- Globale Erwärmung
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Als globale Erwärmung bezeichnet man den in den vergangenen Jahrzehnten beobachteten Anstieg der Durchschnittstemperatur der erdnahen Atmosphäre und der Meere sowie deren künftig erwartete Erwärmung. Oft wird der damit einhergehende Klimawandel synonym verwendet. Zwischen 1906 und 2005 hat sich die durchschnittliche Lufttemperatur in Bodennähe um 0,74 °C (± 0,18 °C) erhöht.[1] Das Jahrzehnt von 2000 bis 2009 war mit Abstand das wärmste je gemessene, gefolgt von den 1990er Jahren, die wiederum wärmer waren als die 1980er Jahre.[2]
Nach gegenwärtigem wissenschaftlichen Verständnis ist hierfür „sehr wahrscheinlich“[3] die Verstärkung des natürlichen Treibhauseffektes durch menschliches Einwirken ursächlich.[1][4] Die menschengemachte Erwärmung entsteht durch Verbrennen fossiler Brennstoffe, durch weltumfassende Entwaldung sowie Land- und Viehwirtschaft. Dadurch wird das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) sowie weitere Treibhausgase wie Methan und Lachgas in der Erdatmosphäre angereichert, so dass weniger Wärmestrahlung von der Erdoberfläche in das Weltall abgestrahlt werden kann.
Der mit Abstand größte Teil der abgelaufenen wie auch der erwarteten anthropogenen Erwärmung ist auf den bisherigen und bis heute zunehmenden Konzentrationsanstieg des Treibhausgases Kohlendioxid zurückzuführen. Durch starke Rückkopplungsprozesse ist die direkte Wärmewirkung des Kohlendioxids jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit deutlich kleiner als die erwarteten, aus der Erwärmung resultierenden, ebenfalls wärmenden Sekundäreffekte.
Bis zum Jahr 2100 wird, abhängig vom künftigen Treibhausgasausstoß und der tatsächlichen Reaktion des Klimasystems darauf (=Klimasensitivität), eine Erwärmung um 1,1 bis 6,4 °C erwartet.[1] Dies hätte eine Reihe von Folgen: Verstärkte Gletscherschmelze, steigende Meeresspiegel, veränderte Niederschlagsmuster, zunehmende Wetterextreme, u.a. Die Vielzahl der Konsequenzen, die sich je nach Ausmaß der Erwärmung ergeben, ist kaum abschätzbar. Die große Schwankungsbreite der Temperaturprognosen ist weniger auf ein fehlendes Verständnis der natürlichen Prozesse, als viel mehr der unbekannten Reaktion der Menschheit auf die sich verändernden Bedingungen zuzurechnen.
Nationale und internationale Klimapolitik zielt sowohl auf die Vermeidung des Klimawandels wie auch auf die Anpassung an die zu erwartende Erwärmung ab.
Der wissenschaftliche Erkenntnisstand zur globalen Erwärmung wird durch den Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC, im Deutschen oft als „Weltklimarat“ bezeichnet) diskutiert und zusammengefasst. Die Analysen des IPCC, dessen Vierter Sachstandsbericht 2007 veröffentlicht wurde, bilden den Forschungsstand über menschliche Einflussnahmen auf das Klimasystem der Erde ab. Sie sind eine Hauptgrundlage der politischen und wissenschaftlichen Diskussion des Themas wie auch der Aussagen dazu in diesem Artikel. Die IPCC-Darstellung und die daraus zu ziehenden Folgerungen stehen zugleich im Mittelpunkt der Kontroverse um die globale Erwärmung.
Klimaforschung
→ Hauptartikel: Klimatologie
Unsere Kenntnisse über Ursachen und Folgen der globalen Erwärmung fußen hauptsächlich auf wissenschaftlichen Erkenntnissen aus der Klimaforschung.
Wissenschaftsgeschichte der globalen Erwärmung
→Hauptartikel: Wissenschaftsgeschichte der globalen Erwärmung
Aufbauend auf die Entdeckung des Treibhauseffektes durch Jean Baptiste Joseph Fourier im Jahr 1824, identifizierte John Tyndall 1862 einige der für diesen Effekt verantwortlichen Gase, allen voran Wasserdampf und Kohlendioxid.[1] Hieran anknüpfend, veröffentlichte Svante Arrhenius[5] 1896 als erster die Hypothese, dass die anthropogene CO2-Anreicherung in der Atmosphäre die Erdtemperatur erhöhen könne,[6] womit die "Wissenschaft von der globalen Erwärmung" im engeren Sinne begann.
In den späten 1950er Jahren wurde erstmals nachgewiesen, dass der Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre ansteigt. Auf Initiative von Roger Revelle startete Charles David Keeling 1958 auf dem Berg Mauna Loa (Hawaii, Big Island) regelmäßige Messungen des CO2-Gehalts der Atmosphäre (Keeling-Kurve). Gilbert Plass nutzte 1956 erstmals Computer und erheblich genauere Absorptionsspektren des CO2 zur Berechnung der zu erwartenden Erwärmung. Er erhielt 3,6 °C als Wert für die Klimasensitivität.[7]
1979 schrieb die National Academy of Sciences der USA im sog. Charney-Report, dass ein Anstieg der Kohlendioxidkonzentration ohne Zweifel mit einer signifikanten Klimaerwärmung verknüpft sei. Deutliche Effekte seien aufgrund der Trägheit des Klimasystems jedoch erst in einigen Jahrzehnten zu erwarten.[8] Die ersten Computerprogramme zur Modellierung des Weltklimas wurden Anfang der 1980er Jahre geschrieben.
Das IPCC
→Hauptartikel: Intergovernmental Panel on Climate Change
Das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) wurde 1988 vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) gemeinsam mit der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) eingerichtet und ist der 1992 abgeschlossenen Klimarahmenkonvention beigeordnet. Das IPCC fasst für seine im Abstand von etwa 6 Jahren erscheinenden Berichte die weltweiten Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der Klimaveränderung zusammen und bildet damit den aktuellen Stand des Wissens in der Klimatologie ab. Der Vierte Sachstandsbericht wurde 2007 veröffentlicht. Der Fünfte Sachstandsbericht wird voraussichtlich 2013 erscheinen.
Wie sicher sind die Erkenntnisse?
