Mocholz

Mocholz
Ehemalige Mühle (1981)

Mocholz (auch Mochholz), obersorbisch Mochowc, ist eine Wüstung in der Oberlausitz (Sachsen) auf dem Gemeindegebiet Rietschens.

Der Ort im sorbischen Siedlungsgebiet wurde 1993 Zugunsten des Tagebaus Reichwalde abgebrochen, bevor dieser 1999 vor Erreichen der Ortslage gestundet wurde. Nachdem der Tagebau 2010 wieder in Betrieb ging, erfolgt der Braunkohleabbau in der ersten Hälfte dieses Jahrzehnts.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Ausschnitt aus einer Karte der Herrschaft Muskau (1745) mit der Umgebung von Mocholz

Der Ort lag rund fünf Kilometer westlich von Rietschen, acht Kilometer westlich vom Kirchdorf Daubitz und etwa vier Kilometer nordöstlich vom Kirchdorf Reichwalde. Vor seiner Verlegung floss der Weiße Schöps nördlich des Dorfes aus Osten kommend nach Westen dem Schwarzen Schöps entgegen. Die Tagebaukante lag bei der Stundung des Tagebaus weniger als ein Kilometer östlich vom ehemaligen Ortskern entfernt.

Nördlich von Mocholz lag Zweibrücken, östlich Viereichen, südlich Altliebel und vom Nordwesten befanden sich gen Westen hin am Weißen Schöps die Dörfer Publick, Wunscha und Schadendorf, die alle zugunsten des Tagebaus devastiert wurden. Im Südosten liegt Neuliebel, im Süden Nappatsch, heute Altliebel. Nördlich der früheren Ortslage erstreckt sich im Truppenübungsplatz Oberlausitz ein weitreichendes Waldgebiet, das zum Teil ebenfalls vom Tagebau überbaggert werden wird.

Die relativ kleine Gemarkung des Gassendorfes umfasste bei der Eingemeindung 1938 etwa 109 Hektar. Sie war ursprünglich in Block- und Streifenflure aufgeteilt.

Geschichte

Weißer Schöps nahe Mocholz (1989)

Ortsgeschichte

Durch archäologische Funde in der Gemarkung ist eine urgeschichtliche Siedlungstätigkeit nachweisbar.

Urkundlich erwähnt wurde das Dorf Muchholcz nebst Eisenhammer und Fischteichen 1597 in einem Kaufvertrag der Herrschaft Muskau. Da der Ort im Muskauer Urbarium von 1552 noch nicht erwähnt wurde, jedoch 1563 in einem Teilungsvertrag derer von Metzradt, ist anzunehmen, dass Mocholz unter Fabian von Schoenaich (Besitzer der Herrschaft Muskau von 1558 bis 1573 und von 1587 bis 1589) oder seinem Neffen Hans Georg (1573 bis 1587) erworben wurde. Damit kam erstmals ein Ort südlich der Schöps-Linie an die Herrschaft Muskau.

Zu dieser Zeit war Mocholz eine Hammersiedlung, deren Eisenhammer vermutlich im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurde. Nach dem Krieg wurde der Hammer unter Curt Reinicke von Callenberg als einer von vieren in der Herrschaft wieder aufgebaut, die ungünstige Marktlage jedoch zwang Anfang der sechziger Jahre zu seiner Einstellung. Das Hammergut wurde in ein herrschaftliches Vorwerk umgewandelt, auf dem 1662 eine Mühle errichtet wurde, die in jüngerer Zeit als Mahl- und Ölmühle betrieben wurde.

In den Jahren 1769 bis 1771 gründete der Muskauer Standesherr Johann Alexander von Callenberg mehrere Schulen in der Herrschaft, unter anderem 1770 eine in Mocholz. Zur Schulgemeinde gehörten Mocholz, Altliebel, Nappatsch, Publick, Viereichen und Zweibrücken. Rund 20 Jahre später wurde ein Schulhaus erbaut, in dem zweimal jährlich der Pfarrer aus Daubitz zur Predigt kam. Diese Pflicht wird auf eine Sage zurückgeführt, nach der in vorreformatorischer Zeit in Mocholz eine Kapelle bestanden haben soll.

Aus Geldmangel verkaufte Fürst Pückler das Gut Mocholz 1811, kaufte es jedoch 1829 wieder zurück. Zwischenzeitlich kam die Gemeinde in Folge der Teilung der Oberlausitz nach dem Wiener Kongress 1815 an Preußen und wurde 1816 dem schlesischen Landkreis Rothenburg (Ob. Laus.) eingegliedert.

Nachdem in Daubitz kein sorbische Gottesdienst mehr gehalten wurde, wurde Mocholz mit einigen benachbarten Orten 1858 nach Reichwalde umgepfarrt. In Reichwalde wurde damals der sorbische Gottesdienst wöchentlich nach dem deutschen abgehalten.

1902 wurde ein neues Schulgebäude errichtet. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde 1920 ein Schützenverein gegründet und 1924 der Ort elektrifiziert.

Am 1. April 1938 wurde Mocholz nach Viereichen eingemeindet. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wieder zum Land Sachsen gehörig, wurde die Gemeinde bei der Verwaltungsreform von 1952 dem Kreis Weißwasser im Bezirk Cottbus zugeordnet.

