- Narses
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Narses (griechisch Ναρσής; * um 490; † 574 in Rom) war ein Eunuch und General des oströmischen Kaisers Justinian I.
Narses, eine der schillerndsten Gestalten der ausgehenden Spätantike, stammte aus dem so genannten Persarmenien, also dem von den Sassaniden besetzten Teil Armeniens. Dort war die Kastration im Gegensatz zum Oströmischen Reich gestattet. Wann Narses nach Konstantinopel kam, ist nicht genau bekannt. Unter Justinian I. war er zunächst primicerius sacri cubiculi (also Verwalter der kaiserlichen Finanzen). Während des Nika-Aufstands 532 gewann er durch sein geschicktes Manipulieren der Rebellen das Vertrauen des Kaisers und das der Kaisergattin Theodora I. 538 ging er mit einem Heer nach Italien, wo sein ewiger Rivale, der magister militum Belisar, seit 535 damit beschäftigt war, die Ostgoten zu bekämpfen. Da sich die beiden Feldherren gegenseitig blockierten, wurde Narses zunächst wieder abberufen, und Belisar führte den Krieg 540 mit der Eroberung Ravennas zu einem vorläufigen Abschluss. Doch als die Kämpfe seit 541 erneut aufflammten, konnten die Oströmer der Goten unter ihrem neuen König Totila lange Zeit nicht Herr werden, da Justinian inzwischen einen blutigen Perserkrieg zu führen hatte und sich nicht auf Italien konzentrieren konnte.
Belisar wurde schließlich abberufen, und Narses erhielt eine zweite Chance: Er wurde 551 zum Oberbefehlshaber der kaiserlichen Truppen in Italien ernannt. Während Belisar nicht zuletzt an einem Mangel an Soldaten gescheitert war, gelang es Narses, ein schlagkräftiges Heer von über 30.000 Mann aufzustellen und unter Umgehung der gotischen Stellungen in der Poebene in Italien einzufallen, wo er Sommer 552 die Ostgoten auf den Busta Gallorum (nahe Gualdo Tadino in Umbrien) und im Herbst am Mons Lactarius (heute Monte Angelo zwischen Neapel und Salerno) vernichtend schlug. Ein alamannisch-fränkisches Heer unter Butilinus, welches auf Bitten der geschlagenen Ostgoten in Italien eingefallen war, konnte er im Herbst 554 in einer entscheidenden Schlacht am Casilinus vernichten.
In den folgenden Jahren blieb Narses in Italien, konsolidierte die oströmische Herrschaft über das Land und bemühte sich um die Instandsetzung der durch den langen Krieg zerstörten Infrastruktur. Anfang 568 fiel er bei dem neuen Kaiser Justin II. in Ungnade - offenbar hatten sich die "Überbleibsel" der westlichen Senatsaristokratie wegen seiner rigiden Finanzpolitik über ihn beklagt - und wurde abberufen, blieb aber stattdessen in Italien, wo er später hochbetagt verstarb.
Ob Narses tatsächlich, wie von einigen späten Quellen behauptet, aus Rache am Kaiser die Langobarden aufforderte, in Italien einzufallen, ist sehr fraglich. Denkbar ist aber, dass hinter der Nachricht ein gescheitertes Projekt steht: Vielleicht sollten die Germanen ursprünglich in der Poebene als kaiserliche Foederaten angesiedelt werden, um das Land vor den Franken zu schützen. Jedenfalls war Narses offenbar gerade im Begriff, sich nach Konstantinopel zu begeben, als ihn die Nachricht vom Einfall der Langobarden erreichte, und bemühte sich um eine Organisation der oströmischen Verteidigung - allerdings nur mit begrenztem Erfolg: Etwa die Hälfte Italiens fiel an die germanischen Eindringlinge.
Literatur
- N. Christie: Invasion or invitation? The Lombard occupation of Northern Italy, in: Romanobarbarica 11, 1991, S. 79-108.
- J. R. Martindale: The Prosopography of the Later Roman Empire IIIb, Cambridge 1992, S. 912–928. ISBN 0-521-20160-8
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