Seit über 100 Jahren ist die wärmende Wirkung von Treibhausgasen bekannt, deren Konzentrationsanstieg in der Erdatmosphäre dann Mitte der 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts sicher nachgewiesen werden konnte. Da Schwankungen der Sonnenaktivität erst mit den Mitte der 1970er Jahre verfügbaren Satelliten hinreichend genau messbar waren, war es bis in die 1980er Jahre nicht möglich, zweifelsfrei festzustellen, ob die damals gemessene Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur eine Folge der gestiegenen Treibhausgaskonzentration war. Bis in die 1980er Jahre war die anthropogene globale Erwärmung in Lehrbüchern zur Klimatologie daher als noch unbelegte Hypothese beschrieben.
Die seit Mitte der 1970er Jahre festgestellte, ausgeprägte und bis heute ununterbrochene Klimaerwärmung kann mit Hilfe der seitdem deutlich verbesserten Messtechnik nicht primär auf solare Einflüsse oder andere natürliche Faktoren zurückgeführt werden, da sich diese seit dieser Zeit nur minimal veränderten. Während im dritten Sachstandsbericht des IPCC noch angegeben wurde, es sei „wahrscheinlich“, dass die festgestellte Erwärmung auf anthropogene Einflüsse zurückgeführt werden kann, wurde diese Aussage im vierten Sachstandsbericht von 2007 korrigiert; es heißt dort, der menschliche Einflusses sei "sehr wahrscheinlich". Das IPCC schätzt den Grad des wissenschaftlichen Verständnisses über die Wirkungen von Treibhausgasen als „hoch“ ein.[1]
Der in den IPCC-Berichten zum Ausdruck gebrachte wissenschaftliche Konsens wird von den wichtigsten nationalen Wissenschaftsakademien unter anderem aller G8-Länder ausdrücklich unterstützt.[9][10][11][12][13]
Mindestens weitere 30 nationale und internationale wissenschaftliche Gesellschaften teilen ebenfalls prinzipiell die IPCC-Positionen, darunter
- die European Science Foundation[14],
- die European Geosciences Union[15],
- die Weltorganisation für Meteorologie (WMO)[16],
- die American[17] und die britische Royal Meteorological Society[18],
- die Australian[19] und
- die Canadian Meteorological and Oceanographic Society[20],
- die American Physical Society[21] und das Network of African Science Academies.[22]
Diesen Konsens verdeutlicht z.B. auch ein Essay der Wissenschaftshistorikerin Naomi Oreskes aus dem Jahre 2004, dem zufolge sich in einer Auswahl von 928 Abstracts aus einer wissenschaftlichen Datenbank mit dem Stichwort „global climate change“ unter diesen kein einziger finden ließ, der den grundlegenden vom IPCC vertretenen Thesen widersprochen hätte.[23]
Umfragen unter den Wissenschaftlern bieten zumindest eine grobe Orientierung, wie sehr der in den IPCC-Berichten wiedergegebene Konsens unter Experten verbreitet ist.[24] Einer Umfrage aus dem Jahr 2007 zufolge teilen 45–50 % der Klimaforscher die Positionen des IPCC, während jeweils 15–20 % die IPCC-Berichte für unter- oder übertrieben halten. Wenigstens 97 % der teilnehmenden Wissenschaftler bestätigen die Aussage, wonach die menschlichen Emissionen von Kohlendioxid einen wichtigen Bestandteil des Klimasystems darstellen und wenigstens teilweise für die Erwärmung der letzten Jahrzehnte verantwortlich seien.[25] Dieser Wert wurde auch in einer nachfolgend durchgeführten unabhängigen Umfrage von 2008 bestätigt. Demnach stimmen 97 Prozent der befragten Klimaforscher, die auch aktiv in ihrem Fachgebiet publizieren, der Aussage zu: „Menschliche Aktivität ist ein signifikant beitragender Faktor bei der Veränderung der mittleren globalen Temperatur“.[26]
Klimaskepsis
→ Hauptartikel: Kontroverse um die globale Erwärmung
Der Themenkomplex der globalen Erwärmung war seit jeher Gegenstand kontroverser Diskussionen mit wechselnden Schwerpunkten. Während zu Anfang des 20. Jahrhunderts gezweifelt wurde, ob die theoretisch vorhergesagte Erwärmung messtechnisch überhaupt nachweisbar sei, wurde, als eine Erwärmung schließlich sichtbar wurde, gezweifelt, ob diese Erwärmung tatsächlich vom Menschen ausgelöst war.
Da der direkt wärmende Effekt der Treibhausgase nur ca. ein Drittel der erwarteten Erwärmung ausmacht und der größte Teil eine Folge nur schwer genau quantifizierbarer Rückkopplungsvorgänge ist, ist das Ausmaß der erwarteten Erwärmung ein Aspekt der Diskussion. Ebenso ist die kommende Klimaerwärmung möglicherweise historisch einzigartig, weswegen über einzelne Folgen dieser Erwärmung bisweilen nur spekuliert werden kann. Zwangsläufig ergeben sich damit auch Streitpunkte, wie von politischer Seite reagiert werden solle.
Ursachen
In der Klimatologie ist es heute Konsens, dass die gestiegene Konzentration der vom Menschen in die Erdatmosphäre freigesetzten Treibhausgase mit hoher Wahrscheinlichkeit die wichtigste Ursache der globalen Erwärmung ist,[23][10] da ohne sie die gemessenen Temperaturen nicht zu erklären sind.[27][28][29] Das IPCC schätzt den Grad des wissenschaftlichen Verständnisses über die Wirkung von Treibhausgasen als „hoch" ein.[1]
Verstärkter Treibhauseffekt
→ Hauptartikel: Treibhauseffekt
Treibhausgase lassen die von der Sonne kommende kurzwellige Strahlung weitgehend ungehindert auf die Erde durch, absorbieren aber einen Großteil der von der Erde ausgestrahlten Infrarotstrahlung. Dadurch erwärmen sie sich und emittieren selbst Strahlung im längerwelligen Bereich (vgl. Kirchhoffsches Strahlungsgesetz). Der in Richtung der Erdoberfläche gerichtete Strahlungsanteil wird als atmosphärische Gegenstrahlung bezeichnet. Hierdurch erwärmt sich die Erdoberfläche stärker als wenn allein die kurzwellige Strahlung der Sonne sie erwärmen würde.