Anfang der achtziger Jahre wurde der Ort an das Trinkwassernetz angeschlossen. Die Mühle wurde noch bis 1980 betrieben und 1992 letztlich abgerissen.

Die Gemeinde Viereichen schloss sich 1992 mit Daubitz, Rietschen und Teicha zur Gemeinde Rietschen zusammen. Ab 1993 wurden Mocholz, Altliebel und Viereichen mit Zweibrücken für den Tagebau Reichwalde devastiert.

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Einwohner
1782 [1] 86
1825 [2][3] 263
1863 124
1871 144
1885 129
1905 114
1910 [4] 109
1925 126
1937 115
Jahr besessene
Mann
Gärtner Häusler
1630 1 2 10
1647 1 2 08
1699 2 12
1777 2 13
1782 2 12
1810 2 12

Während des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) wirtschafteten in Mocholz 1630 ein Lehnbauer im Hammergut, zwei Gärtner und zehn Häusler. Kurz vor Kriegsende wurde 17 Jahre später, die Oberlausitz war zu dieser Zeit nicht mehr umkämpft, wurden zwei Häuslerstellen als wüst erfasst. Gegen Ende des Jahrhunderts hatte sich der Ort von den Kriegsschäden weitestgehend erholt, es wurden zwei Gärtner und zwölf Häusler erfasst. Durch die Umwandlung des Hammergutes zu einem Vorwerk war dieses nicht mehr von einem Lehnbauern besetzt. Die Zahl der Gärtner veränderte sich auch im weiteren Verlauf nicht.

Bei der Landesexamination im Jahr 1777 wurden 13 Häusler erfasst, bereits fünf Jahre später waren es wieder 12. Die Einwohnerzahl wurde 1782 mit 86 beziffert.[1]

Obwohl in den Quellen zur Einwohnerzahl von 1825 übereinstimmend 263 angegeben wird, ist diese Zahl unglaubwürdig, da bereits 1863 nur noch 124 Einwohner angegeben werden und in den folgenden Erhebungen die Einwohnerzahlen zumeist in einem engen Rahmen zwischen 110 und 130 schwanken. Die siebziger und achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts bilden hier eine Ausnahme, 1871 wurden 144 und um 1880 durch Muka 140 Einwohner gezählt.

Noch im 19. Jahrhundert stellten die Sorben die Bevölkerungsmehrheit. 1863 waren 110 der 124 Einwohner Sorben (88,7 %),[3] Anfang der achtziger Jahre ermittelte Arnošt Muka für seine Statistik über die sorbische Bevölkerung in der Oberlausitz 133 Sorben unter den 140 Einwohnern (95,0 %).[5]

Nach der Eingemeindung wurden für Mocholz allein keine amtlichen Einwohnerzahlen mehr ermittelt. Die amtliche Umsiedlerzahl wurde 1993 mit 56 beziffert, ein großer Teil der Einwohner siedelte sich ab 1990 im Rietschener Ortsteil Nieder Prauske an.

Ortsname

Der deutsche Ortsname entwickelte sich von Mucholz (1563) über Muchholcz (1597), zu Mochholz (1704). Danach variierte die Schreibweise noch etwas, beispielsweise sind Mochholtz (1768) und Mochholz (1819) belegt.

Der Name leitet sich vom altsorbischen moch ‘Moos’ ab. Die sorbische Endung -owc wurde dabei zum mittelhochdeutschen -holz umgedeutet. Die Namensdeutung als Siedlung im Moos oder Siedlung in moosiger Umgebung deckt sich mit der waldreichen Umgebung des Ortes.

Quellen und weiterführende Literatur

Literatur

  • Frank Förster: Verschwundene Dörfer. Die Ortsabbrüche des Lausitzer Braunkohlenreviers bis 1993. In: Schriftenreihe des Instituts für sorbische Volksforschung in Bautzen. 8, Domowina-Verlag, Bautzen 1995, ISBN 3-7420-1623-7, S. 127–133.
  • Hermann Graf von Arnim, Willi A. Boelcke: Muskau. Standesherrschaft zwischen Spree und Neiße. Verlag Ullstein, Frankfurt/M, Berlin, Wien 1978.
  • Von der Muskauer Heide zum Rotstein. Heimatbuch des Niederschlesischen Oberlausitzkreises. Lusatia Verlag, Bautzen 2006, ISBN 978-3-929091-96-0, S. 249.
  • Robert Pohl: Heimatbuch des Kreises Rothenburg O.-L. für Schule und Haus. Buchdruckerei Emil Hampel, Weißwasser O.-L. 1924, S. 210.

Fußnoten

  1. a b Muskau. Standesherrschaft zwischen Spree und Neiße, Seite 602.
  2. Digitales Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen. Abgerufen am 10. Juni 2009.
  3. a b Von der Muskauer Heide zum Rotstein, Seite 249.
  4. Gemeindeverzeichnis Deutschland 1900. Abgerufen am 10. Juni 2009.
  5. Ernst Tschernik: Die Entwicklung der sorbischen Bevölkerung. Akademie-Verlag, Berlin 1954, S. 118.

Weblinks

 Commons: Mocholz – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
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