- Operation Phoenix
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Die Operation Phoenix, oder auch das Phoenix-Programm, in Vietnam bekannt als Kế Hoạch Phụng Hoàng (angelehnt an den chinesischen mythischen Vogel Feng Huang, ähnlich dem griechischen und ägyptischen Phönix), war eine verdeckte Operation des US-Auslandsgeheimdiensts Central Intelligence Agency (CIA) während des Vietnamkriegs. Es diente dem Zweck, feindliche vietnamesische Guerillaeinheiten der FNL (Viet Cong) zu lokalisieren, zu identifizieren und zu töten oder gefangenzunehmen.
Inhaltsverzeichnis
Hintergrund
In Südvietnam bestand während der 1960er und der frühen 1970er ein geheimes Netzwerk zur militärischen und politischen Unterstützung der Nationalen Befreiungsfront. Die so genannte Viet Cong Infrastructure (VCI) (so von den USA benannt) legte Essens- und Ausrüstungsvorräte für Zuflucht suchende nordvietnamesische Streitkräfte und Guerillagruppen an, stellte Führer und Nachrichten für Nordvietnamesen bereit und kontrollierte viele Dörfer Südvietnams.
Dieser kommunistische Apparat hatte viele Jahre in Vietnam gearbeitet und war deshalb in Geheimaktionen geübt. Um den Krieg auf dieser Ebene zu führen, entwickelte die südvietnamesische Regierung ein Spezialprogramm. Dieses nannte sie Phung Hoang, also das Phoenix-Programm. Die Regierung veröffentlichte das Programm mit der Begründung, dass dieses nötig sei, um die Bevölkerung gegen den Terrorismus zu schützen, und forderte die Bürger dazu auf, bei der Informationsbeschaffung zu helfen.
Da die FNL ein hoch entwickelter und erfahrener Gegner war, wurden Experten gebraucht, um ihn zu bekämpfen. Vor 1968 wurden die Geheimdienstaktionen gegen die Guerrilleros vom Commander der United States Military Assistance Command, Vietnam (COMUSMACV) in einer zivilen und militärischen Beraterfunktion mit dem Namen Intelligence Coordination and Exploitation (ICEX) koordiniert. Insbesondere als Helfer und Unterstützer der Regierung in einem koordinierten Angriff gegen die FNL. Anfangs erhielt dieses Programm offiziell nur wenig Beachtung und Unterstützung durch die Regierung. Das Phoenix-Programm wurde von offizieller Seite seit Mitte 1968 unterstützt, um so die Polizei, das Militär und andere staatliche Organisationen zusammenzubringen, damit diese ihr Wissen austauschen und gegen die feindlichen Einrichtungen vorgehen können. Das Ergebnis dieses Programms war, dass Mitglieder des feindlichen Apparates gefangen wurden, sich freiwillig ergaben, in Gruppen exekutiert oder in Feuergefechten getötet wurden.
Offiziell ist das Wort Phung Hoang von dem vietnamesischen Wort für Koordination abgeleitet. Es wird aber auch vermutet, dass es, etwas gröber übersetzt, von einem mystischen vietnamesischen, der Sage nach allmächtigen Vogel stammt.
Zielsetzung und Methoden
Das Programm war dazu gedacht, Kader der FNL in Südvietnam zu identifizieren und zu „neutralisieren“. Mit diesem Euphemismus bezeichnete man Gefangennahme oder Ermordung von Mitgliedern der aufständischen Guerillabewegung. Die Phung-Hoang-Aktionen wurden offiziell am 1. Juli 1968 durch einen Erlass der vietnamesischen Regierung eingeleitet, tatsächlich war das Programm schon vorher von der CIA durchgeführt worden. Später wurde es dann an die US Army und die südvietnamesische Armee weitergeleitet. Im Zuge der „Vietnamisierung“, bei der die südvietnamesische Armee neu ausgestattet und ausgebildet wurde, während die amerikanischen Truppen das Land verließen, wurde das Programm an die vietnamesische Regierung übergeben.
Der südvietnamesische Präsident Nguyễn Văn Thiệu hob die Geheimhaltung auf und bestätigte die Existenz des Programms am 1. Oktober 1969, um eine breitere Akzeptanz und Zusammenarbeit mit den südvietnamesischen Bürgern zu erreichen. Es wurde schließlich sowohl von der US-amerikanischen als auch vietnamesischen Regierung als Fehlschlag eingestuft.