Die Treibhausgase Wasserdampf (H2O), Kohlendioxid (CO2), Methan und Lachgas sind natürliche Bestandteile der Atmosphäre; daher wird die von ihnen verursachte Temperaturerhöhung als natürlicher Treibhauseffekt bezeichnet. Seit der Industriellen Revolution verstärkt der Mensch den natürlichen Treibhauseffekt durch den Ausstoß von Treibhausgasen.[30][31] Die Konzentration von CO2 etwa ist vor allem durch die Verbrennung fossiler Rohstoffe, durch die Zementindustrie und großflächige Entwaldung seit Beginn der Industrialisierung auf heute (2011) ca. 390 ppmV (parts per million, Teile pro Million Volumenanteil) gestiegen.[32] Dies ist wahrscheinlich der höchste Wert seit wenigstens 15 bis 20 Millionen Jahren.[33][34] Nach Messungen aus Eisbohrkernen betrug die CO2-Konzentration in den letzten 800.000 Jahren nie mehr als 300 ppmV.[35][36]
Der Volumenanteil von Methan beträgt statt 730 ppbV heute 1.741 ppbV (parts per billion, Teile pro Milliarde Volumenanteil). Dies ist wie bei Kohlendioxid der höchste Stand seit mindestens 800.000 Jahren.[37] Als eine der Ursachen hierfür ist die Viehhaltung[38] anzuführen, gefolgt von weiteren landwirtschaftlichen Aktivitäten wie dem Anbau von Reis. Der Volumenanteil von Lachgas stieg von 270 ppbV auf mittlerweile 321 ppbV.[39]
Aerosole
Neben Treibhausgasen beeinflussen auch die Sonnenaktivität sowie sog. Aerosole - feine Partikel in der Atmosphäre - das Erdklima. Aerosole liefern von allen festgestellten Beiträgen zum Strahlungsantrieb die größte Unsicherheit, und unser Verständnis über sie wird vom IPCC als "gering" bezeichnet.[1] Die Wirkung eines Aerosols auf die Lufttemperatur ist abhängig von seiner Flughöhe in der Atmosphäre. In der untersten Atmosphärenschicht, der Troposphäre, sorgen Rußpartikel für einen Temperaturanstieg, da sie das Sonnenlicht absorbieren und anschließend Wärmestrahlung abgeben. Die verringerte Reflektivität (Albedo) von Schnee- und Eisflächen in Folge von darauf niedergegangenen Rußpartikeln wirkt ebenfalls erwärmend. In höheren Luftschichten hingegen sorgen Mineralpartikel durch ihre abschirmende Wirkung dafür, dass es an der Erdoberfläche kühler wird[40].
Einen großen Unsicherheitsfaktor bei der Bemessung der Klimawirkung von Aerosolen stellt ihr Einfluss auf die ebenfalls nicht vollständig verstandene Wolkenbildung dar. Trotz der Unsicherheiten wird Aerosolen insgesamt eine deutlich abkühlende Wirkung zugemessen.
Nachrangige und fälschlich vermutete Ursachen
Die Annahme, das Ozonloch sei eine wesentliche Ursache der Globalen Erwärmung ist falsch.[41] Eine veränderte kosmische Strahlung ist ebenfalls nicht für die gegenwärtig beobachtete Erwärmung verantwortlich.[42][43][44] Die Erde ist ebenso wenig in einer Phase der Wiedererwärmung aus der kleinen Eiszeit.[45]
Sonnenaktivität
Veränderungen in der Sonne wird ein geringer Einfluss auf die gemessene globale Erwärmung zugesprochen.[46] Die seit 1978 direkt vom Orbit aus gemessene Änderung der Sonnenaktivität ist bei weitem zu klein, um als Hauptursache für die seither beobachtete Temperaturentwicklung in Frage zu kommen.[47][48][49]
Das IPCC schätzt, dass die Sonne seit Beginn der Industrialisierung etwa 0,12 Watt pro Quadratmeter zur Erderwärmung beigetragen hat. Das 90-Prozent-Konfidenzintervall für diese Schätzung wird mit 0,06 bis 0,30 W/m2 angegeben; im Vergleich dazu tragen die anthropogenen Treibhausgase mit 2,63 (± 0,26) W/m2 zur Erwärmung bei. Das IPCC schreibt, dass der Grad des wissenschaftlichen Verständnisses bezüglich des Einflusses solarer Variabilität (siehe auch Streuung) vom Dritten zum Vierten Sachstandsbericht von „sehr gering“ auf „gering“ zugenommen hat.[1]
Abwärme
Bei einer Reihe von meist industriellen Prozessen entsteht Abwärme, beispielsweise bei der Produktion von elektrischem Strom, bei der Nutzung von Verbrennungsmotoren oder beim Betrieb von Computern. Über den USA und Westeuropa trug diese Abwärme im Jahr 2008 mit 0,39 W/m² bzw. 0,68 W/m² zur Erwärmung bei. Sie hat damit deutlichen Einfluss auf das regionale Klimageschehen. Weltweit gesehen liegt der Beitrag jedoch bei 0,028 W/m² und ist somit nur mit ca 1% an der globalen Erwärmung beteiligt.[50][51]
Gemessene und prognostizierte Erwärmung
Als Hauptbeweis für die derzeitige globale Erwärmung gelten die seit etwa 1860 vorliegenden weltweiten Temperaturmessungen sowie die Auswertungen verschiedener Klimaarchive. Verglichen mit den Schwankungen der Jahreszeiten sowie beim Wechsel von Tag und Nacht erscheinen die im Folgenden genannten Zahlen klein; als globale Änderung des Klimas bedeuten sie jedoch sehr viel, wenn man die um nur etwa 6 °C niedriger liegende Durchschnittstemperatur auf der Erde während der letzten Eiszeit bedenkt.[52]
Bisherige Temperaturerhöhung
Zwischen 1906 und 2005 nahmen die global gemittelten, bodennahen Lufttemperaturen um 0,74 °C ± 0,18 °C[1] bzw. seit Beginn der Industrialisierung (ca. 1750) um 0,7 °C zu.[53] Eine deutliche Erwärmungsphase war zwischen 1910 und 1945 zu beobachten, in der aufgrund der noch vergleichsweise geringen Konzentration von Treibhausgasen auch natürliche Schwankungen einen deutlichen Einfluss hatten. Am ausgeprägtesten ist die Erwärmung von 1975 bis heute. Nach NOAA und NASA waren 2010 und 2005 die global wärmsten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen, dicht gefolgt von 1998.[54][55] Wissenschaftler des US-amerikanischen National Research Council gehen von den gegenwärtig höchsten erlebten Temperaturen seit mindestens 400 Jahren aus, wahrscheinlich sogar seit wenigstens 1000 Jahren.[56] In den zurückliegenden 30 Jahren nahm die globale Durchschnittstemperatur nach Bodenmessungen um ca. 0,17 °C pro Jahrzehnt zu.[57] Eine vergleichbare Größenordnung wurde durch Satellitenmessungen ermittelt. Die Daten werden von verschiedenen Forschungsgruppen ausgewertet, die zu leicht unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Nach der Gruppe RSS beträgt der Trend 0,16 °C[58] und nach Messungen an der University of Alabama in Huntsville 0,14 °C pro Jahrzehnt[59] für die letzten 30 Jahre.
