Nathan Chyträus

Nathan Chyträus

Nathan Chyträus (eigtl. Nathan / Nathanael Kochhaff / Kochhafe, nach griech. χύτρα „Kochtopf“ zu lat. Chytraeus gräzisiert, * 15. März 1543 in Menzingen; † 25. Februar 1598 in Bremen) war evangelischer Theologe, Poet und Philologe. Er gilt als „bedeutendster Dichter des norddeutschen Späthumanismus“.[1]

Inhaltsverzeichnis

Leben

Chyträus war der Sohn des dem evangelischen Glauben zugetanen schwäbischen Pfarrers Matthäus Kochhafe aus Brackenheim und dessen Frau Barbara, geb. Nelberg. Nachdem die Familie wegen ihrer evangelische Einstellung verfolgt wurde, fand sie in Menzingen Zuflucht, wo Nathan als jüngerer Bruder von David Chyträus geboren wurde. Mit zehn Jahren besuchte er in Straßburg die Lateinschule Johannes Sturms.

Ab 1555 immatrikulierte sich Nathan Chyträus in der Artistenfakultät der Universität Rostock, wo sein Bruder David, als ein Schüler Philipp Melanchthons seit 1550 als Professor der Theologie lehrte. In Tübingen promovierte Nathan Chyträus im Mai 1562 zum Bakkalaureat und gleichzeitig zum Magister der Künste. 1564 erhielt Chyträus vom Herzog Ulrich III. von Mecklenburg-Güstrow den Ruf nach Rostock und die Professur für lateinische Sprache. Schon kurze Zeit danach gab Chyträus seine Professur zugunsten einer Studienreise auf, die ihn von Ostern 1565 bis Ende 1567 durch zahlreiche Länder Europas führte, und auf der er lateinische Inschriften aller Art sammelte. Nach seiner Rückkehr übernahm er die Professur für Poetik in Rostock. Als Dekan der Philosophischen Fakultät bemühte sich Chyträus im beträchtlichen Maße um die Anlage einer Bibliothek, die als Vorstufe der Universitätsbibliothek galt. 1578 wählte die Universität Rostock Nathan Chyträus für eine reguläre Amtszeit von einem Semester zum Rektor der Alma Mater. Zusätzlich übernahm er im Februar 1580 das Amt des Rektors der Rostocker Lateinschule, der heutigen Großen Stadtschule.

Da Chyträus mehrfach die Werke hugenottischer Autoren aus dem Französischen ins Deutsche übersetzte, wurde ihm in den konfessionellen Auseinandersetzungen ab 1590 Kryptocalvinismus unterstellt. Er musste 1592 Rostock verlassen und ging als Rektor der Lateinschule, des heutigen Alten Gymnasiums, nach Bremen.

Werk

Chyträus schuf neben neulateinischen Dramen wie Abraham (1595) und den Ludi litterarii (1580) eine Fülle von Gelegenheitsgedichten. Er gab eine eigene Ausgabe der Fabeln Äsops heraus (1571).

Als einer der ersten interessierte er sich für die Philologie des Niederdeutschen. 1582 erschien sein lateinisch-niederdeutsche Sachwörterbuch Nomenclator latinosaxonicus, das mehrfach neu aufgelegt wurde.

Mit der Publikation der mittelniederdeutschen Verse des Lübecker Totentanzes (in der Fassung von 1520) betrat Chytraeus 1597 philologisches Neuland und schuf die älteste philologische Ausgabe eines niederdeutschen Textes.

In seinem Todesjahr erschien seine deutsche Übersetzung des berühmten Il Galateo von Giovanni Della Casa.

Werke

Für eine komplette Übersicht siehe das Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des 16. Jahrhunderts (VD 16).

