Offenes Peer-Review

Offenes Peer-Review

Als Offenes Peer-Review (engl. open peer review, auch dynamic oder interactive per review) werden verschiedene Varianten des Peer-Reviews zur Bewertung wissenschaftlicher Arbeiten bezeichnet, bei denen der Begutachtungsprozess im Gegensatz zum traditionellen Peer-Review zum Einblick oder auch zur Beteiligung geöffnet wird. Verfahren des offenen Peer-Reviews entwickeln sich seit Anfang des 21. Jahrhunderts als Reaktion auf Schwächen geschlossener Systeme, im Zusammenhang mit der Open Access-Bewegung und mit Hilfe neuer Möglichkeiten des Internets.

Inhaltsverzeichnis

Eigenschaften

Bislang haben sich keine einheitlichen Standards für offenes Peer-Review durchgesetzt. Mögliche Eigenschaften sind unter Anderem:

  • Der Autor eines eingereichten Beitrags ist den Peers bekannt
  • Die begutachtenden Peers werden nach Abschluss des Verfahrens zusammen mit dem Beitrag veröffentlicht
  • Die Kommentare der Peers werden zusammen mit dem Beitrag veröffentlicht
  • Eingereichte Beiträge werden sofort veröffentlicht (Preprint)
  • Die Begutachtung findet offen einsehbar statt
  • Der Autor kann auf Kommentare der Peers antworten
  • Es können öffentliche Kommentare zu eingereichten Beiträgen abgegeben werden (anonym oder namentlich gekennzeichnet, durch alle Leser oder von einer ausgewählten Community)
  • Beiträge können offen bearbeitet und korrigiert werden (Wiki)

Beispiele

  • Das British Medical Journal entschied 1999 ein offenes Peer-Review durchzuführen, bei dem Gutachter und Begutachtete bekannt sind.[1]
  • In der 2006 gegründeten Online-Zeitschrift Philica werden eingereichte Beiträge sofort veröffentlicht und können von anonym bewertet werden.[2]
  • Die Zeitschrift Nature hatte 2006 testweise ermöglicht, eingereichte Beiträge offen zur Kommentierung freizugeben.[3] Dieser Testlauf wurde im November 2006 planmäßig eingestellt. Die Akzeptanz bei Autoren, sich an dem Textlauf zu beteiligen, war besser als erhofft. Der Rücklauf an Kommentaren war jedoch unbefriedigend. Aus Sicht von Nature muss dies jedoch nicht zwingend als generelle Ablehnung des Verfahrens begründet werden, sondern kann ebenso am Versuchsaufbau liegen (Zeitpunkt, Marketing).
  • In der Zeitschrift Atmospheric Chemistry and Physics (ACP) werden eingereichte Beiträge seit 2001 online veröffentlicht und zunächst von der Wissenschafts-Community diskutiert, wobei die Kommentare auch anonym sein dürfen.[5]
  • In der Zeitschrift Semantic Web - Interoperability, Usability, Applicability (SWJ), gegründet 2010, werden eingereichte Beiträge auf der Homepage der Zeitschrift online veröffentlicht und in einem doppelten Verfahren bewertet. Zum einen werden dazu Gutachter bestellt, die anonym bleiben können, zum anderen kann jeder Wissenschaftler ein (nicht-anonymes) Gutachten erstellen. Alle Gutachten sowie die Antworten der Autoren darauf werden online veröffentlicht.

Siehe auch

  • Commons-based peer production

Einzelnachweise

  1. Richard Smith: Opening up BMJ peer review. In: British Medical Journal. 318, 2. Januar 1999, S. 4-5
  2. How does Philica work? Abgerufen am 26.6.
  3. Nature Peer Review Trial. Abgerufen am 26.6.
  4. Trackbacks. Abgerufen am 26.6.
  5. Ulrich Pöschl: Open Access. Interactive peer review enhances journal quality. 2004, abgerufen am 26.6.

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