Offenbarung des Petrus

Offenbarung des Petrus
Weltgerichtsmosaik der Basilika von Torcello (Detail)

Die Offenbarung des Petrus (auch Petrusapokalypse) ist ein um 135 in Ägypten verfasster christlicher Text, der den Apokryphen zugerechnet wird.

Inhaltsverzeichnis

Zeit und Ort der Abfassung

Da die Petrus-Apokalypse wahrscheinlich 4. Esra sowie 2. Petrus verwendete, wurde sie wohl nach ca. 100 n. Chr. verfasst. Sie wurde im Kanon Muratori erwähnt und von Theophilus von Antiochien sowie Klemens von Alexandrien benutzt, hatte also um 180 n. Chr. schon eine weite Verbreitung (wurde also wohl spätestens einige Jahrzehnte davor geschrieben). Der Versuch einer genaueren Datierung auf um 135 oder kurz danach bezieht das Feigenbaumgleichnis in Kap. 2 auf den Juden Bar Kochba. Niedergeschrieben wurde diese Offenbarung vermutlich in Alexandria wahrscheinlich von einem Judenchristen, der aus jüdischen und griechischen eschatologischen Quellen schöpfte.

Verbreitung und Anerkennung

Eine griechische und eine äthiopische Fassung sind überliefert. Die Petrus-Offenbarung war von ca. 150 n. Chr. ab verbreitet, vor allem im griechisch sprechenden Osten, und wurde von manchen Kirchenvätern geschätzt (blieb aber, insgesamt gesehen, immer umstritten). Im wohl in der Stadt Rom verfassten Kanon Muratori wurde die Petrus-Offenbarung anerkannt (aber als umstritten bezeichnet). Sie wurde nie ins Lateinische übersetzt, daher ab etwa 200 n. Chr. im lateinischen Westen kaum mehr gelesen, da dann dort die Griechisch-Kenntnisse stark abnahmen. Im Osten wurde sie aber geschätzt: Klemens von Alexandrien schrieb sogar einen Kommentar über sie, und im Kanonsverzeichnis des Codex Claromontanus wird sie am Schluss genannt. Andererseits ist sie im Kanon des Origenes nicht enthalten und bei Eusebius von Caesarea gehörte sie zu den unechten Büchern.[1]

Sie wirkte noch im Mittelalter stark nach.

Umfang und Inhalt

Die Petrus-Offenbarung ist ein eher kleines Buch; es hat ungefähr den halben Umfang vom Hebräerbrief.[2] Der Text bietet eine ausgesprochen ausführliche Schilderung der zukünftigen Hölle und ihrer Strafen, welche die christliche Phantasie bis hin zu Dantes "Inferno" der Göttlichen Komödie gespeist haben.

Wie viele andere detailreiche Darstellungen der Höllenstrafen im Hochmittelalter geht zum Beispiel auch die Darstellung des Weltgerichts auf einem Mosaik von Torcello (frühes 12. Jh.) auf die Petrus-Apokalypse zurück.

Literatur

  • Caspar Detlef Gustav Müller: Offenbarung des Petrus (Einleitung und deutsche Übersetzung). In: Wilhelm Schneemelcher (Hrsg.): Neutestamentliche Apokryphen in deutscher Übersetzung. Band 2: Apostolisches, Apokalypsen und Verwandtes. 5. Auflage. Mohr, Tübingen 1989, ISBN 3-16-145181-3, S. 562–578.

Einzelbelege

  1. So bei Eusebius: Kirchengeschichte, III, 25, 4. Eusebius zitiert im selben Buch auch den Kanon des Origenes, in V, 25.
  2. Umfang-Vergleich nach Franz Stuhlhofer: Der Gebrauch der Bibel von Jesus bis Euseb. Eine statistische Untersuchung zur Kanonsgeschichte. S. 38 f., Wuppertal 1988

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