- Panavia Tornado
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Panavia 200 Tornado
Tornado IDS der deutschen LuftwaffeTyp: Jagdbomber Entwurfsland: Hersteller: Panavia Aircraft GmbH Erstflug: 14. August 1974 Indienststellung: 1980 Produktionszeit: 1973 bis 1999 Stückzahl: 977 Der Panavia 200 (PA-200) Tornado ist ein zweisitziges Mehrzweckkampfflugzeug, das von den Streitkräften Deutschlands, Großbritanniens, Italiens und Saudi-Arabiens als Jagdbomber, Abfangjäger und Aufklärungsflugzeug eingesetzt wird.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
1967 schlossen sich die Niederlande, Belgien, Kanada, Italien und die Bundesrepublik Deutschland zur F-104-Replacement-Group zusammen, um gemeinsame Planungen für ein Mehrzweckkampfflugzeug (Multi-Role Aircraft 75 – MRA-75) als Nachfolger für den Starfighter aufzunehmen.[1][2]
In Großbritannien bestand zur gleichen Zeit der Bedarf für ein Nachfolgemuster für die Canberra. Zunächst wurde hier an einer nationalen Entwicklung, der BAC TSR.2, gearbeitet. Nach Einstellung dieses Projekts 1965 wurde zusammen mit Frankreich die Entwicklung eines gemeinsamen Kampfflugzeugs mit Schwenkflügeln im Anglo-French Variable Geometry (AFVG)-Programm begonnen. Zusätzlich prüften die britischen Streitkräfte die Einführung der General Dynamics F-111.[2] Frankreich zog sich jedoch im Juni 1967 aus dem AFVG-Projekt zurück und etwa sechs Monate später wurde die Kaufabsicht der F-111 aufgegeben.
Großbritannien entschloss sich 1967 nach ersten Abstimmungsgesprächen mit den Nationen der F-104-Replacement-Group zur Teilnahme an einem gemeinsamen Projekt. 1968 unterzeichneten die beteiligten Länder ein erstes Memorandums, das ein gemeinsames Projekt unter dem Namen Multi-Role-Combat-Aircraft (MRCA) zum Ziel hatte. Zu diesem Zeitpunkt zogen Kanada und Belgien ihre Beteiligung zurück, wenig später folgten die Niederlande.
1969 begann die Definitionsphase. Das Ziel der verbliebenen Nationen Deutschland, Italien und Großbritannien war, ein Mehrzweckkampfflugzeug zu bauen, das die Rollen konventioneller und insbesondere nuklearer Luftangriff, Luftaufklärung und Seekriegführung aus der Luft abdecken konnte. Im Warschauer Pakt sah man einen Gegner, der über eine starke Luftverteidigung verfügte und zugleich in der Lage war, mit einem großen Kräfteansatz selbst offensiv gegen die NATO vorzugehen. Der Schwerpunkt der daraus resultierenden operationellen Forderungen lag daher auf einer hohen Durchsetzungs- und Überlebensfähigkeit. Diese sollte unter anderem durch die Fähigkeit zum extremen Tiefflug und zum präzisen Waffeneinsatz bei allen Wetterbedingungen tags und nachts und durch eine effektive Selbstschutzausstattung erreicht werden. Zusätzlich sollte eine Nutzung von Start-/Landebahnen möglich sein, die nach Luftangriffen nur noch eingeschränkt genutzt werden konnten. Großbritannien definierte außerdem den Bedarf nach einem Langstreckenabfangjäger.
Um in diesem multinationalen Projekt eine adäquate Interessenvertretung der beteiligten Regierungen sicherzustellen, beschlossen die Nationen unter dem Dach der NATO eine gemeinsame Organisation, die NATO Multi-Role Combat Aircraft Development and Production Management Organisation (NAMMO) aufzubauen. Als ausführendes Organ wurde eine eigene Agentur, die NAMMA, mit Personal aus den drei Staaten gegründet. Das Aufgabenfeld der NAMMA wurde 1987 auch auf die Betreuung während des Betriebs erweitert (NATO Multi-Role Combat Aircraft Development, Production and In-Service Support Management Agency). Die Agentur verschmolz 1995 mit der NEFMA aus dem Eurofighter-Programm zur NATO EF 2000 and Tornado Development, Production & Logistics Management Agency (NETMA).[3]
Die am Programm beteiligten Industriekonzerne, British Aircraft Corporation (BAC), Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB) und Fiat, schlossen sich in der unabhängigen internationalen Panavia Aircraft GmbH mit Sitz in München zusammen, die in der Produktionsphase die Gesamtverantwortung hatte und der alleinige Ansprechpartner für die NAMMA war.
1969 erfolgte die Ausschreibung zur Entwicklung des Triebwerks. Hier setzte sich die britische Firma Rolls-Royce mit dem Turbo-Union-RB199-Triebwerk gegen die amerikanischen Hersteller Pratt & Whitney und General Electric durch, unter anderem aufgrund des angebotenen hohen Grads an Technologietransfer an die anderen beteiligten Nationen. Zur Herstellung wurde das Konsortium Turbo-Union Ltd. mit Sitz in Großbritannien gegründet, das die Firmen Rolls-Royce, Motoren- und Turbinen-Union (MTU) und Fiat umfasste.
Am 20. Juli 1970 begann die Entwicklung, nachdem sich Großbritannien mit dem Konzept des zweisitzigen zweistrahligen Flugzeugs durchgesetzt hatte. Geprägt von der Nutzung der F-104 und der Fiat G.91 sowie aus Kostengründen, hatte Deutschland ursprünglich nur einen Piloten und lediglich ein Triebwerk vorgesehen.[2] Die Anzahl der geplanten Flugzeuge war von 1.500 (GB: 300, D: 550, I: 200, andere: 600) im Jahr 1968 einschließlich der britischen Jägerversion auf 809 (GB: 385, D: 324, I: 100) im Jahr 1972 zurückgegangen. Insgesamt summierten sich die Auslieferungszahlen über den Produktions- und Nutzungszeitraum hinweg auf GB: 402, D: 357, IT 100. Die Produktion der Baugruppen erfolgte arbeitsteilig. Die Cockpit- und Hecksektion sowie das Seitenleitwerk wurde durch BAC (später BAE Systems) hergestellt, MBB (später: DASA beziehungsweise EADS) fertigte den Rumpfmittelteil und die Lufteinlässe, Fiat (später: Aeritalia beziehungsweise Alenia Aeronautica) die Tragflächen mit den Hochauftriebshilfen. Die Endmontage wurde ab 1973 auf den drei Linien in Warton (Großbritannien), Manching (Deutschland) und Turin (Italien) durchgeführt.
Der Erstflug fand am 14. August 1974 in Manching statt, 1976 erhielt das bis dahin als MRCA bezeichnete Flugzeug den Namen Tornado. Die Kosten pro Flugzeug wurden damals mit 29,2 Millionen DM angegeben. Zusätzliche Ausgaben für Ersatzteile, Waffen, Bodengeräte und Ausbildung wurden auf 15 Millionen D-Mark geschätzt.[4] 1979 stürzte der Prototyp P08 als erster Tornado ab, beide Besatzungsmitglieder kamen dabei ums Leben. Im Jahr 1980 erfolgte die Auslieferung des ersten Tornados an das Tri-National Tornado Training Establishment (TTTE) in Cottesmore für die Ausbildung der fliegenden Besatzungen. Die Ausrüstung der Einsatzverbände in Großbritannien und Deutschland begann 1982, 1984 folgte Italien und 1986 der einzige Exportkunde Saudi-Arabien.[5]
Ende 1989 wurde durch das US-Verteidigungsministerium untersucht, ob der Tornado bei den amerikanischen Luftstreitkräften in der Wild-Weasel-Rolle eingesetzt werden könnte, um die Phantom F-4G zu ersetzen. Diese Überlegung wurde allerdings Anfang der 1990er-Jahre zugunsten der vorhandenen F-16 wieder verworfen.[6]
Von 1990 bis 1992 wurden die deutschen Electronic-Combat-and-Reconnaissance-Varianten (ECR) produziert. 1991 äußerten die südkoreanischen Luftstreitkräfte Interesse am Kauf von 50 Tornado ECR. Aufgrund von Verzögerungen wegen technischer Probleme wurde zunächst die Stückzahl auf 24 reduziert und schließlich die Absicht aufgegeben.[7]
Im Zweiten Golfkrieg flogen britische und saudi-arabische Tornados rund 1600 Bombeneinsätze und warfen dabei 4250 Freifallbomben und 950 lasergelenkte Bomben im Irak ab. Sechs Flugzeuge gingen während des Krieges verloren.
