Ochsenkopfantenne

Ochsenkopfantenne
Grobe Darstellung der ARD-Reichweite in das Gebiet der DDR mit Senderstandorten

Ochsenkopfantenne oder einfach Ochsenkopf war im Süden der DDR die inoffizielle Bezeichnung für eine zum Empfang des Westfernsehens vorgesehene Fernseh-Antenne in Privathaushalten. Der Name stammt vom Ochsenkopf, einem Berg im Fichtelgebirge.

Das vom dortigen Sender Ochsenkopf des Bayerischen Rundfunks ausgestrahlte Erste Fernsehprogramm der ARD konnte mit dieser Antenne auch in Teilen der DDR (Westsachsen, Ostthüringen und im Süden des heutigen Sachsen-Anhalt, zeitweise sogar auch im sogenannten Tal der Ahnungslosen um Dresden) empfangen werden.

Bedingt durch die Empfangsfrequenz im VHF-Band I Kanal 4 waren die Antennen-Elemente relativ lang und wegen der vertikalen Polarisation hatte sie somit ein markantes Aussehen. Gleichzeitig konnten diese Antennen auch als Behelfsantennen für den UKW-Rundfunk mitverwendet werden.

Inhaltsverzeichnis

Die industrielle Fertigung in der DDR

Diese Yagi-Antennen wurden in der DDR auch durch RFT industriell gefertigt und waren frei verkäuflich, da in Calau ebenfalls ein TV-Sender auf dem Kanal 4 sendete. Es gab Ausführungen mit einem, zwei und drei Elementen zu kaufen.

Selbstbau

Halbwellendipol

Der Selbstbau dieser Dipolantennen war recht einfach. Ein Halbwellendipol bestand aus zwei gleichlangen Aluminium- oder Kupferrohren mit einem Durchmesser von ca. 10–15 mm. Beide Rohre wurden mit einem isolierenden Distanzstück mit ca. 30 mm Länge (beispielsweise aus Holz) axial miteinander verbunden. Die Gesamtlänge beider Rohre und des Distanzstücks musste etwa 2230 mm betragen und durfte keinen axialen Versatz aufweisen.

Die Montage der Rohre mit dem Distanzstück erfolgte isoliert vertikal, z. B. an einem hölzernen Dachträger in der Bodenkammer. Zum Anschluss an den Fernsehempfänger diente ein symmetrisches UKW-Antennenkabel, das in der Nähe des Isolierstückes endete und wo je eine Leitung an ein Rohr geklemmt oder gelötet wurde.

Gleichzeitig konnten diese Antennen auch als Behelfsantennen für den UKW-Rundfunk verwendet werden.

HB9CV-Antenne oder Schweizer Antenne

Es gab als reine Selbstbauantenne auch die Möglichkeit, eine HB9CV-Antenne, auch Schweizer Antenne genannt, zu verwenden. Hier ist das Verhältnis von Materialaufwand zu Antennengewinn besonders günstig. Jedoch war der Nachbau erheblich schwieriger als bei den Dipolantennen. Die Bauanleitungen dazu waren in der Amateurfunkliteratur der DDR frei verfügbar, z. B. von Karl Rothammel.

Staatliche Gegenmaßnahmen und Repressalien

In den 1960er Jahren führte es anfangs noch zu Repressalien gegen Bürger, wenn auf deren Hausdach „Ochsenköpfe“ entdeckt wurden. In der Folge wurden die Antennen dann unter dem Dach oder in den Wohnungen versteckt und ab den 1970er Jahren in Privathaushalten geduldet – diese Duldung wurde mit der Amtsübernahme Erich Honeckers von der SED inoffiziell (mündlich) bekanntgegeben.

Antennengemeinschaften in der DDR

Ab diesem Zeitpunkt wurde in Regionen mit besonders schwierigen Empfangsverhältnissen sogar die Bildung von lokalen Antennengemeinschaften, einer Vorläuferform des Kabelfernsehens, geduldet. Auch boten oder gestatteten viele kommunale und genossenschaftliche Wohnungsverwaltungen ihren Mietern die Möglichkeit, das Westfernsehen zu sehen. Der Empfang dieser Sender in staatlichen Einrichtungen wie Wohnheimen blieb offiziell untersagt und wurde auch teilweise mit Hilfe von Sperrfiltern unterbunden. Dort wo ein Empfang trotzdem möglich war, wurde er jedoch oft stillschweigend geduldet.


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