- Muschelminna
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Muschelminna Heutige Ansicht des Brunnens Ort Görlitz, Sachsen Land Deutschland Verwendung Kunstbrunnen Bauzeit 1879 bis 1887 Architekt Robert Toberentz Technische Daten Baustoff Bronze und Marmor Koordinaten Lage 51.15194761666714.986102580556Koordinaten: 51° 9′ 7″ N, 14° 59′ 10″ O51° 9′ 7″ N, 14° 59′ 10″ O51.15194761666714.986102580556
Die Muschelminna ist ein 1887 erbauter Brunnen in der Stadt Görlitz. Der Name entstand aus dem Volksmund, der die auf dem Marmorsockel befindliche Bronzestatue so bezeichnete. Die Statue wurde während des Zweiten Weltkriegs eingeschmolzen. Seit 1994 ist eine originalgetreue Nachbildung auf dem Brunnen zusehen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Das erste Postamt der Stadt Görlitz entstand 1855 auf dem alten Viehmarkt. 1865 wurde auch ein Gerichtsgebäude am nun so genannten Postplatz errichtet. Der Platz zwischen den beiden Gebäuden wurde bepflanzt. Als der preußische Innenminister Robert Viktor von Puttkamer 1877 zu Besuch in der Stadt war, empfahl er, den Platz durch einen Kunstbrunnen aufzuwerten und damit attraktiver zu machen.[1] Gemeinsam mit Oberbürgermeister Gobbin bemühte er sich darum, die dazu erforderlichen Mittel aufzubringen. 1878 genehmigte der preußische Kultusminister Falk aus staatlichen Mitteln 75.000 Reichsmark. Aus dem städtischen Haushalt wurden 30.000 und durch Spenden weitere 15.000 Reichsmark aufgebracht. 1885 bewilligte die preußische Regierung einen Zuschuss von 15.000 Reichsmark, zu dem städtische Mittel in Höhe von 10.200 Reichsmark kamen.
Bereits 6 Jahre zuvor, 1879, wurde ein Vertrag zwischen der Stadt Görlitz und dem Bildhauer Robert Toberentz aus Breslau unterzeichnet. Dieser Vertrag sah die Fertigstellung des Brunnens innerhalb der nächsten 6 Jahre vor. Die Berliner Bildhauer Ochs, Vater und Sohn fertigten, nach Entwürfen und Modellen von Toberentz, die Arbeiten in Marmor an. Im Hüttenwerk Lauchhammer entstand die Bronzefigur, die auf den Marmorsockel montiert werden sollte. Erst am 12. November 1887, zwei Jahre später als vereinbart, wurde der Brunnen eingeweiht und bekam anfangs einen Gitterzaun. Der amtierende Oberbürgermeister von Görlitz, Clemens Theodor Reichert, bezeichnete ihn dabei als „schönsten Brunnen in Schlesien“. Die Bronzefigur bekam im Volksmund den Namen „Muschelminna“, den sie bis heute trägt.
Nur zu besonderen Gelegenheiten durfte aus der Muschel der Statue Wasser fließen. Die empfindlichen Marmorfiguren hätten sonst auf Dauer durch das herab prasselnde Wasser beschädigt werden können.
1889 wurden vier sternförmig über den Platz zum Brunnen verlaufende Wege angelegt und der Brunnen wurde um ein Bassin erweitert. 1937 mussten diese Wege der neuen Straßenbahnlinie weichen. Ein Rasenoval umgab fortan den Brunnen. Im Sommer 1942 wurden die meisten Denkmäler und Kirchenglocken in Görlitz für Kriegszwecke eingeschmolzen. Dazu zählte auch die Bronzestatue des Brunnens, die am 15. Juli demontiert wurde. Der Dresdener Bildhauer Werner Hempel fertigte eine Marmorschale als neue Bekrönung des Brunnens.
1987 bekam Friedrich Klos aus Dresden den Auftrag, nach historischen Bildvorlagen der ursprünglichen Muschelminna ein neues Gussmodell zu schaffen. Fünf Jahre dauerte es bis zur Erstellung des Tonmodells. Am 1. Mai 1994 wurde die originalgetreue Kopie der Statue auf ihrem Platz befestigt. Die Statue wurde bereits ein Jahr zuvor in Lauchhammer gegossen. Seit 1996 wird an jedem ersten Maiwochenende das Muschelminnafest veranstaltet. Von 2007 bis Februar 2008 wurden Restaurierungsarbeiten an der Statue vorgenommen. Fachpersonal aus Leipzig befreite sie von Kalkablagerungen und versah sie mit einer Schutzwachsschicht.[2]
Gestaltung
Der Brunnen besteht aus einem massiven Marmorsockel, der von vier Figuren reihum besetzt wird. Die vier Marmorfiguren galten als Fischer, Jäger, Nymphe und Nixe, wurden jedoch auch als Romantik, Nutzen, Veränderlichkeit und Kraft gedeutet. Auf diesem Sockel thront eine 3,70 m große bronzene Frauenfigur. Diese trägt eine wasserspendende Muschel über dem Kopf. Sie galt ursprünglich als Verkörperung der Natur, derer sich die vier Marmorfiguren bedienen. Zwischen den Figuren sind Masken in den Stein gehauen, aus deren Mündern das Wasser fließt. Damals befanden sich im Becken kleine Schwäne aus Zinkguss, aus deren Schnäbeln ebenfalls Wasser heraus spritzte. Diese verschwanden im Zuge der zahlreichen Umbauten. [3]
Literatur
- Der Zierbrunnen auf dem Postplatz zu Görlitz. In: Die Gartenlaube, Jg. 1888, Heft 8, S. 131. (Volltext auf Wikisource)
Weblinks
Commons: Muschelminna – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienBelege
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