1995 waren 339 Tornado-Kampfflugzeuge bei der Bundeswehr (Luftwaffe und Marine) im Einsatz. Der Gerätestückpreis (Luftfahrzeugkosten) wurde zu dieser Zeit mit 55 Mio. DM veranschlagt.[8]
1999 wurde der letzte neu gebaute Tornado an die Luftstreitkräfte Saudi-Arabiens ausgeliefert. Insgesamt wurden 977 Luftfahrzeuge hergestellt.[9]
Konstruktion
Der Tornado ist ein zweistrahliger Schulterdecker mit Schwenkflügeln in diversen, zum Teil stark voneinander abweichenden Varianten, innerhalb derer zahlreiche Modifikationsstände existieren. Dies resultiert aus unterschiedlichen Anforderungen der Nutzerstaaten, der Einsatzrolle oder aus dringendem Sofortbedarf, zum Beispiel in Einsätzen.
Zelle
Bei den für die Zelle verwendeten Materialien handelt es sich um Leichtmetalle (71 %), Titan (18 %; hauptsächlich für den Flügelkasten), Stahl (6 %) und andere Werkstoffe (5 %).[2]
Tragwerk
Der Rumpf wurde aufgrund der geforderten Wartungsfreundlichkeit mit zahlreichen Zugangsklappen versehen.
Die Flügel des Tornados haben keine herkömmlichen Querruder. Als kombinierte Höhen- und Querruder dienen die am Heck angebrachten sogenannten Tailerons. Sie werden durch Spoiler in den Tragflächen unterstützt. Am Seitenleitwerk befinden sich das Seitenruder, vor dem Seitenleitwerk zwei parallel ausfahrende Luftbremsen.
Für niedrige Fluggeschwindigkeiten, zum Beispiel bei Start und Landung, wird durch die Flügelstellung von 25 Grad eine hohe Manövrierfähigkeit gewährleistet. Zusätzlich stehen nur in dieser Pfeilung sämtliche Hochauftriebshilfen voll zur Verfügung. Der Rumpf bleibt an den Hinterkanten der Flügel durch eine selbstaufblasende Abdichtung (Flügeltaschenabdichtung) geschlossen. Die Tragflächen werden grundsätzlich in drei Stellungen gepfeilt (25, 45, 67 Grad), können jedoch stufenlos verstellt werden. Eine Ausnahme gilt bei britischen GR.4, wenn Unterflügelaußentanks angebaut werden. In diesem Fall wird die äußerste Schwenkstellung mechanisch auf 65 Grad limitiert. Bei sehr hohen Geschwindigkeiten führen die nach hinten gepfeilten Tragflächen auch bei starken Böen und Turbulenzen im Tiefstflug lediglich zu geringen körperlichen Belastungen für die Besatzung.
Die Verstellung der Flügel erfolgt manuell durch den Piloten. Lediglich die F.3-Tornados der Luftstreitkräfte Saudi-Arabiens verfügen über eine automatische Flügelverstellung.
Treibstoffsysteme
Der Tornado verfügt über interne Tankgruppen im Rumpf und in den Tragflächen. Tornados aus britischer Produktion nutzen außerdem einen Tank im Seitenleitwerk.[2] An den Außenlastträgern unter den Tragflächen und dem Rumpf bestehen Anbaumöglichkeiten für bis zu vier (je 1× am inneren Flügellastträger L/H und R/H, je 1× am Rumpflastträger L/H und R/H oder 1× am mittleren Rumpflastträger) externe Zusatztanks mit 1.500 l (etwa 1.200 kg) beziehungsweise 2.250 l (etwa 1.800 kg) Inhalt. Außerdem besteht die Möglichkeit der Luftbetankung über den auf der rechten Seite, unterhalb des Kabinendaches angebauten, ausfahrbaren Luftbetankungsausleger. Die F.3-Variante verfügt über einen im Rumpf integrierten Ausleger auf der linken Seite.
Durch den Anbau eines Luftbetankungsbehälters (Buddy-Buddy-Pod) und den Einbau des Bedienmodules erhält der Tornado die Fähigkeit, anderen Luftfahrzeugen im Flug beim sogenannten Buddy-Buddy-Refueling Treibstoff abzugeben.[10]
Fahrwerk
Das Dreibein-Fahrwerk des englischen Herstellers Dowty, bestehend aus dem Hauptfahrwerk und dem steuerbaren Zwillings-Bugrad, wird hydraulisch betrieben. Im Notfall kann das Ausfahren mit einem Notsystem erreicht werden.
Notfangeinrichtung
Für Notfälle (beispielsweise bei technischen Defekten), in denen eine Notfanganlage genutzt werden soll, ist der Tornado mit einem Fanghaken ausgestattet.
Avionik
Die geforderten Fähigkeiten, bei Tag und Nacht sowie jedem Wetter im Tiefflug präzise Angriffe durchführen zu können, waren bestimmende Faktoren für die Zusammenstellung der Avionik-Komponenten des Tornado.
Der Tornado verfügt über ein Fly-by-wire-System. Dies ermöglicht einerseits die einfache Integration eines Autopiloten und die computerunterstützte bestmögliche Dämpfung beziehungsweise Verstärkung von Steuereingaben in Abhängigkeit zum Beispiel von der Fluggeschwindigkeit, dem Anstellwinkel oder Stellung der Flügel oder Auftriebshilfen.
Vor allem um den Tiefstflug in Baumwipfelhöhe bei Tag und das Zielen bei Waffeneinsätzen zu unterstützen, wurde im vorderen Cockpit ein Head-Up-Display eingebaut. Dieses projiziert Informationen der Hauptinstrumente und der Navigationssysteme ins Sichtfeld des Piloten und dient als Visiereinrichtung. Bei schlechtem Wetter oder bei Nacht ermöglicht das Geländefolgeradar (Terrain Following Radar – TFR) in Verbindung mit dem Autopiloten Tiefflug in 60 Metern Flughöhe über Grund.
Zur Erhöhung der Trefferwahrscheinlichkeit bei Blindangriffen kann durch einen Abgleich des Bildes des bodenabbildenden Radars (Ground mapping radar – GMR) mit vermessenen Referenzpunkten die Genauigkeit des Navigationssystems verbessert werden. Durch die mittlerweile bei allen Luftfahrzeugen durchgeführte Einrüstung eines Laserkreisel-INS und eines GPS-Empfängers ist dies heute lediglich eine Notlösung. Das TFR und das GMR wurden vom US-amerikanischen Hersteller Texas Instruments produziert und waren somit in der Grundversion des Tornados die einzigen Teile, die nicht in Europa gefertigt wurden. Erst ab dem 219. gebauten Radar ging die Herstellung auf ein Konsortium unter der Führung der AEG über.[2]
In beiden Cockpits befinden sich Anzeigegeräte, auf denen die Flugzeugposition auf einer Karte dargestellt wird.
Zur Visualisierung der Bedrohungslage sind Radarwarnempfänger mit entsprechenden Anzeigen eingebaut. Die Selbstschutzanlagen sind lediglich beim Tornado F.3 (Vicon 78 Serie 400)[11] im Rumpf integriert. Bei allen anderen Varianten werden Täuschantwortsender (zum Beispiel Cerberus CIII, Sky Shadow), Störer (zum Beispiel Tornado Self Protection Jammer) und Täuschkörperwerfer für Düppel (Chaff) und Fackeln (Flare) (zum Beispiel Bofors BOZ-101/-102/-107) an den äußeren Außenlastträgern unter den Tragflächen angebaut.
Triebwerk
Die Dreiwellen-Triebwerke RB199 des Tornados verfügen über stufenlos einstellbare Nachbrenner und sind mit einer Schubumkehr ausgestattet. Diese kann im Flug vorgewählt werden (Aktivierung beim Aufsetzen des Hauptfahrwerks) und ermöglicht – vor allem in Verbindung mit den Radbremsen – eine Verkürzung der nötigen Landebahnlänge. Zur einfachen Instandsetzung können die Triebwerke nach unten herabgelassen werden.
→ Hauptartikel: Turbo-Union RB199
Für einen autonomen Startvorgang am Boden ohne externe Unterstützung erfolgt die Stromversorgung und der Anlassvorgang unter Nutzung eines Hilfstriebwerks (engl. auxiliary power unit – APU).
Besatzung/Cockpit-Auslegung
Der Tornado ist ein zweisitziges Kampfflugzeug. Die Besatzung besteht in der Regel aus dem Piloten im vorderen und dem Waffensystemoffizier (WSO) im hinteren Cockpit. Die Steuereinrichtungen und die Avionik des Luftfahrzeugs sind in der sogenannten Strike-Version so ausgelegt, dass sich eine deutliche Arbeitsteilung ergibt. Die Flugzeugsteuerung ist nur vom vorderen Cockpit aus möglich. Im hinteren Cockpit ist kein Steuerknüppel eingebaut. Schwerpunkt des Piloten liegt auf der sicheren Flugdurchführung, einer Aufgabe, die insbesondere im Tiefstflug die volle Aufmerksamkeit erfordert. Der WSO ist hauptsächlich für die Navigation, die Vorbereitung von Waffeneinsätzen und die Bedienung der Selbstschutzausrüstung verantwortlich. In Abhängigkeit von der Einsatzrolle und -phase können einzelne Aufgaben im Cockpit anders verteilt werden, eine maximale gegenseitige Unterstützung wird jedoch immer angestrebt.
