P2 (Plattenbautyp)

P2 (Plattenbautyp)
Sanierter Plattenbau P2/10 in der Mollstraße, Berlin
Angepasste P2-Bauten am Platz der Vereinten Nationen in Berlin
Beispiel-Grundriss einer 4-Zimmer-Wohnung

P2 ist die Abkürzung für den Wohnungsbautypus eines Plattenbaus. Das P steht dabei für parallel, die tragenden Wände sind parallel zu den Fassadenflächen angeordnet. Und die 2 verweist auf die Anordnung zweier Aufgänge in einem Gebäude. Das erste Haus dieses Typs des industriellen Bauens entstand 1961 als Experimentalbau in Berlin-Lichtenberg. Das Haus befindet sich in der Erich-Kuttner-Straße 9-15 im Ortsteil Fennpfuhl und steht heute unter Denkmalschutz.[1]

Inhaltsverzeichnis

Aufbau

Treppen und Anordnung der Wohnungen

Charakteristisch für diesen Typ ist die Anordnung der Wohnungen um ein innenliegendes, nahezu quadratisches, oftmals mit einem gläsernen Dach versehenes Treppenhaus. Die Häuser besitzen fünf bis elf Geschosse. Pro Geschoss gibt es meist zwei Wohnungen, es sind jedoch auch Abwandlungen dieses Haustyps mit drei Wohnungen pro Etage über und unter dem Treppenhaus-Zugang realisiert worden.

Stockwerke

Als Standardbauweise steht der P2 fünf-/sechsgeschossig, wobei das Erdgeschoss um ein halbes Geschoss aus dem Gelände herausragt. Das ermöglicht eine natürliche Belüftung und Belichtung der Keller sowie die Minimierung des Aushubs im Gelände bei der Fundamentierung der Bauten. Die Erschließung der Gebäude erfolgt daher entweder über Außentreppen, und/oder eine Halbtreppe im Eingangsbereich. Das Treppenhaus und dessen notwendige Erschließung bedingt eine Flächenreduktion einer Wohnung im Erdgeschoss. Aus den symmetrischen 3-Zimmer-Wohnungen in den Obergeschossen wurde daher meist eine 4-Zimmer- und eine 1-Zimmer-Wohnung erstellt. Das fehlende Zimmer wurde als Hausflur ausgebildet.[2]

Bei P2-Gebäuden über sechs Geschosse gibt es alle drei Stockwerke einen sogenannten Verteilergang. Dieser liegt an der Eingangsseite der Gebäude und bildet die Zugänge zu Treppenhäusern, Aufzügen, Müllabwurf und Abstellkammern. Die Wohnungen über oder unter den Verteilergängen sind nicht direkt vom Aufzug aus, sondern jeweils über eine Treppe auf- oder abwärts zu erreichen. Typischerweise befinden sich die Verteilergänge in folgender Anordnung:

  • P2/10 (mit 10 Geschossen): 1., 3., 6. sowie 9. Geschoss
  • P2/11 (mit 11 Geschossen): 1., 4., 7. sowie 10. Geschoss. Im 7. Geschoss gibt es einen niveaugleichen Evakuierungsgang, der eine Verbindung mit einem benachbarten Gebäude darstellt und als Fluchtweg dient.

Wohnungstypen

Standard war die Ausstattung mit 1- bis 4-Zimmer-Wohnungen. Bei Häusern mit Sonderelementen, beispielsweise in Trapezform, existieren auch 5-Zimmer-Wohnungen, bei denen zwei Räume keine rechten Winkel im Grundriss aufweisen.

Im Hochparterre gab es keine Loggien; erst bei späteren Rekonstruktionsarbeiten wurden die hinzugefügt.

Küche und Bad

Wohnraum mit Küchen-Durchreiche

Eine Neuheit waren die Bäder und Küchen der Häuser, die innen und grundsätzlich nebeneinander lagen, sodass sie einen gemeinsamen Versorgungsschacht für Wasser, Abwasser und Entlüftung nutzen konnten und damit Fläche eingespart wurde.

Es sollte keine Wohnküche geben, die lange Wege erfordert und die Familie räumlich trennt. Zudem sollten Wohnfläche und damit auch Kosten eingespart werden. Die Grundidee war, die Frau besser in die Familie zu integrieren, da die Küche offen zum Wohnraum konzipiert wurde. Auch der Mann sollte somit angeregt werden, sich im Haushalt zu beteiligen. Das Leben sollte sich nicht länger am Herd abspielen, sondern im Wohnzimmer. Die Küchen waren anfangs noch durch große Durchreichen in Form von Einbaumöbeln mit dem Wohnzimmer verbunden. Nach massiver Kritik, die Küche sei nicht genug vom Wohnraum getrennt, benutzte man später Betonwände mit einem kleinen Durchreiche-Fenster, bei den letzten gebauten Wohnungen des Typs war die Küche komplett durch eine Wand vom Wohnzimmer getrennt. Tageslicht erhielt sie nur indirekt durch die Tür oder eben die Durchreiche.

Erstmals kamen für die Bäder komplett eingerichtete Sanitärraumzellen (Toilette, Waschbecken, Badewanne, Armaturen für Bad und Küche, Waschmaschinen-Anschluss, vertikale Ver- und Entsorgungsleitungen) zum Einsatz, die am Stück in den Rohbau eingehoben wurden. Zur Installation war nur die Verbindung der Rohre auf Bodenhöhe notwendig. Die Wände zum Versorgungsschacht wurden aus unterschiedlichen Materialien gefertigt. Sie reichen von Pressspanplatten über Vollgipswände bis hin zu massiven Beton-Elementen.

Technische Daten

  • Fertigteile in der Laststufe bis 5,0 t
  • Grundraster 6 m × 6 m
  • Gebäudetiefe (Standard) 12 m
  • Geschosshöhe 2,60–2,80 m
  • Geschosszahl: 5 bis 11 – mit Laden- und Bürogeschossen auch 14

Einzelnachweise

  1. Baudenkmal Experimentalbau P2 in der Erich-Kuttner-Straße 9/15, Mietshaus, 1961-62 von Achim Felz, Herbert Kuschy und Wilfrid Stallknecht
  2. Plattenbaustudie P2

Literatur

  • Susanne Hopf, Natalja Meier: Plattenbau Privat. 60 Interieurs. Nicolai, Berlin 2004. ISBN 3-89479-130-6
  • Roland Enke: neues leben – neues wohnen - Der Muster- und Experimentalbau P 2 in Berlin-Lichtenberg. In: Der Bär von Berlin, Jahrbuch des Vereins für die Geschichte Berlins, 54.2005, S. 153-166. ISSN 0522-0033

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