Montagskreis Suhl

Montagskreis Suhl

Der Montagskreis Suhl stellt ein wichtiges Beispiel für die oppositionelle Jugendkultur in Südthüringen in der Spätphase der DDR dar. Er entstand 1977 als selbständig agierender und sich selbst verwaltender Gesprächs- und Aktionskreis unter dem Dach der Kirche (Hauptkirche). 1983 wurde der Montagskreis in eine reguläre Junge Gemeinde umgewandelt, die bis 1990 der "Offenen Arbeit" nahestand.

Mitglieder des Montagskreises beteiligten sich im Herbst 1989 aktiv an Demonstrationen und an der Besetzung der Bezirksverwaltung der Staatssicherheit. Überregional bedeutsam wurde der Kreis durch sein Engagement für den Sozialen Friedensdienst (SoFD) 1981-1982 im südthüringer Raum, für seine Umweltaktivitäten, als Sammelbecken kritischer Jugendlicher und junger Erwachsener, durch seine vielfältige auch künstlerische Programmarbeit und durch seine Ausrichtung an der Gemeinschaft von Taizé in den ersten Jahren seines Bestehens.

1983 gründete sich im Umfeld des Montagskreises die Punk-Band „Andreas Auslauf“, nachdem vorhergehende NDW- oder Punk-Band-Gründungen wie "Fünfahrplan", "Roter Stern" oder "Infragrün" keinen Bestand hatten oder sich auflösen mussten. Das Modell wurde auch von anderen Kreisen übernommen, u.a. gingen vom Montagskreis Suhl Impulse für die Gründung des Montagskreises Weimar Anfang der achtziger Jahre aus. Gäste und Referenten waren u.a. Heino Falcke, Paul Oestreicher, Egbert Herfurth, Michael von Hintzenstern, Wolfgang Hilbig, Edelbert Richter, Walter Schilling, aber auch Vertreter des Ökumenischen Weltkirchenrats und der Gemeinschaft von Taizé. Von Polizei und Staatssicherheit wurden die Gründer und aktiven Vertreter des Kreises bis 1989 im Sammel-Operativ-Vorgang OV "Kessel" observiert und bearbeitet.

Aus dem Umfeld des Montagskreises gingen Künstler wie Clemens Seiffert (=Clemens Wallroth, nach 1989 Mitbegründer des Ostberliner Kunsthauses Tacheles), Fotografen wie Carola Löffler und Joachim Dette, bildende Künstler wie Christiane Krömer oder Ulrike Markert; die Theater- und Literaturwissenschaftler Carmen Wolfram und Klaus Michael (Hg. von Literaturzeitschriften wie "Liane" und "Moosbrand"), die Theologen Christiane Markert-Wizisla (2001-07 Frauenbeauftragte der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg), Peter Eichfeld (bis 2002 Landespolizeipfarrer von Sachsen-Anhalt) oder Politiker wie Christoph Matschie (seit 2004 Vorsitzender der SPD im Freistaat Thüringen) hervor.

Nach 1990 erfolgte die Aufarbeitung der jugendkulturellen Oppositionsgeschichte durch die Suhler Außenstelle der Gauck-Behörde (Ausstellung), die Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und durch die Universität Leipzig.

Literatur

  • Peter Wurschi: Rennsteigbeat (Europäische Diktaturen und ihre Überwindung. Schriften der Stiftung Ettersberg, Band 11), Weimar 2007 ISBN 9783412200145

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