Operation Jubilee

Operation Jubilee
Operation Jubilee
Teil von: Zweiter Weltkrieg, Westfront
Zerstörte Landungsboote, Churchill-Panzer und tote kanadische Soldaten am Strand von Dieppe
Zerstörte Landungsboote, Churchill-Panzer und tote kanadische Soldaten am Strand von Dieppe
Datum 19. August 1942
Ort Dieppe (Frankreich)
Ausgang Sieg der Wehrmacht
Konfliktparteien
Befehlshaber
Louis Mountbatten (Oberbefehlshaber) Gerd von Rundstedt (Oberbefehlshaber West)
Truppenstärke
etwa 6100 Soldaten etwa 1500 Soldaten
Verluste
(schätzungsweise) 1179 Tote, 2190 Kriegsgefangene (schätzungsweise) 310 Tote, 280 Verwundete

Operation Jubilee war eine am 19. August 1942 durchgeführte Landungsoperation der Westalliierten im Zweiten Weltkrieg – hauptsächlich kanadische Truppen – gegen den Hafen von Dieppe im deutsch besetzten Nordfrankreich. Beteiligt waren 237 Schiffe und 7500 US-amerikanische, britische, kanadische, polnische und französische Soldaten. Ziel des Angriffs war die kurzzeitige Inbesitznahme der Stadt Dieppe, die nach wenigen Stunden wieder geräumt werden sollte. Die Operation scheiterte jedoch unter hohen alliierten Verlusten von bis zu 70 % der eingesetzten Streitkräfte. Im englischen Sprachraum ist der Angriff auch als Dieppe Raid bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Angriffsvorbereitung

Deutsche Soldaten bei Dieppe
Brennendes britisches Landungsboot am Strand von Dieppe
Verwundete kanadische Soldaten vor zerstörtem Churchill-Kampfpanzer
Gefallene alliierte Soldaten
Erbeuteter Pz-Spähwagen Daimler Dingo
Deutsche MG-Stellung

Der Vorstoß gegen Dieppe ging maßgeblich von Admiral Lord Louis Mountbatten, Chef der Combined Operations, aus. Der Angriff sollte ursprünglich im Juli 1942 stattfinden und erhielt den Codenamen Operation Rutter. Das Ziel lag hauptsächlich in der Erprobung der Möglichkeit, einen Hafen auf dem besetzten Festland über einen kurzen Zeitraum zu halten. Des Weiteren sollten nachrichtendienstliche Informationen gesammelt und das Verhalten der deutschen Besatzer analysiert werden. Für den Angriff wurden überwiegend kanadische Soldaten ausgewählt, die nach längerer Zeit wieder einen Kampfeinsatz bestreiten sollten.

Operation Rutter wurde im Mai 1942 genehmigt. Der Hauptangriff sollte auf den Strand von Dieppe durchgeführt werden. Mit Unterstützung der RAF und der britischen Marine sollten in erster Linie Fallschirmspringer der 2. kanadischen Division das Gebiet besetzen. Allerdings verhinderte schlechtes Wetter das Unternehmen, so dass Rutter am 7. Juli abgebrochen wurde.

Nachdem der Angriff auf Dieppe zu dieser Zeit nicht ausgeführt werden konnte, und sogar General Montgomery ein solches Unternehmen auf unbestimmte Zeit verschieben wollte, arbeitete Mountbatten Pläne für einen erneuten Vorstoß aus. Der Angriff erhielt nun die Bezeichnung Operation Jubilee. Obwohl er nicht die nötige Unterstützung übergeordneter Stellen erhielt, ließ Mountbatten nicht von seinem Vorhaben ab und begann mit entsprechenden Angriffsvorbereitungen Mitte Juli des Jahres 1942. Es wurde später von alliierter Seite vermutet, dass der deutsche Geheimdienst zu jener Zeit detaillierte Informationen über den Angriff besaß, die in Großbritannien operierende Agenten geliefert hatten. Angeblich soll Hitler auf Grund dieser Berichte kampferprobte Einheiten der Wehrmacht nach Nordfrankreich verlegt haben. Weitere Indizien stützten den Verdacht einer baldigen Landung, wie beispielsweise auffälliger britischer Schiffsverkehr entlang des Kanals. Ebenfalls hielten die Deutschen am 17. August in Angers Planspiele bezüglich eines alliierten Angriffs auf Dieppe ab. Diese Vermutungen konnten allerdings nicht bestätigt werden.

