- Moralunternehmer
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Moralunternehmer (moral entrepreneur) ist eine kriminologische Bezeichnung für Menschen, die mit den bestehenden Regeln nicht zufrieden sind und sie ändern wollen. Der Begriff wurde vom US-amerikanischen Soziologen Howard S. Becker geprägt.
Haben Moralunternehmer Erfolg, werden entsprechende Verhaltensregeln durch Gesetz für allgemein verbindlich erklärt. Wer sich nicht diesen Regeln gemäß verhält, wird zum Außenseiter mit abweichendem Verhalten, das dann auch strafbedroht ist. Insofern produzieren Moralunternehmer nicht nur Regeln, sondern indirekt auch Abweichung und Kriminalität.
Zu den Moralunternehmern werden nicht nur Regelsetzer (wie etwa Lobbyisten und Politiker) sondern auch Regeldurchsetzer (Polizeibeamte, Staatsanwälte, Richter) gezählt.
Der Begriff Moralunternehmer wird ganz überwiegend im Zusammenhang der Kritischen Kriminologie gebraucht, die in der Tradition des Labeling Approach steht.
Literatur
- Howard S. Becker (1973; 2. erweiterte Auflage 1974) Außenseiter. Zur Soziologie abweichenden Verhaltens. Frankfurt a.M.: Suhrkamp. Originalausgabe: Outsiders: Studies in the Sociology of Deviance (1963). New York: The Free Press (pp. 147-153).
- Henner Hess (1993) Kriminologen als Moralunternehmer. In: Lorenz Böllinger und Rüdiger Lautmann, Hg., Vom Guten, das noch stets das Böse schafft. Kriminalwissenschaftliche Essays zu Ehren von Herbert Jäger: 329-347.
- Sebastian Scheerer (1986) Atypische Moralunternehmer. Kriminologisches Journal. Erstes Beiheft: 133-156.
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