Müllner-Peter

Müllner-Peter

Der Müllner-Peter von Sachrang, bürgerlich Peter Hueber oder Peter Huber (* 29. Juni 1766 in Aschach bei Sachrang; † 19. August 1843 ebenda) war neben seiner Tätigkeit als Müller Musiker und Universalgelehrter.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der musikalisch talentierte Sohn der Müllersleute Georg und Margarethe Huber sollte eigentlich studieren und Pfarrer werden. Die Quellen widersprechen sich, ob er das jüngste von 10 Kindern oder das fünfte von acht Kindern war. Gesichert ist, dass er im Alter von 12 Jahren zur Ausbildung nach München geschickt wurde und sechs Jahre später, mit 18 Jahren, das Studium abbrach und hochgebildet in sein oberbayerisches Heimatdorf zurückkehrte.

Dort übernahm er 1809 die elterliche Kornmühle und betätigte sich nebenher als Chorleiter und Organist. Er komponierte eine stattliche Anzahl eigener musikalischer Werke (von „runden zwei Zentnern Noten“ [1] ist die Rede), die auch heute noch regelmäßig aufgeführt werden. Seine umfangreiche Notensammlung, der sog. „Sachranger Notenschatz“ ist in der Musikabteilung der Bayerischen Staatsbibliothek in München verwahrt und wurde vor einigen Jahren vom Oberaudorfer Kirchenmusiker Hans Berger wiederentdeckt.

Neben seiner Tätigkeit als Müller und Musiker wirkte der Müllner-Peter zudem als Heilkundler, Geburtshelfer und Chirurg, verfügte über eine eigene Apotheke und beschäftigte sich mit Astronomie und Sprachforschung. In seinem Nachlass sind u.a. zwei umfangreiche Handschriften mit Heilrezepturen aus jener Zeit erhalten.

Am 25. Oktober 1813 heiratete er die als eigensinnig geltende, 31-jährige Tochter des Nachbarbauern, Maria Hell, genannt Marei, die sich der Legende nach mehr zum Handwerk und zum Musizieren als zum Haushalt hingezogen fühlte. Die Ehe scheiterte und blieb zudem kinderlos. Am 19. Juli 1824 ertrank Marei bei einem Hochwasser in der Prien.

Nach dem Tod seiner Frau begann der Müllner Peter sich zunehmend für die vom Verfall bedrohte, aus dem 17. Jahrhundert stammende Ölbergkapelle an der Tiroler Grenze zu engagieren und ließ sie renovieren. Die vormals beliebte Wallfahrt zum Ölberg lebte nach der Benediktion der Kapelle 1827 wieder auf, geriet aber nach seinem Tod nach 1850 wieder in Vergessenheit.

Bei seinen restauratorischen Vorhaben, sowie musikalisch bei Konzerten, unterstützte ihn sein französischer Müllersknecht Thomas Grand d‘Oudel, der von den Sachrangern lautmalerisch verballhornt „Krautnudel“ genannt wurde.

Ab 1817 wurde der Müllner Peter wiederholt zum Sachranger Gemeindevorsteher gewählt. Er starb 1843. Sein Grab liegt bis heute neben dem Portal der Sachranger St.-Michaels-Kirche.

Nachwirken

Das Andenken an das „Bergdorf-Genie“[2] wurde durch die Aufzeichnungen des Sachranger Lehrers und Heimatforschers Hanns Heininger aufrechterhalten, der dessen Geschichte für die Großnichte Peter Hubers aufzeichnete. Darauf aufbauend entstand der Roman des Schriftstellers Carl Oskar Renner Der Müllner Peter von Sachrang, der 1972 veröffentlicht wurde. Der Bayerische Rundfunk verfilmte das Leben des Müllner-Peter unter dem Titel Sachrang im Jahr 1977. Namhafte Schauspieler wie Gerhart Lippert als Müllner-Peter, Gustl Bayrhammer oder Bernd Helfrich und die Originalkulisse Sachrangs sorgten für 39,85 Millionen Fernsehzuschauer bei der Erstausstrahlung des dreiteiligen Heimatfilms im Jahr 1978.

Es folgte die Errichtung des Müllner-Peter-Museums mit einer Ausstellung zum bäuerlichen Leben der letzten Jahrhunderte im alten Schulhaus von Sachrang im Jahr 2001.

Literatur & Tonträger

  • Carl O. Renner: Der Müllner-Peter von Sachrang. ISBN 3475536099
  • Audio CD „Müllner Peter – Sachranger Noten“, Hans Berger & Müllner-Peter-Chor, Seebach Records 2001

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Müllner-Peter Kurzbiographie
  2. Müllner-Peter Kurzbiographie

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