Mongolische Schrift

Mongolische Schrift
Mongolische Schrift
Schrifttyp Alphabet
Sprachen Mongolisch
Ewenkisch
Erfinder Tatar-Tonga
Entstehung 1208
Verwendungszeit bis heute
Verwendet in Mongolei
Innere Mongolei, China
Offiziell in Innere Mongolei, China
Abstammung Aramäische Schrift
 → Sogdisches Alphabet
  → Uigurische Schrift
   → Mongolische Schrift
Abgeleitete Mandschurische Schrift
Klarschrift
Vaghintara-Schrift
Besonderheiten vertikal von links nach rechts
Unicode-Block

U+1800 – U+18AF

ISO 15924 Mong
Siegel Güyük Khans in der klassischen mongolischen Schrift

Die klassische mongolische Schrift war die erste einer ganzen Reihe von Schriften, welche für die mongolische Sprache entwickelt oder angepasst wurden. Sie wird mit geringfügigen Veränderungen auch heute noch in der Mongolei (seit 1994 wieder neben der kyrillischen Schrift) und in der Inneren Mongolei in China verwendet, um Mongolisch und Ewenkisch zu schreiben.

Die Schrift, ein Alphabet, wurde 1208 vom uigurischen Schreiber Tatar-Tonga geschaffen. Er war während eines Feldzuges gegen die Naimanen von den Mongolen gefangen genommen worden, und wurde dann von Dschingis Khan beauftragt, eine Schrift für die mongolische Sprache festzulegen. Zu diesem Zweck passte er das Uigurische Alphabet an die neuen Anforderungen an. Dieses stammte seinerseits über das Sogdische Alphabet von der aramäischen Schrift ab. Seine größte Besonderheit ist die Schreibrichtung, sie verläuft vertikal von oben nach unten und spaltenweise von links nach rechts (alle anderen vertikalen Schriften gehen von rechts nach links). Die Uiguren hatten ihre Schrift (rechts nach links, Zeilen von oben nach unten) um 90° im Gegenuhrzeigersinn gedreht, um sie der vertikalen chinesischen Schreibweise ähnlicher zu machen.

Inhaltsverzeichnis

Schriftzeichen

Das Wort „Mongol“ in der klassischen Schrift

Die einzelnen Zeichen nehmen unterschiedliche Formen an, je nach dem, ob sie eine initiale, mediale, oder finale Position im Wort einnehmen. In einigen Fällen gibt es noch zusätzliche grafische Varianten, deren Wahl vom visuellen Zusammenspiel mit dem jeweils darauf folgenden Zeichen abhängt.

Das Alphabet verwendet jeweils das gleiche Zeichen für einige Vokal- (o/u, ö/ü, finale a/e) und Konsonantenpaare (t/d, k/g, manchmal ž/y) in der mongolischen Sprache, welche im Uigurischen nicht unterschieden wurden. Das Resultat ist annähernd vergleichbar mit der Situation im Englischen, welches 10 oder mehr Vokale mit 5 Zeichen darstellen muss, und den Digraph th für zwei unterschiedliche Laute verwendet. Es kommt trotzdem relativ selten zu wirklichen Mehrdeutigkeiten, da die Anforderungen von Vokalharmonie und Silbenbildung meistens für eine eindeutige Festlegung sorgen.

Zeichen Transliteration Bemerkungen
initial medial final Lat.[1] Kyrillisch
Mongol a head2.jpg Mongol a middle 2.jpg Mongol a tail 1.jpgMongol a tail 2.jpg a А Unterscheidung meist mittels Vokalharmonie (siehe auch q/γ und k/g)
Mongol e head.jpg e Э
Mongol i head.jpg Mongol i middle1.jpg
[note 1]

Mongol i middle2.jpg
[note 2]

Mongol i tail2.jpg i, yi И,Й, Ы, Ь Am Wortende häufig in vorhergehende Silbe absorbiert.
Mongol o head.jpg Mongol o middle.jpg Mongol o tail.jpg o, u О, У Unterscheidung durch Kontext.
Mongol oe head.jpg Mongol o middle.jpgMongol oe middle.jpg Mongol o tail.jpgMongol oe tail.jpg ö, ü Ө, Ү Unterscheidung durch Kontext.
Mongol n head.jpg Mongol n middle.jpg
[note 3]

Mongol a middle 2.jpg
[note 4]

Mongol a tail 1.jpg n Н Unterscheidung von medialem und finalem a/e durch Position in Silbenfolge.
Mongol mng middle.jpg Mongol ngt tail.jpg ng Н, НГ Nur am Wortende (medial für Komposita).

