- Norbert Huppertz
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Norbert Huppertz (* 12. April 1938 in Konzen) ist ein deutscher Pädagoge und Buchautor.
Huppertz studierte nach dem Abitur Philosophie, Pädagogik und klassische Philologie und promovierte an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg bei dem Husserl-Schüler Hans Reiner mit dem Thema Die Debitum-Problematik bei Thomas von Aquin. Derzeit ist er Professor an der Pädagogischen Hochschule Freiburg.
Zu seinen Arbeitsschwerpunkten zählen unter anderem Theoriebildung in der Sozialpädagogik (Partial-holistischer Ansatz) und Wertethische Grundlagen der Pädagogik.
Huppertz ist verheiratet und Vater von vier Kindern.
Inhaltsverzeichnis
Forschungsmethodische Position
Unter Leitung von Norbert Huppertz an der Pädagogischen Hochschule Freiburg i. Br. wurde 1985/86 im Rahmen mehrerer Forschungsarbeiten im Arbeitsbereich Sozialpädagogik das partial-holistische Konzept entwickelt. Der Partial-Holismus (latein.: pars „der Teil“ und griech.: holon „das Ganze“) ist die Lehre von der Betrachtung und Erforschung der Details (partial), ohne dabei dessen Verbindung zu seinem Ganzen (holistisch) außer Acht zu lassen. Eine partial-holistische Perspektive zeichnet sich dadurch aus, dass sowohl Problemstellungen in ihrem jeweiligen Kontext ernst genommen werden, als auch gleichzeitig der gesellschaftlich wie auch globale Blick dazu realisiert wird. Der partial-holistische Ansatz berücksichtigt wichtige Erkenntnisse der bereits bestehenden Forschungslinien (Phänomenologie, Hermeneutik, Empirie, Dialektik, Aktionsforschung etc.) und verlangt in seiner Umsetzung hohe Anforderungs- und Praxisrelevanz. In der sozialen Praxis bedeutet die Arbeit mit dieser Forschungsmethode: den Einzelnen sehen, und sein soziales Ganzes mit bedenken
Ziel der partial-holistischen Forschung: die Kluft zwischen Theorie und Praxis überwinden und so zu einer umfassenden Theoriebildung gelangen.
Kindergarten- und Vorschulpädagogik
Norbert Huppertz hat 1990 den Lebensbezogenen Ansatz begründet. Der Ursprung des Lebensbezogenen Ansatzes basiert auf der Erkenntnis, dass bereits vorhandene Ansätze und Kindergartenkonzepte im Hinblick auf eine fundierte Bildung der Drei- bis Sechsjährigen nicht ausreichend strukturiert sind. Der Lebensbezogene Ansatz ist ein Bildungsansatz der Frühpädagogik, in dessen Zentrum das Leben und Lernen des Kindes steht. Das bedeutet, dass durch die wertebezogenen Erziehungs- und Bildungsziele das Kind zu folgenden Einstellungen für sein gegenwärtiges und zukünftiges Leben gelangt:
- Weltbürgerlichkeit (Erde und Welt gehören allen)
- Natur- und Umweltbewusstsein (Natur und Umwelt schätzen und schützen = ökologische Erziehung)
- Friedensfähigkeit (erfreuliche Beziehungen und Versöhntsein gegenüber anderen)
- Sicht für das Ganze
- Erleben in der Wirklichkeit (kein übertriebener Medieneinsatz)
Der Lebensbezogene Ansatz wurde in zahlreichen Einrichtungen erprobt und mehrfach evaluiert.
Als wissenschaftliche Basis liegt dem Lebensbezogenen Ansatz der Partial-Holismus zugrunde.
Literatur Partial-Holismus
- Rumpf, Joachim (1989): Theoretische und empirische Beiträge zur Kooperation von Heim und Schule. Dachsberg: Werkstatt-Ed. Dietrich.
- Huppertz, N. Tolksdorf U. (1989): Zur Didaktik des Kindergartens. In: PH-FR Zeitschrift der Pädagogischen Hochschule Freiburg, Jg. 1, S. 6.
- Huppertz, Norbert; Schinzler, Engelbert (1995): Grundfragen der Pädagogik. Eine Einführung für sozialpädagogische Berufe. 10. Aufl. Köln: Stam-Verl. (Stam, 8111) ISBN 3-8237-8111-1
- Huppertz, Norbert (1997): Der Teil und das Ganze - Partial-Holismus. In: PH-FR Zeitschrift der Pädagogischen Hochschule Freiburg, Jg. 1, S. 7 ff.
- Lechner, Jörg-Johannes; Mägdefrau, Jutta (1998): Partial-Holismus in der sozialen Arbeit. Erfahrungen mit einer Forschungsposition; Festschrift für Norbert Huppertz. Oberried bei Freiburg i. Br.: PAIS-Verl. ISBN 3-931992-06-3
- Huppertz, Norbert (1998): Theorie und Forschung in der Sozialen Arbeit. Neuwied: Luchterhand (Studienbücher für soziale Berufe) ISBN 3-472-03127-1
- Huppertz, Norbert (2000): Jugend und Jugendarbeit heute. Partial-holistische Studie der Stadt Neuenburg. 2. Aufl. Oberried bei Freiburg i. Br.: PAIS-Verl. (Present) ISBN 3-931992-00-4
- Lechner, Jörg-Johannes (2005): Ethik und Pädagogik: Die philosophisch-anthropologische Ethik Hans Reiners und ihre Bedeutung für eine lebensbezogene Pädagogik. Hamburg: Verlag Kovac. ISBN 3-8300-2055-4
- Gebhard, Klemens/Meurer, Moritz (2010): Lebensbezogene Pädagogik und Partial-Holismus. Bildung und Forschung für ein gelingendes Leben. Oberried bei Freiburg i. Br.: PAIS-Verlag ISBN 978-3-931992-28-6
Veröffentlichungen (Auswahl)
- Elternarbeit vom Kindergarten aus: didaktische und methodische Möglichkeiten in der Sozialpädagogik, Herder, 1992, ISBN 3-451-09011-2
- Erleben und Bilden im Kindergarten: der lebensbezogene Ansatz als Modell für die Planung der Arbeit, Herder, 1992, ISBN 3-451-22544-1
- Hortpädagogik: eine Einführung in Theorie und Praxis, PAIS-Verlag, 1999, ISBN 3-931992-07-1
- Der lebensbezogene Ansatz im Kindergarten, Herder, 2003, ISBN 3-451-28144-9
- Handbuch Waldkindergarten: Konzeption - Methodik - Erfahrungen, PAIS-Verlag, 2004, ISBN 3-931992-18-7
- Der Brief der hl. Edith Stein. Von der Phänomenologie zur Hermeneutik, PAIS-Verlag, 2010, ISBN 978-3-931992-26-2
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