In einer 2007 erschienenen Studie konnte der natürliche Anteil der Erwärmung des 20. Jahrhunderts auf unter 0,2 °C eingegrenzt werden.[60]
Erwärmung der Ozeane
Neben der Luft haben sich auch die Ozeane erwärmt. Während sich diese insgesamt seit 1955 aufgrund ihres enormen Volumens und ihrer großen Temperaturträgheit nur um 0,037 °C aufgeheizt haben, erhöhte sich ihre Oberflächentemperatur im selben Zeitraum um 0,6 °C.[61] Der Energieinhalt der Weltmeere nahm zwischen Mitte der 1950er Jahre bis 1998 um ca. 14,5 × 1022 Joule zu, was einer Heizleistung von 0,2 Watt pro m² der gesamten Erdoberfläche entspricht.[62] Im Jahr 2005 wurde u.a. aufgrund der gemessenen Temperaturzunahme der Meere über eine Dekade errechnet, dass die Erde 0,85 Watt pro Quadratmeter mehr Energie aufnimmt als sie ins All abstrahlt.[63][64] Die Energiezunahme der Weltmeere in Höhe von 14,5 × 1022 Joule entspricht der Energie von 100 Millionen Hiroshima-Atombomben; diese Energiemenge würde die unteren 10 Kilometer der Atmosphäre um 11 °C erwärmen.[65]
Örtliche und zeitliche Verteilung der beobachteten Erwärmung
Luft über Landflächen erwärmt sich allgemein stärker als über Wasserflächen[66], was bereits aus der ersten Abbildung dieses Artikels ersichtlich ist. Wegen des Flächenanteils der Ozeane von 71 % ist die Erwärmung der Landflächen im Mittel mehr als doppelt so groß wie über dem Meer. Dementsprechend stiegen die Temperaturen auf der Nordhalbkugel, auf der sich der Großteil der Landflächen befindet, in den vergangenen 100 Jahren stärker an als auf der Südhalbkugel[67], wie auch die nebenstehende Graphik zeigt.
Die Nacht- und Wintertemperaturen stiegen etwas stärker an als die Tages- und Sommertemperaturen.[68][69] Aufgeteilt nach Jahreszeiten wurde die größte Erwärmung während der Wintermonate gemessen, und dabei besonders stark über dem westlichen Nordamerika, Skandinavien und Sibirien.[70] Im Frühling stiegen die Temperaturen am stärksten in Europa sowie in Nord- und Ostasien an. Im Sommer waren Europa und Nordafrika am stärksten betroffen, und im Herbst entfiel die größte Steigerung auf den Norden Nordamerikas, Grönland und Ostasien.[71] Besonders markant fiel die Erwärmung in der Arktis aus, wo sie im jährlichen Mittel etwa doppelt so hoch ist wie im globalen Durchschnitt.[72][73] Mit Ausnahme weniger Regionen ist die Erwärmung seit 1979 weltweit nachweisbar.[71]
Für die verschiedenen Luftschichten der Erdatmosphäre wird theoretisch eine unterschiedliche Erwärmung erwartet und faktisch auch gemessen. Während sich die Erdoberfläche und die niedrige bis mittlere Troposphäre erwärmen sollten, lassen Modelle für die höher gelegene Stratosphäre eine Abkühlung vermuten.[74] Tatsächlich wurde genau dieses Muster in Messungen gefunden. Die Satellitendaten zeigen eine Abnahme der Temperatur der unteren Stratosphäre von 0,314 °C pro Jahrzehnt während der letzten 30 Jahre.[75] Diese Abkühlung wird zum einen durch den verstärkten Treibhauseffekt und zum anderen durch Ozonschwund durch FCKWs in der Stratosphäre verursacht.[76][77] Wäre die Sonne maßgebliche Ursache, hätten sich sowohl die oberflächennahen Schichten, die niedere bis mittlere Troposphäre wie auch die Stratosphäre erwärmen müssen.[74] Nach dem gegenwärtigen Verständnis heißt dies, dass der überwiegende Teil der beobachteten Erwärmung durch menschliche Aktivitäten verursacht sein muss.
Zeitweise Abkühlung
Eine 2008 veröffentlichte Studie hat gezeigt, dass die Temperaturabnahme von etwa 0,3 °C um 1945, die in den Daten des britischen Hadley Centre vorkommt, möglicherweise auf eine nicht korrigierte Abweichung bei der Messung der Meerestemperaturen zurückzuführen ist.[78]
Die Phase globaler Abkühlung zwischen ca. 1940 und ca. 1975 wird hauptsächlich mit einer erhöhten Konzentration von Sulfat-Aerosolen in der Atmosphäre erklärt.
