Nildelta

Nildelta
Nildelta in Hieroglyphen
N16 V23
X1
M16

Ta-mehet
T3-mḥt
Land des Mündungswassers
Nile River and delta from orbit.jpg
Nildelta vo den MODIS-Satelliten der NASA aufgenommen

Das Nildelta (altägyptisch Ta-Mehet) (arabisch ‏دلتا النيل‎) stellt das Mündungsdelta des afrikanischen Nils dar. Dieses Flussdelta befindet sich in Unterägypten direkt nördlich (aus Flussperspektive gesehen unterhalb) von Kairo an der Küste des südöstlichen Mittelmeers.

Der Nil legt vom Viktoriasee bis zur Mündung 5.588 km zurück; von seiner weitest entfernten Quelle am Luvironza in Burundi sind es insgesamt 6.671 km.

Das Nildelta bildet das wohl bekannteste Mündungsdelta, weil es auch die Bezeichnung "Delta" prägte, da es die charakteristische, aus dem griechischen Buchstaben Delta (Δ) abgeleitete Dreiecksform aufweist.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Beschreibung

Karte des Nildeltas (um 1930)

Etwa 25 km nördlich von Kairo fächert sich der Nil zum etwa 24.000 km² großen Nildelta auf, nach dessen Durchfließen der Nil schließlich in das Mittelmeer mündet. Heute gibt es nur noch zwei Mündungsarme: den westlichen Rosette-Arm und den östlichen Damietta-Arm. Sie wurden nach den Städten Rosette und Damietta, die an ihren Mündungen liegen, benannt. Diese fruchtbarste Region Nordafrikas zählt etwa 60 Millionen Einwohner. In der Antike erfolgte die Benennung sowohl nach den Mündungsstädten (Kanopus, Bobitine, Pelusion) als auch nach Großstädten, die weiter südlich im Delta an den jeweiligen Armen lagen (Sais, Sebennytos, Mendes, Tanis).

Dem griechischen Geschichtsschreiber Herodot zufolge gab es in der Antike des 6. und 5. Jahrhunderts v. Chr. fünf natürliche Mündungsarme (Historien, 2. Buch 17). Damals spaltete sich der Nil bei der Stadt Katadupa in drei Hauptarme auf:

  1. den östlichen Pelusischen Arm (Mündungsort: Pelusion, später nach Deltaerweiterung Ostium Pelusiacum)
  2. den mittleren Sebennytischen Arm (Mündungsort: Ostium Sebennyticum, heute verlandet)
  3. den westlichen Kanobischen Arm (Mündungsort: Kanopus (Kanobos), Ostium Canobicum, heute verlandet)

Vom mittleren Sebennytischen Mündungsarm zweigten weitere Arme ab:

  • der Bukolische oder Phatnische Arm nach Osten (künstlich, antiker Mündungsort: Ostium Phatnicum oder Bucolicum, heute Damiette-Arm), von ihm verzweigte
    • der Mendesische Arm nach Osten (antiker Mündungsort: Ostium Mendesicum, verlandet)

Der Bolbitinische oder Saitische Arm (Mündungsort: Bolbitine, Ostium Bolbitinum, heute Rosette) ist bei Herodot nicht erwähnt.

Plinius der Ältere und Strabon (Geographie, 801) nennen übereinstimmend einen Phatnischen und einen Tanitischen Mündungsarm, kennen aber keinen Saitischen und keinen Bukolischen Arm. Der Saitische Arm, an dem Sais liegt, entspricht dem Bolbitinischen Arm, der Bukolische Arm dem Phatnischen Arm. Er erwähnte insgesamt sieben Arme (von Ost nach West), den Pelusi(aki)schen, Tanitischen, Mendesischen, Phatn(it)ischen (oder Phatmetischen), Sebennytischen, Bolbitinischen und Kanopischen (Kanobischen oder Herakleotischen) Arm beziehungsweise Nil. Es ist dabei zu beachten, dass Plinius und Strabon etwa 400 Jahre nach Herodot lebten, und Namensgebungen sich im Laufe der Zeit wandelten. Dazu kommt, dass das Nildelta durch das jährliche Hochwasser und die damit verbundene Schlammflut einem ständigen Wandel unterworfen war.

So gab es zur Römerzeit sieben Hauptarme, von Westen nach Osten (siehe Deltakarte (aus der englischen wikipedia)), es waren der:

  1. Kanobische Arm (Unterlauf ab Verzweigung vom Saitischen Arm, verlandet)
  2. Bolbitinische oder Saitische Arm (zweigt vom Kanobischen Arm ab, heute Rosette-Arm)
  3. Sebennytischen Arm (verlandet)
  4. Bukolische oder Phatni(ti)sche Arm (zweigt vom Sebennytischen Arm ostwärts ab, heute Damiette-Arm)
  5. Mendesische Arm (zweigt vom Phatnischen Arm ab, verlandet)
  6. Tanitische oder Sethroitische Arm (zweigt vom Phatnischen Arm ab, verlandet)
  7. Pelusische Arm (verlandet)

Die Verlandung setzte bereits in der Antike ein und war in islamischer Zeit großteils abgeschlossen.

Der Assuan-Staudamm und seine Auswirkung auf das Nildelta

Durch den von 1960 bis 1971 am Nassersee errichteten Assuan-Staudamm, der die Schwebstoffe und Sedimente zurückhält, lässt mit fortschreitender Nutzung nicht nur die Fruchtbarkeit der Felder in der 5 bis 20 km breiten Niederung unterhalb des Damms nach, er ist auch der Grund, warum sich das Nildelta nicht mehr weiter ins Meer vorschiebt, sondern durch die Brandung abgetragen wird.

Orte im oder am Nildelta (flussabwärts)

Ein möglicher Anstieg des Meeresspiegels des Mittelmeeres, der durch die globale Erwärmung verursacht werden könnte, kann für das Nildelta in sehr kurzer Zeit fatale Folgen haben. So kann schon ein Anstieg des Meeres von weniger als einem Meter vielen Millionen Menschen ihren Lebensraum kosten.

Falschfarben-Satellitenbild von Landsat 7

Literatur

  • Herodot: Historien. Übersetzt von A. Horneffer, Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1971, ISBN 3-520-22404-6.
  • Strabo: Geographica. Übersetzt von Dr. A. Forbiger, Marix Verlag, Wiesbaden 2005, ISBN 3-86539-051-X.
  • Bibliothek der alten Kulturen: Ägypten und der Vordere Orient im Altertum. Verlag Carl Ueberreuter, 1977, ISBN B0000BLWEH.
  • Ian Wilson: The Exodus Enigma. Wiedenfeld & Nicolson, London 1985.

Weblinks


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