Mit der sogenannten Trainer-Version können Piloten aus- und weitergebildet werden. Diese Maschinen verfügen über ein Doppelsteuer, um einem Fluglehrer die Steuerführung aus dem hinteren Cockpit zu ermöglichen. Obwohl sich diese Luftfahrzeuge von den regulären Einsatzmaschinen zusätzlich durch diverse Anpassungen zum Beispiel in der Instrumentierung unterscheiden, sind sie für den Einsatzflugbetrieb (jedoch nur als IDS) weitestgehend nutzbar.
Rettungssysteme
Als Rettungssystem wurde für den Tornado der Martin-Baker-Schleudersitz Mk. 10A ausgewählt, der über die Fähigkeit zur Rettung der Besatzung aus einem breiten Band an Fluglagen verfügt, einschließlich der sogenannten „Zero/Zero“-Kapazität, also der Rettung aus einem auf dem Boden stehenden Flugzeug.[12]
Nach der Initiierung des Ausschusses durch das Ziehen am Abzugsgriff startet eine vollautomatische Sequenz. Zunächst werden die Arme und Beine der Besatzungsmitglieder durch Gurte an die Sitze herangezogen, um Verletzungen durch den Winddruck bei hohen Fluggeschwindigkeiten zu verhindern. Fast zeitgleich wird das Kabinendach abgesprengt und die kompletten Schleudersitze werden aus dem Flugzeug katapultiert. Um nicht in der Luft zusammenzustoßen, erfolgt die Zündung der jeweiligen Raketensätze so, dass zunächst der hintere, dann nach kurzer Verzögerung der vordere Sitz das Flugzeug verlässt. Im weiteren Verlauf wird in Abhängigkeit von der barometrischen Höhe ein Steuerschirm ausgestoßen, der den Sitz abbremst und in eine günstige Lage bringt, um eine optimale Öffnung des Hauptschirms und die Trennung des Sitzes vom Piloten (Sitz-Mann-Trennung) zu ermöglichen.[13]
Am Sitz ist eine Notsauerstoffflasche angebracht, die bei großen Ausschusshöhen eine Atemluftversorgung sicherstellt. In einem Container, auf dem das Besatzungsmitglied zugleich sitzt und mit dem es durch einen schmalen Gurt verbunden ist, sind diverse Rettungsmittel verstaut, die nach der Landung auf dem Boden oder auf See benötigt werden (zum Beispiel Rettungsboot, Signalmittel usw.). In den Rettungswesten, die bei jedem Flug getragen werden, befinden sich unter anderem ein Notfunkgerät und bei speziellen Westen für Flüge über See ein integrierter, bei Wasserkontakt selbst aufblasender Schwimmkörper.
Technische Daten
Kenngröße Tornado IDS / RECCE / ECR / GR.4 Tornado ADV Länge: 16,72 m 18,68 m Spannweite: - 8,60 m (67° gepfeilt)
- 13,91 m (25° gepfeilt)
- 8,58 m (68° gepfeilt)
- 13,91 m (25° gepfeilt)
Höhe: 5,95 m 5,95 m Flügelfläche: 26,60 m² 26,60 m² Flügelstreckung: - 2,78 (67° gepfeilt)
- 7,27 (25° gepfeilt)
- 2,77 (68° gepfeilt)
- 7,27 (25° gepfeilt)
Tragflächenbelastung - Minimal (Leergewicht): 530 kg/m²
- Nominal (normales Startgewicht): 767 kg/m²
- Maximal (maximales Startgewicht): 1.023 kg/m² 1)
- Minimal (Leergewicht): 545 kg/m²
- Nominal (normales Startgewicht): 819 kg/m²
- Maximal (maximales Startgewicht): 1.052 kg/m²
Leergewicht: 14.092 kg 14.501 kg maximales Startgewicht: - IDS / RECCE: 28.500 kg
- GR.4: 27.216 kg
27.987 kg interne Tankkapazität: - IDS / RECCE: 4.800 kg
- GR.4: 5.300 kg
6.030 kg Höchstgeschwindigkeit: Steigrate: 165 m/s 203 m/s Dienstgipfelhöhe: 15.240 m 17.070 m Triebwerke: Zwei Turbofans Turbo-Union RB199-34R Mk-103 Zwei Turbofans Turbo-Union RB199-34R Mk-104 Schubleistung (pro Triebwerk): - 38,5 kN (ohne Nachbrenner)
- 62,0 kN (mit Nachbrenner)
- 40,5 kN (ohne Nachbrenner)
- 73,5 kN (mit Nachbrenner)
Schub-Gewicht-Verhältnis - maximal (Leergewicht): 1,09
- nominal (normales Startgewicht): 0,75
- minimal (maximales Startgewicht): 0,561)
- maximal (Leergewicht): 1,16
- nominal (normales Startgewicht): 0,78
- minimal (maximales Startgewicht): 0,60
- 1) Angaben beziehen sich auf den Tornado GR.4
Varianten
Tornado IDS
Der Tornado IDS (Interdiction Strike; deutsch: Abriegelung/Angriff) ist die Grundversion des Tornados als Jagdbomber. Die erste Kampfwertsteigerung der Grundversion des IDS umfasste mit Einführung der ASSTA 1 (Avionics System Software Tornado in Ada), aufbauend auf den zuvor bei der Aufrüstung der britischen Tornados auf GR.4(A) Standard gemachten Erfahrungen, im Kern die Erneuerung des Waffenrechners und dessen Software auf MIL-STD 1553/1760 bzw. Ada (MIL-STD 1815). Zusätzlich erhielt der Tornado eine neue Navigationsplattform mit Laserträgheitsnavigation (LINS) und GPS, die den zuvor nur extern angebrachten GPS-Empfänger ersetzte. Des Weiteren wurde der Tornado mit der neuen ECM-Ausrüstung Tornado Self Protection Jammer (TSPJ) ausgerüstet. Durch den neuen Waffenrechner war es möglich, neue Waffen und Komponenten zu integrieren. Im Einzelnen umfasste dies HARM III, HARM 0 Block IV/V, Kormoran II, Rafael Litening II Laser Designator Pod und Paveway Laserlenkbomben. Im Rahmen letzterer wurden GBU-24A/B-Lenksätze beschafft.
Die Tornados des Aufklärungsgeschwaders 51 erhielten teilweise im Zuge der ASSTA-1-Modernisierung zusätzlich die nötigen Verkabelungen und Cockpitanzeigen für den neuen Aufklärungs-Pod.
Auch organisatorisch brachte ASSTA 1 Änderungen mit sich. Da Kampfwertsteigerung mehr und mehr eine Software-Entwicklungsaufgabe ist, wurde auf der Basis des bisherigen Programmierzentrums der Luftwaffe, das nur für die ECR-Tornados zuständig gewesen war, eine Kooperation mit EADS Military gegründet, welche die Software-Pflege für alle Tornado-Versionen übernimmt.
Mittlerweile haben alle noch im Dienst befindlichen Tornado die ASSTA-1-Modernisierung erhalten.
Die nächste Anpassung mit ASSTA 2 umfasst zwei Hauptbereiche: Das Display System Upgrade (DSU) in beiden Cockpits, einschließlich der Schnittstelle Mensch/Maschine (HMI), und das Tornado Defensive Aids Subsystem (TDASS), das Verbesserungen der Selbstschutz- bzw. Überlebens-Fähigkeit gegenüber modernen Luftverteidigungssystemen beinhaltet.
Im Rahmen des Display System Upgrade (Aufrüstung) erhalten Pilot und Waffensystemoffizier mehr Informationen als bisher in einer übersichtlicheren Darstellung. In das vordere Cockpit kommt ein neues Pilot’s Head Down Display (PHDD), in das hintere Cockpit das Navigator’s Head Down Display (NHDD). Die Bildschirme bieten der Besatzung eine digitale Karte des zu überfliegenden Gebiets, können die taktische Situation darstellen und geben technische Meldungen über das Waffensystem. Außerdem zeigt ein neuer farbiger Electronic Warfare Indicator (EWI) dem Piloten die momentane Bedrohungslage an. Darüber hinaus erhält der Waffensystemoffizier durch eine Control and Display Unit (CDU) ein programmierbares kombiniertes Kontroll- und Anzeige-Gerät, um die verschiedenen Computer und vor allem die Electronic Warfare Suite des Tornados zu bedienen.
