- Neue Zeit
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Die Neue Zeit war von 1945 bis 1990 das Zentralorgan der CDU in der DDR, das als erste von der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland lizenzierte bürgerliche Zeitung ab dem 22. Juli 1945 erschien.
Inhaltsverzeichnis
Von der Gründung bis zur Gleichschaltung
Die Ausgaben der Neuen Zeit unterlagen zunächst Vorzensur. Alle Beiträge mussten vorab von den Besatzungsbehörden genehmigt werden. Auch als 1947 die Vorzensur formal aufgehoben wurde, unterlag die Zeitung der Kontrolle durch die Machthaber. Neben der Einflussnahme auf die Redaktion war vor allem die Zuteilung von Papier und Druckkapazitäten ein wesentliches Druckmittel.
Sie versprach in ihrer ersten Ausgabe "die notwendige Unterrichtung, insbesondere aber auch die unerlässliche sachliche Urteilsgrundlage", auf der sich die Leser ihre Meinung selbst bilden könnten.
Am 10. Juli 1945 wurde Emil Dovifat erster Chefredakteur der Neuen Zeit. Bereits im Oktober 1945 erzwangen die Besatzungsbehörden seine Entlassung. Offiziell wurden ihm Veröffentlichungen im Dritten Reich vorgeworfen. Sein Nachfolger als Chefredakteur, Rudolf Pechel, sah sich bereits kurz darauf mit einem besonders dreisten Eingriff der sowjetischen Zensur konfrontiert. Am 21. Dezember 1945 wurde die Zeitung gezwungen, auf der Titelseite einen von der SMAD formulierten Artikel über die Entfernung von Andreas Hermes aus dem Vorstand der CDU zu drucken. Dieser nicht wahrheitsgemäße Artikel wurde ohne Hinweis auf den Autoren als Artikel der Redaktion gedruckt. Auch wenn es Kaiser gelang, später eine Gegendarstellung durch die Zensur zu bekommen, sah Pechel keine Basis mehr für eine Weiterarbeit. Er wechselte in den Westen und übergab die Funktion als Chefredakteur seinem bisherigen Stellvertreter Wilhelm Gries.
Im Rahmen der Umwandlung der Ost-CDU in eine Blockpartei erfolgte auch die Gleichschaltung der Neuen Zeit. Am 19. Dezember 1947 wurde Chefredakteur Wilhelm Gries (zeitgleich mit der Absetzung von Jakob Kaiser und Ernst Lemmer als Vorsitzende der Ost-CDU) von der Sowjetischen Militäradministration entlassen. Gries flüchtete nach Westberlin und wurde dort Chefredakteur der Zeitung Der Tag, die von Kaiser herausgegeben wurde[1].
Nach der Wende
Nach der Wende wurde die Zeitung an den Verlag der Frankfurter Allgemeinen Zeitung verkauft, mit dem Ziel, die führende Qualitätszeitung für Ostdeutschland zu schaffen. FAZ-Journalistin Monika Zimmermann wurde neue Chefredakteurin und blieb bis zum Ende des Blattes 1994 in dieser Funktion. Geschäftsführer von 1991 bis 1994 war Herbert Hartmann. 1991 übernahm die Neue Zeit die Abonnentenkartei der ehemaligen FDGB-Zeitung Tribüne und erreichte damit eine Auflage von 125.000 Exemplaren. Zum Februar 1992 wurden auch die in Halle und Weimar erscheinenden Zeitungen „Der Neue Weg“ und „Thüringer Tageblatt“ übernommen.
Am 3. September 1993 erschien die Neue Zeit mit einem neuen Zeitungskopf. Als erste deutsche Zeitung und wohl als erste überregionale der Welt erschien die Zeitung auf Initiative des Geschäftsführers der DZV Deutscher Zeitungsverlag GmbH, Herausgeber der Neue Zeit, Herbert Hartmann auf blauem Papier. Sie wollte damit die inhaltliche Alleinstellung in den neuen Bundesländern optisch verdeutlichen. Jeden Tag erschien ein Segment über die neuen deutschen Länder. Keine andere Zeitung in ganz Deutschland hatte in den Jahren nach der Wiedervereinigung mehr angesehene Journalistenpreise zugesprochen bekommen als die Neue Zeit. Am 5. Juli 1994 erschien die Neue Zeit zum letzten Mal. Sie musste ihr Erscheinen aus wirtschaftlichen Gründen einstellen; zuletzt betrug die verkaufte Auflage kaum noch 30 000 Zeitungen am Tag, womit der Anspruch einer überregionalen Tageszeitung nicht mehr erfüllt werden konnte.
Eine Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit mit der Unterwanderung durch mindestens ein Dutzend inoffizieller Mitarbeiter der Staatssicherheit erfolgte nicht. [2]
Literatur
- Anke Fiedler & Michael Meyen: Fiktionen für das Volk: DDR-Zeitungen als PR-Instrument: Fallstudien zu den Zentralorganen Neues Deutschland, Junge Welt, Neue Zeit und Der Morgen. Lit Verlag, 2011. ISBN 3643110774.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Peter Strunk: Zensur und Zensoren - Medienkontrolle und Propagandapolitik unter sowjetischer Besatzungsherrschaft in Deutschland, 1996, ISBN 3-05-002850-5, Seite 128-137
- ↑ http://www.horch-und-guck.info/hug/archiv/2010/heft-69/06907/
Kategorien:- Zeitung (DDR)
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