- Mongolische Sprachen
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Die mongolischen Sprachen bilden eine in Asien vor allem in der Mongolei, in China und Russland, vereinzelt auch in Afghanistan verbreitete Sprachfamilie von etwa 15 relativ nah verwandten Sprachen mit rund 7,5 Mio. Sprechern. Sie unterscheiden sich nicht so sehr im Wortschatz, dafür stärker in der Morphologie (Formenbildung) und Syntax.
Inhaltsverzeichnis
Mongolisch als Untergruppe der altaischen Sprachen
Die mongolischen Sprachen werden oft in einen genetischen Zusammenhang mit den tungusischen und turkischen Sprachen gestellt und mit diesen als "altaische Sprachfamilie" zusammengefasst. Die zweifelsohne vorhandenen typologischen und lexikalischen Übereinstimmungen zwischen mongolischen, tungusischen und turkischen Sprachen kann man jedoch auch durch eine gegenseitige Beeinflussung infolge von Sprachkontakten anstatt durch genetische Verwandtschaft erklären. Die Frage der genetischen Einheit der altaischen Sprachen ist in der historischen Linguistik weiterhin umstritten. Dazu ausführlich der Artikel Altaische Sprachen.
Die bedeutenden Sprachen
Folgende mongolische Sprachen haben mindestens 100.000 muttersprachliche Sprecher:
Sprache Sprecherzahl verbreitet in folgenden Ländern Mongolisch 5 bis 6 Mio. Mongolei (davon 2,5 bis 3 Mio. Chalcha-Dialekt),
China (Innere Mongolei)Burjatisch 450.000 Russland, Mongolei, China Oiratisch 350.000 Mongolei, China Santa (Dongxiang) 250.000 China Kalmückisch (Kalmyk) 180.000 Russland Mangghuer 150.000 China Dagurisch (Daur, Dahuren) 100.000 China Ordos (Urdus) 100.000 China Klassifikation
Die genetische Einheit der mongolischen Sprachen ist völlig unstrittig, allerdings wird die innere Struktur dieser Sprachfamilie - vor allem auch wegen der relativ großen Ähnlichkeit der meisten Sprachen, die zu Abgrenzungsproblemen führt - durchaus rege diskutiert. Die traditionelle Klassifikation in einen west- und ostmongolischen Hauptzweig, sowie in eine Restkategorie sogenannter Randsprachen war ausschließlich areal statt genetisch motiviert, wobei die aktuelle aber nicht die historische Verteilung der Sprachen zugrundegelegt wurde.
Die vorliegende stärker genetisch orientierte Klassifikation basiert vor allem auf V. Rybatzki, Intra-Mongolic Taxonomy. aus J. Janhunen (ed.), The Mongolic Languages. (2003). Zur Klassifikation wurde der Umfang der lexikalischen Gemeinsamkeiten der einzelnen Sprachen herangezogen.
- Mongolisch (14 Sprachen, 7,5 Mio. Sprecher)
- Dagur (Nordost-Mongolisch)
- Dagur (alternativ Dahur, Tahur, Daur, Dahuren u.a.) (100 Tsd.)
- Burjat (Nord-Mongolisch)
- Chamnigan (Mongol-Chamnigan) (2 bis 3 Tsd.) (bilingual mongol.-tungus.)
- Burjatisch (Buryat, Buryaad) (450 Tsd.)
- Chalcha-Oirat (Zentral-Mongolisch)
- Chalcha-Ordos
- Mongolisch (5 bis 6 Mio.)
- Jerim-Dialektgruppe: Chortschin, Jasagtu, Jarut, Jalait-Dörbet, Gorlos
- Juu-Uda-Gruppe: Aru Chortschin, Baarin, Ongniut, Naiman, Aochan
- Josotu-Gruppe: Charatschin, Tümet
- Ulan-tsab-Gruppe: Tschachar, Urat, Darchan, Muumingan, Dörben Küüket, Keschigten
- Shilingol-Gruppe: Üdzümütschin, Khuutschit, Abaga, Abaganar, Sönit
- Dialektgruppe der äußeren Mongolei: Chalcha, Chotogoit, Darchat, Tsongol, Sartul, Dariganga
- Ordos (Urdus) (100 Tsd.)
- Mongolisch (5 bis 6 Mio.)
- Oirat-Kalmyk
- Oiratisch (Oirat, Oyirad) (350 Tsd.)
- Kalmückisch (Kalmyk) (180 Tsd.)