Parallel zu den Änderungen im Cockpit läuft die Modernisierung des Tornado Defensive Aids Subsystems (TDASS). Dabei soll die Durchsetzungsfähigkeit des Waffensystems Tornado nachhaltig gegen moderne boden- und luftgestützte Bedrohungen verbessert werden. Es umfasst neben der CDU einen neuen Radarwarnempfänger und einen darin integrierten Defensive Aids Subsystem Computer (DAC). Dieser Computer koordiniert sämtliche Vorgänge im Bereich des Selbstschutzes an Bord und entlastet so die Besatzung im Einsatz.
Des Weiteren integriert ASSTA 2 die HARM PNU sowie den Marschflugkörper Taurus in den Tornado.[14] Der erste ASSTA-2-Tornado wurde im April 2010 an die Luftwaffe übergeben.
Die Modernisierung ASSTA 3 befindet sich nun in Vorbereitung und umfasst den Einbau und die Integration einer Link-16-Datenverbindung über ein MIDS-LVT und die Integration der laser- und GPS-gelenkten Präzisionsmunition GBU-54 LJDAM.
Die Einrüstung des ASSTA-3-Pakets in den Tornado ist für alle verbleibenden 85 Tornados der Luftwaffe vorgesehen.
Tornado Recce
Die Recce-Variante (englischer Militär-Jargon für „Reconnaissance“; dt. Aufklärung) ist ein Tornado IDS, der durch einen an der mittleren Unterrumpfstation angebauten Aufklärungsbehälter zur abbildenden Luftaufklärung (Imagery Intelligence – IMINT) eingesetzt werden kann. Hierfür werden diverse technische Anpassungen durchgeführt, unter anderem der Einbau eines zusätzlichen Bedienpanels im Cockpit. Da eine eingeschränkte Auswertemöglichkeit in der Luft besteht, wird das System erst im Verbund mit der Boden-Auswertestation (Recce-Ground-Station) optimal ausgenutzt. Ein Aufklärungseinsatz erfolgt in Abhängigkeit von den genutzten Sensoren und der Bedrohung aus geringer oder mittlerer Höhe.
Tornado GR.1/GR.1B/GR.4
Der GR.1 war die ursprüngliche Jagdbomberversion der Royal Air Force. Er bot die Basis für diverse Modifikationen, unter anderem den Tornado GR.1B (24 Stück), der durch die Integration des Seezielflugkörpers Sea Eagle zur Unterstützung von Seestreitkräften eingesetzt werden konnte.
142 GR.1 wurden einer Kampfwertsteigerung (einschließlich der Sea-Eagle-Integration) zur Version Tornado GR.4/GR.4A unterzogen. Wesentliche Bestandteile der Umrüstung waren der Einbau des nach vorne blickenden Infrarotsensors, Verbesserungen an der Avionik (Waffenelektronik, Head-Up-Display, Navigationsanlage (GPS, LASER INS, GPWS, digitale Kartendarstellung)) und Ausbau der Nachtkampffähigkeit. Aufgrund des erhöhten Platzbedarfs musste eine Bordkanone entfallen. Die Umrüstung begann 1997, erste umgerüstete Maschinen liefen ab 1998 zu.[15][16]
Zur Erweiterung der Fähigkeiten und Erhöhung der Flexibilität dieses Systems nutzt die RAF am GR.4(A) mit dem RAPTOR (Reconnaissance Airborne Pod TORnado) und dem Joint Reconnaissance Pod (JRP) auch externe Aufklärungsbehälter.
Tornado GR.1A/GR.4A
Eine Spezialversion des Tornado GR.1 war der Tornado GR.1A, der für die Aufklärerrolle spezialisiert wurde. Die Aufklärungssensoren und die Aufzeichnungsgeräte waren bei dieser Version vollständig im Rumpf verbaut. Der Platzbedarf der Sensorik erforderte den Verzicht auf die beiden Bordkanonen.
Der GR.4 und der GR.4A sind weitestgehend identisch. Der größte Unterschied ist das interne seitwärtsblickende Infrarotaufklärungssystem für abbildende Aufklärung im Tiefflug. Auch der GR.4A hat keine Bordkanonen[17]
Tornado ECR
Nach der Fertigung der letzten IDS wurden durch die Luftwaffe 35 Tornado ECR (Electronic Combat Reconnaissance; dt: Elektronische Kampfaufklärung) bestellt. Die Auslieferung erfolgte von 1990 bis 1992. Die spezielle Missionsausstattung umfasst verbesserte Cockpit-Anzeigen, einen nach vorne gerichteten Infrarotsensor und das Emitter Location System des Herstellers Raytheon TI Systems – ein System, mit dem die präzise Positionsbestimmung von Radarsystemen möglich ist.[7] Die Bordkanonen wurden aufgrund des erhöhten Platzbedarfs für die Avionik entfernt. In den neuen Luftfahrzeugen wurden leistungsgesteigerte MK-105-Triebwerke verwendet.
Auch die italienischen Luftstreitkräfte entschieden sich zur Einführung von Tornado ECR; sie beschafften jedoch keine neuen, sondern bauten von 1992 bis 1994 sechzehn Flugzeuge aus der IDS-Flotte um.[7] Deutsche und italienische ECR sind somit in mehrerlei Hinsicht wie zum Beispiel im Bereich Avionik, Triebwerke etc. unterschiedlich.
Entgegen der ursprünglichen Planung – bei entsprechenden Vorrichtungen an den deutschen Luftfahrzeugen – verfügt kein ECR über einen Infrarot-Aufklärungssensor.
Die Aufgabe des Tornado ECR ist, feindliche Radarstellungen zu erkennen, zu identifizieren und gegebenenfalls zu bekämpfen, bevor gegnerische Luftverteidigungskräfte das eigene Luftfahrzeug oder zu unterstützende Kräfte gefährden.
Tornado ADV
Durch die Einführung des Tornado ADV (Air Defence Variant; dt: Luftverteidigungsvariante) erhielt die RAF einen leistungsfähigen Langstreckenabfangjäger, der English Electric Lightning und die McDonnell Douglas F-4 ablöste. Der ADV unterscheidet sich in diversen Bereichen vom Jagdbomber. Die Forderung nach einer luftwiderstandsarmen halb eingelassenen Unterbringung der Skyflash-Lenkflugkörper als Hauptbewaffnung führte zu einem verlängerten Rumpf. Dies brachte den Vorteil mit sich, dass eine um 900 Liter größere Tankkapazität erreicht wurde.[18] Gleichzeitig wurde die Nase zum Einbau des Foxhunter Radar verlängert sowie neue Displays und Elektronik eingebaut. Er erhielt aufgrund dieser baulichen Maßnahmen den Spitznamen „Longnose (dt.: Langnase)“. Mit der Kampfwertsteigerung für den ADV, dem Capability Sustainment Programme (CSP) erhält der F.3 eine AMRAAM- (nur Großbritannien) und ASRAAM-Integration, ein leistungsgesteigertes Foxhunter-Radar, das Joint Tactical Information Distribution System (JTIDS)-Datenkommunikationssystem und weitere Verbesserungen der Avionik.[19]
- Tornado F.2: Die ersten ADV wurden ab 1979 als Tornado F.2 mit den MK-103-IDS-Triebwerken an die RAF ausgeliefert. Insgesamt wurden 18 F.2 gebaut.
- Tornado F.3: Die Endversion ist die ab 1985 ausgelieferte F.3 mit funktionierendem Radar und stärkeren MK-104-Triebwerken, die für den Einsatz in mittleren und großen Höhen optimiert waren.
- Tornado EF.3: Eine Sonderversion des F.3 stellte der Tornado EF.3 der Royal Air Force dar. Es handelte sich hierbei um wenige Maschinen der 11 Squadron, die im Zuge der Vorbereitungen auf den Irak-Krieg 2003 durch Integration der ALARM in Verbindung mit dem Radarwarnempfänger zum Einsatz gegen bodengebundene Luftverteidigung eingesetzt werden konnten.[20]
Beladung/Bewaffnung
Die Konzeption als Mehrzweckkampfflugzeug erfordert den Einsatz eines breiten Spektrums an Beladung und Bewaffnung. Hierfür muss einerseits ein Anbau an entsprechenden Außenlastträgern und andererseits ein Abwurf beziehungsweise eine Bedienung durch die Avionik möglich sein.
- Anbau: Die Aufhängepunkte befinden sich an an-/abmontierbaren Außenlastträgern mit Schwer- und Leichtlastaufhängeeinrichtungen. In der Regel werden die Schwerlastaufhängungen mit Absprengkartuschen für einen Notabwurf versehen. Die Träger an den Schwenkflügeln werden automatisch an die Flugrichtung angepasst.
