- Oskar Kraus
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Oskar Kraus (* 24. Juli 1872 in Prag; † 26. September 1942 in Oxford) war ein tschechischer Philosoph.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Oskar Kraus war der Sohn von Hermann Kraus und Clara Reitler-Eidlitz. Kraus konvertierte später vom jüdischen zum protestantischen Glauben. 1890 begann er ein Studium von Jura und Philosophie bei Friedrich Jodl und Anton Marty, der ihn in Franz Brentanos Denken einführt. 1895 wird Kraus zum Doktor der Rechte promoviert, tritt 1896 in die Finanzprokuratur ein und heiratet 1899 Bertha Chitz. 1902 habilitiert er sich in Philosophie. 1909 lehrt er als außerordentlicher Professor, 1911 vollzeitig, 1916 als ordentlicher Professor auf dem Lehrstuhl Martys. 1939 wird er von den Deutschen beim Einmarsch in die Tschechoslowakei verhaftet und in ein Konzentrationslager gebracht; er wird jedoch freigelassen und kann nach Großbritannien flüchten. An der Universität Edinburgh hält er 1941 Gifford Lectures. 1942 stirbt Kraus an Krebs.[1][2]
Werk
Kraus beschäftigte sich während des ersten Weltkriegs mit ethischen Fragen über den Krieg und schrieb wichtige Werke auf dem Gebiet der Völkerrechtsliteratur.
Unter dem Einfluss von Brentano entwickelt Kraus eine apriorische Wertaxiomatik, welch er der marxistischen Werttheorie gegenüberstellt. Auf dem Gebiet der Wirtschaftsphilosophie wandte Kraus die psychologische Methode an und benutzt (neben seiner Wertaxiomatik) das Summierungsprinzip und den Hoffnungswert zur Chancenbewertung.
Auf dem Gebiet der Rechtslehre bekämpfte er Historismus und Positivismus unter Berufung auf die Rechtspflicht und der Pflicht überhaupt und entwickelt eine juristische Hermeneutik.
Bekannt war auch seine Kritik an der Relativitätstheorie, deren Inhalte er als Anhäufung von "Absurditäten" (wie der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit) und daraus konstruierter "mathematischer Fiktionen" ansah.
Quellen
- ↑ Friedbert Holz: Kraus, Oskar. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 12, Duncker & Humblot, Berlin 1980, S. 696–698.
- ↑ Gifford Lectures: Oskar Kraus, Publikationen wurden dieser Quelle entnommen
Publikationen
- Das Bedürfnis. Ein Beitrag zur beschreibenden Psychologie, Leipzig 1894
- Zur Theorie des Wertes. Eine Bentham-Studie, Halle a. d. Saale: Niemeyer 1901
- Die Lehre von Lob, Lohn, Tadel und Strafe bei Aristoteles, Halle a. d. Saale 1905
- Die aristotelische Werttheorie in ihren Beziehungen zu den modernen Psychologenschule, in: Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft 61 (1905), 573-92.
- Über eine altüberlieferte Mißdeutung der epideiktischen Redegattung bei Aristoteles, Halle a. d. Saale 1905
- Neue Studien zur Aristotelischen Rhetorik, insbesondere über das genos epideiktikon, Halle a. d. Saale 1907
- Das Recht zu strafen. Eine rechtsphilosophische Untersuchung, Stuttgart 1911
- Platons Hippias Minor. Versuch einer Erklärung, Prag 1913
- Martys Leben und Werke. Eine Skizze, in: Josef Eisenmeier, Alfred Kastil und Oskar Kraus (Hgg.): Anton Marty, Gesammelte Schriften. Bd. I, 1. Abteilung, Halle a. d. Saale 1916
- Der Krieg, die Friedensfrage und die Philosophen. Ein Vortrag, Prag 1917
- Franz Brentano. Zur Kenntnis seines Lebens und seiner Lehre, München 1919
- Zur Debatte über die Gestaltpsychologie. Einige kritische Darlegungen, Lotos, Prag 69 (1921) 233-42.
- Offene Briefe an Albert Einstein und Max von Laue über die gedanklichen Grundlagen der speziellen und allgemeinen Relativitätstheorie, Wien 1925
- Der Machtgedanke und die Friedensidee in der Philosophie der Engländer Bacon und Bentham, Leipzig 1926
- Albert Schweitzer. Sein Werk und seine Weltanschauung, Berlin 1926/1929
- Bertrand Russells Analyse des Geistes, in: Archiv für die gesamte Psychologie 75 (1930), 289-314, auch in: Wege und Abwege der Philosophie, Vorträge und Abhandlungen von Oskar Kraus, Prag: Calve 1934, 37-61.
- Wege und Abwege der Philosophie. Vorträge und Abhandlungen, Prag 1934
- Die Werttheorien. Geschichte und Kritik, Brünn / Wien / Leipzig: Rohrer 1937
- Albert Schweitzer. His Work and his Philosophy, übers. v. E. G. McCalman, eingeführt v. A. D. Lindsay, London 1944
Weblinks
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