Operation Deliberate Force

Operation Deliberate Force
Operation Deliberate Force
Teil von: Bosnienkrieg
US Air Force F-16C Fighting Falcon während der Operation
US Air Force F-16C Fighting Falcon während der Operation
Datum 30. August20. September 1995
Ort Republika Srpska, Bosnien und Herzegowina
Ausgang Nato erreicht ihre Einsatzziele
Konfliktparteien
Befehlshaber
Willy Claes Ratko Mladić
Truppenstärke
- -
Verluste
1 Mirage-Kampfflugzeug
2 Piloten (POW)
keine Angaben

Die Operation Deliberate Force war ein militärisches Unternehmen der NATO im Auftrag der UNO, um Bedrohungen für die Mitglieder der UNPROFOR-Truppe und die Bewohner der UN-Schutzzonen durch die bosnischen Serben zu beenden und zu verhindern. Das Unternehmen wurde vorwiegend durch Flugzeuge mehrerer NATO-Mitglieder zwischen dem 30. August 1995 und dem 20. September 1995 durchgeführt.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Die Luftoperationen der NATO in Bosnien begannen im Oktober 1992 zur Überwachung (Operation Sky Monitor) und Durchsetzung (Operation Deny Flight) der Flugverbotszone (No-Fly-Zone) über Bosnien-Herzegowina. Zwischen dem 12. April 1993 und Anfang März 1995 flog die NATO in Bosnien-Herzegowina 52.000 Einsätze. Diese Operationen zur Unterstützung der UNPROFOR (United Nations Protection Forces), der Überwachung des militärischen Flugverbotes über Bosnien und die Luftbrücke zur Unterstützung der Zivilbevölkerung in Sarajevo seit dem Sommer 1992 können durchaus als erfolgreich eingestuft werden. Doch im November 1994 führten die Serben erstmals eine Offensive gegen die UN-Schutzzone Bihać durch. Im Mai wurden etwa 400 UNPROFOR-Soldaten und UN-Beobachter als Geiseln genommen. Am 12. Juli 1995 überrannten Serben die Schutzzone Srebrenica und am 19. September Žepa. Die Folge waren Massenerschießungen und so genannte „ethnische Säuberungen“ unter der bosniakischen Bevölkerung (Massaker von Srebrenica). Nach einem blutigen Granatenüberfall auf einen Markt in Sarajevo am 28. August 1995 (Markale-Massaker) drohte UNO-Generalsekretär Boutros-Ghali mit massiven Luftschlägen gegen die bosnischen Serben.

Verlauf der Operation

Die Operation wurde von NATO und UN gemeinsam im Zuge eines „dual-key“-Verfahrens geführt. Beide Seiten mussten den jeweiligen Zielen zustimmen. Es gab tägliche und wöchentliche Koordinierungsbesprechungen.

Die Operation „Deliberate Force“ begann am 30. August 1995 gegen Ziele in Sarajevo, Pale, Tuzla und Goražde. Ziel war es, die serbisch-bosnischen Führungstrukturen, Munitionsdepots, Kasernen, strategisch wichtige Brücken und Luftabwehrstellungen auszuschalten.

Beteiligt waren 5000 Soldaten aus 15 Ländern mit 400 Flugzeugen, darunter 222 Kampfflugzeugen. Die Maschinen starteten rund um die Uhr von drei Flugzeugträgern und 18 Luftwaffenstützpunkten in Europa, 40 Prozent davon vom Luftwaffenstützpunkt Aviano in Italien.

US-Kriegsschiffe feuerten 13 BGM-109 Tomahawk-Marschflugkörper ab und zerstörten das Hauptquartier der Bosnisch-Serbischen Armee in der Nähe von Banja Luka. An der Luftoperation nahmen acht Nationen teil, die bis zum 14. September 1995 über 3.500 Einsätze flogen. 14 deutsche Tornado-Kampfflugzeuge flogen von Piacenza aus 65 Einsätze.

