- Multilaterales Handelssystem
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Ein multilaterales Handelssystem (engl. Multilateral Trading Facility - MTF) ist ein von einem Finanzdienstleister, einer Wertpapierfirma oder einem Marktbetreiber eingerichtetes und betriebenes, börsenähnliches Netzwerk bzw. multilaterales System mit dem Ziel, eine Vielzahl von Anbietern und Nachfragern auf dem Finanzmarkt nach bestimmte Regeln zusammenzuführen.
Hintergründe
Gemäß der Markets in Financial Instruments Directive der Europäischen Union bestehen für solche Dienstleister umfangreiche Offenlegungspflichten. Der Betrieb eines solchen Systems gilt in Deutschland seit 2006 als Wertpapier- bzw. Finanzdienstleistung.
- Was als Finanzdienstleistung anzusehen ist, wird abschließend in § 1 Abs. 1a Satz 2 Nrn. 1 bis 10 und Satz 3 KWG festgelegt.
- Der Betrieb eines multilateralen Handelsystems wird in § 2 Abs. 3 Nr. 8 WpHG geregelt.
Ein multilaterales Handelssystem ist eine börsenähnliche Handelsplattform (meist internetbasiert) mit im Vergleich zu geregelten Märkten weitgehend übereinstimmenden Anforderungen, etwa an
- Zulassung von Handelsteilnehmern
- Regeln für Preisermittlung und Geschäftsabwicklung,
- Kontrollverfahren und
- Vor- und Nachhandelstransparenz durch die BaFin. [1]
Der Unterschied zum geregelten Markt besteht dadurch, dass keinerlei Anforderungen bei der Handelseinbeziehung an Finanzinstrumente und Emittenten und außerdem keine Zulassungsfolgepflichten bestehen. Dies bedeutet, dass die Finanzinstitute die Möglichkeit erhalten, gemeinsam ein Handelssystem einzurichten, an der Wertpapiere gehandelt werden. Finanzinstitute können Wertpapieraufträge von Kunden somit auch intern abhandeln. (englisch: clearen), was dem Anbieter im geregelten Markt verwehrt bleibt.
Das erste MTF in Deutschland ist die in Berlin betriebene Handelsplattform Tradegate.
Des Weiteren zählt Turquoise als MTF der Großbanken.
Beides steht als Konkurrenz zu den etablierten Börsen.Einzelnachweise
Siehe auch
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