Vivien Leigh

Vivien Leigh
Vivien Leigh 1958

Vivien Leigh (* 5. November 1913 in Darjiling, Indien; † 7. Juli 1967 in London; gebürtig Vivian Mary Hartley) war eine britische Film- und Theaterschauspielerin. Bekanntheit erlangte sie in der Rolle der Scarlett O'Hara in dem Film Vom Winde verweht (Gone with the Wind).

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kindheit und Jugend

Vivien Leigh war die Tochter des reichen Börsenmaklers Ernest Hartley und von Gertrude Yackjee. Sie wurde in Indien geboren, wo sie die ersten sechs Lebensjahre verbrachte. Ihre Eltern liebten beide die Literatur und machten sie mit den Werken Rudyard Kiplings, Hans Christian Andersens und Lewis Carrolls bekannt. 1920 verließen sie Darjeeling und kehrten nach England zurück.

In England wurde Leigh für die nächsten acht Jahre in ein katholisches Internat geschickt. Im Convent of the Sacred Heart spielte sie in der Theatergruppe sowie Cello im Schulorchester und nahm nebenbei Ballett- und Klavierstunden. 1928 verbrachte sie einige Monate in einem Konvent in San Remo an der italienischen Riviera. Sie beendete ihre schulische Ausbildung im französischen Auteuil und in den bayerischen Alpen.

Beginn der Schauspielkarriere

1932 lernte sie Leigh Holman kennen. Im Mai desselben Jahres begann sie ein Schauspielstudium an der Royal Academy of Dramatic Art in London. Am 20. Dezember 1932 heirateten Leigh und Holman, am 10. Oktober 1933 kam ihre Tochter Suzanne zur Welt.

Leigh hielt das Hausfrauendasein nicht lange aus. Bereits 1934 arbeitete sie an ihrem ersten Film (Things are looking up). Im September desselben Jahres sah sie zum ersten Mal Laurence Olivier auf der Bühne und begann sogleich für ihn zu schwärmen. In den Monaten darauf spielte sie in einigen kleinen Filmen und Bühnenstücken. Ihr Mann Leigh war von ihrer „Schwärmerei für die Schauspielerei“ nicht sehr begeistert und hoffte, sie würde davon abkommen und sich mehr ihrer Rolle als Ehefrau und Mutter zu widmen.

1935 hatte Leigh Bühnenauftritte und spielte in kleineren Filmproduktionen. Der Filmproduzent Alexander Korda sah sie in The Mask of Virtue und gab ihr einen Vertrag für zehn britische Filme. Sie hatte sechs davon gedreht, bevor sie 1938 nach Hollywood ging. Während der Dreharbeiten zu Feuer über England lernte Leigh Laurence Olivier endlich persönlich kennen und die beiden wurden bald ein Paar. Im Juni 1938 verließ Leigh ihren Mann und zog mit Laurence Olivier in eine Wohnung in Chelsea. Ihre Tochter Suzanne gab sie in die Obhut ihrer Mutter.

Vom Winde verweht

Während der Dreharbeiten für Twenty-One Days las Vivien Leigh den Roman Vom Winde verweht von Margaret Mitchell:

From the moment I read Gone With The Wind, I was fascinated by the lovely wayward, tempestuous Scarlett. I felt that I loved and understood her, almost as though I had known her in the flesh. When I heard that the book was to be filmed in Hollywood early in 1939 I longed to play the part. (V. Leigh)

Als Laurence Olivier im Herbst 1938 nach Hollywood ging, begleitete ihn Leigh, von David O. Selznicks Bruder wurde sie dem Produzenten vorgestellt. Selznick war begeistert von der damals in den USA noch unbekannten Schauspielerin. Leigh musste Sprechunterricht nehmen, um den Südstaatenakzent zu erlernen. Daneben nahm sie Gesangs- und Ballettstunden, um Stimme und Haltung zu verbessern. Während der Dreharbeiten zu Vom Winde verweht wurde das Drehbuch ständig umgeschrieben, was für alle Beteiligten eine große Herausforderung war. Niemals zuvor hatte es in Hollywood eine Großproduktion gegeben, die solch enorme Arbeitsbelastungen an den Produzenten, die drei Regisseure, die Schauspieler und technische Crew stellte. Leigh und Olivier sahen sich während dieser Zeit kaum.

