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Johannes Nider (* um 1380 in Isny im Allgäu; † 1438 in Colmar; † 13. August 1438 in Nürnberg) war ein deutscher Theologe und Angehöriger des Dominikaner-Ordens. Als Kirchenreformer wird er zu einer der führenden Gestalten der Observanzbewegung gerechnet.
Sein um 1435/37 in lateinischer Sprache erschienenes Werk Formicarius bildet innerhalb der Geschichte der Hexenverfolgungen ein wichtiges Zeugnis, da Nider sich zu den abergläubischen Vorstellungen des ausgehenden Mittelalters über Hexerei, Nigromantie (Totenbeschwörung) und Besessenheit äußert. [1]
Inhaltsverzeichnis
Leben
Sein Vater, ein Flickschuster, starb sehr früh, der begabte Junge fiel vermutlich dem Abt des dortigen Benediktinerklosters auf, der ihm eine schulische Ausbildung ermöglichte. 1402 trat er in den Dominikanerkonvent in Colmar im Elsass ein, ab 1422 studierte er in Köln und Wien. Nider promovierte im Jahr 1425 [2] und wurde 1428 Prior des Dominikanerklosters in Nürnberg. Auf dem Konstanzer Konzil kam er mit den Hussiten in Berührung und forderte Reformen in der Kirche. 1429 wurde er Prior des Basler Konvents, das er den Teilnehmern des Basler Konzils als Verhandlungsort zur Verfügung stellte und dessen Eröffnungsprediger er war. 1434 nahm er seine Lehrtätigkeit als Professor der Theologie in Wien auf, 1436 wurde er Dekan der dortigen theologischen Fakultät.
Er bemühte sich mit verschiedenen Schriften und Handbüchern um die Reform des Säkularklerus und erlangte Ansehen durch seinen Einsatz für die Kirchenreform und im Kampf gegen die Hussiten.
Nider war Zeit seines Lebens ein eifriger Reformator der Klöster seines Ordens und ein Verfechter der "strikten Observanz". Er forderte auch von Laien ein Leben nach dem mönchischen Idealen. Sein Hauptwerk, der Formicarius (dt. Der Ameisenstaat), war eine der meistbenutzten Zitatenquelle im Hexenhammer des Heinrich Institoris.
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ „Nider, Johannes“, aus: Lexikon zur Geschichte der Hexenverfolgung, hrsg. v. Gudrun Gersmann, Katrin Moeller u. Jürgen-Michael Schmidt, in: historicum.net (Seitenabruf am 26.02.2008)
- ↑ Bettina Wagner: Nider, Johannes OP, in: Lexikon des Mittelalters, Band 6, München 2003, Spalte 1136 gibt 1426 als Promotionsjahr an
Werke
- De reformatione religiosorum seu status coenobitici
- Vier und zwanzig guldin Harfen
- De saecularium religionibus
- De paupertate perfecta
- Manuale confessorum
- Praeceptorium divinae legis
- Tractatus de morali lepra
- De vigore consuetudinis et dispensatione canonica
- De abstinentia esus carnium
- Consolatorium timoratae conscientiae
- Dispositorium moriendi
- Tractatus de vera et falsa nobilitate
- Tractatus de contractibus mercatorum (zur allgemeinen Seelsorge)
- Formicarius
- Contra heresim hussitarum (zur Hussitenfrage)
- G.G.D. Mansi, Sacrorum conciliorum nova et amplissima collectio, 1757-98, Bd. 29, S. 441-44. 613-17. 633-34. 643-44) (Briefsammlung)
- Sermones totius anni et de sanctis cum quadragesimali
- Ein Verzeichnis der Schriften Niders sowie einen Überblick über die handschriftliche Überlieferung und die Drucke in: Thomas Kaeppeli, Scriptores Ordinis Praedicatorum medii aevi, Bd. 2, 1975, S. 500-15.
Literatur
Lexika
- Michael D. Bailey: Nider, Johannes, in: Richard M. Golden (Hg.), Encyclopedia of Witchcraft, Santa Barbara, California 2006, Seite 826–828
- Eugen Hillenbrand: Nider, Johannes O.P., in Kurt Ruh (Hg.), Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, Band 6, 2. Auflage Berlin 1987, Spalte 971–977
- Peter Segl: Johannes Nider, in: Neue Deutsche Biographie, Band 19, Berlin 1999, Seite 211ff.
Aufsätze und Bücher
- Andreas Blauert: Frühe Hexenverfolgung. Ketzer-, Zauberei- und Hexenprozesse des 15. Jahrhunderts, Hamburg 1989
- Gábor Klaniczay: Entre visions angéliques et transes chamaniques: le sabbat des sorcières dans le Formicarius de Nider, in: Médiévales 44/2003, Seite 47-72 (Online verfügbar)
- Gábor Klaniczay: The Process of Trance, Heavenly and Diabolic Apparitions in Johannes Nider’s Formicarius, in: Discussion Paper Series 65/2003, Seite 2–81 (Online verfügbar)
- Werner Tschacher: Der Formicarius des Johannes Nider von 1437/38. Studien zu den Anfängen der europäischen Hexenverfolgungen im Spätmittelalter, (= Berichte aus der Geschichtswissenschaft), (Zugl.: Aachen, Techn. Hochsch., Diss., 1998), Aachen 2000 ISBN 3-8265-8141-5
Weblinks
- Johannes Nider. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL).
- Artikel „Nider, Johannes“ im Lexikon zur Geschichte der Hexenverfolgung
Personendaten NAME Nider, Johannes KURZBESCHREIBUNG deutscher Dominikanermönch GEBURTSDATUM um 1380 GEBURTSORT Isny im Allgäu STERBEDATUM 13. August 1438 STERBEORT Colmar
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