- Chalcha-Ordos
- Shira Yugur (Süd-Zentral-Mongolisch)
- Shira Yughur (Sarygh Yughur, Dongbu Yugu, Ost-Yughur, Nggar) (3 Tsd., ethnisch 6 Tsd.)
- Monguor-Santa (Südost-Mongolisch)
- Moghol (Südwest-Mongolisch)
- Mogholi (Moghol) (200 Sprecher, ethnisch 3 Tsd.)
- Dagur (Nordost-Mongolisch)
Geographische Verbreitung nach Staaten
Die mongolischen Sprachen sind in der Mongolei, China, Russland und Afghanistan verbreitet. Die folgende Tabelle zeigt die Verbreitung der Sprachen mit den aktuellen Sprecherzahlen in den einzelnen Ländern.
Mongolische Sprachen - Verteilung nach Staaten
Sprache Sprecherzahl verbreitet in folgenden Ländern DAGUR Dagur 100.000 China (Innere Mongolei, Xinjiang) BURJAT Burjatisch 450.000 Russland 320.000, China 65.000, Mongolei 65.000 Chamnigan 3.000 Russland (Transbaikal-Gebiet) bilingual mongolisch-tungusisch CHALCHA-OIRAT Mongolisch 5 bis 6 Mio. Mongolei 2,5 Mio. (hauptsächlich Chalcha), China (Innere Mongolei) 3 bis 3,5 Mio. Ordos (Urdus) 100.000 China (Innere Mongolei) Oiratisch 350.000 Mongolei 200.000, China 150.000 Kalmückisch 150.000 Russland (AR Kalmykien) SHIRA-YUGUR Shira Yugur 3.000 China (Gansu) MONGUOR-SANTA Mongghuol (Monguor) 100.000 China (Qinghai) Mangghuer 30.000 China (Qinghai) Bonan (Paoan) 600.000 China (Qinghai, Gansu) Kangjia 400 China (Qinghai) erst in den 1990er entdeckt Santa (Dongxiang) 600.000 China (Gansu) MOGHOL Mogholi 200 Afghanistan (bei Herat) Lexikalischer Vergleich
Dass die meisten mongolischen Sprachen relativ eng miteinander verwandt sind, zeigen die folgenden Wortgleichungen aus dem Grundwortschatz der wichtigsten modernen mongolischen Sprachen. Zusätzlich ist die protomongolische oder altmongolische Form, die Form des literarischen Mongolisch (seit dem 12. Jahrhundert in uighurischer Vertikalschrift überliefert, im 17. Jahrhundert fixiert) und die mittelmongolische Form (13. bis 16. Jahrhundert) aufgeführt.
Bedeutung Proto-
Mongol.Literar.
Mongol.Mittel-
Mongol.Chalcha Burjat Kalmyk Ordos Baoan Monguor Dagur Yugur Vater *abu abu abu aav aba awə abe abe aba . aba Mutter *ebej ebei ebej (evij, eej) ebı ewə . . . ewe . Sohn/Enkel *ači ači ači ač aša ačə ači . ači . . Bruder *aka aqa aqa (ax) axa axə axa . aga aka aga Frauenbrust *kökön kökün kokan xöx xüxen kökn göxö kugo kugo . hgön Blut *čisu čisu čisun cus šuhan cusn djusu čisoŋ cəsu čos čusun Kopf *tolugai toluγai . tolgoj tolgoj tolγa tologo . tolGui . toloγui Auge *nidün nidün nidun nüd nüde nüdn nüdün nedoŋ nudu nide nudun Hand/Arm *gar γar qar gar gar γar Gar xar Gar . Gar Wasser *usu usun usun us uhan usn usun se . oso qusun Fels *kada qada qada xad xada xadə xada . Gada xada Gada See (der) *naγur naγur na'ur nuur nur nur nur . nur naur . 3 *gurban γurban xurban gurav gurban gurwn gurwa goraŋ guran guarban gurwan 4 *dörben dörben dorben döröv dürben dörwn dörwo deroŋ deran durub dörwen 5 *tabun tabun tabun tav(an) taban tawn tawun tavoŋ tawen tawan . Quelle: S. Starostin, Altaic Etymological Database, Internet 2005. (Teilweise in Buchform erhältlich: S. Starostin (et al.), Etymological Dictionary of the Altaic Languages, Part 1 (A-K), Brill, Leiden 2003.)
