- Jerusalemer Altstadt
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Die Altstadt von Jerusalem erstreckt sich auf einer Fläche von knapp 1 km². Sie enthält zwar einige Gebäude aus früheren Zeiten, wird aber in ihrer heutigen Lage von der Stadtmauer Süleyman des Prächtigen aus dem 16. Jahrhundert umschlossen. Obwohl der Berg Zion mit der Dormitio-Kirche sich außerhalb der Stadtmauern befindet, wird auch er gelegentlich zur Altstadt gerechnet.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Zwischen 1535-1538 wurde eine Mauer um die Altstadt gebaut. Im Laufe des 19. Jahrhunderts verstärkte sich der Zuzug jüdischer Siedler, die ab der Mitte des Jahrhunderts die Bevölkerungsmehrheit in der Stadt stellten. In dieser Zeit begannen die Juden auch erste Siedlungen außerhalb der Stadtmauer zu errichten, und Jerusalem wuchs langsam über die Grenzen der Altstadt hinaus.
Nachdem der britische General Allenby 1917 Jerusalem von den Türken erobert hatte, wurde 1920 das britische Völkerbundsmandat für Palästina errichtet, das auch Jerusalem umfasste. In dieser Zeit kam es wiederholt zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Juden und Moslems. Als 1948 der israelische Unabhängigkeitskrieg ausbrach, wurde die Altstadt in weiten Teilen zerstört und in der Folge von Jordanien besetzt bzw. 1950 annektiert. Für die nächsten 19 Jahre gehörte die Altstadt zum jordanisch kontrollierten Ostjerusalem. Während dieser Zeit war die Altstadt nach Westen hin abgeriegelt, die westlichen Altstadttore wurden vermauert. Sie verfiel in den folgenden Jahren zusehends, insbesondere das Jüdische Viertel.
1967 während des Sechstagekriegs wurde die Altstadt von israelischen Truppen erobert und die Jerusalemer Stadtverwaltung auf Ostjerusalem mit der darin liegenden Altstadt ausgeweitet. Seither wurden im gesamten Altstadtgebiet viele Gebäude saniert bzw. neu aufgebaut. Im Jerusalemgesetz von 1980 wird die gesamte Stadt als Einheit und „unteilbare Hauptstadt Israels“ definiert.
Seit 1981 stehen die Altstadt und die Stadtmauer als Weltkulturerbe unter dem Schutz der UNESCO. Auf Grund der besonderen politischen Situation und des unklaren politischen Status von Jerusalem wurde sie 1982 auf die Rote Liste des gefährdeten Welterbes gesetzt. Das Welterbekomitee sieht es als seine besondere Aufgabe, die Entwicklung der Altstadt und den Erhalt ihrer Denkmäler zu überwachen und zu unterstützen.
Zuletzt musste es 2007 vermittelnd in den Streit um die Rekonstruktion einer Rampe einschreiten, die neben der Klagemauer am Dungtor in die Altstadt führt. Diese war Ende 2004 nach heftigen Regenfällen beschädigt worden. Die von der israelischen Stadtverwaltung durchgeführten Grabungen zur Untersuchung des Baugrunds für die Reparatur führten zu scharfen Protesten der arabischen Waqf, die die alleinige Autorität für die Verwaltung der Altstadt beansprucht.
Der Tempelberg
Der Tempelberg mit der al-Aqsa-Moschee und dem Felsendom dominiert die Altstadt von Jerusalem. Als zentraler heiliger Ort der drei monotheistischen Weltreligionen ist er sehr umstritten. Nach der Eroberung durch israelische Streitkräfte im Sechstagekrieg 1967 wurde der Tempelberg der autonomen Verwaltung des Waqf übergeben.
Der Tempelberg wird als zur Altstadt gehörend betrachtet, da die Stadtmauer an die östliche und südliche Stützmauer des Tempelbergs anschließt, und der Tempelberg nur von innerhalb der Altstadtmauern betreten werden kann. Gesondert betrachtet und genannt wird er, da er unbewohnt ist und keinem der Altstadtviertel zugeordnet ist.
Die einzelnen Viertel
Die bewohnte Altstadt teilt sich in vier religiös und ethnisch unterschiedene Viertel auf: Das Muslimische Viertel im Nordosten der Altstadt, das Christliche im Nordwesten, das Armenische im Südwesten und das Jüdische im Südosten. Die Bezeichnungen der einzelnen Viertel stammt aus einer Zeit, als die verschiedenen Gruppen streng voneinander getrennt gelebt haben. Heutzutage hat sich die Bevölkerung teilweise vermischt, wobei die Unterschiede der Viertel bis heute deutlich erkennbar sind.
Christliches Viertel
Mit 19 Hektar deutlich kleiner als das Muslimische Viertel findet sich das Christliche Viertel im Nordwesten der Stadt und wird nach Süden hin durch die David Street vom Armenischen Viertel abgegrenzt. Seit dem 4. Jahrhundert war es hier – aus dem Wunsch heraus, dem Heiligen Grab möglichst nahe zu sein, – zu einer verstärkten Ansiedlung von Christen gekommen.
