Papiermark

Papiermark
 
 
Reichsbanknote – 50 Mark, 23. Juli 1920

Die Papiermark war während der Inflationsjahre 1919 bis 1923 offizielles Zahlungsmittel der Weimarer Republik. Sie wurde 1923 durch die Rentenmark und 1924 zusätzlich noch durch die Reichsmark ersetzt; de facto galt sie jedoch schon ab dem 4. August 1914 mit Aufhebung des Goldstandards, somit auch schon während des Ersten Weltkrieges, obwohl häufig im Krieg noch amtlicherseits von „Goldmark“ gesprochen wurde. Die Ära der Papiermark war offiziell am 31. Dezember 1923 mit der kaufmännischen „Papiermarkabschlussbilanz“ beendet, da ab 1. Januar 1924 nur noch nach der „Goldmarkeröffnungsbilanz“ in allen deutschen Unternehmen gerechnet werden durfte.

Der Begriff „Papiermark“ wurde nachträglich eingeführt, um das Inflationsgeld von der vollwertigen Vorkriegs-Goldmark von vor August 1914 zu unterscheiden. Beim Druck von Papiermark-Banknoten wurden ab Nennwerten von „1 Milliarde Mark“ aus Platzgründen und der besseren Übersicht wegen für die Betragsangaben „Milliarde“ und „Billion“ keine Nullen, sondern nur Wörter verwendet. Der Banknotendruck erfolgte zuletzt einseitig, und es kam teilweise zum Überdruck früherer Nominale nach deren faktischen Entwertung mit neuen, höheren Wertangaben.

Die Bezeichnung entstand, als durch die 1923 galoppierende Inflation in Deutschland das Geld extrem entwertet wurde (ein US-Dollar kostete damals bis zu 4,2 Billionen Mark). Deshalb waren Geldscheine in Höhen von mehreren 100 Milliarden oder gar Billionen Mark lange Zeit das einzige gültige Zahlungsmittel. Das Prägen von immer neuen Münzen wäre erstens viel zu teuer und dann, wegen der Geschwindigkeit der Inflation, auch technisch nicht mehr machbar gewesen. Parallel zu den Milliarden- und Billionenpapiermarkwertstufen wurde jedoch ab Sommer bis Herbst 1923 zeitweilig durch die Ausgabe von sogenanntem „wertbeständigen Notgeld“, das auf einer (fiktiven) Golddollardeckungsbasis beruhen sollte, vergeblich durch die Reichsschuldenverwaltung versucht, die Papiermark zu stabilisieren. Dieses Notgeld sollte an die in Deutschland teilweise parallel zur Papiermark „schwarz“ kursierenden wertstabilen echten US-Dollar-, britischen Pfund- und holländischen Guldennoten anknüpfen und durch die aufgedruckte zusätzliche Dollarbezeichnung wieder neues „Vertrauen“ schaffen. Dieses angeblich „wertbeständige Papiergeld“ - häufig auch Schatzanweisung im Aufdruck genannt -, versprach teilweise sogar ein Aufgeld von bis zu 70 % auf den Nennwert bis zum Jahr 1935. Es hatte in Anknüpfung an die alte Goldmark und nun in Verbindung mit dem US-Dollar, z. B. folgenden Aufdruck:

1/2 Dollar = 2,10 Mark Gold

Viele Gebietskörperschaften und einige Großbetriebe gaben – neben der Reichsschuldenverwaltung – ebenfalls ähnliches Notgeld auf Goldmark-Dollar-Basis heraus, das sich auf „Schatzanweisungen“ bezog. Dieser Stabilisierungsversuch gelang aber insgesamt nicht. Erst als der Kurs um den 15. November 1923 genau 4,2 Billionen Papiermark = 1 US-Dollar war, gelang die Stabilisierung dann auf Basis der neuen Rentenmark, die formal dann „eine alte Goldmark“ war. Großen Anteil daran hatte der Reichswährungskommissar Hjalmar Schacht.

Anfang 1924 liefen dann parallel noch zur alten Papiermark mit den alten Milliarden- und Billionenwerten schon die neuen Rentenmarkscheine mit Ausgabedatum 1. November 1923 zum Kurs von 1 Billion Papiermark = 1 Rentenmark um. Die letzten Papier-5-Billionenwerte datieren auf den 15. März 1924.

Da die Billionwerte im Verlauf des Jahres 1924 fast vollständig in die neuen Rentenmarkscheine umgewechselt wurden, sind sie heute sehr selten und erzielen hohe Sammlerpreise, was auf die entwerteten Millionen- und kleineren Milliardenscheine meist nicht zutrifft.

Auf den internationalen Devisenmärkten hatte Deutschland 1924 trotzdem noch einige Schwierigkeiten, den neuen bzw. alten (Vorkriegs-)Devisenkurs von 4,20 RM = 1 US-Dollar zu halten. Auch gab es im Frühjahr noch erhebliche Preissprünge im Verbraucherindex. Der alte, niedrige Verbraucherpreisindex vom Frühjahr 1914 konnte mit der neuen Renten- und späteren Reichsmark allerdings nie wieder erreicht werden.

Literatur

Reichsfinanzhof: Sammlung der Entscheidungen und Gutachten des Reichsfinanzhofes, Verlag Carl Gerber, München 1928

Geldscheine


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