- Angers
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Angers Region Pays de la Loire Département Maine-et-Loire (Präfektur) Arrondissement Angers Kanton Chef-lieu von 8 Kantonen Gemeindeverband C.A. d'Angers Loire Métropole Koordinaten 47° 28′ N, 0° 33′ W47.472777777778-0.5555555555555425Koordinaten: 47° 28′ N, 0° 33′ W Höhe 25 m (12–64 m) Fläche 42,70 km² Einwohner 148.405 (1. Jan. 2008) Bevölkerungsdichte 3.476 Einw./km² Postleitzahl 49000, 49100 INSEE-Code 49007 Website http://www.angers.fr/
Blick auf AngersAngers /ɑ̃ʒe/ ist eine Stadt im Westen Frankreichs und Hauptstadt des Départements Maine-et-Loire in der Region Pays de la Loire. Sie liegt am Fluss Maine, in der Nähe vom Zusammenfluss von Maine und Loire, und war die alte Hauptstadt von Anjou. Angers liegt im Mittel 20 m über dem Meeresspiegel, die Gemeindefläche beträgt 4.270 ha.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Gegend von Angers ist seit der Steinzeit besiedelt. Auf dem Gebiet des späteren Schlosses hat man ein Steinmonument (Cairn) des Neolithikums entdeckt. Seit etwa dem 5. Jahrhundert v. Chr. siedelten die keltischen Andes hier, nach denen das Anjou benannt ist. Sie errichteten ein Oppidum (frühstädtische Siedlung), das nach der Eroberung Galliens durch die Römer nach 50 v. Chr. Juliomagus (Marktplatz des Julius Caesar) benannt und zum Verwaltungszentrum der Andecaves bestimmt wurde. Bei Ausgrabungen wurden die Thermen der Stadt und einige weitere Gebäude aus der Römerzeit freigelegt.
Nach den ersten Barbareninvasionen ab 275 erhielt die Stadt zum Schutz eine Mauer, die eine Fläche von etwa 9 ha umschloss. 372 wurde Angers erstmals das Bistums Angers genannt. Im Verlauf der Völkerwanderung war die Stadt umkämpft; wohl 469 kam es hier zu Kämpfen zwischen sächsischen Plünderern und gallo-römischen und fränkischen Truppen, siehe Paulus (Comes). Im 6. Jahrhundert wurde in der Stadt auf Initiative des Heiligen Germanus von Paris ein Kloster errichtet: Saint-Aubin, dem im 7. Jahrhundert ein weiteres, Saint-Serge, folgte. 851 erhielt die Stadt eine Burg, die allerdings die Angriffe der Normannen der Folgezeit nicht verhindern konnte. Um 929 nimmt Fulko den Titel eines Grafen von Anjou an, Angers wird Sitz der Grafschaft seines Herrscherhauses, das in der französischen Geschichte eine bedeutende Rolle spielte. Um 1175 wurde das Krankenhaus Saint-Jean durch König Heinrich II. von England, Graf von Anjou, gegründet. In den Jahren 1232–1242 erfolgte der Bau des Schlosses durch Blanka von Kastilien und Ludwig IX. Die Universität Angers wurde 1356 gegründet. 1373–1380 entstand der "Wandteppich der Apokalypse". Eine der bedeutendsten Vertreter der Dynastie Anjou war René I., Herzog von Anjou, Graf der Provence und König von Neapel und Sizilien (1409–1480). 1598 bereitete Heinrich IV. in Angers das Friedensedikt vor, das in Nantes unterzeichnet wurde.
1793 geriet Angers in die Auseinandersetzungen des Aufstands der Vendée. Im Zeitalter der Industrialisierung entstanden im 19. Jahrhundert u. a. die Webereien Bessonneau. Im Jahre 1850 marschierten Soldaten bei Sturm zwar ohne Tritt über die Hängebrücke von Angers, deren Schwingungen dennoch so verstärkt wurden, dass sie einstürzte (Resonanzkatastrophe).
In den Jahren 1957–1966 kreierte Jean Lurçat den Wandteppich „Der Gesang der Welt“, der heute im alten Krankenhaus Saint-Jean ausgestellt ist. Seit 2001 ist Jean-Claude Antonini Bürgermeister der Stadt.
Im Jahr 2005 kam die Stadt in die Schlagzeilen, als dort im Justizpalast der größte Kinderschänderprozess in der Justizgeschichte stattfand. Angeklagt waren damals 66 Erwachsene, die sich an 45 eigenen und fremden Kindern auf brutalste Art vergangen haben sollen und somit das Geschäft der Prostitution betrieben. Dieser Fall schockierte ganz Europa.