Sprachperioden und Schriftsysteme
Man teilt die Mongolische Sprache historisch in folgende Perioden ein:
- Altmongolisch - Mongolisch vor dem 13. Jahrhundert
Das Altmongolische steht noch nahe am Proto-Mongolischen, dem Konstrukt einer Protosprache, aus der alle mongolischen Sprachen hervorgegangen sind, und ist seinerseits eine Protosprache, die sich nur durch den Ausschluss von Khitan vom Protomongolischen unterscheiden würde. Es enthält zahlreiche turkische und mongolische Lehnwörter und wurde auch vom Chinesischen der Tang-Dynastie beeinflusst. In dieser Zeit wurde von den mongolischen Khitan, die die Liao-Dynastie begründeten, eine eigene Schrift entwickelt. Diese diente dann als Basis für die selbständige Schrift der tungusischen Dschurdschen und auch als Grundlage der Mandschurischen Schrift. Am Ende der altmongolischen Periode wurde die vertikale uighurische Schrift von den Mongolen übernommen.
- Mittelmongolisch - Mongolisch vom 13. bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts
Mittelmongolisch ist in Texten in chinesischer Transkription erhalten (wichtigster Text ist "Die geheime Geschichte der Mongolen", ca. 1240), aber auch in der tibetischen Phags-Pa-Schrift und zweisprachigen Glossaren. Ältestes erhaltenes Schriftzeugnis von etwa 1225 ist jedoch der Stein des Yisüngge, eines Neffen Dschingis Khans. Am Ende dieser Periode erfolgte die Konversion der Mongolen zum (tibetischen) Buddhismus (17. Jahrhundert). Deswegen wurden viele Übersetzungen aus dem Tibetischen oder dem Sanskrit veröffentlicht und buddhistische Termini ins Mongolische übernommen oder übersetzt.
In der mittelmongolischen Zeit beginnt die Differenzierung der mongolischen Dialekte, die sich später zu den heutigen mongolischen Sprachen entwickelten.
- Modernes Mongolisch - Mongolisch seit dem 17. Jahrhundert
Im 17. Jahrhundert erfolgte der Übergang zur modernen gesprochenen Sprache, aber auch die Fixierung der klassischen Schriftsprache, die auf alt- und mittelmongolische Stufen zurückgeht. Die gesprochenen Formen des Mongolischen haben sich von der Schriftsprache sehr weit entfernt.
Die Veränderung des anlautenden altaischen /p-/
Die mongolischen Sprachstufen kann man u.a. an der Veränderung des altaischen anlautenden /p-/ deutlich machen. Es blieb altmongolisch als /p-/ erhalten, wurde mittelmongolisch zu /h-/, im modernen Mongolischen (auch in der klassischen Schriftsprache) verschwindet es ganz. Beispiel:
- altmongolisch pon > mittelmongolisch hon > lit. mongolisch on "Jahr"
Zu den Schriftsystemen des Mongolischen siehe auch die Artikel Mongolische Sprache und Mongolische Schrift.
Sprachliche Charakteristik
Typologische Merkmale
Typologisch weisen die mongolischen Sprachen große Ähnlichkeit mit den beiden anderen Gruppen der altaischen Sprachen (Turkisch und Tungusisch) auf, diese Merkmale sind also weitgehend gemeinaltaisch und finden sich zum Teil auch bei uralischen und paläosibirischen Sprachen (siehe Altaische Sprachen).
Die wichtigsten typologischen Charakteristika der mongolischen Sprachen sind:
- Mittelgroße Phoneminventare und einfache Silbenstruktur, kaum Konsonantencluster. In der Regel sieben Vokale (das "türkische" /ı/ ist mit /i/ zusammengefallen). Die Vokale können nach ihrer Artikulationsstelle (vorn-hinten), Rundung (gerundet-ungerundet) und Höhe (hoch-tief) eingeteilt werden. Diese Klassifikation ist für die Vokalharmonie von entscheidender Bedeutung.
Artikulationsort vorn hinten Rundung ungerundet gerundet ungerundet gerundet hoch i ü u tief e ö a o - Vokalharmonie zwischen letztem Vokal des Stamms und folgendem Suffix, die auf verschiedenen Vokaloppositionen beruht, vor allem auf der Artikulationsstelle "vorne-hinten" ("Palatale Vokalharmonie"). Einige mongolische Sprachen, z.B. Mogholi und Tu, haben die Vokalharmonie verloren.