- Avionik: Für den Einsatz von Bewaffnung ist eine Systemintegration erforderlich. Sie umfasst unter anderem die Softwareanpassung des Waffenrechners und die entsprechende Hardwareeinrüstung, beispielsweise die Schaffung einer entsprechenden Verkabelung. Insbesondere aus Kostengründen wurden nie alle Tornados auf einen einheitlichen Stand gebracht.
Interne Bewaffnung
Als einzige festinstallierte Bewaffnung verfügt der Tornado über eine (ADV/GR.4) oder zwei (IDS/GR.1(B)) 27-mm-Revolverkanone(n). Lediglich die Versionen ECR und GR.1A/4A haben keine interne Bewaffnung.
Die Mauser BK-27 des Tornado hat eine umschaltbare Kadenz von 1000 oder 1700 Schuss/min und wird gegen Luft- und Bodenziele eingesetzt. Pro Kanone können 180 Schuss gegurteter Munition unterschiedlicher Wirkungsweise mitgeführt werden.
In Abhängigkeit von der Einsatzrolle kann der Tornado verschiedene Waffen und Sensoren tragen. Dazu gehören (Landesflaggen zeigen Nutzerstaaten an):
Bewaffnung als Jagdbomber
Die Standard-Grundbeladung eines als Jagdbomber eingesetzten Tornados umfasst unter den Tragflächen zwei Zusatztanks auf der Innen- und Selbstschutzbehälter auf der Außenstation. Zusätzliche Außenlasten werden somit fast ausschließlich unter dem Rumpf mitgeführt, einige können nur dort angebaut werden. Maximal zwei Luft-Luft-Raketen zum Selbstschutz werden auf Startgeräten am inneren Träger montiert. Alle vier Nutzerstaaten können AIM-9L Sidewinder einsetzen. Als Nachfolger hat Großbritannien die AIM-132 ASRAAM (Advanced Short Range Air-to-Air Missile) eingeführt, Deutschland integriert die IRIS-T.
- Unterdrückung der gegnerischen bodengebundenen Luftverteidigung
- Anti-Radar-Rakete AGM-88 HARM
- Anti-Radar-Rakete ALARM
- Seezielbekämpfung
- Seezielflugkörper AS.34 Kormoran 1/2
- Anti-Schiff-Rakete BAE Sea Eagle ( ausgephast)
- Bekämpfung von Bodenzielen
-
- Taurus
- Storm Shadow (noch nicht integriert)
- Diverse Freifall- und gebremste ungelenkte Bomben
- Streubombe BL755 ( Ausphasung)[21] ( Ausphasung)[22]
- LASER-gesteuerte Präzisionsmunition
- Mehrfachsensor-Präzisionsmunition:
- Nuklearwaffen: B61 und WE.177 ( 1998 ausgemustert)
- Laser-Zielbeleuchter
- Spezifische Bewaffnung für den Tornado
Deutschland und Italien führten für ihre Tornado IDS die Mehrzweckwaffe 1 (MW-1) mit Kleinbomben und Minen zum Einsatz gegen Ziele wie Start- und Landebahnen, gepanzerte Fahrzeuge und Flugzeuge ein. Das britische Pendant, das auch an Saudi-Arabien ausgeliefert wurde, ist der JP233, der mit Kleinbomben und Minen zum Einsatz gegen Start-/Landebahnen optimiert wurde. Beide Systeme werden (beziehungsweise wurden) in Folge des Oslo-Prozesses, mit dem die weltweite Ächtung von Streumunition erreicht werden soll, ausgephast.[25][26][27][28]
Beladung als Aufklärer
Die Grundbeladung des Aufklärers entspricht der des Jagdbombers. Beim Tornado Recce und GR.4 wird zusätzlich ein Aufklärungsbehälter unter dem Rumpf angebaut:
- Recce-Pod, Telelens-Pod (Optisch/Infrarot)
- RecceLite [29]
- RAPTOR (Reconnaissance Airborne Pod TORnado)
Bewaffnung als Jäger
Für den Einsatz als Jäger führt der Tornado ADV folgende Luft-Luft-Raketen mit:
- AIM-9L Sidewinder
- ASRAAM (Advanced Short Range Air-to-Air Missile)
- Skyflash
- AMRAAM (Advanced Medium Range Air-to-Air Missile)
Nutzer
Neben Deutschland, das insgesamt 357 Tornados bestellte und im Oktober 2011 noch über 185 Exemplare verfügte, führten noch Großbritannien (398 Exemplare), Italien (100 Exemplare) und Saudi-Arabien (120 Exemplare) den Tornado ein. Die Bundeswehr will zeitnah den Bestand auf 85 Waffensysteme abbauen (Stand: Okt. 2011).[30]
Großbritannien, Deutschland und Italien betrieben von 1981 bis 1999 einen gemeinsamen Verband, das Tri-National Tornado Training Establishment (TTTE), zur Ausbildung ihrer Besatzungen auf dem Flugplatz RAF Cottesmore in Großbritannien.
Die Nutzerstaaten ersetzen den Tornado zunehmend durch moderne Muster für einen Teil der vorgesehenen Aufgaben. Nachfolger sind unter anderem der Eurofighter oder der Joint Strike Fighter (JSF). Deutschland beabsichtigt, einen Teil seiner Tornados in der Aufklärerrolle durch unbemannte Luftfahrzeuge der MALE-Klasse zu ersetzen.[31]
Deutschland
Verbände/Dienststellen
Bei der Bundeswehr ist bzw. war der Tornado bei der Luftwaffe, der Marine und im Bereich Rüstung mit den Varianten IDS, Recce und ECR eingesetzt. Die Marine nutzte den Tornado mit einem umfassenderen Aufgabenpaket als die Luftwaffe. Nach Auflösung der beiden Marinefliegergeschwader wurden deren Aufgaben im Schwerpunkt durch das Aufklärungsgeschwader 51 übernommen.
Nutzer Verband Stationierungsort Bemerkung Luftwaffe Jagdbombergeschwader 31 „Boelcke“ Nörvenich erster Verband der Luftwaffe mit dem Tornado (Einführung: 1983/1984);[32] Umrüstung auf das Waffensystem Eurofighter seit Juli 2010 Jagdbombergeschwader 32 Lagerlechfeld einziger Verband mit dem ECR Tornado (zusätzlich verfügt das JaboG 32 über eine Reihe von IDS) Jagdbombergeschwader 33 Büchel Sonderwaffenauftrag im Rahmen der Nuklearen Teilhabe und Ausstattung mit dem konventionellen Abstandsflugkörper Taurus Aufklärungsgeschwader 51 „Immelmann“ Jagel einziger Verband mit dem RECCE Tornado; 2009 Reduzierung auf eine Aufklärer-Staffel Fliegerisches Ausbildungszentrum der Luftwaffe Holloman AFB,
New Mexico/USAreiner Ausbildungsverband Jagdbombergeschwader 34 „Allgäu“ Memmingen 2003 aufgelöst Jagdbombergeschwader 38 „Friesland“ Jever 2005 aufgelöst Marine Marinefliegergeschwader 1 Jagel 1993 aufgelöst; erster Einsatzverband der Bundeswehr mit dem Tornado[33][34] Die Maschinen wurden von der Luftwaffe übernommen und es wurde das Aufklärungsgeschwader 51 gegründet. Marinefliegergeschwader 2 Eggebek 2005 aufgelöst Rüstung Wehrtechnische Dienststelle 61 Manching Erprobung Deutsche Tornados im Einsatz
Der Tornado wurde von der deutschen Luftwaffe sowohl im Bosnien-Konflikt als auch im Kosovo-Krieg zu Aufklärungszwecken sowie für die Bekämpfung feindlicher Radarstellungen eingesetzt. Auf Anfrage der NATO war von der Bundesregierung ein zeitlich befristeter Aufklärungseinsatz zur Unterstützung der NATO-Partner in Afghanistan im Rahmen von ISAF beschlossen worden. Dieser wurde vom 20. April 2007 bis 27. November 2010 mit sechs beim Einsatzgeschwader Mazar-e Sharif in Mazar-e-Sharif stationierten Maschinen durchgeführt.[35][36]
Großbritannien
Verbände
Ab Anfang der 1980er-Jahre wurde der GR.1 bei der RAF – und auch bei der RAF Germany – eingeführt. Ende des Jahrzehnts waren auf den Stützpunkten RAF Brüggen und RAF Laarbruch vier bzw. drei Jagdbomberstaffeln stationiert. Bereits Anfang der 1990er-Jahre erfolgte der Abzug aus RAF Laarbruch, während die Maschinen in RAF Brüggen die letzten Flugzeuge der RAF überhaupt in Deutschland waren und noch während des Kosovokrieges 1999 Kampfeinsätze von Deutschland aus flogen. Die letzte Staffel verlegte erst 2001 zurück ins Vereinigte Königreich. Die Einsatzstaffeln mit dem Tornado GR.4 sind heute auf den Stützpunkten RAF Lossiemouth und RAF Marham stationiert.