Am 30. August 1995 wurde ein französisches Kampfflugzeug vom Typ Dassault Mirage 2000K nahe Pale durch eine Luftabwehrrakete abgeschossen, die Piloten retteten sich. Während der NATO-Luftangriffe wurden 1026 Bomben abgeworfen und 386 feindliche Ziele bekämpft.

Nach dem Abzug der schweren Waffen durch die Serben und einer Garantie für die verbliebenen Schutzzonen wurde die Luftoperation am 21. September 1995 beendet. Gleichzeitig hatten die Serben in der „Republik Krajina“ gegen die kroatische Armee eine schwere Niederlage erlitten, parallel dazu lief eine Offensive der bosnischen Regierungstruppen an. Das Ergebnis der massiven Luftangriffe in Verbindung mit den Bodenoffensiven der Kroaten und Bosniaken war der Dayton-Vertrag vom 14. Dezember 1995.

Deutsche Beteiligung

Seefernaufklärer Bréguet Atlantic der deutschen Marine

Die deutsche Beteiligung an UNPROFOR in Bosnien-Herzegowina begann am 8. August 1995. Aufgrund der zunehmenden Gefahr für die Blauhelmsoldaten entsandten die Vereinten Nationen aufgrund der Resolution 988 des Sicherheitsrates vom 16. Juni 1995 den "Schnellen Einsatzverband". Der Deutsche Bundestag stimmte am 30. Juni 1995 mit 386 von 637 Abgeordneten für eine deutsche Beteiligung. Vorgesehen waren ein Feldlazarett und zwei Rettungszentren des Heeres, zwölf Transall und 14 Tornados der Luftwaffe. Die Marine stellte neben zwei Aufklärungsflugzeugen Bréguet Atlantic einen Minenabwehr- und einen Schnellbootverband bereit, von denen nur die Aufklärungsflugzeuge abgerufen wurden.[1] Nationaler Befehlshaber und Kommandeur des 1. Deutschen Kontingents (GECONUNPF) mit 531 Soldaten war vom 24. Juli bis 7. Dezember 1995 Oberst Hans-Heinrich Dieter. Der Einsatz der Bundeswehr endete mit der Übernahme der Verantwortung durch die NATO und der Bildung der Peace Implementation Forces (IFOR).

Besonderheiten

  • Die erste Luftoperation mit dem überwiegenden Einsatz von präzisionsgesteuerten Waffen (69 %)
  • Erster Einsatz von Tomahawk-Marschflugkörpern in Europa
  • Erster anhaltender gemischter Einsatz von lasergesteuerten Präzisionsbomben GBU-12 Paveway und GBU-24 durch F-16 der USAF.
  • Erster anhaltender Einsatz von GBU-15 elektro-optisch gesteuerten Präzisionsbomben durch F-15E
  • Erster Einsatz von AGM-88 HARM (High-Speed-Anti-Radiation-Missile) durch F-16 der USAF im Einsatz gegen Radaranlagen.
  • Erster Einsatz der Aufklärungsdrohne Predator durch die USAF
  • Erster Kampfeinsatz der deutschen Luftwaffe seit dem Zweiten Weltkrieg
  • Erster Kampfeinsatz der spanischen Luftwaffe seit Ende der Diktatur
  • Erste Beteiligung der italienischen Luftwaffe an einer NATO-Deny Flight Operation
  • Erste Bewährung der französischen Mirage 2000D/K und des Sepecat Jaguar von Matra im Einsatz

Zu den wichtigsten Aufgaben der nichtamerikanischen Alliierten gehörte die Luftaufklärung. Dafür kamen niederländische und türkische F-16, französische Mirage, britische Jaguar, spanische F/A-18 und deutsche Tornados zum Einsatz. Die USAF setzte die Lockheed U-2R und unbemannte Aufklärungsflugzeuge ein. Einzelne Alliierte hatten politische Probleme mit den gemeinsamen Zielen. So verweigerte Italien die Stationierung von F-117 Stealth-Bombern auf der US-Luftwaffenbasis Aviano.

Literatur

  • David Rezac: Militärische Interventionen als Problem des Völkerrechts in: Studien und Berichte zur Sicherheitspolitik

Einzelnachweise

  1. Marinegeschichte bei janmaat

Weblinks


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