Die im Jahrzehnt zwischen 1998 und 2008 global weitgehend stagnierenden Temperaturen sind laut einer 2011 erschienenen Publikation auf eine Kombination von nur wenig wärmenden anthropogenen und natürlichen Klimafaktoren zurückzuführen. In dieser Zeit war die Sonnenaktivität gering und es bestanden meist La-Niña-Bedingungen im Pazifik; wie auch in den 1960er Jahren dämpften stark gestiegene Schwefeldioxidemissionen zusätzlich den wärmenden Einfluss stetig steigender Treibhausgaskonzentrationen. Diese waren in erster Linie auf Kohleverbrennung in China zurückzuführen.[79]
Auch bei Annahme einer Erwärmung um 4 °C bis zum Ende des 21. Jahrhunderts wird es im Verlauf immer wieder Phasen der Stagnation oder sogar der Abkühlung geben. Diese Phasen können bis zu ca. 10 Jahre andauern. Ursachen sind der 11-jährige Sonnenfleckenzyklus, kühlende starke Vulkanausbrüche, sowie die natürliche Eigenschaft des Weltklimas, einen schwingenden Temperaturverlauf zu zeigen (AMO, PDO, ENSO). So kann beispielsweise das Auftreten von El-Niño- bzw. La-Niña-Ereignissen die globale Durchschnittstemperatur von einem Jahr auf das andere um 0,2 °C erhöhen bzw. absenken und für wenige Jahre den jährlichen Erwärmungstrend von ca. 0,02 °C überdecken aber auch verstärken.[45]
Prognostizierte Erwärmung
Bei einer Verdoppelung der CO2-Konzentration in der Atmosphäre gehen Klimaforscher[1] davon aus, dass die Erhöhung der Erdmitteltemperatur innerhalb von 2 °C bis 4,5 °C liegen wird. Dieser Wert ist auch als Klimasensitivität bekannt und ist auf das vorindustrielle Niveau (von 1750) bezogen, ebenso wie der dafür maßgebende Strahlungsantrieb; mit dieser Größe werden alle bekannten, die Strahlungsbilanz der Erde beeinflussenden Faktoren vom IPCC quantitativ beschrieben und vergleichbar gemacht. Das IPCC rechnet, abhängig von den Zuwachsraten aller Treibhausgase und dem angewandten Modell, bis 2100 mit einer Zunahme der globalen Durchschnittstemperatur um 1,1 °C bis 6,4 °C.
Einflussfaktoren auf die zu erwartenden Treibhausgasemissionen
Der dabei maßgebliche, allerdings auch der mit der größten Unsicherheit behaftete Parameter ist die Prognose über die zukünftige Entwicklung der Weltwirtschaft. Da das Wirtschaftswachstum der Welt in der Vergangenheit stark mit dem Verbrauch an fossilen Energieträgern korrelierte[80] und dies auch in der näheren Zukunft erwartet werden kann, erklärt sich hieraus die relativ große Bandbreite der von den Klimatologen prognostizierten globalen Erwärmung.
Ein weiterer wahrscheinlicher Einfluss ist ein Rückgang der Förderung konventionellen Erdöls aufgrund des Eintretens des Globalen Erdölfördermaximums (sog. "Peak Oil"), das von vielen Experten bis etwa 2030, möglicherweise jedoch auch deutlich früher, erwartet wird. Wird das dann fehlende Öl durch nicht-konventionelles Erdöl wie z.B. Ölsande ausgeglichen, so kann sich die Menge an Treibhausgasen bis zu einem Faktor von 2,5 vergrößern und Anstrengungen zur Reduktion von Emissionen zunichte machen.[81][82][83]
Verstärkte Erwärmung durch Rückkopplungen
Das globale Klimasystem ist von Rückkopplungen geprägt, die die globale Erwärmung entweder verstärken oder abschwächen. Beispielsweise wirkt die schmelzende Eisdecke der Arktis direkt auf die Eis-Albedo-Rückkopplung. Das an die Stelle des weggeschmolzenen Eises tretende dunklere Meerwasser absorbiert erheblich mehr Wärme und führt so zu weiterem Abschmelzen des Polareises. Aus diesem und anderen Gründen schätzt Barrie Pittock in Eos, der Publikation der American Geophysical Union, dass die zukünftige Erwärmung über die vom IPCC genannten Bandbreiten hinausgehen könnte. Er nennt acht Gründe für seine Vermutung, darunter unter anderem
- den Rückgang der globalen Verdunkelung,
- das ungeahnt schnelle Zurückweichen des arktischen Meereises und
- Rückkopplungs-Effekte durch Biomasse.[84]
Eine Berechnung unter Annahme von derartiger Rückkopplungen wurde von Wissenschaftlern der University of California, Berkeley erstellt, die annahmen, dass der Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre sich von den derzeitigen etwa 390 ppmV bis 2100 auf etwa 550 ppmV erhöhen wird. Dies sei allein der von der Menschheit bewirkte anthropogene Zuwachs. Die erhöhte Temperatur selbst stößt dann Prozesse an, die zu zusätzlicher Freisetzung von Treibhausgasen, insbesondere Kohlendioxid und Methan, führen. Bei ansteigender Temperatur erfolgt eine erhöhte Freisetzung von Kohlendioxid aus den Weltmeeren und die beschleunigte Verrottung von Biomasse, was zusätzliches Methan und Kohlendioxid freisetzt. Durch diese positive Rückkopplung könnte die globale Erwärmung um 2 °C stärker ausfallen als gegenwärtig angenommen wird.[85]
Globale Prognosen werden in der Arktis u.a. durch schwer modellierbare, lokale Rückkopplungsprozesse in der unmittelbaren Nachbarschaft von sich zurückziehenden Gletschern erschwert. Im Permafrost Westsibiriens lagern 70 Milliarden Tonnen Methan, in der Tiefsee ungleich größere Mengen Gashydratvorkommen.[86][87] Durch lokale Klimaveränderungen (z. B. +3 °C innerhalb von 40 Jahren in Westsibirien) können auch bei geringer globaler Erwärmung regional kritische Grenzwerte erreicht werden.[88]
Langfristige Betrachtung und daraus resultierende Konsequenzen
Nach einer im Jahr 2009 erschienenen Studie wird die gegenwärtig bereits angestoßene Erwärmung noch für mindestens 1000 Jahre irreversibel sein, selbst wenn heute alle Treibhausgasemissionen vollständig gestoppt würden.[89] In weiteren Szenarien wurden die Emissionen schrittweise bis zum Ende unseres Jahrhunderts fortgesetzt und dann ebenfalls abrupt beendet. Dabei wurden wesentliche Annahmen und Aussagen, die im 4. IPCC-Bericht über die folgenden 1000 Jahre gemacht wurden[1][90], bestätigt und verfeinert. Implizit wurde dabei ein nahezu verschwindendes Wachstum der anthropogenen Abwärmeproduktion vorausgesetzt, die anderenfalls in den nächsten Jahrhunderten zu noch höheren Temperaturen führen würde.[91]
Wie besonders im Abschnitt 5.2 ("Das IPCC") in zusammenhang mit der Box zu den Prognosen bis 2100 noch deutlicher wird, ist bereits vorher ein Kurswechsel notwendig.[92] Er entspräche einem Wechsel von den wachstumsorientierten A- zu den nachhaltigen B-Szenarien des IPCC .[93] Den Plädoyers für ein Aufschieben auf die Möglichkeiten einer späteren, durch Wirtschaftswachstum reicher gewordenen Welt wird in der erwähnten Studie[89] die Langzeitwirkung der Kohlendioxid-Emission entgegengehalten. Bei den indirekt klimarelevanten Sicherheitsforderungen für die Endlagerung radioaktiver Abfälle aus emissionsfreier Energieerzeugung gilt als Zeithorizont eine Million Jahre. Dem gegenüber sind bei Erwärmungsprognosen 1000 Jahre wenig, besonders im Hinblick auf nicht wieder gutzumachende Veränderungen (im Sinne der UN-Klimarahmenkonvention, Art. 3).