Einheit Stationierungsorte Bemerkung 2 (AC) Squadron RAF Laarbruch 1988 bis 1991, RAF Marham ab 1991 aktiv 9 Squadron RAF Honington Juni 1982 bis Oktober 1986, RAF Brüggen bis Juli 2001, RAF Marham ab 2001 aktiv 12 Squadron RAF Lossiemouth ab Oktober 1993 aktiv 13 Squadron RAF Honington Januar 1990 bis Februar 1994, RAF Marham 1994 bis Mai 2011 14 Squadron RAF Brüggen November 1985 bis Januar 2001, RAF Lossiemouth 2001 bis Mai 2011 15 (Reserve) Squadron RAF Laarbruch Juli 1983 bis Dezember 1991, RAF Lossiemouth ab April 1992 bei der RAF Germany als Einsatzstaffel, in Schottland als GR.1/GR.4 Umschulstaffel 16 Squadron RAF Laarbruch Januar 1984 bis September 1991 17 Squadron RAF Brüggen März 1985 bis März 1999 20 Squadron RAF Laarbruch April 1984 bis Juli 1992 27 Squadron RAF Marham Mai 1983 bis Oktober 1993 31 Squadron RAF Brüggen September 1984 bis August 2001, RAF Marham ab 2001 aktiv 617 Squadron RAF Marham Januar 1983 bis 1994, RAF Lossiemouth ab 1994 aktiv 41 (Reserve) Squadron RAF Coningsby „Fast Jet and Weapons Operational Evaluation Unit“; Erprobungsstaffel[37] Ab Ende der 1980er-Jahre wurden erst der F.2 und dann der verbesserte F.3 bei der RAF eingeführt. Die Flugzeuge waren unter anderem in RAF Coningsby in East Anglia, RAF Leeming in Yorkshire und RAF Leuchars bei St Andrews in Schottland stationiert. Die letzte Staffel Tornado F.3 wurde am 22. März 2011 auf dem Flugplatz RAF Leuchars außer Dienst gestellt, die Aufgaben werden fortan durch Mehrzweckkampfflugzeuge des Typs Eurofighter Typhoon FGR.4 wahrgenommen.
Einheit Stationierungsorte Bemerkung 5 Squadron RAF Coningsby 1987 bis Januar 2003 11 Squadron RAF Leeming 1988 bis Oktober 2005 23 Squadron RAF Leeming November 1989 bis Februar 1994 25 Squadron RAF Leeming Oktober 1989 bis April 2008 29 Squadron RAF Coningsby 1987 bis Oktober 1998 43 Squadron RAF Leuchars September 1989 bis Juni 2009[38] 56 (Reserve) Squadron RAF Coningsby Juli 1992 bis April 2003, RAF Leuchars 2003 bis April 2008 war die F.3 Umschulstaffel 65 (Reserve) Squadron RAF Coningsby Dezember 1986 bis Juni 1992 Mitte 1992 Umbenennung in 56(R) Squadron 111 Squadron RAF Leuchars Januar 1990 bis März 2011 Britische Tornados im Einsatz
Irak
Im Rahmen der Operation Desert Storm (Operation Granby) stationierte Großbritannien im zweiten Golfkrieg ab August 1990 Tornados auf den saudischen Flugplätzen Tabuk (GR.1) und Dhahran (GR.1, GR.1A, ADV) sowie in Muharraq (GR.1) in Bahrain.[39]
Zu Beginn des Krieges griffen GR.1 zunächst mit JP233, ungelenkten 1.000-Pfund-Mk-83-Bomben und ALARM-Anti-Radar-Raketen vor allem Flugplätze und Luftverteidigungsstellungen an. Nach dem Verlust von sechs Maschinen änderte die Royal Air Force ihr Vorgehen und ließ ihre Flugzeuge statt im Tiefflug ausschließlich in größeren Flughöhen – und somit außerhalb der Reichweite gegnerischer Flugabwehrkanonen – operieren. Des Weiteren behob sie die fehlende Fähigkeit zum Einsatz von Präzisionsmunition, indem sie aus Großbritannien Blackburn B-103 Buccaneer ins Einsatzgebiet verlegte. Diese beleuchteten mit dem Pave Spike-Laser-Pod Ziele für Tornados, die mit Paveway-II-Bomben bewaffnet waren. Im weiteren Verlauf der Operation Desert Storm wurden kurzfristig Tornado GR.1 mit dem Thermal Imaging Airborne Laser Designator (TIALD)-Zielbeleuchter ausgerüstet, um selbstständig Ziele designieren und mit lasergesteuerten Bomben bekämpfen zu können.
Schwerpunkt des Einsatzes britischer GR.1A war die Luftaufklärung irakischer Scud-Systeme, die zum Schutz Saudi-Arabiens von Tornado ADV im Zusammenwirken mit saudischen Kräften durchgeführt wurde.
Im Rahmen der Operation Southern Watch wurden britische Tornados bis 2003 eingesetzt, um die Flugverbotszone über dem südlichen Irak durchzusetzen. Hierzu flogen Tornado ADV von der Prince Sultan Air Base in Saudi Arabien und GR.1, später GR.4, von der Ali Al Salem Air Base in Kuwait aus Einsätze.[40][41]
Am 16./17. Dezember 1998 beteiligte sich Großbritannien mit den in Kuwait stationierten Tornado GR.1 an der Operation Desert Fox. Gemeinsam mit amerikanischen Marschflugkörpern und Flugzeugen der United States Navy (USN) griffen diese Ziele im Irak an.[42]
Im dritten Golfkrieg ab März 2003 flogen britische GR.4 von Kuwait und Katar und Tornado ADV von Saudi-Arabien aus Einsätze im Rahmen der Operation Iraqi Freedom (Operation TELIC). Derzeit sind Tornado GR.4 in der 901 Expeditionary Air Wing, einem gemischten Einsatzverband, in der Al Udeid Air Base (Katar) zur Unterstützung der laufenden Irak-Operation stationiert.[43]
Südosteuropa
Die RAF verstärkte mit ihren Tornado ADV ab 31. März 1993 die an der NATO-Operation Deny Flight zur Durchsetzung einer Flugverbotszone über Bosnien eingesetzten Kräfte.[44]
Während des Kosovokriegs kamen britische Tornados im Rahmen der Operation Allied Force zum Einsatz. Ab 4. April 1999 flogen sie aus Brüggen und ab 5. Juni 1999 aus Solenzara auf Korsika Angriffe gegen Serbien. Ihre Mission endete mit der Rückverlegung am 22. Juni 1999.[45]
Falklandinseln
Zum Schutz der Falklandinseln betrieb die Royal Air Force ein gemischtes Einsatzgeschwader (905 Expeditionary Air Wing) auf dem Flugplatz RAF Mount Pleasant bei Stanley.[46] Als Beitrag zur luftgestützten Luftverteidigung waren dort bei der 1435 Flight vier Tornado ADV stationiert. Mitte September 2009 trafen vier Typhoon FGR.4 auf den Inseln ein, welche die Tornados künftig ersetzen werden.
Afghanistan
Mitte 2009 ersetzte die RAF die in Kandahar, Afghanistan, stationierten Harrier durch acht Tornados. Die Luftfahrzeuge sind der 904 Expeditionary Air Wing als Jagdbomber und zur Luftaufklärung zugeordnet.[47]
Italien
Verbände
Die 100 Maschinen der Aeronautica Militare (99 Serien- und 1 modifizierte Vorserienmaschine) waren zunächst ausschließlich Tornados in der IDS-Version (davon zwölf Trainer mit Doppelsteuerung und einige Recces mit Aufklärungspod). Ab 1992 wurden 15 Jagdbomber zu ECR-Tornados umgebaut. Die italienischen Tornados erhielten mittlerweile eine Kampfwertsteigerung und sollen noch bis 2020 im Dienst bleiben.
Vier Staffeln sind mit dem Kampfflugzeug ausgerüstet: Die 154º Gruppo (Staffel) des 6º Stormo (Geschwader) in Ghedi erhielt Ende August 1982 den ersten Tornado. Diese Jagdbomber-Staffel ist bis heute in Ghedi geblieben und kann im Rahmen der Nuklearen Teilhabe US-Atomwaffen einsetzen. Die 155º Gruppo war in den 1980er-Jahren zeitweise in Ghedi und in Istrana (51º Stormo) stationiert und kam 1991 auf den modernisierten Flugplatz Piacenza. Nach der Umrüstung auf ECR-Tornados wurde die Suppression of Enemy Air Defences (SEAD) ihr Hauptauftrag. Die 156º Gruppo war bis 2008 Teil des 36º Stormo im süditalienischen Gioia del Colle. Auch diese Staffel konnte Atomwaffen einsetzen. Ein weiterer Auftrag der Staffel war die Seekriegführung aus der Luft (Tactical Support of Maritime Operations). Im Zug der Stationierung des Eurofighters auf dem Flugplatz in Gioia del Colle wurde die 156º Gruppo im Juli 2008 nach Ghedi verlegt. Die 102º Gruppo flog bis in die 1990er-Jahre die F-104ASA „Starfighter“ und wurde dann von Rimini-Miramare (5º Stormo) nach Ghedi verlegt und umgerüstet. Sie ist für die Umschulung und Ausbildung der Piloten und Waffensystemoffiziere zuständig.