Der ehemalige Phoenix-Offizier Barton Osborne gab 1971 vor dem amerikanischen Kongress folgende Aussage zu Protokoll:
- „Ich wüßte von keinem Häftling, der während der Durchführung all dieser Operationen ein Verhör überlebt hätte. Sie starben alle. Es gab niemals eine überzeugende Begründung für die Behauptung, dass irgend eines dieser Individuen tatsächlich mit dem Vietcong zusammenarbeitete, aber sie starben alle, und die Mehrheit wurde entweder zu Tode gefoltert oder aus dem Helikopter geworfen. [...] [Das Phoenix-Programm] wurde ein steriles, unpersönliches Mordprogramm [...] Der Horror von ‚Phoenix‘, vergleichbar mit den Greueltaten der Nazis, muss studiert werden, um begreifbar zu sein.“
Einsätze
Das Phoenix-Programm war der Versuch, bestimmte Zielpersonen innerhalb der FNL durch Bestechung oder Verhör ausfindig zu machen. Eine Methode der US-Armee zum Auffinden der Guerrilleros war, ein Dorf, das unter Verdacht stand, als Stützpunkt benutzt zu werden, mit einer Postenkette abzusperren und jeden Bewohner zu verhören und danach zu evakuieren. Einige Phoenix-Operationen, wie das Legen von Hinterhalten, um einen Trupp bewaffneter Attentäter zwischen zwei Dörfern aufzuhalten, waren militärischer Natur.
Provincial Interrogation Centers (PIC) (deutsch: Regionale Verhörzentren) wurden in jeder der 44 südvietnamesischen Provinzen eingerichtet. Die meisten der Gegenmaßnahme-Experten gehörten den Provincial Reconnaissance Units (PRUs) (deutsch: Regionale Aufklärungseinheiten) an. Zusammen mit Überläufern und Mitgliedern der südvietnamesischen Armee waren sogar kambodschanische und chinesische Söldner im Einsatz. Diese Einheiten von etwa je 118 Mann wurden von der CIA, mit Hilfe von Spezialeinheiten der US-Streitkräfte rekrutiert, ausgebildet und bezahlt.
Die Verantwortlichen für das Programm setzten Mindestquoten fest, die von den Provinzverantwortlichen erfüllt werden mussten, um damit die Teilnahme und die Effektivität des Phung-Hoang-Programms zu verbessern. Ende 1969 lag die geforderte Quote bei 1.800 Personen pro Provinz.
Im Januar 1970 waren 450 militärische Berater der USA als Helfer bei der südvietnamesischen Regierung mit dem Phoenix-Programm beschäftigt.
Kriterien für Erfolg und Fehlschlag
Es war ein Programm, das zu vielen zivilen Flüchtlingen und großer Unzufriedenheit in der Bevölkerung führte. Es war gefährlich, da es gegen politische Gegner des Regimes verwendet wurde, unabhängig davon, ob diese Mitglieder der FNL waren. Des Weiteren trug das Programm wesentlich zur Steigerung der Korruption bei. Einige Lokalpolitiker verlangten Bezahlungen mit der Drohung, die Betroffenen bei Nichtzahlung unter den Regeln des Programms verhaften zu lassen oder sie entließen richtige Guerrileros gegen Zahlung. Einige Militärexperten vermuteten, dass das Phoenix-Programm den Aufständischen mehr half als schadete. Indem sie meistens nur kleine Arbeiter ins Gefängnis warfen – oft auch nur Leute, die gezwungen wurden, für die FNL zu arbeiten – entfremdete sich die Regierung von einem großen Teil der Bevölkerung.
Das Programm wurde auch als eine „Mordkampagne“ gebrandmarkt und hat viel Kritik als ein Musterbeispiel für Menschenrechtsverletzungen erfahren, welche die CIA und von dieser unterstützte Organisationen begangen haben. Tatsächlich kam es oft zu Morden an unschuldigen Zivilisten und Übertretungen der Genfer Konventionen. Amerikanische Statistiken belegen, dass 19.534 Mitglieder des Vietcongs 1969 neutralisiert wurden – 6.187 getötet, 8.515 gefangen und 4.832 zur südvietnamesischen Seite Übergelaufene. Die Statistiken Südvietnams nannten viel höhere Zahlen. Trotzdem wurden nur weniger als 10 % der Verluste, die meist als Mitglieder der FNL vermerkt waren, wirklich von dem Phoenix-Programm betroffen. Die Bemühungen der Lokalpolitiker, ihre Quoten zu erreichen, führten auch zu Manipulationen der Statistiken, da diese oft auch Verhaftete ohne Zusammenhang zur Guerilla zählten, dieselbe Person mehrmals verhafteten und militärische Verluste als Tote des Programms aufzählten. Es war allgemein bekannt, dass die geführten Statistiken der ersten Jahre des Phoenix-Programms durch Manipulationen sehr ungenau waren.
Wegen der Ineffektivität der Geheimdienste und der relativ wenigen zielgemäßen Verhaftungen, war das Phoenix-Programm letztlich ein Fehlschlag. Trotz der umstrittenen Beschaffenheit der Operationen und der problematischen Bedingungen wurde eine gewisse Erfolgsstufe erreicht. Der kommunistische vietnamesische Vizepräsident Nguyen Co Thach äußerte dazu nach Kriegsende, dass das Phung-Huang-Programm die FNL geschwächt hatte, indem mehr als 95 % der kommunistischen Kader in Südvietnam enttarnt wurden.
Siehe auch
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