Ouspenskaya

Ouspenskaya
Maria Ouspenskaya

Maria Ouspenskaya (russisch Мария Успенская; * 29. Juli 1876 in Tula; † 3. Dezember 1949 in Los Angeles) war eine US-amerikanische Bühnen- und Filmschauspielerin und Schauspiellehrerin russischer Abstammung.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Geboren wurde Maria Ouspenskaya am 29. Juli 1876 in der Stadt Tula rund 200 km südlich von Moskau als Tochter eines Anwalts. (Sie gab später als Geburtsjahr häufig auch 1886 an.) Sie wollte zuerst Opernsängerin werden und studierte klassischen Gesang am Konservatorium von Warschau, schrieb sich aber später an der renommierten Adashjew-Akademie für Drama in Moskau ein. Zuerst reiste sie mit Wandertheatern durch die russische Provinz, bis sie ein Engagement am „Künstlertheater“ in Moskau annahm.

Dort feilte sie unter der Anleitung des großen Regisseurs Konstantin Sergejewitsch Stanislawski (1863-1938) an ihrer Darstellungskunst. Der Dramaturg entstammte einer der reichsten Familien des Zarenreiches und hatte mit Freunden zusammen das „Künstlertheater“, das erste Ensembletheater Russlands, gegründet. Er brachte die Dramen von Anton Tschechow auf die Bühne, die einen völlig neuen Inszenierungsstil verlangten, und so entwickelte er eine so genannte „Methode“ der Bühnenkunst, die über Maria Ouspenskaya und andere Meisterschüler in die Vereinigten Staaten gelangte und dort die Theaterpraxis bis auf den heutigen Tag nachhaltig geprägt hat.

Zwischen 1915 und 1922 wirkte die Schauspielerin in vier oder fünf russischen Stummfilmen mit, bevor sie ihrer von Krisen geschüttelten Heimat den Rücken kehrte. Nach einem Gastspiel des „Künstlertheaters“ in den USA im Jahre 1922 kehrte sie nicht mehr ins revolutionäre Russland zurück, sondern engagierte sich auf Emigrantenbühnen und etablierte sich auch auf englischsprachigen Bühnen als bejubelte Darstellerin. Schon 1924 holte Richard Boleslavsky, ihr alter Studien- und Schauspielerkollege aus Moskauer Zeiten, die Emigrantin an die von ihm kurz zuvor gegründete Schauspielschule des „American Laboratory Theatre“ in New York – kurz „The Lab“ genannt. Bis 1929 unterrichtete Ouspenskaya hier neben ihrer Theaterkarriere junge Mimen in der von Stanislawski übernommene „Methode“ und setzte damit einen Standard für die Bühnenkunst in den USA, die sich bislang eher am Vorbild der französischen Vaudeville-Komödie orientiert hatte. Ihr Meisterschüler war der aus Ungarn stammende Lee Strasberg (1901-1982), der die „Methode“ übernahm und auf dieser Basis an mehreren von ihm gegründeten Schauspielschulen an eine ganze Generation von Superstars und Oscar-Preisträgern wie Marlon Brando, Dustin Hoffman, Al Pacino, Jack Nicholson und Robert de Niro ausbildete.

Um ihre von Stanislawski erlernte und von ihr weiter entwickelte „Methode“ zu unterrichten, trennte sie sich von ihrem Freund Boleslavsky, der sich zunehmend auf eine Karriere als Regisseur konzentrierte. Im Jahre 1932 begründete Maria Ouspenskaya die noch heute bestehende, renommierte „School of Dramatic Art“ in New York. Um diesem ehrgeizigen Projekt aus einer schweren Finanzkrise zu helfen, nahm sie 1936 ihre erste Rolle in Hollywood an, in dem Streifen Zeit der Liebe, Zeit des Abschieds. Der Film unter der Regie von William Wyler ging auf ein Theaterstück von Sinclair Lewis zurück, in dem Maria Ouspenskaya bereits auf der Bühne große Erfolge gefeiert hatte. An der Seite ihres Bühnenpartners Walter Huston spielte sie die Baronin Oberndorf und erhielt sofort eine Oscar-Nominierung für die beste weibliche Nebenrolle. Auch eine weitere Nominierung für die Nebenrolle in Ruhelose Liebe (1939) brachte ihr nicht den erhofften Filmpreis ein. In der Rolle der erbarmungslosen Ballettlehrerin Olga Kirowa trieb sie in dem Melodram Waterloo Bridge (1940) die Elevin Vivien Leigh in den moralischen Abgrund.

In den Jahren bis zu ihrem Tod folgten zwanzig Filme, in denen Maria Ouspenskaya die unterschiedlichsten Rollen verkörperte, fast ausschließlich in A-Filmen an der Seite von Stars wie Greta Garbo, Charles Boyer, Vivian Leigh und David Niven, aber auch B-Movies mit Bela Lugosi und Johnny „Tarzan“ Weissmuller (Tarzan und die Amazonen). Meistens wurde die kleine, schmächtige Künstlerin als würdige ältere Dame osteuropäischer oder sogar ostasiatischer Herkunft oder als Indianerin eingesetzt, denn ihren Akzent konnte die große Dame des amerikanischen Schauspiels nie ablegen. In Erinnerung ist sie dem Publikum jedoch als die Zigeunerin Maleva geblieben, die in den Gruselstreifen The Wolf Man und Frankenstein trifft den Wolfsmenschen mit sorgenvoller Miene und fremdartigem Akzent das Unheil abzuwenden versucht, das sich über Larry Talbot alias Lon Chaney jun.. zusammenbraute. Filmhistoriker halten es für einen Glücksfall, dass die Russin für die Rolle der Maleva ausgesucht wurde. Mit einer weniger begabten Darstellerin wären die Szenen, in denen sie als Zigeunerin, wissend um das furchtbare Schicksal ihres Sohnes Béla (Bela Lugosi) und des jungen Larry Talbot (Lon Chaney), auftritt, zum unfreiwillig komischen Melodrama degeneriert. Vor allem ihrer Ausstrahlung, trotz der wenigen und meistens relativ kurz geratenen Auftritte, verdankte der Werwolfklassiker seine mystische Atmosphäre, während der Hauptdarsteller eher blass blieb. Dass sie selbst in kurzen Auftritten eine dominante Erscheinung war, beweist ihre Nominierung für den „Academy Award“ für die beste Nebenrolle in ihrem Erstlingsstreifen Dodsworth, obwohl sie insgesamt nur zehn Minuten zu sehen war.

Am 3. Dezember 1949, kurz nach der Premiere ihres zwanzigsten Films in den USA (A Kiss in the Dark mit David Niven in der Hauptrolle) starb Maria Ouspenskaya in Los Angeles an den Folgen eines Wohnungsbrandes.

Anmerkungen

Eine von Maria Ouspenskayas letzten Schülerinnen an der New York School of Dramatic Art war Anne Bancroft (1931-2005), die spätere Ehefrau von Regisseur und Schauspieler Mel Brooks. In seiner Horrorfilmparodie Dracula – Tot aber glücklich tritt Anne Bancroft als weissagende Zigeunerin nach dem Vorbild der Maleva auf und heißt ebenfalls Ouspenskaya.

Literatur

  • Rainer Dick, Die Stars des Horrorfilms. München 1996, ISBN 3-910079-63-6.

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