Von der britischen Royal Air Force leaste die italienische Luftwaffe zwischen 1994 und 2004 wegen der Verspätungen bei der Einführung des Eurofighters insgesamt 24 Tornado-F.3-Abfangjäger als Zwischenlösung. Diese wurden vorwiegend bei der 12º Gruppo/36º Stormo in Gioia del Colle eingesetzt. Nach dem Ablauf des Leasingvertrags schenkte die RAF dem italienischen Luftwaffenmuseum in Vigna di Valle einen Tornado ADV. Italien verzichtete zugunsten der F-16 und der nunmehr im Zulauf befindlichen Eurofighter auf eine Verlängerung des Leasingvertrages.
Einheit Stationierungsort Bemerkung 102º Gruppo/6º Stormo Ghedi Tornado IDS; primär Ausbildungsaufgaben 154º Gruppo/6º Stormo Ghedi Tornado IDS; primär Jagdbomber 155º Gruppo/50º Stormo Piacenza Tornado ECR; primär SEAD 156º Gruppo/6º Stormo Ghedi (seit 1. Juli 2008) Tornado IDS; primär Aufklärung 12º Gruppo/36º Stormo Gioia del Colle Tornado F.3; 2004 Abgabe der Luftfahrzeuge Italienische Tornados im Einsatz
Italien stationierte im zweiten Golfkrieg IDS-Tornados in Abu Dhabi („Operazione Locusta“).[48] In den Luftkriegsoperationen gegen den Irak wurde ein Tornado abgeschossen. Die Besatzung geriet in Kriegsgefangenschaft.
1999 wurden durch Italien im Rahmen der Operation Allied Force 18 IDS- und vier ECR-Tornados eingesetzt.[49]
Die italienischen Luftstreitkräfte setzten ab November 2008 zwei Tornados von Mazar-e-Sharif aus als Aufklärungsflugzeuge in Afghanistan ein.[50] Im November 2009 erfolgte deren Ablösung durch AMX.
Saudi-Arabien
Verbände
Saudi-Arabien ist der einzige Export-Kunde von Panavia. Im Rahmen der Al-Yamamah-Rüstungsverträge vereinbarten Saudi-Arabien und Großbritannien die Lieferung von Tornados für die saudischen Luftstreitkräfte. Hersteller der Luftfahrzeuge ist BAE Systems. Es wurden von 1986 bis 1999 etwa 90 Tornado GR.1 (davon 6 GR.1A) von Großbritannien an Saudi-Arabien geliefert. 84 Maschinen sollen im Rahmen des Tornado (Capability) Sustainment Programme kampfwertgesteigert werden (Einführung GPS, verbesserte Cockpit-Anzeigen, neue Funkgeräte, Integration neuer Zielsysteme und Bewaffnung).[51] Stationiert sind die Jagdbomber und Aufklärer in Dhahran auf der King Abdullah Aziz Air Base.
Nutzer Einheit Stationierungsort Bemerkung 11 Wing 7 Squadron Dhahran zus. Aufklärungs- und Ausbildungsauftrag[52] 75 Squadron Dhahran - 83 Squadron Dhahran - 7 Wing 29 Squadron Tabuk einzige ADV-Staffel; Zulauf ab 1989 - 66 Squadron Dhahran aufgelöst Saudische Tornados im Einsatz
Tornados der Luftstreitkräfte Saudi-Arabiens wurden im zweiten Golfkrieg vom Flugplatz Dhahran aus sowohl in der Luft-Luft-, als auch in der Luft-Boden-Rolle eingesetzt.[53] Im November 2009 führte Saudi-Arabien unter anderem mit Tornados Luftangriffe gegen Rebellen im Jemen durch.[54]
Verluste
Alle Nutzerstaaten des Tornados erlitten im Friedens- und Ausbildungsflugbetrieb zahlreiche Verluste durch Boden- und Flugunfälle, bei denen sich zwar meist die Besatzungen dank des ausgereiften Schleudersitzes[55] retten konnten, zahlreiche Soldaten aber auch ihr Leben ließen. Allein die Anzahl deutscher Tornados verringerte sich seit der Einführung bereits um etwa 45 Maschinen.[56] Bereits vor der operativen Nutzung stürzte am 16. April 1980 in der Nähe von Geiselhöring ein Prototyp ab, wobei beide Testpiloten ums Leben kamen. Den letzten Totalverlust eines Tornados im Rahmen des Ausbildungsflugbetriebs mit Verlust der Besatzung hatte die Royal Air Force zu beklagen. Am 2. Juli 2009 verunglückte ein F3-Tornado in Schottland. Beide Besatzungsmitglieder wurden dabei getötet.[57][58]
Unfallursachen ließen sich in wenigen Fällen ausschließlich auf technisches Versagen zurückführen, meist wurden die Absturzgründe den Besatzungen angelastet. Seitens der Piloten sind dies zum Beispiel räumliche Desorientierung oder falsche Aufmerksamkeitsverteilung und seitens der Organisation beispielsweise Ausbildungsdefizite[59] oder fehlende Ausrüstung,[60] die neben Überschreitungen der Leistungsparameter des Flugzeugs oder durch Einschränkungen der Avionik zu Unglücken führen können. Doch selbst bei – auf den ersten Blick – eindeutigen „Pilotenfehlern“ zeigten Flugunfalluntersuchungen, dass sich – wie auch bei anderen Waffensystemen – häufig kein klares, alleiniges Fehlverhalten als Ursache definieren ließ, sondern fast immer eine Kombination aus mehreren Faktoren zum Unfall oder Zwischenfall führte. Insgesamt ist das Verhältnis von Flugstunden zu Unfällen beim Tornado jedoch mit dem anderer westlicher militärischer Luftfahrzeuge vergleichbar.[61][62]
Häufigste Ursache für Verluste von britischen, italienischen und saudi-arabischen Tornados in Kampfhandlungen war der Beschuss durch (in der Regel gegnerische) Flugabwehr. Zuletzt wurde im März 2003 jedoch ein Tornado der Royal Air Force unbeabsichtigt durch ein amerikanisches Flugabwehrraketensystem PATRIOT abgeschossen.[63]
Vergleichbare Typen
-
- Suchoi Su-22 Fitter
- Suchoi Su-24 Fencer
-
- Dassault Mirage 2000
-
- Xian JH-7 Flounder (FBC-1 Flying Leopard)
Literatur
- Bundesministerium der Verteidigung: Weißbuch 2006 zur Sicherheitspolitik Deutschlands und zur Zukunft der Bundeswehr, Berlin 2006.
- Paul Eden & Soph Moeng: Moderne Militärflugzeuge. Bassermannverlag, München 2003, ISBN 3-8094-1532-4.
- Walter Jertz: Tornado Technik Taktik Einsatz. Bernard & Graefe Verlag, Bonn 2004, ISBN 978-3-7637-6256-9.
- Francis K. Mason: Tornado. Entwicklung - Technik - Einsatz. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1989, ISBN 3-613-01286-3.
Siehe auch
Ausgestellte Exemplare
Inzwischen können bereits einige Tornados in Museen besichtigt werden, Exemplare der Luftwaffe zum Beispiel im Berliner Luftwaffenmuseum sowie im bulgarischen Nationalen Militärhistorischen Museum in Sofia.
Weblinks
Commons: Panavia Tornado – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien- Kurzbeschreibung der EADS
- Herstellerwebsite
- Beschreibung der Tornado Historie, mit Prototypen Galerie
Luftwaffe:
RAF:
ITAF:
RSAF:
Einzelnachweise
- ↑ Julia Alexa Israel: Tornado – Rückgrat des Westens wird 30. auf der Website der Luftwaffe, Stand: 6. Dezember 2006, eingesehen am 8. Januar 2009
- ↑ a b c d e f The birth of Tornado. Royal Air Force Historical Society, 2002 Postcombe, ISBN 0-9530345-0-X
- ↑ NETMA auf der Transformation Network Website der NATO; eingesehen am 21. August 2009
- ↑ Wie auf einer Rakete. In: Der Spiegel. Nr. 19, 1976 (online).
- ↑ Tornados der RSAF auf tornado-data.com; eingesehen am 8. Januar 2008
- ↑ Tornado gets Wild Weasel chance (PDF) in: flightglobal, 10. September 1988
- ↑ a b c Tornado ECR – Archived 03/2003. (Microsoft Word, 64 kB) In: Forecast International (engl.)