Sehenswürdigkeiten:
- die Grabeskirche,
- die Erlöserkirche,
- der Muristan,
- die Zitadelle,
- das Salvatorkloster sowie
- das Lateinische,
- das Griechisch-orthodoxe
- und das Griechisch-katholische Patriarchat.
Muslimisches Viertel
Mit etwa 30 Hektar Fläche ist das Muslimische Viertel das größte und auch am dichtesten bevölkerte der Altstadt. Begrenzt wird es im Norden und Osten durch die Stadtmauer, im Süden durch die Straße Tariq Bab el Silsila und im Westen durch die Khan el Zeit. Bis in die Zeit der Kreuzfahrer hinein war dieser Stadtteil von Juden bewohnt. Nach dem Massaker an der jüdischen Bevölkerung infolge der Eroberung durch die Kreuzritter 1099 wurden diese aber von hier vertrieben, und ab dem 12. Jahrhundert kamen arabische Siedler in diesen Teil der Stadt. Im Unterschied zum Jüdischen Viertel sind die Häuser in den Suqs einfacher.
Sehenswürdigkeiten:
- ein Großteil der Via Dolorosa,
- die St.-Anna-Kirche,
- der Teich Bethesda,
- die Geißelungskapelle,
- die Verurteilungskapelle,
- die Ecce-Homo-Basilika,
- das österreichische Pilgerhospiz und
- die Burg Antonia.
Armenisches Viertel
Das Armenische Viertel im Südwesten der Altstadt ist das unscheinbarste und touristisch am wenigsten erschlossene Viertel. Der alte römische Cardo maximus bildet die Trennlinie zum östlich angrenzenden Jüdischen Viertel.
Sehenswürdigkeiten:
- das armenische Patriarchat mit der Jakobuskirche
- die Markuskirche
- der Konvent der Maroniten.
Jüdisches Viertel
Die Juden lebten bis in die Kreuzfahrerzeit hinein im Nordosten der Stadt. Dieses Viertel wurde nach der Eroberung Jerusalems aber vollständig zerstört. Nachdem der sephardische Rabbi Nachmanides „Ramban“ 1267 nach Jerusalem gekommen war, begann er mit dem Aufbau einer neuen jüdischen Gemeinschaft im Südosten. Starken Zulauf erhielt diese Gemeinschaft nach der Vertreibung der Juden aus Spanien 1492 und seit dem 18. und 19. Jahrhundert durch die Ausweisung von Juden aus Osteuropa.
Während des Unabhängigkeitskrieges 1948 wurde die Altstadt von jordanischen Truppen erobert, und alle jüdischen Bewohner wurden vertrieben. Die Wohnhäuser und alle 58 Synagogen des Viertels wurden systematisch zerstört und unbewohnbar gemacht, zusätzlich wurden alle westlichen Zugänge zur Altstadt (Neues Tor, Jaffator, Zionstor) vermauert. Das vollständig vernachlässigte Viertel verfiel zusehends. Erst nach der Rückeroberung 1967 begann der Wiederaufbau, vielfach unterstützt durch reiche jüdische Familien und Gemeinden in Europa und den USA. Dadurch ist das Jüdische Viertel heute das reichste und am besten modernisierte Viertel der Altstadt, was man bereits beim Gang durch die Straßen deutlich bemerkt.
Sehenswürdigkeiten:
- die Klagemauer,
- die Ramban-Synagoge,
- die Hurva-Synagoge und
- die vier sephardischen Synagogen.
Die Altstadtmauer und ihre Tore
Sultan Süleyman der Prächtige ließ in den Jahren 1532 bis 1542 auf byzantinischen und römischen Fundamenten die heutige Stadtmauer errichten. Der Bau verzögerte sich infolge des Streites über die Frage, ob der Zionsberg im Süden in die Mauer mit eingefasst werden sollte. Die Stadt entschied, dass die Franziskaner (OFM) als Verwalter des Berges für die Mehrkosten aufzukommen hätten. Da diese als Bettelorden aber nicht über die nötigen finanziellen Mittel verfügten blieb der Zionsberg außerhalb der Stadtmauer.
Im Südosten wird die Stadtmauer durch den Tempelberg unterbrochen, der als natürliches Hindernis hier die Mauer ersetzt.
Die Länge der Stadtmauer beträgt 4018 m, ihre Durchschnittshöhe 12 m und ihre durchschnittliche Breite 2,5 m. Sie enthält 34 Wachttürme und acht prachtvolle Tore. Im Norden sind dies das Damaskustor und das Herodestor. Im Osten das Löwentor und das Goldene Tor. Im Süden das Dungtor und das Zionstor, sowie im Westen das Jaffator. 1887 wurde in der nordwestlichen Ecke auch noch das so genannte Neue Tor eingefügt.
Die Tore der Altstadt im Uhrzeigersinn mit Angabe der Himmelsrichtung:
Literatur
- Rehav Rubin (רובין, ריכב): Das Reliefmodell der Stadt Jerusalem von Stephan Illés (1873). In: Cartographica Helvetica 34 (2006) S. 35–42 Volltext
- Michael Dumpert: The politics of sacred space: the old city of Jerusalem in the Middle East conflict. Boulder, Colo.: Rienner, 2002. ISBN 1-58826-016-X [Englisch]
Weblinks
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