- NIMBY
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Nimby steht als englischsprachiges Akronym für Not In My Back Yard (Deutsch: Nicht in meinem Vorgarten).
Es steht für eine ethische und politische Position, die darauf bedacht ist, Probleme nicht im unmittelbaren Umfeld zu ertragen. Teilweise wird dieser Begriff auch in individualisierender (jemand der die Nimby-Position vertritt, ist ein Nimby) oder systematisierender Weise verwendet (das Nimby-Regime als eine Herrschaftsform, in der die Nimby-Position der machthabenden Gruppen durchgesetzt wird). Der Begriff erschien erstmals um 1980. [1]
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Näheres
Der Nimby-Ansatz wird besonders in Diskussionen um die Ansiedlung von marginalisierten und diskriminierten Gruppen (Obdachlose, Flüchtlinge), aber auch um den Aufbau von Industrie-Standorten, Mülldeponien, Mobilfunkmasten etc. verfochten. Dabei kommen teilweise auch soziale oder ökologische Argumente zum Einsatz, die aber fadenscheinig sind, solange es nur um die Verlagerung eines Problems geht.
Effekte von Nimby sind z. B. ein Nimby-Lobbyismus von Gruppen, die ihr Eigentum oder ökonomische Interessen schützen wollen (Eigenheimbesitzer, Eigentümer von Geschäften, am Tourismus Beteiligte usw.). Auch der Müllexport, die Ausbildung ethnischer Ghettos oder die Schaffung von großen, abgelegenen Flüchtlingseinrichtungen sind auf diese Haltung zurückzuführen.
Der aus den USA stammende Begriff bezeichnet insbesondere eine Geisteshaltung von Personen, welche die Vorteile moderner Technologie zwar nutzen, im eigenen Umfeld aber keine Nachteile in Kauf nehmen wollen (vgl. Trittbrettfahrerverhalten). Diese Nachteile versuchen Nimbys auf andere Mitglieder der Gesellschaft abzuwälzen, was sie auch schaffen, wenn sie über mehr finanzielle Potenz verfügen (Sankt-Florians-Politik). Das Resultat sind Konzentrationen von umweltschädlichen Industrien und anderen Emissionen in wirtschaftlich schwächeren, dünner besiedelten Wohngegenden. In Europa ist diese Bewegung bei der Problematik der Entsorgung radioaktiver Abfälle festzustellen, in neuerer Zeit vor allem in der Kontroverse um die Verteilung des Fluglärms. Dass der NIMBY-Effekt jedoch keineswegs automatisch eintritt, zeigen verschiedene europäische Umfragen zur Errichtung von "Windparks" zur Windenergienutzung.[2]
Verwandte Akronyme
Neben NIMBY haben sich eine Reihe nicht ganz ernst gemeinter Abkürzungen zur Beschreibung des Widerstandsphänomens herausgebildet, so zum Beispiel:
Bei Anwohnern und Aktivisten:
- BANANA - Build absolutely nothing anywhere near anybody
- LULU - Locally unpopular land use
- PITBY - Put it in their back yard
- NIMFYE – Not in my front yard either
- NIMFOS – Not in my field of sight
- QUIMBY – Quit urbanizing in my back yard
- GOOMBA – Get out of my business area
Bei Politikern:
- NIMD – Not in my district
- NIMTOO – Not in my term of office
- NIMEY – Not in my election year
- WIIFM – What’s in it for me?
Bezeichnung allgemeinen Widerstands:
- NOPE - Not on planet earth
- NIABY – Not in anybody’s back yard
Literatur
- Garcia, Gilbert: The NIMBY psychology. Santa Barbara 2000, Oct. 12, http://dwp.bigplanet.com/garciaformayor/nimby/ (Download 25. November 2005 18:01)
- Inhaber, Herbert: Slaying the NIMBY dragon. Transaction: New Brunswick, NJ / London 1998
- McAvoy, Gregory E.: Controlling technology: Citizen rationality and the NIMBY syndrome. Georgetown University Press, Washington 1999
- Stephens, Ric.: From NIMBYs to DUDEs: The wacky world of Plannerese. Opinion editorial. Planetizen, 2005, July 25 http://www.planetizen.com/node/152
- Thomsett, Michael C.: NIMBYism: Navigating the politics of local opposition. CenterLine: Arlington 2004
Siehe auch
Anmerkungen
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