Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen

Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen
Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen
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Gründung 1734
Bestand 4,5 Millionen
Bibliothekstyp Staats- und Universitätsbibliothek
Ort Göttingen
Bibliothekssigel 7 (Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen)Vorlage:Infobox Bibliothek/Wartung/Sigel
Website http://www.sub.uni-goettingen.de/
Forschungsbibliothek
Bibliotheksgebäude im 18. Jahrhundert
Bibliotheks-Neubau, errichtet von 1878 bis 1882, heute als Altbau bezeichnet

Die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (kurz SUB Göttingen) ist die zentrale Universitätsbibliothek der Georg-August-Universität Göttingen. Sie ist eine der größten wissenschaftlichen Bibliotheken Deutschlands und nimmt in der Literaturversorgung überregionale Aufgaben wahr, aufgrund derer sie die zusätzliche Bezeichnung Staatsbibliothek erhielt. Ihr derzeitiger Direktor ist Norbert Lossau.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Bibliothek gilt als die erste wissenschaftliche Bibliothek: Seit ihrer Gründung 1734 begann sie einem bis dahin einmaligen, für die Bibliotheksgeschichte bedeutetenden Konzept zu folgen: Die Bestände waren anders als bisher für den Gebrauch bestimmt (bisher waren Bibliotheken eher Bücherschausammlungen), die einzelnen Titel wurden nicht nach dem Kriterium des Schauwertes erworben, sondern nach deren Inhalt, und es wurde ein regelmäßiger Erwerbungsetat festgeschrieben.

Die Bibliothek wurde 1734 gegründet. Der Kurator Gerlach Adolph Freiherr von Münchhausen konnte Johann Matthias Gesner als ersten Direktor gewinnen und die umfangreiche Privatbibliothek von Joachim Hinrich von Bülow als Grundstock einwerben (unter der Bedingung dass die Göttinger Universitätsbibliothek dauerhaft den Namen Bibliotheca Buloviana tragen solle, was heute offenbar nicht mehr der Fall ist). Durch ihren planmäßigen Bestandsaufbau galt sie schnell als die bedeutendste Bibliothek Deutschlands und Prototyp einer modernen Universitätsbibliothek. Die Bestände wurden durch ein umfangreiches Katalogsystem erschlossen.

Langjähriger Leiter (von 1763 bis 1812) war Christian Gottlob Heyne, zugleich Professor für Klassische Philologie. Heyne machte die Bibliothek rasch zu einer überregional wichtigen und beispielhaften Einrichtung. Er organisierte eine Fernleihe für auswärtige Gelehrte und beschaffte neben deutschen Neuerscheinungen auch über Korrespondenzen mit anderen Gelehrten Literatur des Auslands, nicht nur französische, englische und amerikanische, sondern auch arabische und orientalische Literatur. Bei seinem Amtsantritt hatte die Bibliothek einen Bestand von 60.000 Bänden. Bei seinem Tod hatte er sich auf 200.000 Bände vergrößert. Zum Vergleich: Der Bestand der Universitätsbibliothek Halle zählte 1795 nur 20.000 Bände.[1]

Untergebracht war die Bibliothek ursprünglich in dem ersten Kollegien- und Bibliotheksgebäude der Universität, und zwar im Obergeschoss des Mittelbaus um den inneren Hof herum.

Blick in den großen Bibliothekssaal. Friedrich Besemann (1796–1854) zugeschriebene Federzeichnung (um 1820).

Im 19. Jahrhundert stagnierte die Entwicklung der Bibliothek (nach Errichtung des Königreichs Hannover nunmehr „Königliche Universitätsbibliothek“ genannt) aufgrund des unzureichenden Etats. Berühmteste Bibliothekare dieser Epoche waren von 1830 bis 1837 die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm.

1866 in die Trägerschaft Preußens übergegangen, wurde die Bibliothek seit Ende des 19. Jahrhunderts in das sich entwickelnde System der überregionalen Literaturversorgung (verteilter Bestandsaufbau, Preußischer, später Deutscher, Gesamtkatalog, Fernleihe) aufgenommen.

Damit die Bibliothek diesen Aufgaben gerecht werden konnte, wurde zwischen 1878 und 1882 an der Prinzenstraße der große Erweiterungsbau errichtet. Der „Berliner“ Baustil dieses Baukörpers setzte sich in seiner Architektur deutlich von den bisherigen hannoverschen Bauten ab. Er steht bis heute an der Stelle des alten Kollegien- und Bibliotkeksgebäudes und seines großzügigen Vorhofes.

