- Nan-Yue
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Die Nan-Yue (chinesisch 南越, auch: Nam Việt) waren eine bedeutende Untergruppe der „Hundert Yue-Stämme“, wobei das Wort Yue einen Sammelbegriff der chinesischen Chronisten für eine nicht-chinesische Kulturgemeinschaft im heutigen Südchina darstellte. Das Siedlungsgebiet der Nan-Yue waren die heutigen Provinzen Guangdong, Guangxi sowie Vietnam. In Fukien waren die Min-Yue (閩越, besonders am Min-Fluss) ihre Nachbarn.
Als sich der Nordchinese Zhao Tuo (赵佗 Chao T’o * ca. 230 v. Chr. / † 137 v. Chr., vietnamesisch: Triệu Đà) um 203 v. Chr. zum König der Nan-Yue aufschwang, entstand unter dem Begriff Nan-Yue bzw. Nam Việt auch ein unabhängiges Königreich. Die bedeutendsten Nachbarkönigreiche waren Min-Yue (閩越, seit 202 v. Chr. von China anerkannt) und Changsha (長沙 - praktisch Teil von Han-China) im Nordosten bzw. Norden.
Die Kommandanten (Zhao) Tuo und Tu Zhu waren 219 v. Chr. vom Qin-Kaiser Shihuangdi (reg. 247–210 v. Chr.) erfolgreich gegen die „Hundert Yue-Stämme“ gesandt worden. Mit dem Untergang der Qin-Dynastie formte Zhao Tuo seine Kommandantur durch Bündnisse mit den lokalen, nicht-chinesischen Clanführern zu einem Königreich um und schloss zwei benachbarte Kommandanturen an. Hauptstadt wurde Pānyú (番禺), heute ein Stadtteil im Süden von Guǎngzhōu. Schließlich wurde er 196 v. Chr. vom Gründer der Hàn-Dynastie Liú Bāng (reg. 206–195 v. Chr.) anerkannt, da das Hàn-Reich noch nicht die Macht zur Durchsetzung aller von den Qin übernommenen Ansprüche hatte.
Trotzdem kam es bald zum militärischen Konflikt mit China: Zhao Tuo nahm den Kaisertitel (Nan Wudi) an und bedrohte das benachbarte Königreich von Changsha, während Han Gaozus Witwe Lü Zhi († 180/79 v. Chr.) den Nan-Yue-Leuten Handelsbeschränkungen für Metallwaren und Vieh auferlegte und Zhao Tuos Familie (stammte aus Zhending, Nordchina) verfolgte. Der Konflikt kam erst nach dem Tod der Kaiserin Lü Zhi zu einem Vergleich: Zhao Tuo gab den Kaisertitel auf und kehrte in die nominelle Vasallenschaft zurück.
Zwei Generationen später betrieb die Königswitwe Kau (樛) – eine Chinesin – als Regentin für ihren minderjährigen Sohn eine engere Angliederung ans Hàn-Reich. Sie wurde 112 v. Chr. von ihren Gegenspielern bei Hofe ermordet, so dass es zum Krieg mit China kam. Kaiser Hàn Wǔdì (reg. 141–87 v. Chr.) schickte die Generäle Lu Po-te und Yang P'u auf dem Flussweg (vgl. Magischer Kanal) nach Panyu bzw. Kanton. Im Jahre 111 v. Chr. wurde Nan-Yue von Truppen Hàn Wǔdìs erobert und als Präfektur (郡 jùn (quận)) 交趾 Jiāozhǐ (vietnamesisch: Giao Chỉ) in das chinesische Reich eingegliedert.
Der heutige Name Việt Nam als Umkehrung der beiden Silben Nam Việt ist in Anlehnung an diesen Namen entstanden, als im Jahre 1802 der Gia Long-Kaiser, der Gründer der Nguyễn-Dynastie den chinesischen Jiāqìng-Kaiser um die Erlaubnis ersuchte, sein Land von Đại Việt 大越 in Nam Việt 南越 umbenennen zu dürfen. Dieser ordnete allerdings die beiden Silben zu Việt Nam 越南 um, um Verwechslungen mit dem alten Königreich Nam Việt unter Triệu Đà 趙佗 (Zhào Tuó) zu verhindern, umfasste dieses Reich doch einen Teil dessen, was später Südchina wurde.
Das Grab des zweiten Nan-Yue-Königs Zhao Mo wurde 1983 in Kanton gefunden.
Könige
Persönlicher Name Postumer Name Regierungszeit Chinesisch Vietnames. Putonghua Chinesisch Vietnames. Putonghua 趙佗 Triệu Đà Zhào Tuó 武王 (帝) Vũ Vương (Đế) Wǔ Wáng (Dì) 203 – 137 v. Chr. 赵眜 Triệu Mắt Zhào Mò 文王 Văn Vương Wén Wáng 137 – 122 v. Chr. 趙嬰齊 Triệu Anh Chai Zhào Yīngzhāi 明王 Minh Vương Míng Wáng 122 – 115 v. Chr. 趙興 Triệu Hưng Zhào Xìng 哀王 Ai Vương Āi Wáng 115 – 112 v. Chr. 趙建德 Triệu Kiến Đức Zhào Jiàndé - - - 112 – 111 v. Chr. Literatur
- Denis Twitchett, John K. Fairbank (Hrsg.): The Cambridge History of China. Volume 1: Denis Twitchett, Michael Loewe (Hrsg.): The Ch'in and Han Empires. 221 B.C. – A.D. 220. 7. Printing. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 2006, ISBN 0-521-24327-0.
Weblinks
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Commons: Nanyue – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
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