 1964
  • Herrmann Ambrosius: Rhapsodie 1941
  • Julius Weismann: Variationen und Fuge mit Orchester 1943
  • Klaus Jungk: Musik für Trautonium und Streichquartett 1951
  • Paul Dessau: Lucullus 1951
  • Carl Orff: Entrata 1954
  • Jürg Baur: Concerto für Mixturtrautonium 1956
  • Liesl Ujvary & Oliver Stummer - Trautonium Jetztzeit 2008
  • Unvergesslich sind die Klänge, die Oskar Sala seinem Mixturtrautonium für die Filmmusik zu Alfred Hitchcocks Die Vögel (USA 1963) entlockte.

Literatur

  • Friedrich Trautwein: Elektrische Musik. Berlin: Weidmannsche Buchh., 1930.
  • Hans Mersmann: Dr. Trautweins elektrische Musik. in: Melos 9. Jg, Nr. 7, S. 228 ff.
  • Joachim Winckelmann: Das Trautonium: ein neues Radio-Musikinstrument; Ausführliche Bauanleitg. Berlin-Tempelhof: Deutsch-literarisches Institut J. Schneider, 1930. (Hierzu 1 (farb.) Bauplan in natürl. Grösse, mit Abb. Deutsche Radio-Bücherei; Bd. 17.
  • Peter Donhauser: Technische Spielerei oder phantastische Realität? Telefunken und die ersten elektronischen Instrumente in Deutschland. In: Katalog zur Ausstellung "Spiel mit Technik". Sonderausstellung Deutsches Technikmuseum Berlin 3. November 2006 - 29. April 2007. Berlin, 2006. ISBN 3-7338-0353-1.
  • Peter Donhauser: Elektrische Klangmaschinen: Die Pionierzeit in Deutschland und Österreich. Wien: Böhlau Wien, 2007. ISBN 3-205-77593-7

Weblinks

Quellen

  1. 'Deutschlandradio Kultur': Kulturtipp 1. März 2007

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