Im Sommer 1939 war der Film abgedreht und im Herbst machte die Premiere in Atlanta Vivien Leigh über Nacht berühmt. Kurz vor Weihnachten begannen bereits die Dreharbeiten zu Waterloo Bridge. Am 29. Februar 1940 erhielt sie den Oscar als beste Schauspielerin. Daraufhin willigte ihr Mann Leigh Holman endlich in die Scheidung ein. Am 31. August 1940 heirateten Vivien Leigh und Laurence Olivier in Santa Barbara, Katharine Hepburn war ihre Trauzeugin. Nach den Dreharbeiten für Lady Hamilton reiste das Paar nach London, wo Vivien Leigh bis 1943 mit The Doctor's Dilemma auf der Bühne stand. Anschließend nahm Leigh an einer Tour zu den britischen Truppen teil.

Zurück in England

Weder Olivier noch Leigh hatten Lust, nach Hollywood zurückzukehren. Während Olivier an Henry V. arbeitete, unterschrieb Vivien Leigh für Caesar und Cleopatra. Während der Dreharbeiten stürzte sie schwer, hatte hysterische Anfälle und verfiel in Depressionen. Gleich nach den Dreharbeiten begab sie sich für mehrere Monate in ein Sanatorium, um die festgestellte Tuberkulose auszuheilen. Schon bald stand sie jedoch wieder auf der Bühne. Das Stück The Skin of Our Teeth wurde fast zwei Jahre lang (1945/46) aufgeführt, jedoch immer wieder wegen Krankheit der Hauptdarstellerin unterbrochen.

1947 begann sie mit den Dreharbeiten zu Anna Karenina. Obwohl sie schwer depressiv und in psychiatrischer Behandlung war, liebte sie doch die Rolle der Anna. In den Jahren 1948 und 1949 stand sie mit Laurence Olivier zusammen auf der Bühne. Die beiden machten eine Welttournee, die sie bis nach Australien führte. Unter Leighs ständigen Depressionen litt jedoch die Beziehung der beiden. Hinzu kam ihr Alkoholmissbrauch, zudem hatte Olivier etliche Affären. Im Herbst 1949 stand Leigh in England mit dem Stück Endstation Sehnsucht von Tennessee Williams auf der Bühne und im darauf folgenden Jahr spielte sie die Rolle der Blanche in der Hollywood-Verfilmung des Stücks an der Seite von Marlon Brando. Regisseur Elia Kazan hielt Vivien Leigh zwar für eine zielstrebige Handwerkerin, aber für weniger begabt als seine Broadwaybesetzung der Blanche, Jessica Tandy. Die Produzenten bestanden jedoch auf Leigh, da diese als der größere Star galt und deshalb einen größeren Erfolg an der Kinokasse versprach. Schließlich bekam sie für ihre Leistung in dem Film ihren zweiten Oscar als beste Schauspielerin.

Von 1950 an stand Leigh wieder vermehrt auf der Bühne, oft war sie jedoch krank und erlitt auch mehrere Nervenzusammenbrüche. Auf Laurence Oliviers Drängen hin begab sie sich in psychiatrische Behandlung (Elektrokrampftherapie). In den 1950er Jahren musste sie öfter wegen ihres Gesundheitszustandes Dreharbeiten abbrechen. Auch hatte sie schwere Gedächtnisprobleme und konnte deswegen nicht mehr regelmäßig im Theater auftreten.

Krankheit und Ende der Ehe mit Olivier

1956 erfuhr die bereits 43-jährige Vivien Leigh zu ihrer Überraschung, dass sie wieder schwanger war. Sie verlor jedoch das Kind, was erneut eine schwere Depression bei ihr auslöste. Immer wieder unterzog sie sich der Elektrokrampftherapie, die aber zu schweren Migräneattacken führte und ihren Zustand nicht verbesserte. Die Beziehung zu Laurence Olivier verschlechterte sich zunehmend – es gab sogar körperliche Auseinandersetzungen zwischen den beiden. 1957 begann sie eine Affäre mit Peter Finch.

