- Oranier-Gedächtniskirche (Wiesbaden)
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Die Oranier-Gedächtniskirche ist nach der Hauptkirche die zweitälteste der fünf evangelischen Kirchen im Wiesbadener Stadtteil Biebrich. Sie liegt am Rheinufer in der Nähe des Biebricher Schlosses.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Baugeschichte
Mit dem Ende des Herzogtums Nassau 1866 und dem Entstehen neuer Fabriken am Rhein wuchs die Bevölkerung von Biebrich sehr stark an. Dadurch reichte der Platz in der Hauptkirche nicht mehr aus und eine zweite evangelische Kirche wurde benötigt. So erfolgte im Jahr 1902 der Baubeginn der Oranier-Gedächtniskirche. Die Kirche wurde im Stil der Neugotik errichtet. Die künstlerische Bauleitung hatte der Architekt Karl von Loehr, die Oberaufsicht der Bauleitung wurde dem Oberbaurat Prof. Carl Schäfer übertragen, der Bauwerksmeister Adolf Kieß aus Tübingen hatte die technische Leitung inne. Am 15. Mai 1905 war dann Kirchweihe, die Kosten des Baues hatten sich mit 560.000 Mark gegenüber der ursprünglich veranschlagten Summe nahezu verdoppelt.
Namensherkunft
Der Name Oranier leitet sich von Wilhelm von Oranien ab, dem bedeutendsten Vertreter der ottonischen Linie, der sich als Vorkämpfer des Protestantismus in den Niederlanden den Spaniern entgegenstellte. Entsprechend wehrhaft fiel auch der Beinamen der Kirche aus, die oft ein protestantisches Bollwerk am Rhein genannt wurde, eine Bezeichnung, die von der erhabenen Lage über dem Flusslauf unterstützt wird.
Erster Weltkrieg
Der Erste Weltkrieg ging nahezu spurlos an der Kirche vorbei. Durch Protektion des Kaisers mussten nicht einmal die Glocken der Waffenindustrie geopfert werden. An diese Zeit erinnert die Kriegergedächtnisstätte im Vorraum der Kirche, die 1931 feierlich übergeben wurde und die Namen von fast 600 Gefallenen trägt.
Zur feierlichen Einweihung im Jahr 1905 ließ Kaiserin Auguste Viktoria eine kostbare Altarbibel überreichen. Im gleichen Jahr, am 24. Mai 1905, besuchte das Kaiserpaar Biebrich und Wilhelm II. besichtigte die Kirche und trug sich in das goldene Kirchenbuch ein.
Zweiter Weltkrieg
Die Glocken der Oranier-Gedächtniskirche wurden im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen. Bei einem Angriff auf Biebrich vom 2. auf den 3. Februar 1944 wurde auch die Kirche von Brandbomben getroffen. Hierbei wurden weite Teile des Dachstuhls und des Gewölbes in Mitleidenschaft gezogen, ebenso waren die Kirchenfenster zerstört. Mauerwerke und Turm waren weitgehend erhalten geblieben.
Wiederaufbau
Nach dem Krieg erfolgte der Wiederaufbau und im Dezember 1952 wurde die neue Orgel eingeweiht. 1956 erhielt die Kirche neue Glocken.
1967 wurden zwei Seitenfenster nach Entwürfen von Margret Thomann-Hegner in der Kirche eingesetzt. Das eine zeigt Jesus Christus vor Pilatus, das andere das Pfingstereignis (Herabkunft des Heiligen Geistes).
Von Januar bis Mai 1973 wurde der Innenraum der Kirche renoviert und ab 1997 wurde die Fassade umfassend saniert, was mit Hilfe eines im Februar 1997 gegründeten Fördervereins finanziert werden konnte.
Ausstattung
Die Orgel der Gedächtniskirche wurde 1905 von der Orgelbaufirma E. Friedrich Walcker & Cie. (Ludwigsburg) erbaut. In den 1950er und 1960er Jahren wurde das romantische Instrument entsprechend den damaligen Klangidealen nachhaltig verändert. In den Jahren 2003 und 2008 wurden einige Register nachträglich hinzugefügt, anstelle der im Zuge der "Barockisierung" ersetzten historischen Register. Geplant ist, die Orgel wieder in ihren ursprünglichen romantischen Zustand zurückzuführen. Das Kegelladen-Instrument hat 42 Register auf drei Manualen und Pedal (2780 Pfeifen), und zählt zu den größten Orgeln Wiesbadens. Die Trakturen sind elektro-pneumatisch.[1]
I Hauptwerk C–g3 Prinzipal 16' Prinzipal 8' HolzfIöte 8' Viola di Gamba 8' N Gemshorn 8' Oktave 4' Rohrflöte 4' Quinte 22/3' Oktave 2' Blockflöte 2' Mixtur III-IV Trompete 8' II Brustwerk C–g3 Quintade 16' Hornprinzipal 8' Konzertflöte 8' Holzgedackt 8' Prinzipal 4' Nachthorn 4' Schwiegelpfeife 2' Sesquialtera II Scharfzimbel IV Krummhorn 8' III Schwellwerk C–g3 Bourdon 16' Prinzipal 8' Spitzflöte 8' Gedackt 8' Aeoline 8' N Vox celeste 8' N Oktave 4' Flaute dolce 4' Mixtur IV Oboe 8' N Tremolo Pedal C–f1 Prinzipalbass 16' Violonbass 16' Subbass 16' Gedacktbass 16' Quintbass 102/3' Oktavbass 8' FIötenbass 8' Choralbass 4' Posaune 16' Trompete 8' N - Koppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P
- Spielhilfen: drei freie Kombinationen, eine freie Pedalkombination, Crescendo-Walze, Zungenabsteller, Tutti
- Anmerkung:"
- N = nachträglich (2003, 2008) hinzugefügtes Register im Zuge der Rückführung nach den Veränderungen in den 50er und 60er Jahren
Einzelnachweise
- ↑ Nähere Informationen zur Walcker-Orgel
Weblinks
Commons: Oranier-Gedächtniskirche (Wiesbaden) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien50.0363888888898.2386111111111Koordinaten: 50° 2′ 11″ N, 8° 14′ 19″ OKirchen des Historismus in Wiesbaden (Baujahr)Friedenskirche (1898–1900) | Bergkirche (1876–1879) | Bonifatiuskirche (1844–1849) | Dreifaltigkeitskirche (1908–1912) | Englische Kirche (1863–1865) | Maria-Hilf-Kirche (1893–1895) | Marktkirche (1853–1862) | Oranier-Gedächtniskirche (1902–1905) | Ringkirche (1892–1894) | Russische Kirche (1847–1855)
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