Muristan

Muristan
Lage des Muristan im Christenviertel
Der Muristan- Gedenkstein in der Nähe der Erlöserkirche. An diesem Platz stand das erste Hospital des Johanniterordens.
Durchgang vom Muristan ins muslimische Viertel. Zu erkennen ist der stilisierte preußische Adler über dem Tor

Der Muristan (von persisch ‏بیمارستانBimaristan, „Krankenhaus, Irrenhaus“), zu dem heute außer der deutschen evangelisch-lutherischen Erlöserkirche das Grundstück der Martin-Luther-Schule, das Lutherische Hospiz sowie einige Läden gehören, ist ein Areal im Zentrum der Jerusalemer Altstadt.

Es wird im Westen von der Christian Quarter Road, im Süden von der David Street, im Osten vom Suq el-Lahhamin und im Norden vom Suq ed-Dabbagha begrenzt wird. Die Muristan Road teilt das Gelände in einen westlichen und einen östlichen Bereich.

Geschichte

Bereits Karl der Große hatte das Gelände als Geschenk des Kalifen von Bagdad, des sagenumwobenen Harun al Raschid, erhalten. Der Kaiser ließ darauf ein Pilgerhospiz erbauen.

Im Jahre 1064 ging der Muristan durch eine weitere Schenkung in den Besitz eines Kaufmanns aus Amalfi über. Eine im Jahre 1048 erstmals erwähnte und von Kaufleuten aus Amalfi bereits lange vor dem ersten Kreuzzug gestiftete, inzwischen aber zerstörte Pilgerherberge wurde neu aufgebaut. Neben dem Hospital, das entweder Johannes dem Täufer, oder Johannes dem Almosengeber gewidmet war, wurden zwei Marienkirchen, eine Johanneskirche und zwei Klosteranlagen, zu deren Aufgaben es gehörte, männliche und weibliche kranke Pilger zu pflegen, errichtet. Wenig später, im Jahre 1099, wurde hier der Hospitaliterorden (auch Johanniterorden) gegründet, der heutige Malteserorden. An den Ort, dieses ersten Hospitals der Johanniter, erinnert heute ein an dieser Stelle aufgestellter Gedenkstein. Der Orden, der seinen Namen vom Schutzpatron des Hospitals herleitete, wurde beim Sieg Saladins über die Kreuzfahrer 1187 aus Jerusalem vertrieben und die Gebäude als islamische Stiftung weitergeführt. Bis ins 16. Jahrhundert wurden hier weiterhin Kranke gepflegt, dann verfiel der Muristan, und die Gebäude wurden fast vollständig zerstört. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts befanden sich an vielen Stellen Ruinen, gleichzeitig war es das einzige noch zu bebauende Grundstück in der Altstadt Jerusalems. Das griechisch-orthodoxe Patriarchat kaufte den Teil westlich der heutigen Muristan Road (früher: Kronprinz-Friedrich-Wilhelm-Straße) zum Bau von Basaren.

1869 übereignete der Sultan des osmanischen Reiches, Abdülhamid II., den östlichen Teil des Muristan-Areals dem preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm als Geschenk an den König von Preußen, Wilhelm I. Hier wurde am 31. Oktober 1898 in Gegenwart des deutschen Kaiserpaares die deutsche evangelisch-lutherische Erlöserkirche eingeweiht.

Heute ist der Muristan im Besitz der Evangelischen Jerusalemstiftung in Hannover.

Literatur

  • Gräbe, Dr. Uwe (Hg.): Faltblatt der deutschen evangelischen Gemeinde in Jerusalem - Zur Geschichte der Erlöserkirche. Jerusalem 2006.
  • Moya Tönnies, Rüdiger Bartelmus und Tom Fleischer: Jerusalem / Mittelalterlicher Muristan (Plan) auf der Website der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Weblinks

 Commons: Muristan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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