Oswald Myconius

Oswald Myconius
Oswald Myconius nach einem Stich aus dem 18. Jahrhundert.

Oswald Myconius, eigentlich Geisshüsler (* 1488 in Luzern; † 14. Oktober 1552 in Basel), war ein Schweizer Reformator.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Hans Holbein: Reklameschild für eine Schule in Basel, 1516

Geboren war er vermutlich als Sohn eines Müllers in Luzern. Nach einer Grundausbildung in der Heimatstadt und in der Lateinschule von Rottweil (zusammen mit Glarean) folgte er seinem Lehrer Michael Rubellus nach Bern. Ab 1510 studierte er in Basel, wo er unter dem Namen Osualdus Molitoris immatrikuliert war. Nach vier Jahren Studium wurde er zum Schulmeister der Schule St. Theodor ernannt. In Basel lernte er nicht nur Erasmus von Rotterdam, von dem er den Namen Myconius erhalten haben soll, kennen, sondern auch Hans Holbein der Jüngere. Ob das von Holbein geschaffene Reklameschild für Myconius geschaffen wurde, ist allerdings nicht belegt.[1] Von bleibendem kulturhistorischen Wert ist jedoch Myconius' Ersamus-Schrift Vom Lob der Torheit, das sich im Besitz von Myconius befand. Das Exemplar enthält nicht nur zahlreiche Randnotizen von Myconius, sondern auch an die 88 Randzeichnungen von Hans Holbein.[2]

Erasmus: Lob der Torheit mit Zeichnungen von Holbein und Randnotizen von Myconius. 1515

Bereits 1516 verließ Myconius Basel, um die Stelle eines Schulmeisters an der Grossmünsterstiftes in Zürich anzutreten. Von hier aus pflegte er weiterhin Briefkontakte mit anderen Humanisten wie Glarean, Vadian und Zwingli. Myconius war es, der Zwingli über die freigewordene Leutpriesterstelle informierte und ihn über die Interna bei der Stellenvergabe auf dem Laufenden hielt. Zürich blieb jedoch nur eine Zwischenstation. Wohl auf Anraten des Luzerner Chorherren Xilotectus nahm er 1519 die Schulmeisterstelle an der Stiftschule in Luzern an. Wegen seinen evangelischen Ansichten erfuhr er hier schon bald verschiedene Anfeindungen. Myconius verließ Luzern 1522 und kehrte nach einem kurzen Aufenthalt in Einsiedeln wieder nach Zürich zurück, wo er Lehrer an der Frauenmünsterschule wurde.

Ab 1532 amtete er als Pfarrer und Professor in Basel. Er war an bedeutenden Schulreformen beteiligt, unterstützte Martin Bucers Vermittlungsbemühungen zwischen Martin Luther und den Schweizern und verfasste unter anderem eine Biographie von Huldrych Zwingli (1532).

Werke

  • Osvaldi Myconii Lucernani Ad sacerdotes Helvetiae, qui Tigurinis male loquuntur, suasoria, ut male loqui desinant. 1524. Digitalisat
  • De tumultu Bernensium intestino commentarius. 1528.
  • De D. Huldrichi Zvinglii ... vita et obitu. 1536 (neu herausgegeben von Ernst Gerhard Rüsch: Vom Leben und Sterben Huldrych Zwinglis. St. Gallen 1979.)
  • Helvetiae descriptio cum IIII. Helvetiorum pagis ac XIII. urbium panegyrico & Osvaldi Molitoris Lucerini commentario. 1554. (Kommentar zur Schrift von Glareanus)

Literatur

  • Willy Brändly: Geschichte des Protestantismus in Stadt und Land Luzern. Luzern 1956.
  • Karl Rudolf Hagenbach: Johann Oekolampad und Oswald Myconius. Die Reformatoren Basels; Leben und ausgewählte Schriften. Elberfeld 1859. (online)
  • Melchior Kirchhofer: Oswald Myconius: Antistes der baslerischen Kirche. Zürich 1815. (online)
  • Karl Friedrich Ledderhose: Myconius, Oswald. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 23, Duncker & Humblot, Leipzig 1886, S. 127–129.
  • Thomas Konrad Kuhn: Myconius, Oswald. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 18, Duncker & Humblot, Berlin 1997, S. 662 f.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. Willy Brändly: Der Schulmeisterschild Hans Holbein und Myconius. In: Zwingliana, Jg. 10 1955, S. 261–262.
  2. Ernst Gerhard Rüsch: Vom Humanismus zur Reformation. Aus den Randbemerkungen von Oswald Myconius zum "Lob der Torheit" des Erasmus von Rotterdam. In: Theologische Zeitschrift Basel, Nr. 39 1983, S. 1–78.

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