Transkribiert Tibetisch U+0F44; Sanskrit ङ.

Mongol b head.jpg Mongol mbm middle.jpg Mongol b tail.jpg b Б, В
Mongol p head.jpg Mongol p middle.jpg p П Bei mongolischen Wörtern nur initial.

Transkribiert Tibetisch U+0F54;

Mongol q head.jpg Mongol q middle.jpg Mongol ga tail.jpg q Х Nur mit hinteren Vokalen.
Mongol ga head.jpg Mongol ga middle.jpgMongol q middle.jpg Mongol ga tail.jpg Mongol ga tail3.jpg γ Г Nur mit hinteren Vokalen.

Zwischen Vokalen heute als langer Vokal ausgesprochen.[note 5]

Mongol k head.jpg Mongol k middle.jpg Mongol g tail.jpg k Х Meistens mit vorderen Vokalen.

g zwischen Vokalen wird heute als langer Vokal ausgesprochen.[note 6]

g Г
Mongol m head.jpg Mongol m middle.jpg Mongol m tail.jpg m М
Mongol l head.jpg Mongol l middle.jpg Mongol l tail.jpg l Л
Mongol s head.jpg Mongol s middle.jpg Mongol s tail.jpg s С
Mongol sh head.jpg Mongol sh middle.jpg Mongol sh tail.jpg š Ш Die Aussprache dieses Zeichens hat sich nicht verändert.
Mongol t head2.jpg Mongol t middle.jpgMongol t middle2.jpgMongol t middle3.jpg Mongol t tail.jpg t, d Т, Д Unterscheidung durch Kontext.
Mongol ac.jpg Mongol ac.jpg č Ч, Ц Ursprünglich keine Unterscheidung zwischen /ʧ'/ und /ts'/, heute durch Kontext.
Mongol j1 head.jpg Mongol j1 middle.jpg ǰ Ж, З Unterscheidung durch Kontext.

Ursprünglich oft mit y unten austauschbar.

Mongol y1 head.jpg Mongol y1 middle.jpg Mongol i tail2.jpg y Е, Ё, И, Ю, Я Teil von Diphthongs, obwohl eigentlich ein Konsonant.
Mongol r1 head.jpg Mongol r1 middle.jpg Mongol r tail2.jpg r Р Normalerweise nicht initial.[note 7]
Mongol w head.jpg Mongol w middle.jpg v В Transkribiert Sanskrit व.
Mongol f head.jpg Mongol f middle.jpg f Ф Das klassische Mongolisch kennt diesen Laut nicht.
Mongol kk head.jpg Mongol kk middle.jpg К Transkribiert Russisch К.
Mongol ts.jpg Mongol ts.jpg (c) (ц) Transkribiert Tibetisch /ts'/ U+0F5A; Sanskrit छ.
Mongol dz.jpg Mongol dz.jpg (z) (з) Transkribiert Tibetisch /dz/ u+0F5B; Sanskrit ज.
Mongol h head.jpg Mongol h middle.jpg (h) Transkribiert Tibetisch U+0F63; U+0FB7;

Fußnoten:

  1. Nach Konsonant als i transliteriert.
  2. Nach Vokal als yi transliteriert, mit seltenen Ausnahmen wie naim (acht) oder Naiman.
  3. Zeichen für Silbenbeginn (n-<Vokal>).
  4. Zeichen für Silbenende (<Vokal>-n).
  5. Beispiele: qa-γ-an (khan) wird zu qaan. Einige Ausnahmen wie tsa-g-aan (weiß) bleiben bestehen.
  6. Beispiel: de-g-er verd zu deer verkürzt. Einige Ausnahmen wie ügüi (nein) bleiben bestehen.
  7. Transkribierte Fremdwörter erhalten normalerweise einen Vokal vorangestellt. Beispiel: Transkription von Русь (Russland) ergibt Oros.