  • Poematum Nathanis Chytraei praeter sacra omnium libri septendecim. Rostock 1579. Digitalisat bei CAMENA
  • Nomenclator latinosaxonicus Rostock 1582. Nachdruck, mit einem Vorwort von Gilbert de Smet, Hildesheim, New York: Olms 1974 (Documenta linguistica: Reihe 1, Wörterbücher d. 15. u. 16. Jahrhunderts) ISBN 3-487-05277-6
  • Aemilius Probus, seu Cornelius Nepos, De Vita Excellenium Imperatorum. Sextus Aurelius Victor De viris Illustribus. In usum scholarum ... Barth 1590
  • Hundert Fabeln. Frankfurt 1591
  • Christliche und richtige Glaubens bekendnus. (s.l.) 1592
  • Fastorum ecclesiae Christianae libri duodecim. 1594 (Geschichte des Kirchenjahres)
  • Carmina et epigrammata sacra. 1595.
  • VARIORUM IN EVROPA ITINERVM DELICIAE SEV, EX VARIIS MANV-SCRIPTIS SELECTIORA TANTUM INSCRIPTIONVM MAXIME RECENTUM MONUMENTA: Quibus passim in Italia et Germania, Helvetia et Bohemia Dania et Cimbria, Belgia et Gallia, Anglia et Polonia etc. Templa, Arae, Scolae, Bibliotecae, musaea, arces, palatia, tribunalia, portae, arcus triumphales, obelisci, pyramides, nosodochia, armamentaria, propugnacula, portus, asyla, aedes, coenacula, horologia, pontes, limites, horti, villae, apiaria, thermae, fontes, monetae, statuae, tabulae, emblemata, cippi, facella, sepulchra, &c. conspicua sunt. Herborn: 1594. (Inschriftensammlung, mehr dazu )
  • Io. Casae Galateus Das ist das Buechlein von erbarn hoeflichen und holdseligen Sitten, 1597. Nachdruck der Ausgabe Frankfurt 1607 Tübingen: Niemeyer 1984 (Deutsche Neudrucke: Reihe Barock; 34) ISBN 3-484-16034-9
  • Der Alte Todtentantz Sächsisch wie derselbe für Achtzig Jahren in der Keyserlichen Stadt Lübeck in öffentlichen Truck ausgegangen. Bremen: Arent Wessels Erben 1597

Literatur

  • Timothy Sodmann: Der Alte Todtentantz Sächsisch, Nathan Chytraeus, Bremen 1597. In: Hartmut Freytag (Hrsg.): Der Totentanz der Marienkirche in Lübeck und der Nikoliakirche in Reval (Tallinn). Edition, Kommentar, Interpretation, Rezeption. Böhlau, Köln/Weimar/Wien 1993, ISBN 3-412-01793-0 (Niederdeutsche Studien Band 39)
  • Thomas Elsmann (Hrsg.): Nathan Chytraeus: 1543–1598; ein Humanist in Rostock und Bremen. Quellen und Studien. Edition Temmen, Bremen 1991, ISBN 3-926958-80-4
  • Karl-Heinz Glaser (Hrsg.): David und Nathan Chytraeus: Humanismus im konfessionellen Zeitalter. Ubstadt-Weiher: Verlag Regionalkultur 1993 ISBN 3-929366-00-2
  • Christa Prowatke: Seid den Sprachen günstig! Nathan Chytraeus’ Verdienste um die niederdeutsche Sprache. In: Mecklenburgische Jahrbücher (MecklJbb) 109, 1993, S. 85
  • Thomas Elsmann: Nathan Chytraeus’ Hodoeporicon itineris dantiscani (1590). In: Mecklenburgische Jahrbücher (MecklJbb) 111, 1996, S. 101
  • Sabine Pettke: Nathan Chytraeus. Quellen zur zweiten Reformation in Norddeutschland. Köln u. a. 1998, ISBN 3-412-15393-1
  • Thomas Elsmann. In: Angela Hartwig, Tilmann Schmidt (Hrsg.): Die Rektoren der Universität Rostock 1419–2000. Beiträge zur Geschichte der Universität Rostock. Heft 23. Universitätsarchiv 2000. ISBN 3-86009-173-5

Weblinks

Anmerkungen

  1. Autor-Informationen bei CAMENA

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