- Orgelpunkt
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Ein Orgelpunkt ist in der Musik die Bezeichnung für einen lang ausgehaltenen oder in bestimmtem Rhythmus wiederholten gleichen Ton, zu dem sich andere Stimmen harmonisch frei bewegen.
Der Begriff hat seinen Ursprung beim Organum, bei dem sich die vox organalis frei über einem längeren Halteton bewegt. Der Orgelpunkt kann in verschiedenen Stimmen oder an verschiedenen Stellen eines Stückes vorkommen. Oft findet man ihn auch im Bass am Ende eines Stückes als Basston der Dominante, die dann in die abschließende Tonika aufgelöst wird, oder als Grundton der Tonika. Die Tatsache, dass der Begriff „Orgelpunkt“ oft mit der Orgel assoziiert wird, liegt nicht nur am Begriff selbst, sondern auch in der Tatsache begründet, dass in Kompositionen für Orgel häufig auffällige Orgelpunkte vorkommen.
Auf dem Klavier, und noch mehr auf dem Cembalo, muss auf Grund der kurzen Abklingzeit dieser Instrumente ein lang ausgehaltener Ton durch Rhythmisierung aufgelöst werden. Bei lang ausgehaltenen Akkorden geschieht das in der Regel durch Arpeggien („gebrochene“ Akkorde).
Beispiele
Der Orgelpunkt kann auch am Beginn eines Stückes stehen, wie zum Beispiel im Eingangschor der Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach, BWV 244. Hier ist für den Basso continuo von Beginn an ein Orgelpunkt über fünf Takte komponiert, der im Laufe des Satzes immer wieder auf unterschiedlichen Stufen wiederholt wird. Auf Grund der Instrumententechnik von Violone und Orgel wäre es kein Problem, einen ausgehaltenen Ton zu spielen. Bach komponierte aber Tonrepetitionen im 12/8-Rhythmus.
Im Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach, BWV 248, werden in der Arie Schlafe mein Liebster, genieße der Ruh’ beide Möglichkeiten eines Orgelpunktes gegenübergestellt. Der Orgelpunkt mit Tonrepetitionen in Oktav-Sprüngen symbolisiert das Wiegen des Kindes, der ausgehaltene Orgelpunkt die Ruhe des Schlafes.
Auch die Fantasie & Fuge a-moll beginnt mit einem langen Orgelpunkt über viele Takte
Weitere interessante Beispiele aus der neueren Musikgeschichte sind die langen Orgelpunkte am Beginn von Richard Straussens Tondichtung "Also sprach Zarathustra" (op. 30, 1896) und in der Intrada von Witold Lutoslawskis "Konzert für Orchester" (1954).
Siehe auch
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