Seit den 1920er Jahren übernahm die Bibliothek zahlreiche Sondersammelgebiete, insbesondere den angloamerikanischen Kulturraum und die Naturwissenschaften, zu denen später noch weitere Fächer kamen. Im Rahmen der Sammlung Deutscher Drucke sammelt die SUB Publikationen des 18. Jahrhunderts.

Direktoren der SUB Göttingen

Gegenwart

Neubau der SUB Göttingen
Die Universitätsbibliothek bei Nacht

Die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen verfügt derzeit über einen Bestand von etwa 4,5 Millionen Bänden, darunter 564.000 Bände Altbestand vor 1900 (Stand 1996), ferner etwa 13.000 Handschriften und 350 Nachlässe.

Das ursprüngliche Bibliotheksgebäude entstand seit dem 18. Jahrhundert durch An- und Ausbauten des ehemaligen Dominikanerklosters (Paulinerklosters). 1992 wurde ein von dem Dortmunder Architekten Eckhardt Gerber entworfener[2] Neubau auf dem Campus der Universität eingeweiht. Das historische Gebäude beherbergt seitdem die Sondersammlungen und den Altbestand, die Paulinerkirche wird für Ausstellungen und Veranstaltungen genutzt. Außerdem gibt es fünf Bereichsbibliotheken.

Bereichsbibliotheken

  • Bereichsbibliothek Chemie (BBN)
  • Bereichsbibliothek Forstwissenschaften (BBF)
  • Bereichsbibliothek Medizin (BBM)
  • Bereichsbibliothek Physik (BBP)
  • Bereichsbibliothek Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (BBWISO, im Oeconomicum)

Sammlungen im Historischen Gebäude

Zentrale Kataloge und Dienste

Die SUB Göttingen ist auch Bibliothek der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Sie unterhält den Niedersächsischen Zentralkatalog und das Göttinger Digitalisierungszentrum. Ferner ist die Verbundzentrale des Gemeinsamen Bibliotheksverbundes (GBV) im Gebäude der Bibliothek untergebracht. Die SUB bietet zahlreiche Online-Dienstleistungen an, beispielsweise die Virtuelle Fachbibliothek Anglo-Amerikanischer Kulturraum, und ist an der Entwicklung neuer Angebote wie dem Wissenschaftsportal b2i, Vascoda, DigiZeitschriften oder nestor und kopal zur Langzeitarchivierung maßgeblich beteiligt. Die SUB Göttingen betreibt zudem den hochschuleigenen Universitätsverlag Göttingen, der seit seiner Gründung im Jahre 2003 stetig expandiert und sich dem Open Access-Prinzip verpflichtet fühlt.

2002 wurde die SUB Göttingen als Bibliothek des Jahres ausgezeichnet.

Förderer

Die heutigen Bestände wären ohne Förderer und Mäzene undenkbar. Das im 19. Jahrhundert erlangte Ansehen der Universität Göttingen löste auch ein Mäzenatentum ihrer Alumni aus. So errichtete der amerikanische Bankier John Pierpont Morgan 1912 mit $ 50000 eine Stiftung, die bis 1967 den Ankauf angelsächsischer Literatur ermöglichte.[3]

Literatur

  • Margo Bargheer, Klaus Ceynowa (Hrsg.): Tradition und Zukunft - die Niedersächsische Staats und Universitätsbibliothek Göttingen. Eine Leistungsbilanz zum 65. Geburtstag von Elmar Mittler. Universitätsverlag, Göttingen 2005, ISBN 3-938616-03-2 (Volltext, PDF)
  • Bernhard Fabian (Hrsg.): Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Bd. 2, 1. Olms-Weidmann, Hildesheim 1998, ISBN 3-487-09575-0, S. 140–266
  • Jan-Jasper Fast, Tobias Möller (Red.): Zukunft mit Tradition. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Bibliothek des Jahres 2002. Niedersächsische Staats- und Univ.-Bibl., Göttingen 2003
  • Christiane Kind-Doerne: Die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen. Ihre Bestände und Einrichtungen in Geschichte und Gegenwart. Harrassowitz, Wiesbaden, 1986, ISBN 3-447-02590-5
  • Elmar Mittler: Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen. In: Bernd Hagenau (Hrsg.): Regionalbibliotheken in Deutschland. Klostermann, Frankfurt am Main 2000. S. 187 - 195, ISBN 3-465-03085-0

Weblinks

 Commons: Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Erhardt Mauersberger: Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt. In: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Online-Version.
  2. Gerber Architekten: Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek, Göttingen
  3. Zimelien
51.5397222222229.9363888888889

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