Neue Fundgrube (Lugau)

Neue Fundgrube (Lugau)

Die Neue Fundgrube in Lugau/Erzgeb. war der einzige Schacht des 1855 gegründeten Zwickau–Lugauer Steinkohlenbauvereins. Sie befand sich, wie auch der Gottes-Segen-Schacht, auf dem Höhenzug zwischen Lugau und Oelsnitz.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Mit dem Abteufen des Schachtes wurde 1856 begonnen, nachdem 1844 in Lugau Steinkohle entdeckt worden war. Im Jahre 1862 erhielt die Grube einen Gleisanschluss.[1]

Unglück von 1867

Am 1. Juli 1867 ereignete sich ein Schachtbruch, bei dem alle 101 Bergleute der Frühschicht ihr Leben verloren. Ursache war die Ausspülung des Gebirges hinter dem Schachtausbau. Als dieser die Last der Bruchmassen nicht mehr zu tragen vermochte, brach die Vertonnung. Die Gesteinsmassen stürzten in den Schacht, wodurch dieser luftdicht verschlossen wurde. Sofort eingeleitete Rettungsmaßnahmen blieben erfolglos, da die Massen immer weiter nachbrachen. Der Direktor des Zwickau–Lugauer Steinkohlenbauvereins erlitt einen Nervenzusammenbruch, worauf die Arbeiten durch den Direktor des benachbarten Gottes-Segen-Schachtes geleitet wurden.

Die Unglücksnachricht verbreitete sich schnell in den umliegenden Gemeinden, und die Angehörigen der Bergleute eilten in großer Zahl zum Schacht. Doch trotz aller Forderungen und Anstrengungen konnte der Schacht nicht gehalten werden und wurde am 11. Juli aufgegeben. Um ein weiteres Nachbrechen zu verhindern, begann man den Schacht mit Haldenmassen zu verstürzen. Diese Arbeiten wurden im September abgeschlossen.[2]

Die in der Grube befindlichen Bergleute erstickten.

Folgen des Unglücks

Das Unglück führte zu einer weltweiten Solidaraktion für die Witwen und Waisen.

Unfälle wie dieser führten zum Ruf nach einer stärkeren Verantwortung der Bergwerksbetreiber.[3]

Das sächsische Oberbergamt nahm dieses Grubenunglück zum Anlass, um die schon vorher erhobene Forderung, dass ein jedes Bergwerk mindestens zwei voneinander unabhängige Ausgänge haben muss, durchzusetzen.

Der Zwickau–Lugauer Steinkohlenbauverein ging in Konkurs.

Aufwältigung

1869 wurde der Lugauer Steinkohlenbauverein gegründet, der am 6. Oktober 1869 begann, den verbrochenen Schacht unter dem Namen Vertrauenschacht wieder aufzuwältigen. Im Juli 1872 fand man die sterblichen Überreste der verunglückten Bergleute und bestattete sie in einem Gemeinschaftsgrab.[4]

Siehe auch

Literatur

  • Rolf Vogel: Das Lugau–Oelsnitzer Steinkohlenrevier, Hohenstein–Ernstthal, (1992)
  • Statistische Mittheilungen über das Bergwesen. Aufhebung der im Jahre 1866 bei dem Steinkohlenwerk „Neue Fundgrube“ zu Lugau Verunglückten. In: Jahrbuch für den Berg- und Hütten-Mann auf das Jahr 1873. Königl. Bergakademie zu Freiberg, S. 138–139, abgerufen am 1. Februar 2011 (pdf).

Referenzen

  1. Stadtentwicklungsprojekt Lugau. Abgerufen am 1. Februar 2011.
  2. D. Mittheilungen von dem sächsischen Kohlenbergbau. Im Zwickauer Inspectionsbezirk. I. Schachtbruch. In: Jahrbuch für den Berg- und Hütten-Mann auf das Jahr 1869. Königl. Bergakademie zu Freiberg, S. 82, abgerufen am 1. Februar 2011 (pdf).
  3. John M. Kleeberg: From strict liability to workers' compensation: The Prussian railroad law, the german liability act, and the introduction of Bismarck's accident insurance in Germany, 1838-1884. In: International law and politics, Vol. 36:53. S. 53-132, abgerufen am 1. Februar 2011 (pdf).
  4. Hubert Kiesewetter: Die industrielle Durchdringung der Zwickauer Steinkohlenregion. Die Entwicklung der Zwickauer Steinkohlenindustrie. In: Die Industrialisierung europäischer Montanregionen im 19. Jahrhundert. Toni Pierenkemper, S. 130–131, abgerufen am 1. Februar 2011.

Weblinks

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