Newfoundland

Newfoundland
Dieser Artikel behandelt die Insel Neufundland. Zur Provinz Neufundland und Labrador siehe dort. Das frühere Dominion auf dieser Insel ist unter Neufundland (Dominion) beschrieben. Für die Hunderasse Newfoundland siehe unter Neufundländer.
Karte von Neufundland von James Cook und Michael Lane

Die Insel Neufundland (engl.: Newfoundland, frz. Terre-Neuve) ist eine Insel vor der Nordostküste Nordamerikas im Atlantischen Ozean. Sie ist der am dichtesten besiedelte Teil der kanadischen Provinz Neufundland und Labrador.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Von Labrador ist Neufundland durch die Belle-Isle-Straße getrennt, von der Kap-Breton-Insel durch die Cabotstraße. Die Insel hat eine Fläche von 108.860 km² (mit allen vorgelagerten Inseln wie Twillingate, Fogo und Bell Island insgesamt 111.390 km²) und wird von etwas weniger als 500.000 Einwohnern bewohnt.

Die Provinzhauptstadt St. John’s befindet sich ganz im Südosten auf der Halbinsel Avalon. Der Stadt vorgelagert ist Cape Spear, das nicht nur der östlichste Punkt der Insel, sondern auch des gesamten nordamerikanischen Kontinents ohne Grönland ist. Etwa 25 km südlich von Neufundland liegt die Inselgruppe Saint-Pierre und Miquelon, ein französisches Überseegebiet ("collectivité d´outre-mer"; offiziell COM abgekürzt).

Höchster Punkt der Insel ist der 814 m hohe Berg The Cabox in den Long Range Mountains an der Westküste bei Corner Brook. Längster Fluss ist der 322 km lange Exploits River, der vom Red Indian Lake aus nach Nordosten fließt.

Geschichte

Die ersten Bewohner Labradors waren wohl die maritimen archaischen Indianer, die in der Zeitspanne zwischen 8000 bis 3500 v. Chr. in Nordamerika lebten (vgl. Geschichte der First Nations). Ausgrabungen in L'Anse Amour an der Ostküste Labradors sind auf ca. 7500 v. Chr. datierbar. Spätestens um 4000 v. Chr. kamen diese Indianer auch an die Küste Neufundlands. Zwischen 3500 und 2500 v. Chr. hatten sich daraus wahrscheinlich die „Intermediate Indians“ entwickelt, die auch im Landesinneren lebten. In Port au Choix an der Westküste Neufundlands werden Indianerfriedhöfe aus verschiedenen Epochen seit langem ausgegraben. Um 4000 v. Chr. bis 2000 v. Chr. verdrängten bzw. übernahmen die Prä-Dorset-Inuit die Siedlungsgebiete der archaischen Indianer. Um 2400 v. Chr. kamen dann die Dorset-Inuits aus dem Nordosten nach Labrador und Neufundland. Allerdings verschwanden sie ungeklärterweise wieder von der Insel. Um 1400 v. Chr. kam die dritte Welle von Inuit, die Thule, von Alaska her. Sie verbreiteten sich bis nach Grönland. Ab ca. 1700 v. Chr. gab es verschiedene, bis in die moderne Zeit reichende Verbreitungen von Indianern. Die wichtigsten Gruppen sind die Beothuk und die Micmac. Die letzte Beothuk, Shawnadithit, starb 1829 in St. John's. Die Micmac sind die letzten „Native Indians“ in Neufundland; in Labrador leben die Inuit, die Nachfahren der Thule-Inuit.

Ungesichert sind die Theorien, dass Brendan, ein irischer Mönch, im sechsten Jahrhundert Neufundland erreicht hat. Neuere Ausgrabungen deuten darauf hin, dass Siedler aus Grönland im 9. und 10. Jahrhundert auf der Flucht vor den vordringenden Wikingern zunächst feste Siedlungen im nördlichen Teil der Labrador-Halbinsel (Ungava-Bay) errichtet und später nach Neufundland vorgestoßen sind, wo sie sich in der Bucht von St. Georges (Conception Bay) niedergelassen haben. Sicher hingegen ist, dass die Wikinger (Bjarni Herjólfsson, Thorvald Eiriksson, Leif Eriksson) auf mehreren Fahrten um 1000 n. Chr. nach Neufundland und Labrador kamen. 1961 entdeckte Helge Ingstad eine Wikingersiedlung im äußersten Norden der Insel. L’Anse aux Meadows steht heute auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Wahrscheinlich ist, dass dies das Vinland (nicht Weinland, sondern Grasland) der Wikinger ist. Es wurde schon im Jahre 1076 von Adam von Bremen beschrieben.

