Operation Bumerang

Operation Bumerang

Die Operation Bumerang bezeichnet eine Fahndungs- und Ermittlungsoperation von staatlichen Behörden der Länder Griechenland, Belgien und Deutschland gegen einen europaweiten Schmuggel von Zigaretten, die sich über den Zeitraum vom Jahre 2006 bis 2008 erstreckte. Für den deutschen Zoll war es die größte Fahndungsoperation der deutschen Kriminalgeschichte bezüglich des Umfangs der beschlagnahmten Zigaretten und der beschuldigten Personen [1]. Die internationale Koordination der Operation wurde mit Unterstützung des Europäischen Amtes für Betrugsbekämpfung (OLAF) geführt [2].

Inhaltsverzeichnis

Beginn der Ermittlungen

Die Ermittlungen begannen im August 2006, als bei einer Zollkontrolle auf der Bundesautobahn 2 im Raum Bielefeld ein Lastkraftwagen (LKW) beobachtet wurde, der diese Kontrolle offenbar vermeiden wollte. Wie Wolfgang Schmitz als Sprecher vom Zollkriminalamt mit Sitz in Köln ausführte, folgten Zollfahnder dem LKW und stießen dabei auf eine illegale Lagerhalle für Zigaretten. Allein bei diesem LKW, der von einem Fahrer ukrainischer Nationalität gefahren wurde, entdeckten die Zollfahnder eine Million geschmuggelter Zigaretten der Marken Marlboro und L&M. Die Fahrroute des LKW ließ sich über Tschechien, Österreich, Italien und über Länder des Balkans bis nach Griechenland zurückverfolgen.

Die von diesem Fall ausgehenden Beobachtungen führten in dem gleichen Bezugsraum zu weiteren ähnlichen Fahndungsergebnissen. Als Folge dieser Ereignisse beauftragten die Staatsanwaltschaften von Oldenburg und Braunschweig die Zollbehörden mit weiteren Ermittlungen, wobei auch die Zentrale Unterstützungsgruppe Zoll im Zollkriminalamt Köln tätig wurde. Die nun eingeleiteten Überwachungsmaßnahmen durch Abhören von Telefongesprächen, Verfolgung verdächtiger Personen, Beobachtung von entdeckten Lagern und dem Einsatz verdeckter Ermittler ergab, dass die Transporte der LKWs mit den illegalen Zigarettenladungen ihren Ursprung im Raum Athen hatten.

Weiterhin konnte festgestellt werden, dass die verdächtigten Personen verschleierte Gespräche mit Codenamen führten und sich auch sonst konspirativ verhielten. So wurde die Übergabe und die Auslieferung der geschmuggelten Zigaretten immer für die Fahrer so organisiert, dass diese nicht unmittelbar in die Aktion eingebunden wurden. Der Chef der Bande operierte mit zehn verschiedenen Telefonanschlüssen, um eine Zuordnung der Gespräche zu einer Person zu erschweren. Die Zigaretten wurden meistens unter einer Ladung Paprika versteckt.

Organisation der Schmuggler

Der Schwerpunkt des logistischen Umschlags des Schmuggelguts wurde bei den belgischen Städten Gent und Lüttich festgestellt. In Deutschland konnten mehr als zwanzig Lager- und Umschlagsstätten entdeckt werden. Allein über dieses deutsche Netz gab es mindestens 69 Transporte im Umfang von 169 Millionen illegalen Zigaretten.[3] Wie der Leiter der Zollermittlungen Jürgen Heise und sein Mitarbeiter Ulrik Schade von der Zollfahndung Hannover mitteilte, konnte die 16köpfige Fahndungsgruppe die personelle Struktur der Schmuggelorganisation aufdecken.[4]Demnach gab es ein regional strukturiertes Verteilernetz. Staatsanwalt Ralf Tacke von der Staatsanwaltschaft Braunschweig sprach in diesem Zusammenhang von einer Hierarchie der Organisation. An der Spitze stand ein älterer Grieche, der den Decknamen Onkel Kostj trug.[5]Für jede Region des Verteilernetzes gab es einen regionalen Organisator, der sich aber nicht direkt in die Ausführung der Schmuggelaktion einschaltete. Allein im Raum Bielefeld konnten inzwischen drei dieser Regionalvertreter von einem Gericht zu Gefängnisstrafen verurteilt werden.

Der Kern der Bande setzte sich aus acht Griechen und Deutsch-Griechen zusammen. Mitglieder dieser Bande wechselten immer wieder ihren Aufenthalt zwischen Griechenland und den anderen Ländern aus, so dass die Ermittler der Operation entsprechend dieses Pendelverkehrs auf den Namen Bumerang kamen. Vier der Griechen aus dem Raum Athen wurden im Juni 2008 festgenommen und inzwischen nach Deutschland ausgeliefert. Im Zuge der Ermittlungen wurden im Raum Athen sechs Objekte erkannt und durchsucht. [6]

Resultate der Fahndungen und Ermittlungen

Der Bande gelang es bis Mitte 2008, in Deutschland in großem Umfang einen illegalen Markt für bekannte gefälschte Zigarettenmarken aufzubauen. So konnte sie selbst neue Marken wie Memphis, Park, Medallon und Jin Ling am Zigarettenmarkt einführen. Damit entstand ein illegaler Markt, der sich in Konkurrenz zum legalen Markt ausdehnte. In mehreren europäischen Ländern konnten mehr als einhundert Lager- und Produktionsstätten für illegale Zigaretten ermittelt werden.[7] Im ganzen europäischen Fahndungsgebiet konnten 638 115 440 unversteuerte und nicht verzollte Zigaretten sichergestellt werden. Dadurch konnte europaweit ein Steuerschaden in Höhe von 108 479 620 Euro verhindert werden. Der realisierte Marktwert der beschlagnahmten Zigaretten hätte etwa 150 Millionen Euro betragen.