Folgen der globalen Erwärmung
→ Hauptartikel: Folgen der globalen Erwärmung
Wegen der Auswirkungen auf menschliche Sicherheit, Gesundheit, Wirtschaft und Umwelt ist die globale Erwärmung mit Risiken behaftet. Einige, schon heute wahrnehmbare Veränderungen, wie die verringerte Schneebedeckung, der steigende Meeresspiegel oder die Gletscherschmelze gelten neben den Temperaturmessungen als Belege für den Klimawandel. Konsequenzen der globalen Erwärmung wirken nicht nur direkt auf den Menschen, sondern auch auf Ökosysteme. Um die vielfältigen Auswirkungen quantitativ erfassen zu können, wurde der sog. Klimawandelindex geschaffen.
Experten prognostizieren verschiedene direkte und indirekte Auswirkungen auf Hydrosphäre, Atmosphäre und Biosphäre. Im IPCC Bericht werden diesen Prognosen jeweils Wahrscheinlichkeiten zugeordnet.
Auswirkungen auf Hydrosphäre und Atmosphäre
- Durch die steigenden Lufttemperaturen verändern sich weltweit Verteilung und Ausmaß der Niederschläge. Aufgrund der Clausius-Clapeyron-Gleichung kann die Atmosphäre mit jedem Grad Temperaturanstieg ca. 7 % mehr Wasserdampf enthalten.[94] Dadurch steigt zwar global die durchschnittliche Niederschlagsmenge, in einzelnen Regionen wird jedoch auch die Trockenheit zunehmen, einerseits durch Rückgang der dortigen Niederschlagsmengen, aber auch durch die bei höheren Temperaturen beschleunigte Verdunstung.[95][96][97]
- Die zunehmende Verdunstung führt zu einem höheren Risiko für Starkregen, Überschwemmungen und Hochwasser.[98][99]
- Es kommt weltweit zu einer verstärkten Gletscherschmelze.
- Im Zuge der globalen Erwärmung kommt es zu einem Anstieg des Meeresspiegels. Dieser erhöht sich aktuell um 3 cm pro Jahrzehnt.[100] Bis zum Jahr 2100 geht das IPCC[101] von einem Meeresspiegelanstieg zwischen 0,19 m und 0,58 m, neuere Quellen sogar von bis zu 2m aus.[45][102]
- Laut der World Meteorological Organization gibt es bislang Anhaltspunkte für und wider ein Vorhandensein eines anthropogenen Signals in den bisherigen Aufzeichnungen über tropische Wirbelstürme, doch bislang können keine gesicherten Schlussfolgerungen gezogen werden.[101] Die Häufigkeit Tropischer Stürme wird wahrscheinlich abnehmen, ihre Intensität aber zunehmen.[103]
Auswirkungen auf die Biosphäre
Die Risiken für Ökosysteme auf einer sich erwärmenden Erde wachsen mit jedem Grad des Temperaturanstiegs. Die Risiken unterhalb einer Erwärmung von 1 °C gegenüber dem vorindustriellen Wert sind vergleichsweise gering. Zwischen 1 °C und 2 °C Erwärmung liegen auf regionaler Ebene mitunter substanzielle Risiken vor. Eine Erwärmung oberhalb von 2 °C birgt erhöhte Risiken für das Aussterben zahlreicher Tier- und Pflanzenarten, deren Lebensräume nicht länger ihren Anforderungen entsprechen.[104] Bei über 3 °C droht der völlige Kollaps von Ökosystemen.[105]
- Durch gestiegene Niederschlagsmengen, Temperatur und CO2-Gehalt der Atmosphäre hat das Pflanzenwachstum in den letzten Jahrzehnten zugenommen. Es stieg zwischen 1982 und 1999 um sechs Prozent im weltweiten Durchschnitt, besonders in den Tropen und der gemäßigten Zone der Nordhalbkugel.[106]
- Ozeane versauern durch Aufnahme des Kohlendioxids aus der Atmosphäre zunehmend.[107] Korallen und andere Meeresbewohner können dadurch ihr Kalkskelett nicht mehr bilden.
- Risiken für die menschliche Gesundheit sind teils unmittelbare Folge steigender Lufttemperaturen. Hitzewellen werden häufiger, während extreme Kälteereignisse wahrscheinlich seltener werden.[71][108][109] Während die Zahl der Hitzetoten wahrscheinlich steigen wird, wird die Zahl der Kältetoten abnehmen.[110][111]
- Die landwirtschaftliche Produktivität wird sowohl von einer Temperaturerhöhung als auch von einer Veränderung der Niederschläge betroffen sein. Global ist, grob gesehen, mit einer Verschlechterung des Produktionspotenzials zu rechnen. Das Ausmaß dieses Negativtrends ist jedoch mit Unsicherheit behaftet, da unklar ist, ob durch gestiegene Kohlenstoffkonzentratioen ein Düngungseffekt eintritt (-3 %) oder nicht (-16 %). Tropische Regionen werden Modellrechnungen zufolge jedoch stärker betroffen sein als gemäßigte Regionen, in denen mit Kohlenstoffdüngung sogar teilweise deutliche Produktivitätszuwächse erwartet werden. Zum Beispiel wird für Indien mit einem Einbruch von ca. 30-40 % bis 2080 gerechnet, während die Schätzungen für die Vereinigten Staaten und China je nach Kohlenstoffdüngungs-Szenario zwischen -7 % und +6 % liegen. Hinzu kommen wahrscheinliche Veränderungen der Verbreitungsgebiete und Populationen von Schädlingen.[112][113]
- Es wird zu Änderungen von Gesundheitsrisiken für Menschen und Tiere in Folge von Veränderungen des Verbreitungsgebiets, der Population und des Infektionspotentials von Krankheitsüberträgern kommen.[114][115] Inwieweit sich dadurch die tatsächliche Ausbreitung der übertragenen Krankheiten ändert, hängt dabei weniger vom Klima als vom medizinischen Standard und der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der betroffenen Regionen ab.[116]
Sonstige
Politische
Der Militärexperte Gwynne Dyer stellt in einem aktuellen Buch die These auf, dass mit den Folgen des Klimawandels geopolitische Verwerfungen einhergehen könnten, die sich schließlich bis zur Austragung von "Klimakriegen" steigern könnten.[117]
Wirtschaftliche
Die wirtschaftlichen Folgen der globalen Klimaerwärmung sind nach gegenwärtigen Schätzungen beträchtlich. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung schätzt, dass ein ungebremster Klimawandel bis zum Jahr 2050 bis zu 200 Billionen US-Dollar volkswirtschaftliche Kosten verursachen könnte (wobei diese Schätzung mit großen Unsicherheiten behaftet ist).[118] Der 2006 veröffentlichte Stern-Report der britischen Regierung nennt an zu erwartenden Schäden durch den Klimawandel bis zum Jahr 2100 Werte zwischen 5 % bis 20 % an der globalen Wirtschaftsleistung.