Vielleicht war Madoc, ein walisischer Prinz, bereits im 12. Jahrhundert hier. Im 15. Jahrhundert kamen immer öfter portugiesische Seefahrer (João Cortes Real) und baskische Fischer auf die Neufundlandbänke zum Fischen. Erst am 24. Juni 1497 sah offiziell der erste Europäer – John Cabot (anglisiert; ital. Giovanni Caboto), ein italienischer Seefahrer in Diensten des englischen Königs − der von Bristol kam, das amerikanische Festland in Labrador, nachdem er auf der gleichen Reise schon in Bonavista auf Neufundland gelandet war. Der Name Neufundland leitet sich von Cabots Bezeichnung newe founde islande ab - „neu gefundene Insel“.

Im Juni 1882 wurde die erste Eisenbahnlinie über die Insel gebaut. Die ersten Passagiere wurden aber erst 1898 mit dem Zug befördert, der wegen seiner Geschwindigkeit „Newfie Bullet“ genannten wurde. Bis zur Fertigstellung des Trans-Canada-Highway (TCH) im Jahr 1967 war die Bahnlinie die einzige Überlandverbindung von Port aux Basques im Westen zur Provinzhauptstadt St. John's im Osten. Kurz nach fertigstellung des TCH, am 2. Juli 1969, wurde der letzte Passagier befördert. Ganz eingestellt wurde die Eisenbahn am 1. September 1988, nachdem die Bundesregierung den weiteren Ausbau des TCH zugesichert hatte. Heutzutage ist man dabei, die gesamte Strecke für den Tourismus zugänglich zu machen indem man sie in den Newfoundland T'Railway Provincial Park umwandelt.

Im Juni 1919 führten John Alcock und Arthur Whitten Brown von Neufundland aus den ersten Non-Stop-Flug über den Atlantik durch.

Naturparks

Im Westen der Insel Neufundland befindet sich der Gros-Morne-Nationalpark. Dieser Nationalpark wurde 1973 gegründet. Im Jahr 1987 wurde er in die Liste der World Heritage Sites der UNESCO aufgenommen. Durch den Terra-Nova-Nationalpark kommt man auf dem Highway No. 1 auf dem Weg von St. John's nach Gander mit einem wichtigen Luftdrehkreuz. Verteilt über die gesamte Insel findet man etliche Reservate zum Schutz einzigartiger Pflanzen und Tiere, wie Cape St. Mary's oder Witless Bay.

Siehe auch Annieopsquotch Mountains.

Tourismus

Ein Fischerei-Outport.

Durch die abgeschiedene Lage der Insel gibt es relativ wenig Tourismus, davon kaum Pauschaltourismus. Vor allem Jäger und Individualisten besuchen die Insel, meist mit dem Campingmobil vom Festland oder den USA aus. Seit kurzem haben aber auch immer mehr Touristen aus Europa Neufundland für sich entdeckt. St. John's an der Ost- und Corner Brook an der Westküste sind (in den Sommermonaten) außerdem beliebte Anlaufhäfen für Kreuzfahrtschiffe.

Die Neufundländer haben jedoch erkannt, dass der Tourismus, neben dem Erdöl im Hibernia-Ölfeld und dem Terra-Nova-Ölfeld, ein Wirtschaftszweig mit Zukunft ist, insbesondere nachdem der Zusammenbruch der Kabeljau-Fischerei - in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts - die Insel in eine existentielle Krise gestürzt hat (teilweise über 20 Prozent Arbeitslosigkeit). Zusätzlich müssen sich die Fischer mit den alljährlichen Protesten gegen die Ende März beginnende Robbenjagd auseinandersetzen.

Mittlerweile gibt es ein breites Angebot an Adventure-Touren und Winterurlaub. Während der Atlantik für die meisten Badeurlauber zu kalt ist, erreichen die unzähligen Seen im Sommer durchaus Badetemperaturen.