1958 stand Leigh wieder auf der Bühne. Ihre Ehe mit Olivier bestand zu dieser Zeit nur noch auf dem Papier. Dieser begann mit der Schauspielerin Joan Plowright ein neues Leben und bat Vivien 1960 um die Scheidung, damit er Joan heiraten könnte.

In den Jahren 1960/61 fiel Vivien Leigh in immer tiefere Depressionen und unterzog sich mehreren Schockbehandlungen. Auch trank sie sehr viel, trat jedoch noch immer erfolgreich auf der Bühne auf. Sie zog mit ihrem Liebhaber, dem Bühnenschauspieler John Merivale, zusammen und begann mit den Dreharbeiten zu Der römische Frühling der Mrs. Stone (The Roman Spring of Mrs. Stone). Für den Film bekam sie gute Kritiken, was ihrer Gesundheit so sehr zugute kam, dass sie wieder im Theater auftreten wollte.

1963 überzeugte sie in dem Musical Tovarich, für das sie mit dem Tony Award geehrt wurde. Die Auftritte waren jedoch so anstrengend, dass sie einen Burnout hatte und erneut in die psychiatrische Klinik musste. Von da an wurde sie von einer Krankenschwester betreut und begleitet.

Der letzte Film

1964 hatte sie sich soweit erholt, dass sie nach Hollywood reiste, um Das Narrenschiff zu drehen. Die Dreharbeiten zu ihrem letzten Film mussten mehrmals unterbrochen werden, weil sich Vivien wiederum Schockbehandlungen unterzog. Auch körperlich baute sie zunehmend ab und hatte Mühe, die Tanz-Szenen durchzustehen.

1965 tourte sie mit dem Stück Ivanov von Anton P. Tschechow in England und den USA. Erschöpft suchte sie danach mehrere Sanatorien in Frankreich und Griechenland auf. Im Mai 1967 war sie wieder schwer erkrankt. Am 7. Juli 1967 fand ihr Lebensgefährte John Merivale sie tot auf dem Boden ihres Schlafzimmers liegend. Todesursache war die offenbar nie richtig ausgeheilte Tuberkulose. Ihre Asche wurde auf dem Teich ihres letzten Wohnsitzes, Tickerage Mill, in der Nähe von Blackboys, Sussex, verstreut.

Auszeichnungen

  • 1939 : Oscar für die beste weibliche Hauptrolle für Vom Winde verweht
  • 1939 : New York Film Critics Circle Award/Beste Hauptdarstellerin für Vom Winde verweht
  • 1951 : Oscar für die beste weibliche Hauptrolle für Endstation Sehnsucht
  • 1951 : New York Film Critics Circle Award/Beste Hauptdarstellerin für Endstation Sehnsucht
  • 1952 : Nominierung: Golden Globe Award/"Beste Hauptdarstellerin – Drama" für Endstation Sehnsucht
  • 1963 : Tony Award für die beste Hauptrolle in einem Musical

Filme

sowie zahlreiche Theateraufführungen

Literatur

  • Adolf Heinzlmeier: Vivien Leigh. Die Lady., in Adolf Heinzlmeier, Berndt Schulz, Karsten Witte: Die Unsterblichen des Kinos. Band 2: Glanz und Mythos der Stars der 40er und 50er Jahre. S. Fischer, Frankfurt am Main 1980, ISBN 3-596-23658-4, S. 71-76
  • Hugo Vickers: Vivien Leigh. A Biography. Hamish Hamilton Ltd. 1988, ISBN 978-0241125366.

Filmdokumentationen

  • Vivien Leigh: Scarlett & Beyond. TV-Dokumentation von Gene Feldman und Suzette Winter, USA 1990, 46 Minuten

Weblinks

 Commons: Vivien Leigh – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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