Edelbert Richter

Edelbert Richter
Edelbert Richter 1990

Edelbert Richter (* 25. Februar 1943 in Chemnitz) ist ein deutscher Theologe, Politiker (DA, SPD, Die Linke) und war Mitglied des Deutschen Bundestages.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ausbildung und Beruf

Richter begann nach dem Abitur ein Philosophiestudium, wurde aber 1961 aufgrund „ungenügender politischer Reife” abgewiesen. Zwei Jahre später begann er schließlich ein Theologiestudium in Halle (Saale), das er 1968 abschloss. Anschließend arbeitete er als Assistent am Katechetischen Oberseminar in Naumburg und als Vikar in Sachsen. Im Jahr 1974 wurde er Pfarrer in Naumburg und Stößen, zwei Jahre später beendete er seine kirchliche Qualifikationsarbeit.

Von 1987 bis 1990 war er als Dozent und Repetent für Systematische Theologie und Philosophie am Katechetischen Oberseminar der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen in Naumburg tätig, einer der drei nicht-staatlichen evangelischen Hochschulen in der DDR. Zugleich war er in Naumburg Studentenpfarrer.[1]

Er ist Mitglied der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler.

Politik

1977 bis 1989 Engagement in regimekritischen Gruppen und in der Friedens- und Ökologiebewegung. Richter war im Jahr 1989 Gründungsmitglied der Partei Demokratischer Aufbruch, die eine oppositionelle politische Gruppierung in der DDR darstellte. Ab Dezember wandten sich führende Mitglieder der CDU zu, mit der sie später ein Wahlbündnis eingingen. Richter trat im Januar 1990 in die SPD über. Vom 18. März bis zum 2. Oktober 1990 war er Mitglied der letzten (und zugleich ersten frei gewählten) Volkskammer der DDR, anschließend des Bundestages. Diesem gehörte er noch bis zum Dezember 1990 an.

Richter wurde 1991 Mitglied der Grundwertekommission beim Parteivorstand der SPD. Von 1991 bis 1994 war er Beobachter im Europäischen Parlament. Zur Bundestagswahl 1994 zog er erfolgreich wieder in den Bundestag ein, dem er bis 2002 angehörte. 2000–2002 Mitglied der Enquetekommission „Globalisierung der Weltwirtschaft“, seit 2000 engagiert bei Attac.

Im Unterschied zu einigen Ex-Bürgerrechtlern der DDR begrüßte Richter 2004 die Verwendung des Begriffs „Montagsdemonstrationen“ im Zusammenhang mit den Protesten gegen die Hartz-Reformen der Bundesregierung.[2]

Angesichts des von der SPD unter Bundeskanzler Gerhard Schröder eingeschlagenen Weges der Konter-Reformen "Agenda 2010" trat Edelbert Richter 2005 aus der SPD aus.[3]

Seit 2007 ist er Mitglied der Partei Die Linke.

Werke (Auswahl)

  • Zweierlei Land – Eine Lektion. Konsequenzen aus der deutschen Misere, DDR-Samisdat, Berlin 1989.
  • Sozialismus - despotisches Erbe oder Idee? In: Union Verlag (Hrsg.): Debakel einer Utopie. pro vocation 3, Texte von André Glucksmann, Friedrich Nietzsche, Peter Kaeding, Horst Drescher, Wolfgang Mattheuer, Edelbert Richter, Friedrich Dieckmann, Monika Maron. Berlin, Union Verlag, 1990, S. 41-44, ISBN 3-372-00384-5.
  • Christentum und Demokratie in Deutschland. Beiträge zur geistigen Vorbereitung der Wende in der DDR, Leipzig und Weimar 1991.
  • Erlangte Einheit – verfehlte Identität. Auf der Suche nach den Grundlagen für eine neue deutsche Politik, Berlin, 1991.
  • Wendezeiten. Das Ende der konservativen Ära, Köln/ Weimar/ Wien, 1994.
  • Aus ostdeutscher Sicht. Wider den neoliberalen Zeitgeist. Köln/ Weimar/ Wien, 1998.
  • Eine zweite Chance? Die SPD unter dem Druck der „Globalisierung“, Hamburg, 2002.
  • „Reform“ als Restauration und hegemoniale Nostalgie, Hamburg, 2005.
  • „… dass die Macht an sich böse ist“ – Eine Aktualisierung von Jacob Burckhardt, Hamburg, 2006.

Einzelnachweise

  1. Erhard Neubert: Geschichte der Opposition in der DDR 1949-1989. Berlin, Links, 2., durchges. und erw. Aufl. 1998, S. 467.
  2. Erklärung von Angehörigen ehemaliger DDR-Oppositionsgruppen: "Wir protestieren gegen Hartz IV" vom 29. August 2004
  3. Vgl. Kurzbiographie.

Literatur

Weblinks


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