Musipedia

Musipedia

Musipedia ist eine Suchmaschine, die Musikstücke identifizieren kann - anhand von vorgepfiffenen Teilen, durch eine virtuelle Klaviatur oder mithilfe des Parsons-Codes. Wie bei Wikipedia kann jedermann die Sammlung eingetragener Melodien verändern. Dabei kann für jede Melodie eine MIDI-Datei, eine Noten-Bitmap, ein Text und die melodische Kontur als Parsons-Code eingegeben werden. Gegebenenfalls wird die MIDI-Datei automatisch mit Hilfe von Lilypond generiert. Musipedia ist also eine Art Wikipedia für Musik.

Inhaltsverzeichnis

Suchprinzipien

Musipedia bietet zwei Suchmethoden zur Auswahl: entweder basierend auf der melodischen Kontur oder auf Tonhöhen und Rhythmus.

Die Kontursuche basiert auf einer Editierdistanz. Daher werden nicht nur Einträge gefunden, die genau der eingegebenen melodischen Kontur entsprechen, sondern auch die ähnlichsten unter den nicht identischen Melodien. Die Ähnlichkeit wird dabei anhand der nötigen Editierschritte (Einfügen, Ersetzen oder Löschen eines Zeichens) gemessen, die den Parsons-Code der Suchanfrage in den Parsons-Code des Suchergebnisses umwandeln würden. Da es nur auf die melodische Kontur ankommt, kann man Melodien auch dann finden, wenn man sich über die Tonart, den Rhythmus oder die genauen Intervalle nicht sicher ist.

Die Tonhöhe- und Rhythmus-Suche, die als Voreinstellung benutzt wird, hat ebenfalls eine gewisse Robustheit, weil sie nicht von der absoluten Tonhöhe und dem genauen Tempo abhängt, sondern nur von den Intervallen und dem Rhythmus. Die Melodie kann auf verschiedene Arten eingegeben werden, z. B. mit einer Klaviatur auf dem Computerbildschirm. Die Suchmaschine zerlegt dann die Anfrage in kurze Segmente, wandelt jedes Segment in eine Punktmenge im zweidimensionalen Raum aus Zeitpunkt und Tonhöhe um und vergleicht schließlich jede dieser Punktmengen anhand der Earth Mover's Distance mit den Punktmengen, die Segmente aus der Melodiedatenbank beschreiben. Ebenso wie bei der Kontursuche führen kleine Änderungen der Suchanfrage auch nur zu entsprechend kleinen Änderungen im Suchergebnis, was die Suche fehlertolerant macht.

Beide Suchmethoden werden mit Indizes beschleunigt, die auf Vantage-Objekten beruhen. Statt den Abstand zwischen der Suchanfrage und jedem einzelnen Datenbankeintrag zu berechnen, werden beim Suchen nur die Abstände zwischen der Anfrage und einer kleinen Anzahl Vantage-Objekten bestimmt. Für jedes dieser Vantage-Objekte ist bereits im Voraus der Abstand zu jedem Objekt in der Datenbank berechnet worden. Da die Dreiecksungleichung sowohl für die Editierdistanz als auch für die von Musipedia verwendete Transportdistanz gilt, muss der Suchalgorithmus in einem zweiten Schritt nur noch die Objekte mit ähnlichen Abständen zu den Vantage-Objekten beachten.

Abgrenzung zu Audio-Suchmaschinen

Die Musipedia-Suchmaschine funktioniert grundlegend anders als eine Suchmaschine wie z. B. Shazam. Letztere kann kurze Audio-Abschnitte (ein paar Sekunden aus einer Aufnahme) identifizieren, selbst wenn sie über eine qualitativ schlechte Telefonverbindung übermittelt wurden. Dazu verwendet Shazam Audio Fingerprinting. Mit Audio Fingerprinting kann man Aufnahmen identifizieren, mit einer Suchmaschine wie Musipedia dagegen Musikstücke, die eine gegebene Melodie enthalten. Shazam findet also genau die Aufnahme, die einen gegebenen Ausschnitt enthält, aber keine anderen Aufnahmen desselben Musikstücks.

Geschichte

Musipedia wird seit 1997 von Rainer Typke betrieben und entwickelt. Bevor das Wikipedia-artige Editieren der Melodiesammlung möglich war, hieß die Suchmaschine „Melodyhound“, seit 2004 heißt sie „Musipedia“. Seit 2006 wird, wie in Planet.nl und im Wall Street Journal beschrieben, die Suchmaschine zusätzlich zur Musipedia-Melodiesammlung auch auf MIDI-Dateien aus dem World Wide Web angewendet. Für das Sammeln der Daten aus dem Internet wird das seit Dezember 2005 verfügbare Produkt „Alexa Web Search“ verwendet; Musipedia ist einer der ersten Alexa Web Search-Anwender.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Musipedia — is a search engine for identifying pieces of music. This can be done by whistling a theme, playing it on a virtual piano keyboard, tapping the rhythm on the computer keyboard, or entering the Parsons code. Anybody can modify the collection of… …   Wikipedia

  • Musipedia — Musipédia est une encyclopédie musicale libre offrant un puissant moteur de recherche de morceaux de musique. La recherche se fait soit à partir d un simple thème sifflé ou chanté au micro, soit à partir d un air joué sur le clavier virtuel du… …   Wikipédia en Français

  • GNU LilyPond — LilyPond Beispiel Basisdaten Entwickler: Han Wen Nienhuys, Jan Nieuwenhuizen und Team Aktuelle Version …   Deutsch Wikipedia

  • Lilypond — Beispiel Basisdaten Entwickler: Han Wen Nienhuys, Jan Nieuwenhuizen und Team Aktuelle Version …   Deutsch Wikipedia

  • Parsons code — The Parsons code, formally named the Parsons Code for Melodic Contours, is a simple notation used to identify a piece of music through melodic motion the motion of the pitch up and down. Denys Parsons developed this system for his 1975 book, The… …   Wikipedia

  • Parsons-Code — Der Parsons Code ist ein Code, der eine relative Höhenänderung einer Melodie durch eine einfache Buchstabenfolge repräsentiert, dabei bedeutet d = down: Tonhöhe sinkt u = up: Tonhöhe steigt r = repeat: Tonhöhe bleibt gleich ∗ = erster Ton als… …   Deutsch Wikipedia

  • Code Parsons — et contour mélodique de l Ode à la joie. Le code Parsons, inventé en 1975 par Denys Parsons, est un système très simplifié de notation musicale destiné à l indexation de mélodies. Il n utilise que trois signes : les lettres U, D et R,… …   Wikipédia en Français

  • Giorgos Kyriakakis — (griechisch Γιώργος Κυριακάκης, * 1967 in Rethymnon auf Kreta) ist ein griechischer Komponist. [1] Inhaltsverzeichnis 1 Ausbildung 2 Lehrtätigkeit …   Deutsch Wikipedia

  • Music information retrieval — (MIR) is the interdisciplinary science of retrieving information from music. MIR is a small but growing field of research with many real world applications. Those involved in MIR may have a background in musicology, psychology, academic music… …   Wikipedia

  • Query by humming — (QbH) is a music retrieval system that branches off the original classification systems of title, artist, composer, and genre. It normally applies to songs or other music with a distinct single theme or melody. The system involves taking a user… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”