Vermeidungsstrategien (Klimaschutz)
Politische Maßnahmen
→ Hauptartikel: Klimapolitik
Das Ausmaß der möglichen Konsequenzen der globalen Erwärmung führt zur Frage, wie diese politisch verhindert oder ihre Folgen zumindest gemildert werden können. Die Emissionsminderung aller Treibhausgase ist Hauptgegenstand der umfassenden Klimarahmenkonvention (UNFCCC) der Vereinten Nationen als der völkerrechtlich verbindlichen Regelung zum Klimaschutz. Sie wurde 1992 in New York City verabschiedet und im gleichen Jahr auf der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung (UNCED) in Rio de Janeiro von den meisten Staaten unterschrieben. Mit der Rahmenkonvention geht als neu entstandenes Prinzip der Staatengemeinschaft einher, dass auf eine massive Bedrohung der globalen Umwelt auch ohne endgültige Beweise für ihr genaues Ausmaß reagiert werden soll. Auf der Rio-Konferenz wurde auch die Agenda 21 verabschiedet, die seitdem Grundlage für viele lokale Schutzmaßnahmen ist.
Die derzeit 194 Vertragsstaaten der Rahmenkonvention treffen sich jährlich zu UN-Klimakonferenzen. Die bekanntesten dieser Konferenzen waren 1997 im japanischen Kyōto, die als Ergebnis das Kyoto-Protokoll hervorbrachte, und 2009 in Kopenhagen.
Das 2-Grad-Ziel
→ Hauptartikel: 2-Grad-Ziel
Als Grenze von tolerablem zu „gefährlichem“ Klimawandel wird in der Klimapolitik gemeinhin eine durchschnittliche Erwärmung um 2 °C gegenüber dem vorindustriellen Niveau angenommen. Das 2-Grad-Ziel basiert auf der Grafik burning embers im IPCC 2001, überarbeitet 2009[119]. Da 0,7 °C bereits erreicht sind, verbleiben damit noch 1,3 °C. Das 2-Grad-Ziel wurde etwa beim G8-Gipfel im Juli 2009 anerkannt. Es ist auch Teil des Copenhagen Accord. Einzelne Staaten, besonders Mitglieder der Europäischen Union, hatten sich diesem Ziel bereits länger verschrieben. In Deutschland empfiehlt der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) bereits seit 1994, die mittlere Erwärmung auf höchstens 2 °C zu begrenzen. Das 2-Grad-Ziel ist jedoch nur als eine politische Absichtserklärung zu verstehen, da es bislang nicht in völkerrechtlich bindender Form verabschiedet worden ist.
Der Anstieg des Meeresspiegels wäre mit der 2-Grad-Begrenzung nicht gestoppt. Die im Abschnitt 3.1.2 diskutierte, teilweise deutlich stärkere Erwärmung über den Landflächen, die sich auch in der Karte am Anfang des Abschnitts 3.2.2 zeigt, bringt weitere Probleme. Besonders stark zunehmende Temperaturen werden über der Arktis erwartet. Beispielsweise erklärten Indigene Völker das 2-Grad-Ziel für zu schwach, weil es ihre Kultur und ihre Lebensweise immer noch zerstören würde, sei es in arktischen Regionen, in kleinen Inselstaaten sowie in Wald- oder Trockengebieten.[120]
Technische und individuelle Möglichkeiten
→ Hauptartikel: Klimaschutz
Politische Vorgaben zum Klimaschutz müssen durch entsprechende Maßnahmen umgesetzt werden. Auf der technischen Seite existiert eine Vielzahl von Optionen zur Verminderung von Treibhausgasemissionen. So ließe sich theoretisch auch mit heutigen Mitteln ein effektiver Klimaschutz realisieren.[121] Vor allem die Kosten einer solchen Vermeidungsstrategie hemmen bislang die notwendigen Investitionen in Klimaschutztechnik, auch wenn wie oben beschrieben diese Kosten teilweise deutlich niedriger geschätzt werden, verglichen mit den ansonsten eintretenden Schäden durch den Klimawandel.
Verbesserung der Energieeffizienz
→ Hauptartikel: Energieeffizienz
Eine verbesserte Energieeffizienz ist ein zentrales Element technischer Klimaschutzlösungen.[122][123] Nimmt die Energieeffizienz zu, kann eine Dienstleistung oder ein Produkt mit weniger Energieverbrauch als zuvor angeboten oder hergestellt werden. Das heißt beispielsweise dass in einer Wohnung weniger geheizt werden muss, ein Kühlschrank weniger Strom benötigt oder ein Auto einen geringeren Benzinverbrauch hat. In all diesen Fällen führt die zunehmende Effizienz zu einem abnehmenden Energieverbrauch und damit zu einem verringertem Treibhausgas-Ausstoß. McKinsey berechnete zudem, dass zahlreiche Energieeffizienz-Maßnahmen gleichzeitig einen volkswirtschaftlichen Gewinn abwerfen.[124] In einer globalen Bilanz betrachtet, bedeutet eine gesteigerte Energie- bzw. Ressourceneffizienz jedoch nur, dass mit den verbrauchten Ressourcen mehr Produkte- oder Dienstleistungen hergestellt werden. Der weltweite Ressourcenverbrauch hängt in erster Linie von den verfügbaren Förderkapazitäten und deren Ausbau ab. Siehe auch Rebound-Effekt.
