- Neue Mathematik
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Unter der Bezeichnung Neue Mathematik wurde in den 1960er und 1970er Jahren in vielen Ländern der schulische Mathematikunterricht reformiert. An Stelle des traditionellen Rechenunterrichts sollte Mathematik als Beschäftigung mit abstrakten Strukturen gelehrt werden.
Die Neue Mathematik war eine internationale Strömung, die in den USA unter dem Namen New Math lief. Mit ihr wurde eine Entwicklung nachvollzogen, die in der wissenschaftlichen Mathematik in den Jahrzehnten um 1900 mit der mengentheoretischen-axiomatischen Formulierung der Grundlagen des Faches begonnen hatte und gegen 1935/55 namentlich von der Gruppe „Nicolas Bourbaki“ in den akademischen Unterricht getragen wurde – wobei sich der Hauptakteur von Bourbaki, Jean Dieudonné, von New Math klar distanziert hat.
In Westdeutschland war die „Neue Mathematik“ eine von mehreren Reformen, mit denen auf den von Georg Picht ausgerufenen „Bildungsnotstand“ reagiert werden sollte; in die gleiche Zeit fallen unter anderem auch die Einführung der Reformierten Oberstufe und die Neugründung etlicher Reformuniversitäten wie Bielefeld und Konstanz.
Eine bleibende Errungenschaft der „Neuen Mathematik“ ist beispielsweise die frühzeitige Einführung des Funktionsbegriffs im Unterricht der Mittelstufe. Weitergehende Neuerungen, wie zum Beispiel die Behandlung von Gruppen- und Körperaxiomen, wurden nach wenigen Jahren zurückgenommen.
Die spektakulärste Neuerung bestand darin, den Mathematikunterricht in der Grundschule nicht mehr mit Zählen und Rechnen, sondern mit naiver Mengenlehre zu eröffnen. Ziel war es, neben der Vermittlung von Rechenfertigkeiten auch das logische Denken und das Abstraktionsvermögen der Kinder zu fördern. Dazu wurde die Mengenlehre didaktisch reduziert auf Mengendiagramme, deren Elemente bunte Plastikplättchen, die sogenannten "logischen Blöcke", mit verschiedenen Eigenschaften waren. Diese Reform stieß auf den Widerstand von Eltern und Lehrern und wurde nach wenigen Jahren wieder abgeschafft.
Im Vorfeld hatte eine Studie gezeigt, dass Schüler, deren Lehrer sie freiwillig in Mengenlehre unterrichtet hatten, insgesamt bessere Leistungen im Fach Mathematik zeigten. Es stellte sich heraus, dass diese Studie formale Fehler aufwies, was dazu beitrug, die Reform rückgängig zu machen.
Weblinks
- Why Johnny Can't Add: The Failure of the New Math von Morris Kline.
Kategorien:- Didaktik der Mathematik
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