Monoedukation

Monoedukation
Gleichgeschlechtliche Burschenklasse auf einem Bild von Nikolai Bogdanov-Belsky

Unter Monoedukation (oder auch Seedukation [ˈze.e.du.kaˌtsjoːn]) versteht man die getrennte Klassenführung für Mädchen und Jungen, aber zum Beispiel auch von Weißen und Schwarzen. Das Gegenteil heißt Koedukation.

Die Befürworter der Seedukation sind der Meinung, die Schüler – Mädchen wie Jungen – hätten dabei bessere Möglichkeiten sich zu entwickeln als beim gemeinsamen Unterricht, was sich besonders in den Naturwissenschaften zeige, in denen die Mädchen weitaus besser zum Zuge kämen als bei gemischtem Unterricht. Ähnliches gilt für den Bereich des Schulsports, wo gerade während der Pubertät das sich entwickelnde Geschlechterbewusstsein neben den sich verstärkenden Unterschieden in der körperlichen Leistungsfähigkeit bei einer unreflektierten Koedukation Hemmungen hervorrufen und so das Erreichen von Bildungs- und Erziehungszielen beeinträchtigen kann.

Nachdem die Koedukation im 20. Jahrhundert zunächst als Schritt hin zur Chancengleichheit von Mädchen und Jungen bewertet wurde, werden heute wieder vollständig getrenntgeschlechtliche Schulmodelle und fächerbezogen getrenntgeschlechtliche Unterrichtsmodelle in Erwägung gezogen.

In zwei Studien des Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) wurde beobachtet, dass Schülerinnen von Mädchenschulen sich ebenso risikofreudig zeigten wie gleichaltrige Jungen, während Schülerinnen gemischter Schulen sich vergleichsweise risikoscheu verhielten. Dies sei, so die Autoren, nicht als pauschales Argument für mehr Mädchenschulen zu deuten, sondern als Argument für das Erfordernis eines bewussten Gegensteuerns bezüglich der Herausbildung von potenziell schädigenden Geschlechterstereotypen in geschlechtergemischten Schulformen.[1]

In einer neuseeländischen Längsschnittstudie zeigte sich, dass Jungen in den untersuchten gemischten Schulen in ihren Leistungen systematisch gegenüber Mädchen benachteiligt sind, und dass dieser Unterschied verschwindet, wenn Jungen und Mädchen getrenntgeschlechtliche Schulen besuchen.[2]

Literatur

  • Judith Rich Harris: Ist Erziehung sinnlos? - Warum Kinder so werden, wie sie sind, rororo, Reinbek 2000, ISBN 3-499-61469-3
  • Heike Kahlert, Anina Mischau: Neue Bildungswege für Frauen. Campus Verlag, 2000. ISBN 3593364980 (Ko- oder Monoedukation ab Seite 61)
  • Norbert Kühne: Mädchen und Jungen - Entwicklung, Erziehung, Identität; in: Praxisbuch Sozialpädagogik, Band 8, Bildungsverlag EINS, Troisdorf 2010; Seite 9-41; ISBN 978-3-427-75416-9
  • Martin Spiewak: Nichts wie raus! Jungen sind die Verlierer des Bildungssystems (...), in: DIE ZEIT Nr. 32, 5. August 2010; S. 27-28
  • Gisela Steins: Identitätsentwicklung - die Entwicklung von Mädchen zu Frauen und Jungen zu Männern, Pabst Verlag, Lengerich 2003, ISBN 3-89967-010-8

Einzelnachweise

  1. Alison L. Booth, Patrick J. Nolen: Gender Differences in Risk Behaviour: Does Nurture Matter? und Choosing to Compete: How Different Are Girls and Boys?, beide veröffentlicht im Februar 2009. Zitiert nach Holger Hinte (Institut zur Zukunft der Arbeit): Anerzogen, nicht angeboren: Warum Frauen weniger risikobereit sind als Männer. 23. März 2009, abgerufen am 28. März 2009.
  2. Gibb, S., Fergusson, D., Horwood, L. (2008): Effects of Single-Sex and Coeducational Schooling on the Gender Gap in Educational Achievement. Australian Journal of Education, Vol. 52, No. 3, pp. 301-317.

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