Beispiele

Historische Formen Moderne Druckschrift Erstes Wort transliteriert:
Mclassical mimic.jpg Wikiclassicalmongol.jpg
 
Mongol w head.jpg v
Mongol i middle1.jpg  i
Mongol k middle.jpg k
Mongol i middle1.jpg i
Mongol p middle.jpg p
Mongol a middle 2.jpg e
Mongol t middle.jpg d
Mongol i middle1.jpg i
Mongol y1 middle.jpg y
Mongol a tail 1.jpg a
  • Transliteration: Vikipediya. čilügetü nebterkei toli bičig bolai.
  • Kyrillisch: Википедиа, Чөлөөт Нэвтэрхий Толь Бичиг Болой.
  • Transkription: wikipedia, tschölööt newterchii tolj bitschig boloi.
  • Wörtlich: Wikipedia, Enzyklopädie Schrift frei ist.
  • Übersetzung: Wikipedia, die freie Enzyklopädie.

Abgeleitete Schriften

Galik-Schrift

Hauptartikel: Galik-Schrift

1587 entwickelte der Übersetzer und Gelehrte Ayuusch Güüsch die Galik-Schrift (Али-гали, Ali Gali), inspiriert durch den 3. Dalai Lama, Sonam Gyatso. Er fügte der Mongolischen Schrift in erster Linie weitere Zeichen hinzu, um religiöse Texte aus Sanskrit und Tibetisch zu übersetzen, sowie später auch aus Chinesisch. Einige dieser Zeichen sind noch heute in Gebrauch um Lehnwörter und fremdsprachige Namen zu schreiben (siehe den untersten Abschnitt der Tabelle oben).[2]

Klare Schrift

Hauptartikel: Klarschrift

1648 schuf der oiratische Mönch Zaja Pandit diese Variante, mit dem Ziel die geschriebene Sprache besser an die tatsächliche Aussprache anzunähern, sowie die Transkription von Tibetisch und Sanskrit zu erleichtern. Die Schrift wurde von den Kalmücken in Russland bis 1924 verwendet, und danach durch das Kyrillische Alphabet ersetzt. In Xinjiang in China wird sie bis heute von den Oiraten eingesetzt.

Vaghintara-Schrift

Eine weitere Variante wurde 1905 vom Burjatischen Mönch Agvan Dorzhiev (1850–1938) entwickelt. Sie sollte ebenfalls einige Unklarheiten beseitigen, und zusätzlich zum Mongolischen das Schreiben der Russischen Sprache ermöglichen. Die bedeutendste Änderung bestand allerdings in der Elimination der Positionalen Formvarianten der Schriftzeichen. Alle Zeichen basierten auf der medialen Form der ursprünglichen mongolischen Schrift.

Unicode

Im Unicode-Standard gibt es einen eigenen Unicode-Block Mongolisch. Er umfasst Buchstaben, Zahlen und diverse Satzzeichen für Mongolisch, die Klare Schrift, Xibe und Mandschurisch, sowie Erweiterungen zur Transkription von Sanskrit und Tibetisch.

Einzelnachweise

  1. Poppe, Nicolas Grammar of Written Mongolian 3rd ed. University of Washington, 1974.
  2. Otgonbayar Chuluunbaatar: Einführung in die Mongolische Schriften (German). Buske 2008, ISBN 978-3-87548-500-4

Literatur

  • Otgonbayar Chuluunbaatar: Einführung in die mongolischen Schriften. Buske Verlag, Hamburg 2008, ISBN 978-3-87548-500-4.

Weblinks

 Commons: Mongolische Schrift – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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