Narseh

Narseh
Münze von Narseh

Narseh (auch Narses oder Narseus genannt; persisch ‏نرسیNarsī [nærˈsiː]; † 302) war von 293 bis 302 persischer Großkönig aus dem Geschlecht der Sassaniden.

Leben

Narseh, der jüngste Sohn Schapurs I., war von seinem Vater nach Ausweis der Inschriften an zweiter Stelle der Thronfolge vorgesehen gewesen, wurde aber nach dem Tod seines älteren Bruders Hormizd I. 273 in der Thronfolge übergangen. Vom neuen König Bahram I., einem anderen Bruder, wurde er zunächst zum sassanidischen Vizekönig von Armenien ernannt, bevor er schließlich 293 dem Ruf mehrerer Adligen folgte und gegen seinen jungen Großneffen Bahram III., der erst kurz zuvor den Thron bestiegen hatte, zu Felde zog. Offenbar waren mehrere Aristokraten der Ansicht, bei der Auswahl des neuen Herrschers nicht ausreichend berücksichtigt worden zu sein, und einigten sich daher auf Narseh als Gegenkandidaten. Aus dem darauffolgenden sehr kurzen Bürgerkrieg ging dieser siegreich hervor; seinen Triumph dokumentierte Narseh in einer großen Inschrift bei Paikuli.

Narseh war wohl auch deshalb König geworden, weil das Reich militärisch unter Druck stand und er ein erfahrener Heerführer war. So führte er von 296 bis 298 Krieg gegen die Römer unter Kaiser Diokletian, mit denen Bahram II. noch einen Friedensvertrag geschlossen hatte. Die Römer hatten wiederholt in Armenien interveniert, was Narseh veranlasste einzugreifen. Der Krieg dürfte ihm als eine willkommene Gelegenheit erschienen sein, durch den Erwerb militärischen Ruhmes seine Stellung zu sichern. Anfangs war der König dabei durchaus erfolgreich. Doch nach einem ersten Sieg über Diokletians Caesar (Unterkaiser) Galerius nahe Callinicum am Euphrat im Jahr 296 wurde Narseh im Herbst 297 (oder Anfang 298) von den Römern in der Schlacht bei Satala schwer geschlagen – bei einem Überraschungsangriff gelang es den Truppen des Galerius, sogar den königlichen Harem mit den Frauen und Töchtern Narsehs gefangen zu nehmen – und war daher gezwungen, einen ungünstigen Frieden zu schließen.

Nach den Bestimmungen des Friedensvertrags musste Narseh Westmesopotamien und fünf Provinzen am oberen Westufer des Tigris (die regiones transtigritanae) an die Römer abtreten. Außerdem musste er ihre Oberherrschaft über das Königreich Armenien anerkennen. Die Sassaniden konnten die verlorenen Gebiete erst im Frieden von 363 zurückgewinnen. Die Wiedervereinigung mit seiner Familie, die die Römer nach dem Friedensschluss freiließen, feierte Narseh durch ein Felsrelief und die Annahme einer neuen Krone.

Religionspolitisch scheint Narseh den scharfen zoroastrischen Kurs seiner Vorgänger aufgegeben zu haben (siehe dazu auch Kartir).

Literatur

  • Klaus Schippmann: Grundzüge der Geschichte des sasanidischen Reiches. WBG, Darmstadt 1990.
  • Ursula Weber / Josef Wiesehöfer: König Narsehs Herrschaftsverständnis. In: Henning Börm, Josef Wiesehöfer (Hrsg.): Commutatio et contentio. Studies in the Late Roman, Sasanian, and Early Islamic Near East. Wellem Verlag, Düsseldorf 2010, S. 88ff.
  • Josef Wiesehöfer: Das Reich der Sāsāniden. In: Klaus-Peter Johne (Hrsg.): Die Zeit der Soldatenkaiser. 2 Bde., Akademie Verlag, Berlin 2008, S. 531ff.

Weblinks


Vorgänger Amt Nachfolger
Bahram III. König des neupersischen Reichs
293–302
Hormizd II.

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