Für Jubilee wurde erneut die 2. kanadische Division unter Leitung von Major General J. H. Roberts ausgewählt. Nach ihrer Landung bei Pourville und Puys sollten sie einen Frontalangriff auf Dieppe durchführen. Verteidigungsstellungen im Westen bei Varengeville-sur-Mer und Quiberville sowie im Osten bei Berneval sollten zuvor durch Kommandoeinheiten ausgeschaltet werden. Bodenunterstützung wurde durch 30 Kampfpanzer des Typs Churchill gewährleistet. Von Seeseite her gaben 252 britische Schiffe Feuerschutz, und das Bomber Command sowie die 8. amerikanische Luftflotte boten 74 Flugzeugstaffeln auf. Zusammen mit der RAF war auch das polnische Exil-Jagdgeschwader im Einsatz. Insgesamt sollten 6100 alliierte Soldaten – darunter 5000 Kanadier – an der Küste abgesetzt werden.

Auf deutscher Seite stand die 302. Infanteriedivision, insbesondere das Infanterieregiment 571 mit etwa 1500 Soldaten, zur Verteidigung des Abschnitts bereit.

Verlauf

Am Abend des 18. August 1942 verließen etwa 240 Schiffe mehrere englische Kanalhäfen. Den ersten Zwischenfall gab es, als ein Schiffsverband, der den 3. Kommandotrupp transportierte, am frühen Morgen des 19. August auf einen deutschen Konvoi stieß. Dieser konnte zwar schnell aufgerieben werden, er alarmierte zuvor jedoch noch die Küstenverteidigung. Nach dem Zwischenfall waren die Einheiten zerstreut, weswegen nur 18 Kommandosoldaten die Küste bei Berneval erreichten, wo sie die Mannschaften einiger Verteidigungsstellungen überwältigen konnten. Obwohl es ihnen nicht möglich war, die Anlagen zu sprengen, hielten sie die Stellungen anderthalb Stunden. Die Soldaten des 4. Kommandotrupps landeten vollzählig bei Varengeville, wo sie die Küstenbatterie zerstörten und sich wieder einschifften.

Die alarmierten deutschen Einheiten des IR 571 unter Oberstleutnant Hermann Bartelt hatten sich inzwischen bei den gefährdeten Küstenabschnitten positioniert. Ein kanadisches Regiment landete nach 5:00 Uhr – später als erwartet und damit nicht mehr im Schutze der Dunkelheit – bei Puys, wo es sofort unter Beschuss genommen wurde. Innerhalb einer Stunde fielen 225 von 600 kanadischen Soldaten; 264 gaben auf und nur 33 konnten nach England zurückkehren. Um 4:50 Uhr waren die South Saskatchewan und die Cameron Highlanders bei Pourville gelandet. Auch sie konnten ihre Ziele auf Grund starken deutschen Widerstands nicht erreichen und mussten sich zurückziehen.

Um 5:20 Uhr landeten Soldaten der Royal Hamilton und Essex Scottish am Strand von Dieppe, wo sie sofort starkem Maschinengewehrfeuer ausgesetzt waren. Die zur Unterstützung bereitgestellten Churchill-Panzer wurden zu spät abgesetzt und blieben in Sperren stecken; sie wurden größtenteils zerstört. Wegen gestörter Nachrichtenübermittlung war die alliierte Führung nicht über die Vorgänge an den Landungszonen informiert und entschied, weitere Einheiten abzusetzen. Die bereits hoffnungslose Lage am Strand vermochten auch die Verstärkungstrupps nicht zu ändern.

Um 10:50 Uhr gab die alliierte Führung den Rückzugsbefehl. Bis dahin hatten sie 4359 Mann an Verlusten zu beklagen, darunter 1179 Gefallene und 2190 Gefangene. Die britische RAF und die kanadische RCAF verloren 119 Flugzeuge, vor allem Spitfires; die deutsche Luftflotte 3 verlor am 19. August 1942 74 Flugzeuge (davon 50 Totalschäden): 5 Aufklärer, 29 Jagdflugzeuge und 40 Bomber. 109 Mann betrugen die Personalverluste der Luftwaffe, davon 25 Verwundete und 37 Vermisste.[1]. Die Wehrmacht hatte insgesamt mindestens 311 Gefallene und 280 Verwundete zu beklagen.

Folgen

In Großbritannien verfestigte sich die Erkenntnis, dass die von Stalin geforderte zweite Front in Westeuropa 1942 noch nicht aufgebaut werden konnte. Des Weiteren lieferte der Dieppe-Angriff wichtige Erkenntnisse für die spätere Operation Overlord.

Insgesamt zeigte sich, dass die deutschen Truppen sehr schnell reagierten und eine starke und konsequente Gegenwehr organisieren konnten, der die alliierten Angreifer nicht gewachsen waren. Die deutsche Propaganda bezeichnete den alliierten Vorstoß als lange geplanten Invasionsversuch, der gegen jegliche militärische Logik verstoßen und rein politischen Zwecken gedient habe.

Weblinks

 Commons: Operation Jubilee – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bundesarchiv/Militärarchiv Freiburg, Verlustlisten RL 2/III

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