Größte Orte

(In Klammern Einwohnerzahlen von 2006)

  1. St. John’s (100.646)
  2. Mount Pearl (24.671)
  3. Conception Bay South (21.966)
  4. Corner Brook (20.083)
  5. Grand Falls-Windsor (13.558)
  6. Paradise (12.584)
  7. Gander (9951)
  8. Stephenville (6588)
  9. Torbay (6281)
  10. Portugal Cove-St. Philip's (5575)

Sonstiges

Heutzutage ist Neufundland die Provinz auf der Erde, in dem prozentual gesehen die meisten Einwohner Englisch sprechen. Durch die abgeschiedene Lage einiger Kommunen entlang der Küste hat sich dort teilweise die Sprache der jeweiligen Siedler erhalten (meistens Shakespeare-Englisch, Französisch, Irisch, Portugiesisch etc.). Erst nach dem Anschluss von Neufundland an Kanada 1949 und dem damit verbundenen Ausbau der Infrastruktur kam die Moderne in diese weltabgelegenen Dörfer und verdrängte diese Sprachen. Heutzutage ist Neufundland eines der Landstriche mit der prozentual höchsten Verbreitung des Internets.

Über die Mentalität der „Newfies“, wie Neufundländer in Kanada oft bezeichnet werden, gibt der Roman The Shipping News von Annie Proulx, einen kleinen Eindruck. Dieses Buch wurde mit der Auflage verfilmt, die Aufnahmen in Neufundland zu machen. Die Neufundländer dankten es, indem sie einen Küstenstrich nach dem Helden „Quoyles Land“ nannten. Der mit dem Roman gleichnamige Film wurde 2001 mit den Darstellern Kevin Spacey und Julianne Moore in der Nähe von Trinity (Bonavista Bay) gedreht.

Die „Newfies“ sind, wenn man sich an Witzen orientiert, die „Ostfriesen Nordamerikas“, wobei die meisten Newfie-Witze von den Newfies selbst stammen und oftmals die Umständlichkeit anderer Leute (Torontonians = Leute aus Toronto und vom Festland) darstellen (vgl. Ostfriesenwitz).

Literatur

  • Newfoundland and Labrador Tourism (Hrsg.): Newfoundland & Labrador: Travel Guide, jährlich
  • Bernard D. Fardy: John Cabot - The Discovery of Newfoundland, Creative Book Publishing, 1994
  • Bernice Morgan: Am Ende des Meeres, dtv, München, 1998 (org. Waiting for time)
  • Bernice Morgan: Die Farben des Meeres, btb Goldmann, München, 1998 (org. Random Passage)
  • Bob Tulk: Newfie Jokes, Newfie Jokes, Corner Brook, 1971 ff.
  • Daniel Woodley Prowse: A History of Newfoundland (Neuausgabe), Boulder Publications Ltd., Portugal Cove, 2002
  • E. Annie Proulx: Schiffsmeldungen, List, München, 1995 (org. Shipping News)
  • Farley Mowat: A Whale For The Killing, McClelland & Stewart, Toronto, 1972
  • Farley Mowat: The Farfarers, Key Porter Books, Toronto 1998
  • Farley Mowat: The Boat Who Wouldn't Float, McClelland & Stewart, Toronto, 1969
  • Farley Mowat: Westviking, McClelland & Stewart, Toronto, 1965
  • Howard Norman: Das Fresko, Fischer Taschenbuch, Frankfurt, 1997 (org. The Bird Artist)
  • Margaret Elphinstone: Der Weg nach Vinland, List, München, 2002 (org. The Sea Road)
  • Mark Kurlansky: Der Fisch, der die Welt veränderte, Claassen, München, 1997 (org. Cod. A Biography of the Fish That Changed the World)
  • Story, Kirwin und Widdowson: Dictionary of Newfoundland English, University of Toronto Press, Toronto, 1982
  • Wayne Johnston: Die Kolonie der unerfüllten Träume, Hoffmann und Campe, Hamburg 1999 (orig. The Colony of unrequieted dreams)

Weblinks

48.566294444444-55.7772972222227Koordinaten: 48° 34′ N, 55° 47′ W


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