- Beispiel aus dem Chalcha:
- mal-aar "durch das Vieh" (INSTR)
- nom-oor "durch das Buch" (INSTR)
- Eine durchgehend agglutinative Wortbildung und Flexion, und zwar nahezu ausschließlich durch Suffixe. Jedes Morphem hat eine spezifische Bedeutung und grammatische Funktion und ist - abgesehen von den Erfordernissen der Vokalharmonie - unveränderlich.
- Adjektive werden in den modernen mongolischen Sprachen nicht flektiert, sie zeigen keine Konkordanz mit ihrem Bestimmungswort, dem sie vorausgehen. (Allerdings weisen die älteren Sprachstufen Reste einer Konkordanz in Numerus und Geschlecht auf.)
- Bei der Verwendung von Quantifizierern (Zahlwörter, Mengenangaben) entfällt die Pluralmarkierung.
- Es gibt keine Artikel.
- Es gibt kein grammatisches Geschlecht, auch nicht bei den Pronomina.
- Wichtig für mongolische Sprachen ist das Konzept der Konverben (im Grunde Partizipien), die als Ersatz für Nebensätze verwendet werden. Dazu unten Beispiele aus dem Chalcha.
- Das Verbum steht am Satzende, die normale Satzfolge ist SOV (Subjekt-Objekt-Verb).
Nominalbildung
Die Nomina der mongolischen Sprachen besitzen die Kategorien Numerus (Singular / Plural) und Kasus (sieben Fälle), die durch angehängte Plural- bzw. Kasusmarker gekennzeichnet werden. Die Pluralmarker stehen vor den Kasusmarkern, beide Suffixe unterliegen der Vokalharmonie (s.o.).
Die Pluralbildung wird am Beispiel des Chalcha gezeigt. Pluralmarker sind /nar/, /uud/ und /čuud/ und Varianten davon sowie seltener /d/ und /s/.
Beispiele für die Pluralbildung im Chalcha
Bedeutung Singular Plural Buch nom nom-uud Jüngling zaluu zaluu-čuud Vater aav aav-uud Mutter eej eej-üüd Sohn xüü xüü-d-üüd Bruder ax ax-nar Kopf tolgoi tolgoi-nuud Auge nüd nüd-nüüd Arm gar gar-nuud Fels xad xad-nuud See nuur nuur-nuud Folgende Tabelle zeigt die Kasusmarker und die Deklination des Wortes mal "Vieh" im Chalcha.
Kasus Kasusmarker Form Bedeutung Nominativ -Ø mal-Ø das Vieh (Nom.) Genitiv -iin mal-iin des Viehs Dativ-Lokativ -d mal-d dem Vieh, beim Vieh, zum Vieh Akkusativ -iig mal-iig das Vieh (Akk.) Ablativ -aas mal-aas vom Vieh her Instrumental -aar mal-aar durch das Vieh Komitativ -tai mal-tai zusammen mit dem Vieh Allativ -ruu mal-ruu zum Vieh hin Adjektive
- ulaan nom "das rote (ulaan) Buch (nom)"
- ulaan nom-uud "die roten Bücher"
- ulaan nom-iin "des roten Buches"
Es erfolgt keine Veränderung am vorangestellten Adjektiv in Numerus und Kasus und es gibt keine Konkordanz mit dem Bestimmungswort.
Personalpronomina
Die Personalpronomina lauten im Nominativ:
Person Singular Plural 1 bi bid (bid nar) 2 či, ta ta nar 3 ene, ter ted (ted nar) Bei der 2. Person Singular entspricht die einstige Pluralform ta heute nur noch der höflichen Anrede "Sie". Die Pronomina der 3. Person stammen von Demonstratifvpronomina ab und unterscheiden sich danach, ob die fragliche Person sich weit weg oder nahe beim Sprecher befindet; ter steht für "er/sie/es" (es gibt auch beim Pronomen keine Geschlechtsmarkierung). In der Deklination haben die Pronomina im Singular sowie in der ersten Person Plural oblique Stämme, wobei in der 1. Person Plural im Genitiv zwischen exklusivem und inklusivem "wir" unterschieden wird. Die obliquen Stämme der 3. Person Singular werden heutzutage in der gesprochenen Sprache meist durch die regelmäßigen Formen ersetzt.
Die obliquen Formen des Personalpronomen
Person Singular Plural 1 nad-, min-ii (Gen.) bid(en)-, man-ai (Gen.) 2 čam-, čin-ii (Gen.) 3 üü(n)-, tüü(n)- Verbalmorphologie
Die Grundzüge der Verbalbildung werden am Beispiel des Chalcha erläutert.