Bevölkerung
- Bevölkerungszahl: 148.405 Einwohner (Stand 1. Januar 2008)
- Agglomerationsraum: 31 Kommunen, insgesamt 270.000 Einwohner
- Bevölkerungsdichte: 3.311 Einwohner/km²
- Beschäftigungsstruktur:
- Arbeiter: 11,7 %
- Angestellte: 13,4 %
- Handwerker, Händler, Betriebsleiter: 2,4 %
- Beschäftigte in der Landwirtschaft: 0,2 %
- Rentner: 15 %
- Andere, ohne Anstellung: 42,5 %
- 90.000 beruflich Aktive im Agglomerationsraum, entspricht einer Beschäftigungsrate von 53,9 %
Wirtschaft
Die wichtigsten Arbeitgeber:
- Universitätsklinik: 4.500 Beschäftigte,
- Angers Stadt und Agglomeration: 3.353 Beschäftigte,
- Thomson Multimédia: 1.350 Beschäftigte,
- Nec Computer International: 1000 Beschäftigte,
- Valéo: 1000 Beschäftigte,
- Bosch France: 900 Beschäftigte,
- Scania: 700 Beschäftigte
Jedes Jahr werden in Angers produziert:
- 800.000 Fernsehgeräte (Thomson)
- 1,2 Millionen Personalcomputer,
- 3,5 Millionen Scheinwerfer (Valéo)
- 6 Millionen Fahrzeugbremsen (Bosch)
- 9.500 LKW (Scania)
- 12 Millionen Flaschen Cointreau
- 30.000 Tonnen Schiefer
Kultur
Die Altstadt gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Sehenswürdigkeiten
Siehe auch: Liste der Monuments historiques in Angers
Bedeutende mittelalterliche Kirchenbauten sind die Kathedrale, die Abtei Saint-Aubin und die Kirche Saint-Serge mit einem charakteristischen Netzrippengewölbe des frühen 13. Jahrhunderts, wie es für die sogenannte "angevinische Gotik" des "Style Plantagenêt" typisch ist. In die Zeit König Heinrichs II. gehört das Hôpital Saint-Jean, ein dreischiffiger gewölbter Krankensaal mit schlanken Säulen (s.u. Museen).
Château du Roi René: Das Schloss Angers findet seinen Ursprung im 11. Jahrhundert, als die Grafen von Anjou ihr Palais an dieser Stelle errichteten. Im 13. Jahrhundert wurde es fertiggestellt und war Teil der Stadtmauer. Von außen ähnelt es eher einer Festung mit seinen 17 Türmen, die bis auf den Mühlenturm alle gestutzt wurden. Eine architektonische Besonderheit sind die Baumaterialien: Tuffstein (weiß) und Schiefer (schwarz). Damit zeigt sich, dass Angers an der Grenze des Pariser Beckens und des Armoricanischen Massivs liegt.
Ein besonderes Kunstwerk ist dort ausgestellt: der Wandteppich der "Apokalypse von Angers", der den Weltuntergang nach der Offenbarung des Johannes darstellt. Diese wurden im 14. Jahrhundert gewebt und sind ein einzigartiges Beispiel für die Wandteppichkunst des Mittelalters.
Museen
Musée Jean Lurçat: Im Gebäude des Krankenhauses Saint-Jean aus dem 12. Jahrhundert werden die zeitgenössischen Wandteppiche (1957–1966) von Jean Lurçat ausgestellt. Er hat dieses Werk „Chant du monde“ („Gesang der Welt“) genannt. Sie sollen die Apokalypse der Neuzeit, die Atombombe, darstellen. Es gibt auch Sonderausstellungen von jungen Künstlern der Wandteppichkunst.
Musée des Beaux-arts: Das Kunstmuseum wurde im Jahre 2004 nach fünfjährigen Bauarbeiten wieder eröffnet. Nach umfassender Renovierung und Vergrößerung beinhaltet das Gebäude nun zwei feste Ausstellungen auf 3.000 m². Die Ausstellung Beaux-arts zeigt Bilder und Skulpturen vom 14. bis zum 21. Jahrhundert. In Histoire d'Angers werden archäologische Funde präsentiert und die Geschichte der Stadt beschrieben. Jeder Raum stellt eine Epoche oder eine künstlerische Bewegung dar. Ca. 20 % der Kunstobjekte werden gezeigt (350 Werke). Es finden auch temporäre Ausstellungen statt, die eher der modernen und zeitgenössischen Kunst gewidmet sind (z.B. Niki de Saint-Phalle – 1930–2002, Neuer Realismus). Das Gebäude ist das ehemalige Logis oder auch Stadthaus der Familie Barrault, erbaut im 15. Jahrhundert. Es beherbergt das Museum der Künste seit 200 Jahren. Die Sammlung des Museums ist vielfältig und aus Spenden, Hinterlassungen und Käufen entstanden.
Galerie David d'Angers: Die Abteikirche Toussaint aus dem 13. Jahrhundert beinhaltet zahlreiche Werke des Bildhauers David d'Angers (1788–1856), die er an seine Heimatstadt vermacht hat; aus seiner Schaffensperiode von 1806 bis zu seinem Tod.
Dieses Gebäude wurde seit der Französischen Revolution vernachlässigt. In den 80er Jahren wurde die Kirche restauriert und mit einem Glasdach versehen. Das Museum wurde vom damaligen Präsidenten der Republik, François Mitterrand, 1984 eingeweiht.