- ↑ Deutscher Bundestag: Drucksache 13/5571, 23. September 1996
- ↑ ATP-56
- ↑ Vicon 78 auf International 14.–20. November 1990 (PDF; 1,48 MB; engl.)
- ↑ Mk. 10A auf der Website der Martin-Baker Aircraft Co. Ltd.
- ↑ Strategie und Technik 04/07 (PDF; 336 kB)
- ↑ Beschreibung der Upgrades auf der Herstellerwebsite; eingesehen am 1. Januar 2010
- ↑ British Military Aviation in 1997 auf der Website des RAF Museum; eingesehen am 1. Februar 2009
- ↑ Tornado GR.4 boosts front-line auf Aviation-News; eingesehen am 1. Februar 2009
- ↑ Beschreibung des Tornado GR.4(A) auf der Website von BAE Systems; eingesehen am 11. Januar 2009
- ↑ Tornado ADV auf der offiziellen Website der RAF; eingesehen am 8. Januar 2009
- ↑ Beschreibung der erweiterten Fähigkeiten durch das CSP auf der Website von Panavia; eingesehen am 5. Januar 2009
- ↑ Tornado F3 auf der Website der RAF; eingesehen am 9. Januar 2009
- ↑ Ausphasung der deutschen BL-755. Bundestagsdrucksache 16/2456 vom 25. August 2006 (PDF)
- ↑ Ausphasung der britischen (R)Bl-755 Website der Royal Air Force; eingesehen am 2. November 2008
- ↑ Pressemitteilung auf der Herstellerwebsite von Deagel German Air Force First International Customer for Boeing Laser JDAM vom 24. Juli 2008
- ↑ Paveway II auf Designation-systems.net
- ↑ Bundestagsdrucksache 16/2456 vom 25. August 2006 (PDF)
- ↑ Lieferdaten des MW-1 auf bits.de; eingesehen am 2. November 2008
- ↑ Ausphasung des MW-1 mit Minenbeladung der italienischen Luftstreitkräfte (PDF; 1,1 MB) auf der Website der landmine action
- ↑ Bericht Saudis handed £17m of free arms auf Telegraph.co.uk vom 21. August 2006; eingesehen am 9. November 2008
- ↑ RecceLite der Luftwaffe auf der Website der Luftwaffe; eingesehen am 21. September 2009
- ↑ Minister de Maizière billigt Umrüstung. In: www.bmvg.de. 21. Oktober 2011, abgerufen am 25. Oktober 2011 (deutsch).
- ↑ Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Drucksache 16/6717 – vom 5. November 2007 (PDF; 208 kB
- ↑ Einführung des Tornados auf der Website der Luftwaffe; eingesehen am 8. Januar 2009
- ↑ Geschichte der Marinefliegergeschwader auf der Website des Bundesarchivs; eingesehen am 8. Januar 2009
- ↑ Marinefliegergeschwader 1 auf fly-navy-de eingesehen am 8. Januar 2009
- ↑ Artikel bei Luftwaffe.de
- ↑ Pressemitteilung Tornados haben Afghanistan verlassen vom 27. November 2010 auf der Webseite der Luftwaffe; eingesehen am 29. November 2010
- ↑ 41(R) Squadron auf der Website der RAF; eingesehen am 9. Januar 2009
- ↑ Pressemitteilung „No 43 (Fighter) Squadron Disbanded“ auf der Website der RAF; eingesehen am 15. Juli 2009
- ↑ Aufstellung der Kräfte der Royal Air Force auf der Website der RAF; eingesehen am 1. Februar 2009
- ↑ Memorandum submitted by the Ministry of Defence (20 March 2000) auf fas.org; eingesehen am 1. Februar 2009
- ↑ War in Iraq – Forces: U.S. & Coalition/RAF auf CNN.com; eingesehen am 1. Februar 2009
- ↑ British Military Aviation in 1998 auf der Website des Royal Air Force-Museum; eingesehen am 1. Februar 2009
- ↑ British Military Aviation in 2003 auf der Website des Royal Air Force-Museum; eingesehen am 1. Februar 2009
- ↑ British Military Aviation in 1993 auf der Website des Royal Air Force-Museum; eingesehen am 1. Februar 2009
- ↑ British Military Aviation in 1999 auf der Website des Royal Air Force-Museum; eingesehen am 1. Februar 2009
- ↑ Die 905 Expeditionary Air Wing auf der Website des britischen Verteidigungsministerium; eingesehen am 9. Januar 2009
- ↑ Die 904 Expeditionary Air Wing auf der Website der RAF; eingesehen am 14. Januar 2010 (engl.)
- ↑ Aufstellung der an der Operation Desert Storm beteiligten Kräfte auf der Website der Royal Air Force; eingesehen am 30. Januar 2009
- ↑ Operation ALLIED FORCE - Kosovo Order of Battle auf Globalsecurity.org; eingesehen am 31. Januar 2009
- ↑ Four Italian Tornados head for Afghanistan auf Flightglobal.com; eingesehen am 14. Januar 2010 (engl.)
- ↑ Zusammengefasste Jane’s-Meldung zur Kampfwertsteigerung saudischer Tornados
- ↑ Die Luftstreitkräfte Saudi-Arabiens (PDF; 356 kB) in „Flight International“ 2.–8. December 1998 auf flightglobal.com (engl.)
- ↑ Aufstellung der an der Operation Desert Storm beteiligten Kräfte auf der Website der Royal Air Force; eingesehen am 30. Januar 2009
- ↑ Pressemeldung – Saudi jets 'attack Yemen rebels vom 5. November 2009 auf der Website der BBC; eingesehen am 14. Januar 2010 (engl.)
- ↑ Auflistung erfolgter Ausschüsse aus dem Tornado
- ↑ Übersicht über Unfälle deutscher Militärluftfahrzeuge
- ↑ Pressemitteilung auf der Website der RAF; eingesehen am 15. Juli 2009
- ↑ Two killed in RAF Tornado crash auf BBC News vom 2. Juli 2009; eingesehen am 15. Juli 2009
- ↑ Ganz ruhig, okay. In: Der Spiegel. Nr. 40, 2002 (online).
- ↑ Gefahr im Tornado. In: Der Spiegel. Nr. 29, 2003 (online).
- ↑ Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode, Drucksache 14/4867 (PDF, 910 kB)
- ↑ Verlustraten der RAF
- ↑ BBC News vom 9. April 2004
Strahlgetriebene Kampfflugzeuge: Eurofighter Typhoon | MiG-29 (ex NVA) | Tornado | Alpha Jet | F-4F Phantom II | F-104G Starfighter | Fiat G.91 | Sea Hawk | North American F-86K | Canadair CL-13 Sabre | F-84 Thunderstreak
Schulflugzeuge: Zielschleppflugzeug Rockwell OV-10B Bronco | Fouga Magister | Lockheed T-33A | Beechcraft T-6 Texan II | Piper PA-18 | Northrop T-38 | Cessna T-37 | Grob G 120A
Verbindungsflugzeuge: Dornier Do 27 | Dornier Do 28 | Piaggio P.149
Hubschrauber: Kampfhubschrauber UHT Tiger | Schulungshubschrauber EC 135 | Transporthubschrauber Piasecki H-21C | Transporthubschrauber Sikorski S-58/H-34G | Transporthubschrauber CH-53G/GS | NH90 | Panzerabwehrhubschrauber BO 105VBH / BO 105P | Westland Mk.88 „Sea Lynx“ | Sikorsky S-61 „Sea King“ | Mehrzweckhubschrauber Bell UH-1D | Bell 47 | Aérospatiale SE.3130 Alouette II | Mil Mi-8 (ex NVA) | Mil Mi-2 (ex NVA) | Eurocopter AS532U2 | Bristol 171 Sycamore | Sud-Ouest SO 1221 Djinn | Saunders-Roe "Skeeter" Mk. 50/51
Transportflugzeuge: Airbus A310 | Airbus A340 | Boeing 707-320 | Tupolew Tu-154M (ex NVA) | Tupolew Tu-134 (ex NVA) | Bombardier Challenger 601 | Lockheed JetStar C-140 | HFB 320 Hansa Jet | VFW 614 | Let L-410 (ex NVA) | Transall | Airbus A400M | Canadair CL-601 | Percival C.MK.54 Pembroke | de Havilland D.H.114 Heron | Douglas C-47B | Douglas DC-6 B | Convair CV 440 Metropolitan | Noratlas
Marineflugzeuge: Grumman HU-16D Albatross | Fairey Gannet | Dornier Do 228 | Breguet Atlantic | Lockheed P-3
Unbemannte Flugzeuge: EuroHawk | Aladin | Luna | KZO | CL-289
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