Aspekt und Tempus
Mongolische Verben unterscheiden zwei Aspekte, einen Perfektiv (abgeschlossene Handlung) und einen Imperfektiv (nicht-abgeschlossene Handlung). Beide Aspekte können wiederum die Tempora Präteritum (Vergangenheit) und Präsens-Futur (Nicht-Vergangenheit) besitzen. Dadurch hat jedes Verbum vier Stammformmen, die durch folgende Suffixe gekennzeichnet werden:
Die Stammformmarker des mongolischen Verbums
Tempus Perfektiv Imperfektiv Präteritum -v -džee Präsens-Futur -laa -na Diese Formen weisen keine Unterscheidung der Person auf und können nicht negiert werden. Beispiele:
- ter ire-v "er/sie/es ist gekommen" (Perfektiv, Vergangenheit)
- bid nom-iig unši-na "wir werden ein Buch lesen"
Negation
Die Negierung erfolgt durch den Negationsmarker /-gui/, der an Verbalnomina angehängt wird. Im Präteritum wird dazu das Verbalnomen auf /-san/ verwendet, im Präsens-Futur auf /-x/. Beispiele:
- ter ir-sen-gui "er/sie/es ist nicht gekommen"
- bi mede-x-gui "ich weiß nicht"
Iterativ, Durativ
Ein iterativer oder durativer Aspekt kann durch das Verbalnomen auf /-dag/ ausgedrückt werden. Beispiel:
- ter Ulaanbaatart amidar-dag " er lebt (ständig) in Ulaanbaator"
Imperativ
Der Imperativ wird durch den bloßen Stamm gebildet, seine höfliche Form durch /-aarai/, seine Verneinung mit Hilfe von /bitgii/. Beispiele:
- yav! "geh!"
- yaw-aarai! "geh bitte!"
- bitgii yav! "geh nicht"
Es existieren noch ca. 10 weitere Imperativendungen, die je nach Situation und Dringlichkeit eingesetzt werden und in ihrer Stärke zwischen einem unverbindlichem Wunsch (yav-maar) bis hin zu einer dringlichen Aufforderung (yav-aach) reichen können.
KonverbenKonverben werden in allen mongolischen Sprachen bei der Koordination oder Subordination mehrerer Sätze gebraucht, man kann sie als Partizipien ansehen. Je nach Funktion haben sie unterschiedliche Formen.
Eine einfache Sequenz wird durch das Konverb auf /-dž/ eingeleitet, nur das letzte Verb in einer solchen Kette steht in einer finiten Form. Beispiel:
- bi doloon cagt bos-dž, oglooni xool ide-dž, nom unši-v
- "ich stand um sieben Uhr auf, aß Frühstück und las (dann) ein Buch"
Vorzeitigkeit wird durch das Konverb auf /-aad/ ausgedrückt. Beispiel (wegen der Vokalharmonie hier /-ood/):
- Bid xuvcas oms-ood, nom-oog unši-na "nachdem wir uns angezogen haben, werden wir ein Buch lesen"
Literatur: Beispiele zur Morphologie zum Teil aus G.L. Campbell, Compendium of the World's Languages.Siehe auch
Literatur
- Janhunen, Juha: The Mongolic Languages. Routledge, London 2003. ISBN 978-0-7007-1133-8
- Clauson, Gerard: Turkish and Mongolian Studies. Luzac, London 1962.
- Comrie, Bernard: The Languages of the Soviet Union. Cambridge University Press 1981. ISBN 978-0-521-29877-3
- Doerfer, Gerhard: Klassifikation und Verbreitung der mongolischen Sprachen in Spuler 1964 (s.u.).
- Masica, Colin P.: Defining a Linguistic Area: South Asia. Chicago University Press 1976. ISBN 978-0-226-50944-0
- Ramsey, S. Robert: The Languages of China. Princeton University Press 1987. ISBN 978-0-691-01468-5
- Spuler, Gerhard: Mongolistik. [=Hdb. der Orientalistik 1:V:2] Brill, Leiden 1964.
- Kullmann, Rita: Mongolian Grammar privat veröffentlicht, Ulan Bataar 2001, ISBN 962-8457-05-5
Weblinks
- Zu Khitan und Daur. (Englisch)
- Verschiedene mongolische Alphabete und Sprachbeispiele (Englisch)
Dieser Artikel wurde am 16. Juni 2006 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen. Kategorien:- Wikipedia:Lesenswert
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