Von der Bande konnten 28 Verdächtige festgenommen werden, darunter 14 in Deutschland. Insgesamt wurden in Deutschland gegen 79 Verdächtige - darunter die Transporteure, Lieferanten, Groß- und Zwischenhändler[8] - Ermittlungsverfahren eingeleitet. [9] Vor dem Landgericht Oldenburg wird ab dem 4. Dezember 2008 gegen acht Beschuldigte, der Kern der Bande, ein Gerichtsverfahren eröffnet.

Einzelnachweise

  1. Zoll gelingt Schlag gegen die Zigarettenmafia, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28. November 2008
  2. http://www.op-marburg.de/newsroom/regional/art185,744167
  3. http://www.haz.de/newsroom/regional/art185,744167
  4. http://www.haz.de/newsroom/regional/art185,744479
  5. http://www.ksta.de/html/artikel/1227802976935.shtml
  6. http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,593219,00.html
  7. http://www.ksta.de/html/artikel/1227802976935.shtml
  8. http://www.nw-news.de/nw/news/owl_/_nrw/?cnt=2714237
  9. http://www.oberpfalznetz.de/nachrichten/newsmlmmd_eb18cc803b775b52dfa7978d8f563a9b_d1_xml-106-Tafp-Sdeutschland,1,0.html

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Bumerang (Begriffsklärung) — Bumerang steht für Bumerang, Wurfgerät Bumerang Bumerang deutscher Spielfilm (1989) Der schwarze Bumerang TV Vierteiler (1982) Operation Bumerang, europäische Fahndungs und Ermittlungsoperation Bumerangnebel, Astronomie Kapelle Bumerang,… …   Deutsch Wikipedia

  • Operation Gladio — Gladio (ital. vom lateinischen gladius für Schwert) oder auch Stay Behind Organisation war der Name einer paramilitärischen Geheimorganisation von NATO, CIA und des britischen MI6 während des Kalten Krieges. Die Gladio Mitglieder sollten nach… …   Deutsch Wikipedia

  • O.L.A.F. — OLAF Logo Das Europäische Amt für Betrugsbekämpfung, kurz OLAF nach der französischen Bezeichnung Office Européen de Lutte Anti Fraude, ist ein Amt der Europäischen Kommission mit Sitz in Brüssel. Seine Aufgabe ist die Bekämpfung von Betrug,… …   Deutsch Wikipedia

  • OLAF — Logo Das Europäische Amt für Betrugsbekämpfung, kurz OLAF nach der französischen Bezeichnung Office Européen de Lutte Anti Fraude, ist ein Amt der Europäischen Kommission mit Sitz in Brüssel. Seine Aufgabe ist die Bekämpfung von Betrug,… …   Deutsch Wikipedia

  • Europäisches Amt für Betrugsbekämpfung — OLAF Logo Das Europäische Amt für Betrugsbekämpfung, kurz OLAF nach der französischen Bezeichnung Office Européen de Lutte Anti Fraude, ist ein Amt der Europäischen Kommission mit Sitz in Brüssel. Seine Aufgabe ist die Bekämpfung von Betrug,… …   Deutsch Wikipedia

  • Internationales Wort — Ein Internationalismus ist ein Wort, oft ein Lehnwort, das in mehreren Sprachen mit gleicher oder zumindest sehr ähnlicher Bedeutung und Herkunft vorhanden ist. Das Wort wird dabei in den verschiedenen Sprachen ähnlich gesprochen und gleich oder… …   Deutsch Wikipedia

  • Gladio — (ital., von lat. gladius „Schwert“), eigentlich Stay behind Organisation, war eine paramilitärische Geheimorganisation der NATO, der CIA und des britischen MI6 während des Kalten Krieges. Die Gladio Mitglieder sollten nach einer sowjetischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Gladio-Affäre — Gladio (ital. vom lateinischen gladius für Schwert) oder auch Stay Behind Organisation war der Name einer paramilitärischen Geheimorganisation von NATO, CIA und des britischen MI6 während des Kalten Krieges. Die Gladio Mitglieder sollten nach… …   Deutsch Wikipedia

  • Stay behind — Gladio (ital. vom lateinischen gladius für Schwert) oder auch Stay Behind Organisation war der Name einer paramilitärischen Geheimorganisation von NATO, CIA und des britischen MI6 während des Kalten Krieges. Die Gladio Mitglieder sollten nach… …   Deutsch Wikipedia

  • Franz Six — 1948 vor Gericht in Nürnberg Franz Alfred Six (* 12. August 1909 in Mannheim; † 9. Juli 1975 in Bozen) war SS Brigadeführer, NS Funktionär, ein Propagandist des Holocaust und nach 1945 Werbechef der Porsche Diesel Motorenbau GmbH …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”