- Nettoexport
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Unter Nettoexporten (NX) bzw. Außenbeitrag (engl.: net exports) versteht man die Differenz zwischen Exporten und Importen einer Volkswirtschaft.
- NX = Exporte - Importe
Der Außenbeitrag fließt in der Verwendungsrechnung der VGR in die Berechnung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ein.
Die Nettoauslandsinvestitionen entsprechen stets den Nettoexporten NX auf dem Devisenmarkt.
- kurz NFI = NX.
Zur Ermittlung der Nettoexporte wird der Saldo aus Handelsbilanz (erfasst den Handel mit Sachgütern) und Dienstleistungsbilanz (erfasst Ein- und Ausfuhren von Dienstleistungen) gebildet.
Im Gegensatz zum Saldo der Leistungsbilanz erfassen die Nettoexporte nicht die laufenden Übertragungen (Transfers, beispielsweise Zahlungen zum EU-Haushalt; früher in der Übertragungsbilanz erfasst).
Einem positiven (negativen) Nettoexport steht in der Regel (neben dem Außenbeitrag und der Kapitalbilanz hat die Zahlungsbilanz aber auch noch andere Teilbilanzen) ein Netto-Kapitalexport (-Kapitalimport) gegenüber, da der Nettoexport an Waren und Dienstleistungen ja vom Ausland nicht in Form einer Gegenlieferung von Waren und Dienstleistungen bezahlt wird. Wenn die USA beispielsweise mehr aus Deutschland importieren, als sie selbst nach Deutschland exportieren, macht dies (wenn der Ausgleich der Zahlungsbilanz nicht über eine andere Teilbilanz erfolgt) einen Kapitalexport Deutschlands in die USA erforderlich, sei es, dass den USA aus Deutschland ein Kredit gewährt wird, sei es, dass deutsche Wirtschaftssubjekte in den USA eine Produktionsstätte kaufen, so dass die USA mit diesen Einnahmen ihren Importüberschuss gegenüber Deutschland bezahlen können, oder ähnliche Formen von Kapitalexport. Ein anhaltender Exportüberschuss führt also zu einem Anstieg der Forderungen an das Ausland bzw. des Auslandsvermögens, wenn auch nicht notwendigerweise im Verhältnis zum BIP.
Diesen Exportüberschüssen stehen Importüberschüsse der importierenden Länder gegenüber, deren Verschuldung gegenüber dem Ausland also steigt. Steigende außenwirtschaftliche Ungleichgewichte werden als mögliche Ursache der Finanzkrise ab 2007 kritisch erörtert. [1]
Internationaler Vergleich
In der Abbildung sind für die drei größten Volkswirtschaften der Welt (die Triade) die Exporte im Verhältnis zum jeweiligen BIP dargestellt, außerdem der Nettoexport im Verhältnis zum BIP. Während Deutschland (als Exportweltmeister) und Japan einen Exportüberschuss verzeichnen, sind für die USA die Importe größer als die Exporte.
Im Warenhandel erzielte Deutschland 2006 laut Deutscher Bundesbank einen Nettoexport gegenüber dem Vereinigten Königreich von 23,7 Mrd. Euro (2004 24,5 Mrd. Euro), gegenüber den USA von 27,9 Mrd. Euro (2004 23,5 Mrd. Euro) und gegenüber Frankreich einen von 22,3 Mrd.Euro (2004 23,0 Mrd. Euro). Dagegen verzeichnet Deutschland gegenüber China ohne Hongkong einen Nettoimport von 20,4 Mrd. Euro (2004 10,5 Mrd. Euro) und gegenüber Japan von 10,5 Mrd. Euro (2004 7,0 Mrd. Euro).
Bei den Einnahmen aus an das Ausland geleisteten Dienstleistungen und den Ausgaben für Dienstleistungen des Auslands erzielte Deutschland 2006 ein Minus in Höhe 38,2 (2004 33,0 Mrd. Euro), so dass der Überschuss bei der Außenhandelsbilanz, die den Handel mit Waren und Dienstleistungen umfasst, geringer ist als bei der Warenhandelsbilanz. Per Saldo das größte Minus erzielte bei den Dienstleistungen Deutschland gegenüber den klassischen Urlaubsländern Österreich (−6,2 Mrd. Euro), Spanien (−6,1 Mrd. Euro) und Frankreich (−3,9 Mrd. Euro). Überschüsse erzielte bei den Dienstleistungen Deutschland beispielsweise gegenüber Dänemark (+0,3 Mrd. Euro), Japan (+0,6 Mrd. Euro) und China ohne Hongkong (+0,1 Mrd. Euro).
Weblinks
- Deutsche Bundesbank Zahlungsbilanzstatistik 2007 Statistisches Beiheft zum Monatsbericht 3 Ausfuhren und Einfuhren nach Waren und Dienstleistungen nach Ländern und Gebieten (bis 2006) (PDF-Datei; 636 kB)
- [1] Siehe Schaubild 3 im Gutachten des SVR 2008/09 zu den Ländern mit den größten Leistungsbilanzüberschüssen und -defiziten. (PDF-Datei; 1,35 MB)
Einzelnachweise
- ↑ Wolfgang Münchau „Kernschmelze im Finanzsystem“, Carl Hanser Verlag, München, 2008, S. 155ff.; vgl. Benedikt Fehr: „'Bretton Woods II ist tot. Es lebe Bretton Woods III'“ in FAZ 12. Mai 2009, S. 32. FAZ.Net, Stephanie Schoenwald:„Globale Ungleichgewichte. Sind sie für die Finanzmarktkrise (mit-) verantwortlich?“ KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) Research. MakroScope. No. 29, Februar 2009. S. 1.
Zu den außenwirtschaftlichen Ungleichgewichten als „makroökonomischer Nährboden“ der Krise siehe auch Deutsche Bundesbank: Finanzstabilitätsbericht 2009, Frankfurt am Main, November 2009 (PDF)., Gustav Horn, Heike Joebges, Rudolf Zwiener: „Von der Finanzkrise zur Weltwirtschaftskrise (II), Globale Ungleichgewichte: Ursache der Krise und Auswegstrategien für Deutschland“ IMK-Report Nr. 40, August 2009, S. 6 f.
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