Die Kirche und ihr Klostergang integrieren sich in das Ensemble des Museums der „Schönen Künste“ und seinen Park. Im Klostergang Toussaint finden im Sommer oft Konzerte statt.
Musée Pincé: In dem Renaissance-Gebäude (1530–1535) werden Gegenstände aus griechischer und römischer Antike sowie ägyptische, japanische und chinesische Kunstobjekte präsentiert.
Musée-Château de Villevêque: Im Schloss von Villevêque werden 900 Kunstobjekte aus dem Mittelalter und der Renaissance ausgestellt.
Natur und Freizeit
Die Insel Saint-Aubin liegt 3 km vom Stadtzentrum entfernt, zwischen den Flüssen Mayenne und Sarthe. Sie besteht aus Flusssedimenten und bietet eine reichhaltige Flora und Fauna. Neben der Weidewirtschaft dient sie vor allem der Naherholung. Man kann die Insel vom Festland über eine kleine Fähre erreichen und zu Fuß oder mit dem Rad erkunden. 10 km Wege stehen dafür bereit.
Das Naherholungsgebiet Lac de Maine umfasst 220 ha Fläche, davon 100 ha Gewässer. Zahlreiche Freizeitaktivitäten werden angeboten, darunter Windsurfen, Segeln, Kanufahren, Tretbootfahren, Schwimmen, Tennis und Orientierungsläufe. Direkt am See liegt eine Jugendherberge (150 Betten) sowie ein Campingplatz (vier Sterne, geöffnet von März bis Oktober).Flusstourismus: Von Angers aus kann man 300 km schiffbare Gewässer erreichen, die Flüsse Loire, Maine, Sarthe und Mayenne. Der Abschnitt der Loire von Sully-sur-Loire bis Chalonnes-sur-Loire wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Der Binnenhafen von Angers bietet sich als Ausgangspunkt an, man kann dort Haus- und Ausflugsboote mieten.
Sport
Angers ist Heimat des zeitweiligen Fußballerstligisten SCO Angers, der seit 2007 in der Ligue 2 spielt.
Verkehr
Die Stadt ist durch Eisenbahnverbindungen (Bahnhof St. Laud mit TGV-Halt) und Autobahnen mit den Städten Nantes, Le Mans und Tours verbunden. 20 km nordöstlich, in Marcé besteht ein Flughafen mit Auslandsflugverkehr.
Der Nahverkehr wird durch mehrere Buslinien getragen. Eine bedeutende Verbesserung im ÖPNV der Stadt, die schon einmal von 1896 bis 1949 einen Straßenbahnbetrieb besaß, soll eine Straßenbahnlinie bringen, die am 25. Juni 2011 eröffnet wurde.[1]
Städtepartnerschaften
Angers pflegt Städtepartnerschaften mit[2]
- Osnabrück, Deutschland, seit 1964
- Haarlem, Niederlande, seit 1964
- Bamako, Mali, seit 1974
- Pisa, Italien, seit 1982
- Wigan, England, seit 1988
- Södertälje, Schweden, seit 1998
- Yantai, Volksrepublik China, seit 2006
Söhne und Töchter der Stadt
- Albinus von Angers (≈496–554), Chorherr, Abt, Bischof von Angers
- Pierre Jean David d'Angers (1788–1856), Bildhauer
- Hervé Bazin (1911–1996), Schriftsteller
- René Bazin (1853–1932), Schriftsteller und Professor der Rechte
- Antoine-Joseph-Eulalie de Beaumont d’Autichamp (1744–1822), General
- Charles Marie Auguste de Beaumont d’Autichamp (1770–1852), General
- Jean Thérèse de Beaumont d’Autichamp (1738–1831), General
- Jean Bodin (um 1529–1596), Staatsphilosoph und Hexentheoretiker
- Eugène Chevreul (1786–1889), Chemiker und der Begründer der modernen Theorie der Pigmente
- Alain Clénet, Gründer des amerikanischen Automobilherstellers Clénet Coachworks
- Henri Dutilleux (* 1916), Komponist
- Louis Evain (1775–1852), belgischer Verteidigungsminister
- Louis Cottereau (1869–1917), Radrennfahrer und Unternehmer
- Daniel Gélin (1921–2002), Schauspieler
- Jean Guillou (* 1930), Organist, Pianist, Komponist und Musikpädagoge
- Yves de La Casinière (1897–1971), Komponist und Musikpädagoge
- Jacques Loussier (* 1934), Pianist und Komponist
- Philippe Muray (1945–2006) Schriftsteller
- Natalis Pinot (1747–1794), Priester und Märtyrer
- Joseph Louis Proust (1754–1826), Chemiker
- René I. (1409–1480), Titularkönig von Neapel und Jerusalem, Herzog von Lothringen und Graf der Provence
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ railwaygazette.com: Angers tram opens, 29. Juni 2011, Zugriff am 2. September 2011
- ↑ Website von Angers: Villes jumelles et partenaires
Weblinks
Commons: Angers – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Gemeinde im Département Maine-et-Loire
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