Umbau des Energiesystems auf erneuerbare Energiequellen
→ Hauptartikel: Erneuerbare Energie
Der Umbau des Energiesystems von fossilen auf erneuerbare Energiequellen wird als ein weiterer unverzichtbarer Bestandteil effektiver Klimaschutzpolitik angesehen.[125][126] Im Gegensatz zu fossilen Energieträgern wird bei der Nutzung der meisten erneuerbaren Energien kaum Kohlendioxid ausgestoßen, sie sind deshalb weitgehend CO2-Neutral. Der Einsatz erneuerbarer Energien bietet sowohl ökologisch als auch ökonomisch großes Potenzial, vor allem durch das Vermeiden der mit anderen Energieformen verbundenen Folgeschäden. Ob die erhofften ökologischen Vorteile im Einzelfall realistisch sind, kann durch eine Ökobilanz festgestellt werden. So müssen bei der Biomasse-Nutzung zum Beispiel Landverbrauch, chemischer Pflanzenschutz und Reduzierung der Artenvielfalt der erwünschten CO2-Reduzierung gegenübergestellt werden. Die Abschätzung wirtschaftlicher Nebeneffekte ist ebenfalls mit erheblichen Unsicherheiten behaftet.
CO2-Abscheidung und -Speicherung
→ Hauptartikel: CO2-Abscheidung und -Speicherung
Für den Betrieb von fossilen Kraftwerken wird eine CO2-Abscheidung und -Speicherung (CCS) angestrebt, die aber frühestens 2020 kommerziell einsetzbar werden kann, die den Wirkungsgrad solcher Kraftwerke deutlich mindert und dadurch die Kosten fossil erzeugten Stroms erhöht. Durch diese Verteuerung wird sich der Strompreis weiter demjenigen aus regenerativen Quellen annähern, die gleichzeitig beständig günstiger werden. Zumindest für Länder wie Deutschland mit seiner begrenzten geologischen Endlagerkapazität für CO2 dürfte es sich auch bei CCS nur um eine Übergangslösung für wenige Jahrzehnte handeln.[127]
Kernfusion
→ Hauptartikel: Kernfusion
Die globalen Reserven für regenerative und nicht regenerative Energie sind im IPCC-Bericht dargestellt.[128] Nahezu unbegrenzt sind demnach nur die Brennstoff-Reserven für die experimentelle Kernfusion, die frühestens ab Mitte des 21. Jahrhunderts betriebsreif sein kann und dann theoretisch zur Ablösung fossil befeuerter Großkraftwerke beitragen soll. Zum jetzigen Zeitpunkt ist unklar, ob Kernfusion jemals kommerziell einsetzbar sein wird.
Geo-Engineering
→ Hauptartikel: Geo-Engineering
Weitere technische Maßnahmen gegen die Erderwärmung fallen unter den Begriff Geo-Engineering. Dabei könnten beispielsweise große Mengen Sulfate in die Stratosphäre geblasen werden, die wie eine Art Schirm die einfallende Sonnenstrahlung blocken sollen.[129] Die Teilnehmer des Kopenhagen Konsensus empfehlen Geo-Engineering, vor allem das Cloud-Whitening, bei dem Meerwasserpartikel in die Wolken gespritzt werden, als eine möglicherweise billige, effektive, und schnelle Maßnahme.[130] Die britische Royal Society zieht Geo-Engineering als eine Art „Plan B“ in Betrachtung, sollten Emissionsreduktionen keine ausreichende Wirkung zeigen.[131] Kritiker weisen auf die noch nicht nachgewiesene Wirksamkeit solcher experimenteller Maßnahmen hin und warnen vor den vermuteten wie heute noch unabsehbaren Folgen des Geo-Engineering. Die amerikanische meteorologische Gesellschaft empfiehlt deshalb umfassende Forschungsarbeiten und weitreichende Abwägungen, bevor Geo-Engineering im großen Maßstab angewendet wird.[132]
Persönliche Beiträge zum Klimaschutz
Individuelle Möglichkeiten für Beiträge zum Klimaschutz bestehen in Verhaltensumstellungen und verändertem Konsum mit Energieeinsparungen.[133] Hierzu gehören unter anderem der Einsatz energie-effizienterer Geräte, der Umstieg auf umweltfreundlichere Verkehrsmittel, die Investition in erneuerbare Energieträger im privaten Bereich sowie die Verkürzung der Nahrungskette durch Umstieg von tierischen auf pflanzliche Nahrungsmittel. Würde der globale Fleischkonsum ab 2015 innerhalb von 40 Jahren auf weniger als ein Drittel reduziert, würden einer Modellsimulation zufolge die Lachgas- und Methanemissionen der Landwirtschaft unter das Niveau von 1995 sinken.[134][135] Eine andere häufig geäußerte Möglichkeit sei der Konsum lokal produzierter Lebensmittel. Einer US-amerikanischen Ökobilanz (2008) zufolge ist der Beitrag des Transports zu den Emissionen der Lebensmittelversorgung mit 11% relativ gering, 83% entstehen hingegen bei der Produktion. Daher spiele die Art der konsumierten Lebensmittel eine viel größere Rolle als die Herkunft der Lebensmittel. Eine Tagesdosis an Kalorien einmal pro Woche statt über rotes Fleisch über Geflügel, Fisch, Eier oder Gemüse aufzunehmen habe einen stärkeren Effekt auf die Treibhausgasemissionen, als alle Lebensmittel aus lokaler Produktion zu beziehen.[136]
Literatur
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Weblinks
Wikiquote: globale Erwärmung – ZitateCommons: Global warming – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Website des IPCC mit Links zu Einzelberichten (englisch) und ins Deutsche übertragene Teile der Berichte von 2007 und 2001
- Materialsammlung zum Thema Klima basierend auf dem vierten IPCC-Bericht von 2007 und das Klimawiki des Hamburger Bildungsservers
- Agenda 21: Lexikon Klimawandel, Klimaerwärmung, Klimageschichte
- Klimawandel-Dossier bei der Bundeszentrale für politische Bildung
- Spencer Weart: The Discovery of Global Warming, Geschichte der Wissenschaft über den menschlichen Klimawandel (englisch)
- Informationsportal Klimawandel der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Österreichs
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